Aficionados - Der Zauber der Giacomettis. - Joshi

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Название Aficionados - Der Zauber der Giacomettis
Автор произведения - Joshi
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783741805233



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Hochhackige Schuhe sind gut für den Orgasmus, in Klammern ‘Frau’. Männer werden dümmer, wenn sie Blondinen betrachten, werden auch belgische Forscher erwähnt die an der Gangart einer Frau deren vaginale Orgasmusfähigkeit einschätzen könnten. Eine Italienerin hat nämlich bei Frauen die Beckenmuskulatur abgetastet und Weiß nun, dass Frauen mit hochhackigen Schuhen schneller zum Orgasmus gelangen, zumindest Frauen zwischen 29 und 49 Jahren. Das Thema Sex sei bei Studien überhaupt sehr beliebt. Na dann mal weiter so.

      Alex Bardot

      Le Mépris, die Bardot in nur sieben Bildern, ein Strohhut wie ich ihn jetzt Alex aufsetzte: Hut steht ihr gut. Tatsächlich war die gelangweilte Bardot nie mehr so sexy wie in diesem Film, dessen Titel ‘Die Verachtung’ einen schon grübeln lässt, über dieses breite Haarband, die Stirn ganz frei. Alex war es aber zu sexy, geht ja um Mami, Jäckchen, einen Schal, etwas Leichtes zum über die Schulter werfen. In der Strumpfabteilung wurde dann ich fast wahnsinnig, als ich diese glänzenden weißen Strumpfhosen sah und mir Alex’ Beine darin vorstellte: Von der männlichen Warte aus betrachtet, ist das dumme an Sex ja, dass er langweilt. Ist das Glied erst mal drin, denkt man nur noch, wann gibt’s die nächste Zigarette. Alles kommt also darauf an, wie sehr man die Vorgeilheit steigern kann. Da zeigt sich die wahre Fantasie. Würde man Männer fragen, ob sie lieber den ganzen Tag aufgegeilt mit einem Mädchen durch die Stadt ziehen würden, oder sie lieber sofort besteigen, na was würden die meisten antworten? Falsch, ihr Idioten. Die richtige Antwort lautet: Ich will das eine ganze Woche lang machen, nebenher laufen, ohne, dass irgendetwas passiert. Geil sein und bitteschön auch geil machen, die sind ja total bescheuert die Mädchen die dir jeden Wunsch erfüllen, sich in die Pisse in der Seitenstraße vor dich hinknien und dir an der Hosenöffnung einen lutschen. Eben genau das will ich nicht. „Nee, Leo“, winkte Alex ab, und holte mich aus meinen Träumereien zurück, „Hautfarben muss sein“, „och wie langweilig“, sagte ich. „Für dich zieh ich morgen mal n Kleid an und solche Weißen, wenn du willst.“ Ich will, aber ich wollte gerade sagen, das wirst du nicht tun, sonst spring ich dich auf offener Straße an, bekam aber nur ein, „lass uns mal nicht übertreiben“, heraus, „wenn du am Sonntag dein Kleid anziehst für deine Eltern, soll es ja was Besonderes werden, also hier in der Stadt schön weiter in weißen Schlabberhosen rumlaufen.“ „Hast Recht“, sagte sie, „Schlabber Alex bleibt so.“

      Alex merkwürdig

      Am nächsten Morgen klingelte erneut mein Telefon: „Hier is die Alex!“ Komisch, dachte ich, meine Mission war doch erfüllt? Wir verabredeten uns in der Fußgängerzone, die überfüllt war mit Menschen und Parfüm, aber mir wurde schon hier schwindlig. Als ich da eintraf stand ich keine paar Köpfe von Alex entfernt und stoppte ab. Merkwürdig, dachte ich. Sie sieht so verändert aus. Aus dem Arme hochwerfenden, strammen Schrittes stolzierenden Wesen war eine in sich versunkene, dünne Gestalt geworden. Sie tippte nervös auf ihrem Handy herum, stand da am Rand, dass man Angst haben musste, sie würde umgelaufen. Ich betrachtete sie fast eine Minute lang. Zwar war sie beim Friseur gewesen und hatte sich den Pony auf Liedlänge kürzen lassen, aber der Rest der Haare, an den Seiten, machte aus ihrem Kopf jetzt ein Triptychon mit aufgeklappten Seitenflügeln. Ich ging auf sie zu und räusperte ein: „Ja, naja, der Leo findet eben nicht alles sofort“, damit ich mich nicht so an sie ran schlich, aber Alex sah nur verdutzt auf und tippte schnell noch zu Ende. Die Umarmung war wieder das üblich distanzierte Rumgehampel und ich fragte mich, warum wir uns überhaupt hier trafen. Dann wurde ich drauf gestoßen: „Kuck mal Leo, ich führe meinen Lippenstift aus.“ Den hatte sie schon gestern Abend an, und an jedem ausprobiert, jedem, der wollte, hatte sie einen Kuss gegeben – nur nicht dem Leo. „Au, ich will einen Kussmund“, sagte ich. „Aber der verschmiert doch“, wehrte sie ab. Ich schnappte mir trotzdem ihren Kopf und küsste sie auf ihre großen Lippen, das muss jetzt mal sein. Sie grinste und dann odyssierten wir in der Fußgängerzone herum. Bis wir nen freien Cafétisch fanden, setzte sie sich eine insektoide Sonnenbrille auf, gab mir kurz das Gefühl in einem Raumschiff zu wandeln, neben Space-Alex mit Helm auf. Erst jetzt bemerkte ich ihre große Tasche. Stimmt, heute war ja Samstag, sie musste bald losfahren zu Mamis Party. Als wir so liefen überfiel ich sie einfach verbal: „Hör mal, Alex, wir müssen noch überlegen, wie du das machst, wenn du bei Carl wieder ausziehen willst.“ Sie tat entsetzt, beugte sich zu mir vor: „Carl? Bei dem will ich nicht mal einziehen.“ „Ach komm Alex, ich kenn das schon, is ja auch okay, in ein paar Tagen bin ich wieder weg und dann könnt ihr beide schön machen, aber bitte nicht solange ich hier bin, das will ich mir nicht mit ansehen.“ „Leo, ich will gar nix von dem Carl.“ „Kenn ich schon“, beharrte ich, „die Sonia hat Carl damals von mir auch solange durchtesten lassen, bis er ihr eingeredet hat, ich schlaffe ab und verliere die Lust am Kunstbetrieb, die hat sich gleich den Carl geschnappt, nur, dass der wenig später auch von der Sonia gelangweilt war, so sind sie halt, die Macher. Komm schon, Alex, der fragt mich doch jeden Abend ob du mir gefällst, erst dann interessiert den das überhaupt. Immerhin hält dich hier die Meute für… nun ja…etwas überdreht und über unsere Modeausflüge reißen die schon Witzchen. Dieser verfettete Schauspieler hat mich letzten Abend sogar auf den Mund geküsst, die Sau, die halten mich hier für nen schwulen Mode-Idioten mit feingliedrigen Fingerbewegungen. Und ich sage dir, ich wollt, ich wär schwul, is aber eben nicht so.“ „Pöh“, machte Alex, „bloß weil die schon weiter sind als wir, mehr ausprobieren und wir verzärtelten Heteros denen alles nachmachen?“ „Pöh“, machte ich jetzt auch. „Naja“, sagte Alex, „ich schmeiß ne Menge runter, mir fällt dauernd was auf den Boden.“ „Ideal“, schoss es mir raus. „Dann verwandelst du die Küche mit Gläsern in ein Scherbenfeld und wenn der Carl mit blutigen Füßen in die kleinen Teilchen tritt, dann wirst du ja sehen, ob er es ernst meint mit dir, oder dich rauswirft.“ „Freu mich schon, wenn ich Carl die Bilder von der Party schicke, mit meinem Kleidchen.“ Jetzt war ich von Alex verbal überfallen. „Hör mal, Ich geh mit dir drei Tage auf harte Shopping-Tour, aber die Fotos schickst du Carl?“ „Ach ihr seid doch eh zusammen unterwegs heut Abend und dein altes Handy, Leo…“ Da hatte sie recht, außer Telefonieren ging bei mir nix. „Manchmal hab ich den Eindruck, du magst den Carl gar nicht“, fragte Alex vorsichtig. Ich widersprach: „Naja, für den Erfolg kann er ja nix. Verstehe nur nicht, dass er immer noch weiter macht, wenn einer nix mehr will, soll er doch auch nix mehr machen.“ „Dafür machst du aber auch nichts mehr.“ „Wie denn? Hat sich doch alles verselbständigt. Wenn du ne Weile nichts mehr machst, kommt von dir mehr raus als je zuvor. Mensch Alex, von mir schwirren so viele Remixe rum, dauernd bringen die ein neues Leo-Buch raus, neue Leo-Musik, ich weiß gar nicht, wo die das alles her nehmen. Ich bin doch nich der Prince und dafür musste der ganz schön viel rumspringen, und heute? Beide Gelenke kaputt, Hüftschaden, ein Mann an Krücken.“ Alex unterbrach: „Habt ihr schon Mücke besucht?“ „Mücke?“ „Na eure Regisseurin und Intendanz Studentin.“ „Ach, da wollte Carl heut Nachmittag mit mir hin, liegt im selben Krankenhaus wie der Produzent, Nierensteine.“ „Mach’s gut Leo“, beugte sie sich zu mir runter, gab mir ein sanftes Küsschen auf die Wange, „da steht mein Wagen, ich fahr jetzt los.“ Und da wussten wir beide noch nicht, dass es das letzte Mal sein würd, dass wir uns in Freundschaft gegenüberstehen.

      Mücke

      Der Produzent hatte aber keine Nierensteine, sondern lag auf der Entzugsabteilung. Als wir um die Ecke bogen, brüllte einer aus seinem Zimmer: „Wo is mein Laptop – ihr verdammten Schweine – ich muss arbeiten – ich bin Produzent – wo is mein…Carl, so eine Überraschung.“ Wir stellten uns an sein Bett, der Arzt kam auch gerade rein. „Meine liebes Produzentenlein!“: „Klappe Mann, ich bin hier auf m Zimmer mit nem Penner, ich will n Einzelzimmer, ich bin vom Film, meine Firma hat n Löwen auf’m Logo und hat schon Kino gemacht, da wusstet ihr noch nicht mal, was Saufen ist.“