Название | Mord aus vergangenen Tagen |
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Автор произведения | Martin Cordemann |
Жанр | Языкознание |
Серия | Harry Rhode |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750223264 |
„Vielen Dank für die Limonade und das Gespräch.“
Ich erhob mich.
„Habe ich Ihnen weiterhelfen können?“ fragte er, als er mir die Hand schüttelte.
„Das kann ich noch nicht sagen. Möglicherweise komme ich noch einmal auf Sie zurück.“
„Das möchte ich Ihnen nicht raten, junger Mann.“ Sein Lächeln war so kalt wie die Limonade, aber nicht so erfrischend. Glücklicherweise war beides ohne Fruchtfleisch.
Die Meldungen, die ich in alten Zeitungen zu meinem Fall, dem Verschwinden von Glich und dem veruntreuten Geld fanden, waren mehr als nichts sagend. Zu Glich gab es lediglich eine kleine Vermisstenanzeige und zu der Veruntreuung stellte man fest, dass sie im Zusammenhang mit dem Verschwinden eines Bankangestellten stehen könnte. Und, dass es sich um eine Summe von 2.000.000 Euro handelte. Zwei Millionen! Und die sollte sich ein einfacher Bankangestellter unter den Nagel gerissen haben? Mir kam da ein Verdacht, dass dieser ganze Fall zum Himmel stank.
Also musste ich erstmal in Erfahrung bringen, ob Glich überhaupt in der Lage gewesen wäre, eine solche Summe zu veruntreuen. Fliedner würde inzwischen herausgefunden haben, dass der Polizeipräsident immer viel von den Ergebnissen dieses Harry Rhode gehalten hatte, aber nie viel von seinen Methoden – und, dass dieser junge Mann nicht mehr für die Polizei arbeitete. Woher er eine Polizeimarke hatte... Es war wohl besser, ihn in der nächsten Zeit nicht zu besuchen.
Dafür nahm ich mir seinen ehemaligen stellvertretenden Direktor vor. Jürgen Endor befand sich noch nicht im Ruhestand, sondern war an die Stelle Fliedners vorgerückt. Und praktischerweise war er noch bei derselben Bank. Ich erschien dort und deutete vage an, dass ich gerne um einen Termin bei Herrn Endor ersuchen würde, als man mich auch schon in sein Büro-das-einen-neidisch-machen-konnte-und-mit-meinem-damaligen-nicht-zu-vergleichen-war geleitete, mir einen Sessel und Mürbegebäck an- und mir gebot, doch bitte ein paar Minütchen auf ihn zu warten, er befände sich gerade in einer Konferenz, sei aber in Kürze für mich zu sprechen. Das war mehr als merkwürdig, aber einem geschenkten Keks schaute man nicht in die Gebäckmischung und ein klimatisiertes Büro-mit-richtig-kühlem-Klima-das-ich-früher-auch-gerne-gehabt-hätte an einem heißen Tag war der beste Ort, um sich ein wenig zu akklimatisieren. Mein Schweiß war getrocknet noch bevor ich es geschafft hatte, alle Kekse zu verspeisen. Während ich noch auf dem letzten herumkaute erschien ein älterer, freundlich wirkender Mann, der sich mir mit Handschlag als Jürgen Endor vorstellte. Ich sagte meinen Namen und er stutzte.
„Rhode?“, meinte er fragend. „Ich dachte Klingmann!“
„Klingmann?“ Wessen Kekse hatte ich da gegessen? „Ähm, ich bin...“
„Sie sind nicht wegen der Stelle des stellvertretenden Direktors hier?“
Er sah mich von oben bis unten an und entschied für sich, dass ich es nicht war.
„Ich fürchte nicht“, bestätigte ich ihm seinen Verdacht.
„Wer sind Sie dann?“
„Harry Rhode. Ich komme wegen einer weniger erfreulichen Angelegenheit.“
„Oh, ich finde, dass Direktor Heckmann zur Konkurrenz gewechselt hat, ist unerfreulich genug.“
„Noch unerfreulicher! Sagt Ihnen der Name Maximilian Glich etwas?“
„Glich?“ Sein Blick klärte sich. „Wir hatten mal einen Angestellten namens Glich.“ Er sah mich direkt an. „Er wurde verdächtigt, eine nicht unbeträchtliche Summe Geldes veruntreut zu haben.“
„Genau den meine ich.“
„Wenn ich mich recht erinnere, ist er damals untergetaucht.“
„Im wahrsten Sinne des Wortes. Und inzwischen ist er wieder aufgetaucht. Man fand seine Leiche im Baggersee.“
„Wie unschön. Ja, Glich. Ich habe nie verstanden, warum er verschwunden ist. Das könnte eine Erklärung sein.“
„Warum haben Sie das nie verstanden? Lag es denn nicht auf der Hand, dass er wegen der Veruntreuung untergetaucht ist?“
Endor schüttelte den Kopf und lächelte. „Das habe ich nie angenommen. Glich hatte gar nicht die Möglichkeit dazu. Und die Direktion hat damals alles unternommen, um den Fall schnell unter den Teppich zu kehren.“
„Aha.“
Sein Blick fiel auf denn leeren Teller.
„Haben Ihnen meine Plätzchen geschmeckt?“
„Hmmm!“ Ich nickte.
„Können Sie mir verraten, was ich jetzt Herrn Klingmann anbieten soll?“
„Einen guten Job!“
Duffy war nicht zu Hause. Niemand war zu Hause, nicht einmal ich. Erst als ich zu Hause ankam. Ich ließ mich in meinen Sessel fallen, überlegte, ob ich vielleicht jemand anderen anrufen und ihm die Ohren voll säuseln sollte, aber noch bevor ich mich zu irgendetwas entschließen konnte, klingelte das Telefon. Es war, welche Überraschung, Duffy.
„Duffy“, seufzte ich, „ich gebe mich geschlagen. Es bist jetzt eindeutig du, der mich anruft.“
„Harry, ich habe da ein Problem.“
„Dann geh ihm aus dem Weg.“
„Es ist ein bisschen komplexer.“
„Mach es nicht spannend. Jetzt kommt der Spruch: ‚Ich bin auf dem Polizeipräsidium!‘ Und dann frage ich: ‚Aha, hat einer dein Auto geklaut?‘ Und dann sagst du: ‚Ich stehe unter Mordverdacht!‘“
„Ich bin auf dem Polizeipräsidium...“
„Duffy, das ist langweilig! Wen hast du umgebracht?“
„Meinen Direktor.“
„Ich komme!“
Duffy hatte nicht übertrieben, die Sache war etwas komplexer. Offensichtlich hatte jemand seinen Direktor umgelegt und offensichtlich wollte dieser Jemand nicht selbst dafür geradestehen, sondern die Schuld lieber Duffy in die Gesundheitsschuhe schieben. Da sich seine Schule im Bereich Köln befand und nicht im Bonner Raum, war die hiesige Polizei zuständig – was mir ein paar lange Wege ersparte!
„Duffy, das ist nun wirklich die mieseste Art zu improvisieren, die ich je gesehen habe.“
„Ich habe ihn nicht umgebracht. Jemand muss mitbekommen haben, dass wir uns gestritten haben und hat das ausgenutzt.“
„Tja, offensichtlich. Ich traue dir nämlich eigentlich nicht zu, dass du ihn umgelegt hast, zu Tode gelangweilt ja, aber kaltblütig ermordet. Gut, erzähl mir was.“
Duffy stützte den Kopf auf seine Hand. „Also, jemand hat meinen Schulleiter umgebracht.“
„So weit habe ich es mir bisher auch zusammenreimen können.“
„Aber ich war es nicht!“
„Tja, das weißt du und ich... naja, ich nehme es jedenfalls an. Wie sieht es mit so profanen Dingen aus wie, sagen wir mal, einem Alibi?“
Er schüttelte den Kopf.
„Naja, das beweist nichts.“
„Man hat meine Fingerabdrücke auf der Mordwaffe gefunden!“
„Hmmmm, dafür kann es eine Erklärung geben.“
„Und man hat sein Blut auf meiner Jacke gefunden!“
„Wäre es möglich, dass du ihn vielleicht doch umgelegt hast? Nein, hmmm, aber ich würde mal sagen gegen Lee Harvey Oswald hat es damals weniger Beweise gegeben. Hmmm, lass uns das ganze mal rekonstruieren. Also du hast dich im Schulbuchlager versteckt... Nein, Quatsch! Dein Schulleiter, wie hat er denn den Löffel gereicht?“
„Harry, verdammt, ich habe ihn nicht umgebracht,