Promise. Sarah L. R. Schneiter

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Название Promise
Автор произведения Sarah L. R. Schneiter
Жанр Языкознание
Серия Promise
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748564638



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sind alle dabei, die Frage ist eher, wie wir das machen wollen. Rein statistisch stehen wir schlecht da.“

      „Zuerst brauchen wir Anaata“, überlegte Nani, „dann hätten wir zumindest eine Chance, ohne großes Blutvergießen zum Geld zu kommen, es hat seine Vorteile, eine Diebin als Passagierin mitzuschleppen. Ob es sich lohnt, auf Nates Ehrlichkeit zu hoffen, ist die andere Frage. Ihr kennt ihn besser als ich, was meint ihr?“

      Stanley schüttelte den Kopf. „Er wird uns auf jeden Fall umbringen, sobald er das Geld hat, soviel ist klar.“

      „Also müssen wir schneller sein als er“, schlug Natala vor. „Wir benutzen die Übergabe als Ablenkung und befreien in der Zeit Dan und Sven.“ Bevor sie fortfahren konnte, hörte Natala hinter sich leichte Schritte auf dem sandigen Grund. In einer fließenden Bewegung fuhr sie herum und zog den Blaster.

      „Hallo zusammen, sind wir bereit zum Abheben?“, ertönte Anaatas Stimme hinter ihnen. Sie trug in der einen Hand einen kleinen, alten Koffer, in dem wohl ihre Diebesbeute war und mit der anderen hielt sie einen mit ausgebleichten Farben bemalten papierenen Sonnenschirm. Ihre gelassene Haltung verschwand rasch, als sie die Waffe in Natalas Hand bemerkte. „Hey, schießt nicht auf meinen Sonnenschirm, der ist kitschig, aber auf dieser Welt verdammt nützlich! Und ich habe meine Passage bezahlt, also ruhig bleiben.“

      Stanley erklärte ihr rasch die Situation und schloss mit den Worten: „Wie du siehst, sind wir angeschmiert. Um ehrlich zu sein, wir denken, Nate will uns bei der Übergabe sowieso alle umbringen.“

      Anaata überlegte nahezu eine Minute, bevor sie vorschlug: „Ich kann bis am Abend die zwölftausend Lipos auftreiben, nur müsst ihr mir helfen, weil ich dabei Unterstützung brauche. Und wir rechnen am besten damit, gejagt zu werden, wenn wir so viel Geld stehlen. Außerdem bin ich kaum hilfreich bei der Übergabe, das ist euer Ressort, ich bin nicht so gut im Umgang mit Menschen.“

      Nani, die schon früher mit Anaata zusammengearbeitet hatte, musste über ihre letzte Bemerkung, die sie für die Untertreibung des Jahres hielt, grinsen. „Wie sehr du in deiner eigenen Galaxis lebst ist ein offenes Geheimnis.“ Sie wurde rasch wieder ernst, als Natala mit wegen dem hellen Sonnenlicht zusammengekniffenen Augen fragte: „Du willst uns in ein paar Stunden so viel Geld besorgen, obwohl du nur unsere Passagierin bist? Danke! Trotzdem befürchte ich, das dürfte hässlich werden.“

      „Natürlich, ist kein Ding. Und keine Sorge, ich bin ein kriminelles Meisterhirn.“

      „Na, auf Bescheidenheit wartet man bei dir wie üblich vergeblich“, kommentierte Stanley.

      Sie verzog nachdenklich das Gesicht. „Zumindest sage ich das immer; es klingt einfach so schön. Keine Angst, ich werde nie allzu überheblich und kenne meine Grenzen. Na ja, meistens.“

      Er nickte mit zufriedener Miene. „Gut, ich bin dabei.“

      „Wir lassen niemanden im Stich“, sagte Natala entschieden. „Ich werde verdammt wütend, wenn sich jemand in meinem Schiff verschanzt, unsere Crew als Geiseln nimmt und uns bedroht. Nani?“

      „Ich bin zwar noch relativ neu auf der Promise, aber wie du schon gesagt hast, man lässt seine Crew nie im Stich. Sogar die Passagierin sieht das so, also zeigen wir’s ihnen.“

      Ein Anflug von einem verwegenen Grinsen spielte um Natalas Lippen. „Gut, damit wäre das geklärt. Na dann, angebliche Meisterdiebin: Wie genau sollen wir zu so viel Geld kommen?“

      „Weißt du, wo genau Nate sein Hauptquartier hat?“ Anaata konnte sich einen kindlichen Ausdruck der Vorfreude nicht verkneifen. „Das sollte wohl hier in der Stadt sein.“

      Stanley starrte sie ungläubig an. „Du willst von ihm klauen und ihn mit seinem eigenen Geld bezahlen? Stehst du so sehr darauf, Gegnern deine Überlegenheit zu beweisen?“

      „Schon, ja“, gab die Diebin unumwunden zu, als sei das die größte Selbstverständlichkeit. „Plus: Von wem sonst wissen wir sicher, dass er so viel Geld bunkert? Außerdem gibt das euch die Möglichkeit, diesem Nate zu zeigen, was passiert, wenn man sich mit uns anlegt.“

      „Dafür stehen wir danach ganz oben auf seiner Todesliste; falls wir denn die Sache überleben sollten“, wandte Nani skeptisch ein.

      Natala überlegte kurz, ehe sie der Diebin zustimmte: „Das spielt jetzt keine Rolle, vielleicht wird ja gar Nate den heutigen Abend nicht mehr erleben, darauf lassen wir’s ankommen. Leben wir für den Moment, retten wir Sven und Dan und verpassen wir dem Drecksack einen Denkzettel, den er nie mehr vergessen wird.“

      Etwa eine Stunde war seit dem Gespräch der vier vergangen, als Natala und Stanley gemächlich durch die Türöffnung in eine ziemlich heruntergekommene Bar traten, die am anderen Ende des Arbeiterviertels lag. Es war ein schäbig eingerichteter, großer Raum in dem eine lange Theke stand und der mit schlichten Holztischen und -stühlen bestückt war. Die Bar war kaum klimatisiert und schlecht besetzt: Bloß drei Männer, alle wie die Gangster aus Nates Bande im Western-Stil gekleidet, saßen an der Bar, die Wirtin schenkte eben einem der Gauner gelangweilt ein neues Bier aus. Alle wandten sich den Neuankömmlingen zu, deren Raumfahrerstiefel auf den Holzdielen des Bodens knirschten. Die beiden Schmuggler setzten sich etwas entfernt von den drei an die Bar und Natala winkte der Barkeeperin mit einem Kreditchip zu: „Zwei kleine Deronische, aber von den guten.“

      „Wir haben hier nur gutes Zeug“, rief die Frau zurück, bevor sie eine Flasche unter der Bar hervornahm und den Whisky in zwei kleine Gläser goss.

      „Das bezweifle ich“, murmelte Stanley seiner Kameradin zu.

      Natala lachte, wurde jedoch rasch wieder ernst, als die Barfrau die Gläser vor sie stellte. „Zehn Lipos. Bei eurem Akzent würde ich sagen, ihr seid nicht von hier?“

      Natala schob ihr den Chip zu. „Nein, wir sind im Transportgewerbe.“

      Die beiden hoben die Gläser und nahmen einen Schluck, nachdem sie sich laut zugeprostet hatten. Die Barkeeperin grinste derweil und folgerte: „Also Schmuggler, hätt ich’s mir denken können.“

      Ohne auf die Bemerkung einzugehen fuhr Stanley seinen Captain genervt und schon leicht lallend an: „Musst du allen verraten, dass wir Schmuggler sind? Die Typen da drüben könnten Bundesagenten sein!“

      Natala trank den Whisky in einem Zug aus und stellte das Glas gut hörbar auf den Tresen. Langsam erhob sie sich, ihre Mundwinkel zuckten gereizt. „Hältst du die Leute hier etwa für dumm? Jeder in dem Raum hat in dem Moment, in dem wir durch diese Tür traten begriffen, was unser Job ist. Wenn du dich ab und an vor einen Spiegel stelltest, hättest du das längst kapiert.“

      „Klar, aber das macht es besser, wenn du es jedem gestehst, dem du über den Weg läufst“, lamentierte er gestenreich, trank ebenfalls aus und erhob sich. „Gib es zu, du hattest einen zu viel und musst wieder allen unsere Lebensgeschichte erzählen. Irgendwann laberst du einen Bundesagenten zu und wir enden im nächsten Knast!“

      „Quatsch“, schnaubte Natala. „Der Planet ist nicht mal in den Vereinten Systemen, da kann dir ein Bundesagent gar nix anhaben. Außerdem sind die Typen da drüben Gangster, auch das sieht man auf hundert Meter.“

      „Es geht ums Prinzip, weil du immer den gleichen Fehler machst“, blaffte Stanley zurück und zeigte mit dem Finger auf sie.

      Die Barkeeperin verlor langsam ihre Geduld, denn nun erklärte sie entschieden: „Hört sofort auf damit oder streitet euch wenigstens draußen weiter.“ Die drei Gäste waren sitzengeblieben und schauten gespannt zu; Barschlägereien gehörten auf Tenowia zum täglichen Unterhaltungsprogramm für Gesetzlose und diese drei schienen innig darauf zu hoffen, gleich eine gute Show zu haben.

      „Halt dich da raus, das ist unsere Sache, Lady!“, fuhr Natala sie an, bevor sie sich erneut an Stanley wandte, während sie ihre Jacke, die sie über dem Arm getragen hatte, auf den Hocker warf. „Mir reicht’s, wir klären das jetzt.“

      Er sah sie kurz ungläubig an und schrie sie mit einer unflätigen Geste: „Du bist so voller Kodikaikacke!“

      „Ich