Название | Monet und der Tod auf der Insel |
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Автор произведения | George Tenner |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750279315 |
Wer kennt diese Frau?
Am 23. Januar fand eine Jagdgesellschaft in den staatlichen Forsten zwischen Ahlbeck und Świnoujście die Leiche dieser Frau. Wer kennt die Frau, kann Angaben zu ihrer Herkunft und ihrem Wohnort machen?
Angaben oder Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.
Smirnov war blass geworden, faltete schnell die Zeitung zusammen, nickte dem Alten noch einmal zu und ging nachdenklich die wenigen Meter zum Hauseingang. Er fuhr mit dem Lift in den zweiten Stock. Nur ein unscheinbares, kleines Messingschild an der Tür, »Agentur Les belles de Nuit« ließ darauf schließen, dass es eine lukrative Einrichtung war. Sex der Extraklasse ließ sich, wie in allen Teilen der Welt, gut verkaufen. In Deutschland besonders gut.
Smirnov empfahl allen Freunden und Geschäftspartnern bei ihrem Besuch in Deutschland die exzellenten Frauen aus diesem Etablissement. Seinem deutschen Partner Lionel Wohlfahrt hatte er den Laden nur finanziert, um seine Einkünfte gegenüber dem deutschen Finanzamt belegen zu können. Und so überließ er auch weitgehend das Dirigat der Agentur seinem Kompagnon, der als alleiniger Geschäftsführer 61 Prozent der Stammeinlagen hielt. Aus gutem Grund hielt sich der Russe, mit Ausnahme seiner heimatlichen Kontaktvermittlungen, diskret zurück.
Im Hauptraum der Wohnung gab es drei Zimmer und eine Küche. Links neben dem Eingang saßen zwei junge Frauen, die den Telefondienst verrichteten, die Einsätze der Mädchen koordinierten und den Kaffee für Wohlfahrt und Smirnov kochten. Im zweiten Raum hielt sich eine etwas ältere Frau mit großem Geschick für Abrechnung und Buchhaltung auf. Im dritten Raum residierten Wohlfahrt und, wenn er denn da war, Smirnov.
Smirnov grüßte flüchtig die beiden jungen Frauen, die sich gerade über private Angelegenheiten unterhielten und Kaffee tranken. Aber so war das. Manchmal ging das Telefon den ganzen Tag, und ein anderes Mal waren die Mädels nicht ausgelastet. Heute war so ein Tag. Als wäre die Kälte schuld an der Misere, stand das Telefon still.
»Dass du bei dem Wetter überhaupt kommst«, stellte Wohlfahrt fest, als Smirnov eintrat, seinen Mantel ablegte und ihn sorgfältig in den Schrank hängte.
Er ging zurück und schloss die Tür. »Scheinbar sind die Telefonleitungen eingefroren. Die Mädels langweilen sich«, sagte er vorwurfsvoll.
Wohlfahrt zuckte mit den Schultern. »Was soll ich machen? Wir haben gestern sehr schöne Buchungen reinbekommen. Es sieht also gar nicht so mies aus in diesem Monat.«
»Gestern war seit vielen Jahren der kälteste Tag in Deutschland. Das macht sich heute bei den Buchungen bemerkbar. Und hier gibt es noch eine schlechte Nachricht«, sagte Smirnov und faltete die Zeitung auseinander.
Wohlfahrt starrte auf das Bild. »Anastasija?« , fragte er gedehnt.
»Ja.«
»Ich habe mich schon gewundert, wo sie so lange blieb.«
»Sie hatte mit ihrer Psyche zu kämpfen«, erklärte Smirnov. »Deshalb wollte sie auch nicht mehr für die Agentur arbeiten.«
»Und du hast dich um sie gekümmert«, stellte Wohlfahrt fest.
»Bis zum 7. Januar, Lionel. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen, denn ich bin noch in der Nacht zum 8. für knapp drei Wochen ab Berlin nach Moskau und Sankt Petersburg geflogen. Und meine Anrufe bei ihr blieben ohne Erfolg.«
Wohlfahrt sah noch einmal auf das Bild in der Zeitung. »Es ist schon eigenartig, eine Freundin plötzlich tot zu wissen.«
»Ja.«
»Du hast sie wirklich nicht gesehen?«
»Nein.«
»Aber du weißt schon, dass es eine Frage der Zeit ist, wann die Polizei hier auftaucht.«
»Denen kann ich auch nichts anderes sagen.«
»Ich besorge uns erst einmal einen Kaffee.« Wohlfahrt stand auf und ging hinaus.
Smirnov nahm sein Handy aus der Tasche, nahm den Chip heraus und legte einen anderen ein, der nicht zu ihm zurückzuverfolgen war. Dann drückte er die Kurzwahltaste.
»Здравствуйте Борис … Анастасия была найдена мертвой в лесу – hallo Boris … Anastasija ist in einem Waldstück tot gefunden worden«, begann Smirnov die kurze Unterhaltung. »Was hast du damit zu tun?«
»Я ничего не сделал – ich, gar nichts!«
»Warum hast du mir nichts gesagt, als wir uns getroffen haben?«
»Weil man es mir verboten hatte.«
»Ich traue dir nicht mehr, Boris Iwanowitsch Wolkow. Du bist ein Wolf, wie dein Name schon sagt. Ich rufe später noch einmal zurück!« Smirnov unterbrach ärgerlich die Leitung, weil Wohlfahrt zurückkam.
Wohlfahrt bugsierte ein Tablett mit zwei Tassen Kaffee. Mit dem Fuß schob er die Türe zu. »Wir bekommen gleich noch eine ganze Kanne.« Er sah, wie sein Kompagnon den Chip aus seinem Handy nahm und in die Jackentasche steckte.
»Du weißt von nichts«, sagte Smirnov. »Nur dass ich im Urlaub zu Hause war.«
5. Kapitel
Sonntag, 22. Januar 2006
In dem kleinen Haus Loddin wurde es wieder kalt.
»Die Heizung ist schon wieder ausgefallen«, sagte Larsson ärgerlich. »Versuch noch einmal, den Notdienst anzurufen, Monika.« Er stand auf und ging in den Heizungsraum. Dort stellte er fest, dass die Düse abermals verstopft war. Er machte sie zum zweiten Mal sauber, und wenig später arbeitete der Kessel wieder. Aber wie lange?
»Ich habe nur die Frau erreicht«, sagte Monika, als Larsson wieder ins Wohnzimmer kam. »Sie sagte, ihr Mann sei schon seit dem frühen Morgen unterwegs, um defekte Anlagen wieder in Gang zu bringen. Ganz schlimm hätte es eins der großen Hotels in den Kaiserbädern getroffen.«
»Das Einzige, was mich interessiert, ist, dass es bei uns warm ist«, maulte Larsson.
Monika Larsson deckte den Tisch. Dieses Mal hatte sie ein Ossobuco mit Rosinen gemacht. Es war ein Rezept, das sie von einer Freundin übernommen hatte, die es von einer Romreise mitgebracht hatte.
»Nun komm schon, mein großer Held«, sagte sie, »sonst wird das Essen noch kalt.«
»Wie das riecht! Da läuft mir schon das Wasser im Munde zusammen.« Larsson setzte sich, Monika legte vor und stellte den Teller vor ihm auf den Tisch. »Guten Appetit!«
»Habe du auch einen guten Appetit!« Larsson führte die erste Gabel mit einem der Fleischstücke in den Mund, die sich wunderbar leicht von dem Knochen ablösten. »Wundervoll«, schwärmte er.
Das Telefon läutete im Flur.
»Lass es läuten. Wir essen erst einmal.«
Als das Telefon keine Ruhe gab, schob Larsson den Stuhl zurück und ging hinaus in den Flur.
Es klang nicht übermäßig begeistert, als er zurückkam und sagte: »Der Kriminaldauerdienst … ich soll nach Ahlbeck fahren. Man hat eine tote Frau im Landesforst gefunden. Die Spurensicherung ist schon unterwegs.« Er setzte sich und aß schnell seinen Teller leer. Noch während des Essens telefonierte er mit Andresen, der versprach, sofort zu kommen. Simons konnte er nicht erreichen.
Wenig später machte er sich auf den Weg.
Der Staatsforst von Ahlbeck reicht bis unmittelbar an die Grenze zu Polen. Im Norden Wald, der nach weniger als 950 Metern an die Ostsee grenzt, rechts ebenfalls dichter Wald, der etwa zweieinhalb Kilometer südwestlich den Wolgastsee an der Grenze zu Polen umgeht, um dann, bis auf die Höhe der kleinen Gemeinde Garz, hin und wieder von leichter Sumpflandschaft durchzogen zu werden. Es ist ein Gebiet, das von Schwarzwild sehr geliebt wird.
Larsson