Die 50 besten Morde oder Frauen rächen anders. Birgit Ebbert

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Название Die 50 besten Morde oder Frauen rächen anders
Автор произведения Birgit Ebbert
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847679356



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keine gemeinsamen Mordpläne. Ich werde mich wieder in mein stilles Kämmerchen zurückziehen. Aber dann soll sie mich gefälligst auch mit ihrer Heulerei in Ruhe lassen. Ihre wöchentlichen Liebeskummer sind nun wirklich Peanuts gegen meine Probleme!

       10 - Auf der Kippe

       Vindicta zog die Handbremse an und stieg aus dem blauen Citroën, dessen Stoßstange über die Klippe ragte. Von der Fahrerseite aus zerrte sie die Frau, die schläfrig auf dem Beifahrersitz saß, auf den Fahrersitz. Sie befestigte den Gurt ordnungsgemäß und griff nach ihrer Tasche auf dem Rücksitz.

       »Hey, Sandra, nun solltest du langsam aufwachen!« Vindicta stupste die Frau an, die mühevoll die Augen öffnete.

       »Ich möchte mich wenigstens von dir verabschieden!«, fuhr Vindicta fort und holte langsam und vorsichtig das Champagnerglas aus der großen Tasche.

       »Möchtest du auch? Einen Abschiedsschluck?«, fragte sie, doch die Frau saß bewegungslos mit halb geöffneten Augen da.

       Vindicta goss sich Champagner ein.

       »Auf dich!«, sagte sie und trank einen ersten Schluck. »Darauf, dass du mich hast fallen lassen, als mein Leben auf der Kippe stand. Du hättest mich schnell retten können, du hättest mir nur Blut spenden müssen, sonst nichts. Ein bisschen Blut, was ist das schon gegen den Tod! Zum Glück hat sich ein Unbekannter erbarmt. Ihm darfst du dafür danken, dass du nun die Bekanntschaft dieser Klippe machst.«

       Als die Frau endlich ihre Augen öffnete, griff Vindicta an ihr vorbei und löste die Handbremse. Sie warf die Tür mit einem lauten Knall zu und gab dem Fahrzeug einen leichten Stoß. Es rollte schneller, als sie ihr Glas austrinken konnte, über die Klippe, wo es nach wenigen Sekunden in einem Feuerball aufging.

      Monsieur Schwapp.de hat lange nicht angerufen. Schade eigentlich. Ich muss mir unbedingt seine Website anschauen, vielleicht gibt es dort ein Foto von ihm.

      Foto! Ich sollte endlich Passfotos machen lassen.

      In diesen schlauen Bewerbungsbüchern steht, dass Ganzkörperfotos nur von wenigen Firmen gewünscht werden. Sicher von den ominösen Unternehmen, die selbst montags mit Stellenangeboten werben. Allerdings nur für Frauen – ist das nicht diskriminierend? Ich denke, Stellen müssen geschlechtsneutral ausgeschrieben werden.

      Diese Firmen suchen andauernd »Nette Mitarbeiterinnen für niveauvollen Privatclub«. Letztens habe ich gelesen: »Arbeitslos-attraktiv-gepflegt-weiblich und 2- bis 3-mal wöchentlich ca. 6 Std. Zeit? Privat Club sucht Aushilfen, tägliche Auszahlung.«

      Vermutlich erfolgt die Auszahlung am Finanzamt und am Arbeitsamt vorbei. Vielleicht sollte ich mich dort bewerben. Arbeitslos bin ich, gepflegt, das würde ich hinkriegen, aber attraktiv?

      Mit einem Pling reißt mich der Computer aus meinen Gedanken. Eine neue E-Mail.

      Hey, Karsten Schwapp-Denker! Er möchte wissen, ob ich schon auf seiner Internetseite war und wie sie mir gefällt. Ganz schön aufdringlich, der Typ.

      Ich merke, wie diese Kündigung an meinem Selbstbewusstsein genagt hat. Früher hätte ich nicht daran gezweifelt, dass er mich anbaggern möchte.

      »Hallo, Herr Denker«, tippe ich rasch in den Computer, »mea culpa, ich habe es nicht geschafft. Jetzt muss ich weg, aber wenn ich zurückkomme, wird meine erste Amtshandlung der Besuch Ihrer Website sein. Versprochen! Gruß Kerstin Junker.«

      Ich klicke auf »Abschicken« und schon sausen meine Worte durch das weltweite Netz, während ich meine bequeme blaue Lieblingshose und mein weinrotes Sweatshirt anziehe und die Haare für einen Minizopf durch ein Gummiband zwänge.

      Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich genau 35 Minuten Zeit habe, um rechtzeitig zu dem Schnupperkurs im Bogenschießen nach Herne zu fahren.

      Die Vorstellung, wie ich den Eisberg mit einem gezielten Pfeil in den Hals niederstrecke und verbluten lasse, hebt meine Stimmung.

      Summend schließe ich die Wohnungstür hinter mir ab und hüpfe die Treppen hinunter.

      Hoffentlich springt mein Auto an, den Gedanken schiebe ich schnell beiseite, schließlich werde ich heute dem Ziel meiner Träume deutlich näher kommen.

       11 - Jonathan im Löwenkäfig

       Erschöpft lehnte sich Vindicta gegen die Gitterstäbe. Ihre Hand zitterte so stark, dass der Champagner, den sie sich großzügig eingeschenkt hatte, über den Glasrand floss. Hastig nahm sie einen Schluck und atmete tief durch.

       »Geschafft!«, sagte sie und betrachtete das Schauspiel, das sich ihr auf der anderen Seite der Stäbe bot.

       Ein Löwe mit einer hellbraunen Mähne zerrte an der Jeans eines Mannes, der reglos auf dem Käfigboden lag.

       »Du wirst nicht mehr drohen, mich anzuzeigen, Jonathan!«, rief Vindicta dem Mann zu. Er konnte sie nicht mehr hören. Seine Halsschlagader war bereits durchtrennt und eine Löwin knabberte an seiner Schulter, als hätte sie eine lange Zeit nichts zu fressen bekommen. Hatte sie auch nicht, diese Aufgabe hatte Vindicta viel Zeit gekostet. Sie hatte sich als Pflegerin in den Zoo eingeschlichen und monatelang mit Widerwillen den Löwen ihr Fleisch hingeworfen. Nur in den letzten Tagen nicht.

       »Dafür bekommt ihr heute ein Festmahl, meine Schätzchen.« Vindicta sprach leise auf die Tiere ein. »Weißt du, Jonathan, du hast mich echt genug genervt, dabei gehörst du selbst hinter Gitter«, sagte sie zu dem Mann und nahm den letzten Schluck aus ihrem Champagnerglas.

      »Sie sind ein Naturtalent«, lobt mich die Trainerin, als ich beim dritten Versuch den Pfeil genau ins Schwarze treffe.

      Mir ist oft aufgefallen, dass ich Auge und Hand gut koordinieren kann. Während andere krumme Linien zeichnen und Dinge schief ausschneiden, sind meine Ergebnisse immer exakt ohne Ecken und Schlenker. Wenigstens eine Begabung, selbst wenn sie mir außer beim Bogenschießen nichts nützt.

      Die Trainerin versucht augenblicklich, mich als Mitglied für ihren Club zu gewinnen.

      Ich erbitte mir Bedenkzeit. Was soll ich in einem solchen Verein. Ich muss damit rechnen, dass er von der Polizei als erstes überprüft wird, wenn man den Eisberg mit einem Pfeil in der Kehle findet.

      Die Frage ist nur: Wie komme ich an Pfeil und Bogen? Es muss Läden geben, die so etwas vertreiben. Am besten wäre ein Kaufhaus, in dem ich anonym bleiben könnte. Sobald ich zu Hause ankomme, schreibe ich diese Frage auf die Todo-Liste.

      Erst einmal muss ich mein Zuhause erreichen. Mein Hochgefühl verschwindet wie die Luft aus einem Luftballon, als mein schnuckeliges, kleines Auto beim Anlassen nur ein »Brrr« von sich gibt. Als hätten sich die 54 PS in echte Pferde verwandelt, die verärgert unter der engen Motorhaube stehen.

      Ich warte eine Minute, dann versuche ich es erneut. Das »Brrr« hört sich etwas munterer an, führt aber zu keinem Ergebnis.

      Ich wusste es. Die Pechsträhne hört nicht auf. Ich kenne niemanden hier in Herne. Wenn wenigstens die Trainerin vorbeikäme. Ich würde Mitglied in ihrem Club werden, damit sie mein Auto überbrückt. Das Überbrückungskabel liegt allerdings in meiner Wohnung, weit weg von seinem eigentlichen Bestimmungsort. Ich habe es verliehen und danach nicht wieder in den Wagen gelegt.

      Inzwischen ist von meinem Elan nichts mehr übrig. Ich könnte heulen und tue es auch. Wie ein zehnjähriges Mädchen sitze ich im Auto und schluchze über das Unglück, das ausgerechnet mich als Ziel seiner Aktivitäten auserkoren hat.

      Vielleicht gibt es nicht nur Amor, der mit seinen Pfeilen Paare verkuppelt, sondern auch Mephistor, der mit Pfeilen Unglück anzettelt.

      »Brrr!« Das Auto gibt weiterhin nur Wieherversuche von sich. Schluchzend ziehe ich an dem Griff, der die Motorhaube öffnet, und klettere aus meinem warmen