Название | Vor dem Imperium |
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Автор произведения | Martin Cordemann |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738049732 |
„Captain?“
„Ja?“
Doyle deutete aus dem Fenster auf den Himmelskörper vor ihnen. „Dione.“
Der Captain genoss den Anblick. Viel zu selten nahm man sich die Zeit, die Schönheit des Weltalls in Ruhe zu genießen. Und auch diesmal hatten sie sie nicht.
„Informationen?“
„Entfernung zum Saturn: 377.500 km, Durchmesser 1120 km.“
„ETA?“
„Drei Minuten.“
MacAllister betrachtete die Sensoren.
„Tja, das hatte ich befürchtet.“
„Was, Captain?“ fragte Wilbeck, der hinter ihnen in der Fähre saß.
„Keine Lebenszeichen von der Station. Kein Funksignal, keine Lichter, keine Positionsleuchten. Sieht so aus, als wäre nur die automatische Lebenserhaltung eingeschaltet.“ Der Captain seufzte. „Infrarotabtastung zeigt keine weiteren Wärmequellen.“ Er drehte sich um und sah die beiden Doktoren an. „Kein Lebenszeichen!“
„Dann werden wir meine Hilfe wohl nicht mehr benötigen“, meinte der Arzt müde.
„Beginne mit dem Landeanflug“, sagte Doyle. „Landetore öffnen sich.“
Als sie gelandet waren, erhob sich der Captain. „Doyle, Sie bleiben bei der Fähre und halten Verbindung mit dem Schiff. Wir... werden uns hier ein bisschen umsehen.“
Langsam verließen sie die Fähre. Die Luft war stickig, abgestanden.
„Wonach riecht das?“ fragte Dr. Newman. „Sind das...“
„Leichen, ja“, bestätigte MacAllister. „Und Schießpulver.“
„Bitte?“ Der Arzt sah ihn fragend an.
„Hier wurde geschossen.“
Dr. Newman wurde mulmig zumute. „Vielleicht hätten wir uns doch bewaffnen sollen.“
„Einem fanatischen Admiral bewaffnet gegenübertreten – guter Plan.“ MacAllister sah sich um. „Wilbeck, was schlagen Sie vor?“
„Nach links geht es zum Hauptreaktor, rechts geht es erst in den Wohnbereich, dann in den Kommandostand und danach in die Labors.“ Er sah auf sein Messgerät. „Im Reaktor scheint noch eine Energiequelle aktiviert zu sein.“
„Hoffen wir, dass es das Notstromaggregat ist. Also los!“
Sie setzten sich in Bewegung. Hinter der ersten Biegung eröffnete sich ihnen der Blick auf die Türen zur Wohneinheit – und auf ein Schlachtfeld. 22 Menschen hatten in diesem Gang den Tod gefunden. Die Hälfte davon trug Uniform.
„Waren wohl nicht alle Wissenschaftler mit dem Beschluss des Admirals einverstanden“, murmelte Newman. „Die wollten wohl keinen Selbstmord begehen.“
„Der Admiral hat seine Truppen geschickt, um alle umbringen zu lassen.“
„Aber sie haben sich gewehrt.“
Sie schauten in die einzelnen Kabinen hinein. Auch dort fanden sich Tote in den Kojen. Insgesamt fanden sie auf diesem kleinen Abschnitt der Station 38 Tote. Alle trugen Namensschilder, das erleichterte die Identifizierung.
Auch die Kommandozentrale erfüllte nunmehr die Funktion einer Leichenhalle. Fünf weitere Körper saßen tot in ihren Sesseln.
MacAllister und Wilbeck sahen sich an.
„Zwei fehlen.“
„Der Chefwissenschaftler...“
„...und der Admiral. Wohl das gefährlichste Duo im ganzen Sonnensystem.“
Wilbeck überprüfte den Computer. Alle Daten über das Projekt Dione waren gelöscht worden.
„Wir hätten Michaels mitnehmen sollen, vielleicht hätte der die Daten wiederherstellen können“, dachte MacAllister laut. „Ich sage der Petronia Bescheid, die soll eine Raumfähre startklar machen...“
„Vielleicht sollte das noch warten“, unterbrach ihn Wilbeck. Er hatte auf einem Bildschirm eine schematische Darstellung der Station aufgerufen. „Da ist etwas...“ Er deutete auf den Schirm. „Es ist nicht der Notstromgenerator. Irgendwas wird mit Strom versorgt, irgendetwas... Externes. Der Chefwissenschaftler war Sprengstoffexperte...“
„...und er ist nicht hier. Und der Admiral wäre verrückt genug, alle, wirklich alle Hinweise auf ihre Erfindung zu vernichten.“
„Was meinen Sie?“ Newman sah von einem zum anderen. „Wovon reden Sie?“
„Die Bombe haben wir nicht gefunden. Aber der Generator versorgt irgendeine Einheit mit Energie. Und ohne Energie kann so eine Bombe nicht hochgehen...“
Das Ticken der Bombe
„MacAllister an Petronia. Wir haben hier sehr wahrscheinlich eine Bombe. Verlassen Sie sofort den Orbit. Doyle, machen Sie die Fähre startklar.“
„Wollen Sie den Mond verlassen?“ fragte der Arzt fassungslos.
„Nein, aber Sie sollten das tun. Doyle wird Sie zur Petronia bringen. Wilbeck und ich werden uns anschauen, ob wir die Bombe irgendwie entschärfen können.“
Sie liefen durch die Gänge der Station, während der Captain weiterhin Befehle in seinen Kommunikator hinein schrie. „Clausen, berechnen Sie einen Kurs, der Sie weit genug vom Saturn mit der Fähre zusammentreffen lässt.“
„Ich weiß nicht...“
„Das ist ein Befehl!“
Sie erreichten den Reaktorraum. Die Leichen von Admiral Dockerton und seinem Chefwissenschaftler lagen vor einem kleinen mobilen Terminal. An das Terminal war ein kugelförmiger Generator angeschlossen, der wiederum mit einer großen Röhre verbunden war.
„Was ist das?“ wollte der Captain wissen.
Wilbeck deutete auf das Terminal. „Das ist der Schalter, der die Bombe aktiviert hat.“ Er zeigte auf die Kugel. „Das ist der Zünder. Jede Bombe braucht eine kleine Explosion, um gezündet zu werden, müssen Sie wissen. Und das da“, er deutete auf die Röhre, „ist unsere Bombe.“ Er gab ein paar Befehle in den Computer ein. „So wie es aussieht, reicht das Ding aus, um den ganzen Mond zu zerstören.“
„Na toll! Zeit?“
„31 Minuten?“
„Können Sie das Ding irgendwie abschalten?“
Wilbeck hantierte an den Schaltungen herum. Dann schüttelte er den Kopf.
„Dann können wir also gar nichts tun?“ seufzte der Captain.
Wilbeck sah sich die ganzen Verbindungen an. „So würde ich das nicht sagen“, meinte er dann.
Die Augen des Captain leuchteten auf.
„Soll heißen?“
„Ich kann den Zünder nicht entschärfen, aber ich kann ihn von der Bombe trennen.“
„Machen Sie das.“
„Aber...“
„Ja?“
„Der Zünder ist immer noch groß genug, um die ganze Station in die Luft zu jagen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass die Bombe damit auch gleich hochgeht ist groß.“
„Das hilft uns natürlich nicht“, meinte der Captain. Dann sah er sich die Geräte an, aus denen die Konstruktion bestand. „Können wir das Ding bewegen?“
„Bitte?“
„Wenn wir es hier raus schieben, geht es uns dann hoch oder nicht?“