Aficionados - Der Zauber der Giacomettis. - Joshi

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Название Aficionados - Der Zauber der Giacomettis
Автор произведения - Joshi
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783741805233



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nem Billig-Job? Der Verrückte, der hat keine Schaffenskrise, wenn ihm nichts einfällt, da sagt der sich na und? Dann mach ich mal nen Monat nix. Das musst du erst mal aushalten. Die Leute werden doch hier verrückt, wenn sie nix machen, dann denken die doch ihre Lebensberechtigungszeit is abgelaufen.“ „Ach Carl, der wird schon wieder. Der kann doch nur Quatschen und Kunst. Mach dir mal um den keine Sorgen.“ „Nee, Alex, um mich mach ich mir Sorgen, um mich und Leo, das mein ich ganz eigennützig. Ich muss das wieder hinkriegen mit dem.“ „Dann fahr ich da jetzt wirklich hin?“ fragt Alex mit großen Augen. „Ich soll eure Freundschaft…?“ „Is doch nicht so schlimm, du fährst vier Tage zum Leo, lässt dich n bisschen verwöhnen, immerhin, er schneidet dir ja nicht gleich die Hände ab.“ „Ach“, sagt Alex, „besser wär’s.“ „Na hat der denn überhaupt nen annehmbaren, du weißt schon?“ „Keine Ahnung.“ Alex haut die flache Hand auf den Tisch: „Na, du musst ihn doch irgendwann mal nackt gesehen haben, Carl? Nun stell dich nicht so an, Carl, das ist nicht witzig, wahrscheinlich habt ihr die Frauen immer getauscht, und ich bin nur ein weiteres Vögelchen, wir drehen einen Film ha, ha. kenn ich euch denn? Am Ende gerate ich hier in so n abgekartetes Spiel, aber dann kannst du die Alex mal ...“ „Nö, der Leo hat immer die Hosen an, kenn seinen nicht. Der stellt sich ja auch nicht vor nen U-Bahn Schacht mit Strichmännchen auf’m Pimmel wie Keith Haring.“ „Der Männchenmaler?“ „Genau. Kennste die Fotos von der Leibovitz?“ „Nee, da war ich noch nicht geborn.“ „Das is doch keine Ausrede, Led Zeppelin ‘Ramble On’ kann man sich immer noch antun, auch wer 1970 noch nicht geborn war.“ „Du redest ja schon wie der Leo, Carl, langsam, versteh ich, warum ihr euch versteht und nicht versteht.“ -- Neben mir telefoniert schon wieder eine. Die mimt dieses Vor-einem-Rumtelefoniern. Als Mann denkst du, die will dir zeigen wie begehrt sie ist. Gibt natürlich welche, die das übertreiben, ‘impliziert’ in den Mund nehmen und ‘kongeniale Nebensätze’ raushauen, da denkt man gleich, ach du Schnecke, mit so einer will ich aber nich im Bett landen, sonst substituiert die mir noch einen. Umgekehrt wird es auch nicht besser. Überall rumzuschreien, ich schreibe einen Porno Roman erzeugt mitnichten die Resonanz wie erhofft, ‘Viel Spaß!’ rufen die beim davoneilen. Der Rest kuckt einen verdutzt an, als hätt man ‘Willste Ficken?’ gesagt, und liefe einem die spermatriefende Soße die Schläfen herunter. „Ja, du, Trixxie“, sagt die Telefonistin lustig rumwackelnd auf der Bank „…du ich hab ne Stunde dazwischen, können wir, naja…“, sie sieht mich an. Mich. Lächelt. Ne Stunde, was redet die? Das is ja ne Einladung. Ich sag: „Trixxie? Oh, die will ich auch kennenlernen.“ „Und was willst du dann mit der machen?“ fragt sie streng. „Naja….äh…Trixxie wird dann richtig zur Trixxie…äh und dich will ich natürlich auch kennenlernen.“ Sie lächelt, steht auf, lächelt weiter, geht.

      Also irgendwie kriege ich sie nicht hin, die Chemie des Zusammenkommens. Einen Tag später noch schlimmer, sitzt eine zierliche Blonde, mit Mandelaugen, auch ne Seltenheit, vor genau dem gleichen Café. Sie hat so ein elektronisches Leseding, von der Größe eines Heftchens auf den übereinander geschlagenen Schenkeln, und immerhin einen Rock an. Erst hab ich die gar nicht bemerkt, weil die vor dem Café ganz alleine so still rumsitzt. Und die neuartigen Lesemittel interessieren mich nicht, da telefoniert die plötzlich ganz aufgeregt und sagt düstere Sachen, dass ich denke, Junge, Junge, die is aber grad ins Verließ hinabgestiegen. „Nein, hat sich nicht mehr gemeldet“, hadert sie in ihr Handy, „hab schon überlegt, ob ich da nochmal hin fliege, aber die Flugpreise. Nee, renn dem doch nicht…hässliche Augen…was will das Schwein…den seh ich am Montag, den schieß ich ab…ach…müssen die sich denn immer schon vorher als…entpuppen…du …wir sehen uns ja auch am Montag, mit der….“ Und so geht das die ganze Zeit. Ich denke, Mensch, die erzählt mir hier einen, merkt die nicht, dass wir morgens beide draußen hier um 7.33 Uhr ganz alleine vor dem Café sitzen? Wieso tut die das? Als sie endlich auflegt, frage ich dann doch mal nach, was sie da für n Elektrogerät hat, Tabloid-irgendwas, gesenktes Stimmchen, damit könne sie lesen und ein bisschen Schreiben, aha, hingebe ich mich interessiert…500 sagt sie, is aber teuer hingebe ich mich bewundernd…ja, so macht das der Leo, ich könnte sie zuschroten mit 500.000 bis oben hin bis ihr Kopf nicht mehr zu sehen ist, aber sie? Schnute zieht sie, ihre Augen sehen müde aus, ich denk, Junge die is so in der Scheiße gelandet, das muss doch jetzt was werden, dann soll sie mir doch den ganzen Mist erzählen, meinetwegen. Ich seh mich schon mit der anner Spree langgehen… aber da kommt nichts mehr, ruckartig senkt sich ihr Kinn und sie liest so vehement und scrollt da weiter in ihrem Elektroding, mehr Ablehnung geht nicht. Na gut, les ich eben auch weiter meine Zeitung, aber als ich denke, so nach 5 Minuten kannste ja mal wieder, steht die plötzlich auf und geht rein. Wozu sitzt die eigentlich hier draußen in der Kirchstraße? Dann soll sie doch zuhause flennen, und da wird mir klar, es gibt nicht nur so etwas wie einen Dresscode, es gibt auch einen, …hm, wie nennt man das… Accessoire Code. Wenn du nicht mit ein paar dieser neuesten Technologien ausgestattet bist, stattdessen dein Billig Handy auf den Tisch legst, das die angeekelt schon kaum ertragen können, als würde der Tisch mit Uralt-Technik kontaminiert, kannst du auch nicht ihr Bild erfüllen. Die haben ihr bestimmtes Bild von Mann im Kopf, das sie alles anders geratene ignorieren lässt. Die hörn auch ihr Leben lang dieselbe Musik. Wenn da mal n fremdes Instrument so ganz scheu im Hintergrund auftaucht, ne Sitar, Tabla, da schalten die gleich ab. Wir gehen durch die Welt mit der Musik, die wir hörn. Dieses Geldausgeben für Luxus bringt überhaupt nichts, du musst dann nämlich am Savignyplatz draußen sitzen zur Vorzeige, krampfig in die Sonne blinzeln, beim teuersten Italiener für pappige Gnocchi den dreifachen Preis bezahlen, und sie schwenkt dir mit ihren dünnen Ärmchen lässig gegen die Sonne ihr Weinglas entgegen, es ist so jämmerlich, das ganze Geldausgeben, so ärmlich. Deshalb landen diese Frauen auch immer in den gleichen Unglücken, mit den gleichen in die Sonne blinzelnden Männern. Dann sitzen die so da vor dem Café und dann kommt der Leo, das haben die gerade noch gebraucht. „Jetzt mal Vorschläge, wie wir den beschäftigen können.“ „Ich hab’s, der soll mich malen, da isser vier Tage beschäftigt.“ „Geht nicht, das hab ich ihm ja abgewöhnt. Hab ihn nur noch wisch wisch machen lassen, da hat er dann seinen Leo drunter gesetzt. Deshalb isser doch berühmt.“ Leo is ne Marke. Die Marke gehört den Käufern, die kaufen wo Leo drauf steht. Der braucht keine Werbespots, die merkt sich keine Sau, da steht Leo, fertig.“ „Dann soll er doch auf mich Leo draufschreiben.“ „Genau, dann is Alex von Leo und sitzt bei Carl, nich sehr überzeugend.“ „Wie wär’s mit nem Streifzug durch die Sex-Historie, da lernen wa alle noch was?“ „Aber Alex. Du meinst, wir sitzen mit nem Laptop auf den Knien daneben und probieren aus, was es in 3000 Jahren gegeben hat? Kleopatras ersten Vibrator, das Bambusrohr mit den eingesperrten Bienen drin? Dildos aus Wachs von erigierten Penissen Strangulierter am Pranger, und dieser ganze Mist?“ „Na, Leo liebt es doch improvisiert, hab mal gelesen, dass jeder seiner Songs mindestens 120 Fehler enthält, statt bpm, beats per minute, hat Leo mpm, 120 Mistakes per minute.“ Das is doch Programm bei dem, Alex, das is sein Ding, damit stemmt er sich gegen diesen Perfektionismus in der Welt. Der will auch keine perfekten Menschen, deshalb mag er dich ja so.“ „Wenn der mich mögen würde, würde er auf die ganze Show verzichten und wenn er wirklich dein Freund wär, würde er endlich nachgeben, einsehen, dass es eben Gewinner und Verlierer gibt.“ „Nee, so sieht der Leo die Welt aber nicht, der meint, alles kommt irgendwie zurück.“ „Dann kommt das. was er hier mit uns treibt aber auf ihn zurück, A Tribe Called Quest, da sollte er mal lieber in Deckung gehen, noch vor vorm Zurück, sonst kommt das Zurück nämlich frontal, von vorne, und das tut dann richtig weh“, „…dass wir da geradewegs draufzusteuern“, ergänzt Carl, jetzt scheinen sie langsam drinnen im Ideen spinnen. „Oder“, sagt Alex: „Wir holen uns Hilfe.“ „Pass auf“, spinnt Carl weiter: „Der Leo hat mal so eine Domina engagiert, bei einer Vernissage, Ewa heißt die, hat Schilder hochgehalten, so richtig hoch. Ja, die kann uns vielleicht was verraten. Die muss doch so ne Kunden wie den Leo dauernd haben.“ „Soll die das doch gleich selber machen, die Ewa.“ Carl lacht: „Die is noch n Kopf größer als du, mit Riesenbrüsten, da erstickt uns der Leo höchstens.“ „Schlank, groß mit Riesenbrüsten? So wie man sich das vorstellt?“ staunt Alex. „Klar“, schüttelt Carl belustigt den Kopf. „Eben Porno. Die Fleisch und Blut geratene Vorstellung.“ Alex dreht sich zum Fenster den Rücken Carl zugewandt: „Vorstellung? Da hab ich was für dich.“ „Spucks aus, wir nehmen alles!“ „Carl, die Lösung unseres kleinen Leo Problems, eigentlich sollte