Treulos. Isabell Sommer

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Название Treulos
Автор произведения Isabell Sommer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783844273908



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eigentlich, wenn ich meinem Mann heute Nachmittag strahlend verkünde, dass ich das gesamte Haushaltsgeld in eine Outfit-Modernisierung investiert habe?

      Je länger ich darüber nachdenke, desto besser finde ich die Idee und beschließe augenblicklich, mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

      Mein letzter ausgedehnter Klamotten-Shopping-Trip ist schließlich beinahe drei Jahre her. Ich war als glückliche Hauptgewinnerin des Preisausschreibens einer Diät-Molke gezogen worden und der Bürgermeister unserer kleinen Stadt hat mir persönlich einen Einkaufsgutschein über 3.000,00 € überreicht.

      Die Sache hatte nur einen kleinen Haken:

      Der Gutschein war nur einlösbar im XXL-Fashion-Shop, einem Geschäft für Übergrößen ab 44.

      Nun will ich meine Figur zwar nicht unbedingt als besonders filigran beschreiben, aber trotz Speckrollen am Unterbauch, Reiterhosen und Schwangerschaftsstreifen komme ich über die 38 nicht hinaus.

      Trotzdem: Meinen Gewinn wegen einer Größe hin oder her in den Wind zu schreiben, das ist für mich überhaupt nicht in Frage gekommen, und so habe ich also eines Tages bewaffnet mit meinem Gutschein den XXL-Fashion-Shop betreten.

      Die freundliche Verkäuferin hat sich vor Lachen gebogen, als ich sie um eine Farb-und Typberatung gebeten habe.

      „Kindchen, ich glaube du bist in die Diätmolke gefallen! Was soll ich denn einem Hungerhaken wie dir verkaufen?“

      Unbeirrt habe ich darauf bestanden, das sehr feminine, geblümte Kleid aus dem Schaufenster in der kleinsten Größe (44) anzuprobieren.

      Leider hat die Verkäuferin Recht behalten!

      Ich habe einfach zu wenig Körper für dieses traumhafte Kleid gehabt. Obwohl, wenn ich mich von allen Seiten im Spiegel begutachtet habe, dürfte es eigentlich durchaus machbar sein, sich bis zum nächsten Frühling so weiterzuentwickeln, dass es tragbar war. Zwischen den Jahreszeiten liegt immerhin die Vorweihnachtszeit – der Todesstoß für jede im Sommer unter Verzicht auf viele Eisbecher mit extra Schlagsahne hart antrainierte Bikinifigur. Ich habe kurz über all die Mühen meiner letzten zweiwöchigen Sauerkrautdiät sinniert – vor allem die schlimmen Blähungen, die mich über Wochen gequält haben und ein eheliches Sexualleben schlichtweg unmöglich gemacht haben. Trotzdem war dieses Kleid ein Traum und zur Bikinifigur a lá Baywatch würde es bei mir ohnehin nicht reichen. Leider ist es mir trotz aufopferungsvollem Einsatz von kiloweise Schokoladenlebkuchen und gebrannten Mandeln nicht bis zu den ersten wärmenden Sonnenstrahlen gelungen, meine Figur so geformt zu haben, dass sich das Blumenkleid wie eine zweite Haut um meinen Körper schmiegte. Schade! Jetzt war mir nur noch die Wahl geblieben, das Kleid meiner Träume der Altkleidersammlung zuzuführen oder wenigstens den Stoff zu verarbeiten. Ich habe mich nach reiflicher Überlegung für Platzsets entschieden. Schöne geblümte selbst genähte Platzsets. Für mich, meine Schwester, meine Mutter, Omi und Opi. Und Schuhputztücher aus den Stoffüberresten.

      „Damendessous verschiedene Designs je 9,99 €!“

      Die aufdringliche Stimme der Informationsdame holt mich zurück in die Gegenwart. Verwundert bemerke ich erst jetzt, dass sich mein Finger zwischenzeitlich erstaunlich tief in die Gelmasse vorgebohrt hat. Unauffällig schiebe ich also das Dekorationsstück ganz weit nach hinten in das Regal.

      „Ina, was bitte tust du da??? Du hast die Kerze zerstört und musst den Schaden bezahlen!“

      Knubbi ist empört über mein Vertuschungsmanöver. Er kann es einfach nicht fassen. Wo bitte sind nur all die Jahre mühevoller Erziehung deiner Eltern hin?

      Paula kichert hämisch. Was soll diese ganze Pseudomoral? Ist es nicht ein typisch menschliches Grundverlangen, in der glibberigen Masse herumzubohren und ist das Supercenter nicht selbst schuld an diesem Reflex, wenn es solche Artikel hier zum Verkauf anbietet?

      „Krieg’ dich wieder ein, Knubbi! Der Laden hier ist doch versichert. Und bestimmt nicht schlecht!“

      Langsam wende ich mich vom Regal ab und schlendere unentschlossen ein paar Schritte den Gang entlang. In mir brodelt es heftig. Knubbi ist einfach zu gewissenhaft.

      „Wenn du dich davon schleichst, wird dich gleich der Ladendetektiv schnappen oder dein gemütlicher Einkaufsbummel wird durch dein schlechtes Gewissen versaut. Glaub mir das einfach, Ina und bezahl’ jetzt den Schaden!“

      Ich will eigentlich nichts mehr hören und gehe zurück, greife ins Regal nach ganz hinten und ziehe das verunstaltete Dekorationsstück heraus.

      Gerade als ich die Überreste der lädierten Gelkerze in einer Ecke des Einkaufswagens positioniert habe und endlich bereit bin, meinen Einkaufsbummel fortzusetzen, kommt ein Mann in einer dunkelblauen Supercenterschürze auf mich zu. Er starrt mich an. Ich starre zurück und wappne mich für eine Ermahnung größeren Ausmaßes. Oder eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung. Oder sogar - daran mag ich gar nicht denken, das wäre schlichtweg eine Katastrophe – ein Hausverbot.

      Die Blauschürze starrt wortlos weiter und grinst plötzlich wie ein Breitmaulfrosch. Ob er nebenberuflich Modell für Zahnpastawerbung ist? Das blendende Weiß seiner Zähne beeindruckt mich so, dass ich beschließe – vorausgesetzt natürlich, ich bekomme kein lebenslanges Hausverbot im Supercenter - gleich noch einen Abstecher in der Mundhygieneabteilung zu machen. Der Supercenter-Mitarbeiter nähert sich meinem Einkaufswagen und greift zielsicher nach der kaputt gestocherten Gelkerze. Jetzt ist die Stunde der Wahrheit gekommen. Meine Knie zittern. Ich starre die Blauschürze an. Die Blauschürze starrt schweigend das Dekorationsstück an. Sein Blick wandert von der Kerze zu mir. Jetzt kommt’s!

      „Sehen Sie das nicht, junge Frau? Das Gel ist doch schon ziemlich mitgenommen.“

      Er drehte sich zum Regal um. Ehe ich mich versehe, liegt in meinem Einkaufswagen ein nagelneues, unversehrtes Exemplar des Wohnaccessoires. Ich spüre wie das Blut in meine Wangen schießt.

      „Nehmen Sie doch diese hier. Die ist doch um einiges hübscher. Oder meinen Sie nicht?“

      Verdattert nicke ich. Die Blauschürze blickt mich erwartungsvoll an. Offenbar besteht er auf eine Antwort. Unüberlegt stottere ich los, ohne zu ahnen, dass dieser Satz einem Schuldanerkenntnis ebenbürtig ist.

      „Äh ja, natürlich. Aber ich glaube nicht, dass sie lange so schön bleiben wird. Dieses Gel, äh, wie soll ich sagen, übt eine

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