Im Bett mit Palermo. Erika Frank

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Название Im Bett mit Palermo
Автор произведения Erika Frank
Жанр Языкознание
Серия Im Bett mit....
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738073843



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im Umgang mit einer Geliebten hatte, spürte ich schnell.

      Kurz bevor meine erste Reise endete, meinte er, er müsse Montag arbeiten. „Was und wo?“, fragte ich. „Ich habe einen landwirtschaftlichen Betrieb.“ Ich fragte: „Mit Tieren?“ „Nein, nein. Ich habe Ländereien mit Oliven, Weizen und so. Das nächste Mal nehme ich dich mit“, versprach er mir. Meine letzte Urlaubswoche brach an. Es war Montag. Da ich annahm, dass er auf seiner Azienda war, fuhr ich vormittags an den Strand.

      Ich saß im Bus, als mein Telefon klingelte: „Wo bist du?“, fragte er. „Ich fahre gerade an den Strand“, erwiderte ich. Nachmittags fragte er per SMS: ‚Wo bist du?‘ Ich antwortete: ‚Ich bin auf dem Weg nach Hause‘. Eine Minute nach mir traf auch er ein. Kontrolle? Frisch geduscht legte ich mich zu ihm aufs Bett und wir begannen unseren Liebesakt mit leidenschaftlichen Küssen. Abends teilte er mir per SMS mit, dass sein Freund Francesco diese Nacht wieder in der Pension übernachten würde. Ich versicherte ihm per SMS: ‚Das ist mir egal. Es ist gut für dich, Geld zu verdienen. Ich habe nur Augen für dich, du bist ein Mann voller Leidenschaft, heiß und ausgehungert. Diese Sorte Mann bevorzuge ich, nicht die, die ständig andere Frauen ficken wollen. Du bitte versprichst mir, alle meine Nachrichten zu löschen. Ich möchte nicht, dass ein Dritter sie liest‘. Mein Dinner, Fisch und Wein, nahm ich in irgendeinem meiner favorisierten Restaurants ein und freute mich schon auf den nächsten Morgen mit meinem Geliebten. Francesco, den ich nicht gesehen hatte, hatte ich nur spät nachts mit seiner Freundin kommen hören. Morgens klopfte Mas­simo leise an meiner Tür. Bis mittags liebten wir uns. Ich bediente alle seine Fantasien und er die meinen. Voller Begierde, Begeisterung, ohne Hemmungen ließen wir uns fallen und entdeckten uns.

      Es war soweit. Abschied nehmen. Gegen Mittag fuhr er mich mit dem Auto zum Flughafen. Der erste Abschied fiel uns sehr schwer. Während der Fahrt schwiegen wir, nur unsere Hände suchten und berührten sich ständig. Beim Abschied vergaß er jegliche Vorsicht – er umarmte und küsste mich in der Öffentlichkeit. Dann fuhr er direkt auf seine Azienda. Der Check-In war in weniger als zehn Minuten erledigt, das teilte ich ihm mit. Bei meinem Zwischenstopp in Mailand, ich wartete auf den Zug nach Zürich, vertrieb ich mir meine Zeit mit einem Spaziergang um den Hauptbahnhof, stöberte bei Feltrinelli und telefonierte mit meinem Schatz, der inzwischen schon auf seiner Azienda angekommen war: „Ich bin traurig, denn ich habe meine Rose vergessen.“ „Wenn ich zurück in Palermo bin, schicke ich dir ein Foto von der Rose“, tröstete er mich. Nach dem Telefonat sendeten wir uns noch ein paar SMS: ‚Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken. Wann kommst du zurück?‘ Meine Antwort: ‚Mir geht es auch so. Ich platze vor Sehnsucht und denke nur daran, mit dir Liebe zu machen‘.

      Wie süß seine Antwort war: ‚ich bin konfus‘. Was ging in ihm vor? Er war so verliebt in mich. Seine Partnerin war ihm jetzt total egal geworden. Trotzdem dachte er auch an die Folgen, wenn sie von unserem Verhältnis erfahren würde. Davor hatte er Angst. Sein Gehirn spielte verrückt. Massimo entdeckte sich neu. Er hatte vergessen, dass er so liebesfähig war. Jeden Morgen, oft schon um sieben Uhr, begrüßten wir uns per SMS mit Guten Morgen und spät abends mit Gute Nacht. Er sendete ein Foto von der Rose und mein Zimmer bekam meinen Vornamen Eva-Marie. ‚Du fehlst mir!!! Keine Nachricht, wann du kommst‘, platzte tagsüber eine SMS rein. Massimo machte Druck. Er wollte wissen, wann ich wieder zu ihm fliege. Probleme mit dem Internet hinderten mich, einen Flug zu buchen. Immer wieder, mehrmals am Tag, betonten wir, wie sehr wir einander vermissten. Dann antwortete er nicht wie gewohnt prompt, sondern erst ein paar Stunden später. ‚Was ist los, Schatz? Habe ich etwas falsch gemacht?‘ fragte ich ihn beunruhigt per SMS. Dann endlich kam seine Antwort: ‚Es hat mir nicht gefallen, dass du meinen Freund beim Abschied auf den Mund geküsst hast‘. Was hatte ich getan? Das war der Grund für sein stundenlanges Schweigen? Der ist ja sehr eifersüchtig. Meine Antwort per SMS lautete: ‚Das war mir gar nicht bewusst. Es gibt keinen Platz für einen anderen we­der hier noch in Palermo‘. Darauf schickte er eine SMS: ‚Eine Nachricht wann du zurückkommst nach Palermo. Ich vermisse dich!!!!!!!!!!!!‘ Im Rausch des Begehrens, der Sehnsucht nach einem schnellen Wiedersehen, konnten wir nicht aufhören, ständig Kontakt aufzunehmen. Wenn er mir mal nicht Gute Nacht sagte, konnte ich nicht einschlafen. Wenn er mich anrufen wollte und ich gerade bei einem Geschäftstermin war, wurde er unruhig und fragte zwei Stunden später wieder per SMS an: ‚Kann ich dich jetzt anrufen oder bist du immer noch beschäftigt?‘ Wir telefonierten. Auch wenn er sehr schnell sprach und wir uns schlecht verständigen konnten, allein das Hören unserer Stimmen befriedigte in diesem Moment. Nach unserem Telefonat sendete er wieder eine SMS: ‚Ich habe großes Verlangen nach dir‘. Erst vier Tage waren wir getrennt und er machte so viel Druck. Ich antwortete: ‚Ich möchte dich auch‘. Daraufhin schrieb er mir: ‚Ich bin sehr heiß. Ich tröstete ihn: Ich arbeite und denke an dich‘.

      Am fünften Tag sendete ich ihm eine E-Mail, dass ich jetzt nach Flügen surfte, worauf er mir die Nachricht simste: ‚Das Wichtigste ist, dass du kommst. Ich erwarte dich mit Ungeduld!‘ Ich teilte ihm die Daten für meinen ersten Flug zu ihm mit. Entsetzt antwortete er: ‚Was, du planst nur vier Tage?‘ Na glaubte er, ich müsste nicht arbeiten, ich lebte nur von Luft und Liebe? Das erinnerte mich an eine frühere Beziehung. Mein gutbetuchter Züricher Liebhaber sagte damals immer: Du musst nicht arbeiten, ich gebe dir Geld. Und wie er mir Geld gab. Mal fünfhundert Euro, mal nichts. Wenn ich dann nach einem mehrwöchigen Aufenthalt bei ihm zu mir nach Hause zurückkam, hatte ich oft kein Geld auf dem Konto. Heute als selbständige Immobilienmaklerin von exklusiven Objekten in Zürich war ich zwar relativ frei, aber mein Job verlangte permanent hohes Engagement, um Erfolg zu haben.

      Meine Italienischkenntnisse empfand ich als ein nicht allzu kleines Hindernis. Meine Antworten brauchten viel Zeit, denn ich wollte ja, dass er mein schlechtes Italienisch einigermaßen verstand. Massimo dagegen antwortete immer prompt. Dann kaufte ich mir extra einen iPad, damit wir über FaceTime telefonieren konnten.

      „Guten Morgen Liebste, Dolcissima.“ Ich sagte: „Guten Morgen mein Darling, mein ganzer Körper schreit nach dir. Ich liege im Bett und bin heiß, ich möchte dich jetzt lieben.“ Unser Umgangston wurde immer zärtlicher, sehnsüchtiger. Wir zählten die Tage bis zu unserem ersten Wiedersehen. ‚Kann ich dich anrufen? Ich möchte nur deine Stimme hören‘, bettelte er wieder. So ging es täglich hin und her. Unzählige Male tauschten wir manchmal bis zehnmal und öfter Nachrichten wie SMS oder E-Mails aus. Bis endlich das erste Wiedersehen, siebzehn Tage nach meiner ersten Abreise, kam.

      Erster Flug zu meinem Geliebten

      Massimo holte mich vom Flughafen ab. Als ich die Ankunftshalle betrat, so wie er es wünschte, elegant in weißer Hemdbluse, Röhrenjeans (so gekleidet war ich auch abge­reist, und er war ganz begeistert und meinte, ich sähe elegant aus), stand er dort links außen inmitten der Wartenden. Ein kurzer Augenkontakt und im gleichen Moment drehte er sich um, nahm die Rolltreppe nach oben. Ich folgte ihm mit meiner Tasche und sagte seinem Rücken zugewandt: „Guten Tag, ich bin ganz aufgeregt.“ Im Schritt war ich feucht. Massimo schwieg. Wir gingen hintereinander zum Motorrad. Er verstaute meine Sachen in den Boxen. Dann sagte er etwas, was ich nicht richtig verstand, aber durch ein Nicken bejahte und so fuhren wir los. Als der Flughafen hinter uns lag, drückte ich mich fest an ihn und begrüßte ihn. Meine Brust spürte seinen warmen Rücken. Er löste meine rechte Hand, küsste sie und sagte: „Willkommen.“ Nach ungefähr vierzig Kilometern fragte er: „Möchtest du einen Kaffee?“, und drückte meine Hand. „Ja, gern“, rief ich ihm zu. Er stoppte vor einer Bar. Es war sehr warm und ich nahm den Helm ab. Die Männer in der Bar sahen uns neugierig an. Ich aß ein Cornetto und trank einen Espresso. Er nahm nichts zu sich. Die Fahrt fortsetzend suchte er einen Strand. Er stoppte, wir stiegen ab. „Wollen wir hierbleiben?“, fragte er, nahm seine Badehose und ein Handtuch aus der Gepäckbox. In diesem Moment machte es klick bei mir: er dachte, ich wollte unbedingt an den Strand, um zu baden. Als er dann sagte, wir müssten aber morgen früh spätestens auf seinem Landgut sein, sagte ich zu ihm: „Da können wir gleich hinfahren, ich muss nicht an den Strand.“ Ich glaubte, das war ihm sehr recht. Wir machten kehrt und fuhren bestimmt ununterbrochen zwei Stunden in die entgegengesetzte