Schahname - Das Buch der Könige, Band 1. Friedrich Ruckert

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Название Schahname - Das Buch der Könige, Band 1
Автор произведения Friedrich Ruckert
Жанр Документальная литература
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Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783745010190



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Kunstfleiß und tausend Gedanken getragen.

      Als ihm die bessern Tag‘ erschienen,

      Wollte der Thron ihm nicht länger dienen.

      Die Zeit keine Zeit zur Ruh‘ ihm beschied,

      Hoscheng der Schah voll Hochsinn{25} schied.

      Die Welt hält dir stete Liebe nicht,

      Und zeigt dir nie offen ihr Gesicht.

      III. Tahmurath{26}

      Tahmurath – Hoschengs Sohn, Schah.

      Schidasp- Berater von Hoscheng.

      Ahriman – „Zerstörer“, Gegenspieler des Schahs.

      Dew – Dämon, im Gefolge Ahrimans.

      Ihm lebt ein Sohn ein verständiger,

      Tahmurath der Dewenbändiger.

      Er kam und saß an des Vaters Ort,

      Zur Herrschaft legt‘ er an den Gurt.

      Alle Mobeden{27} berief er vom Heer,

      Wie manches feine Wort sprach er!

      So sprach er: „Heute gebühret mir

      Thron, Krone, Keul‘ und Helmeszier.

      Ich säubre mit Rat vom Bösen der Welt,

      Dann schlag‘ ich auf einem Berg auf mein Zelt.

      Überall kürz‘ ich des Dewen Hand,

      Denn Welthort will ich sein genannt.

      Alles was von Nutzen auf Erden schafft,

      Ich mach’s offenbar und bring’s aus der Haft.“

      Das Vlies von Widder und Schaf sodann

      Schor er, da fing man zu spinnen an.

      Draus bracht‘ er mit Fleiß zu Stande das Kleid,

      Zum Teppich auch gab er Anleit.

      Was von den Tieren war schnell zum Lauf,

      Dem gab er Gerst‘ und Heu in den Rauf‘.

      Die reißenden sah er alle sich an,

      Schwarzohr und Panter erkor er dann.

      Er brachte mit Kunst sie aus Berg und Tal,

      Sie kamen in seine Bande zumal.

      Auch was von Vögeln war gut von Schick,

      Als Habicht und Stoßfalk hoch von Genick,

      Bracht er und fing sie zu lehren an,

      Darob sich verwunderte jedermann.

      Er befahl sie zu pflegen traut,

      Zu rufen nur mit sanftem Laut.

      Als das getan war, auch Huhn und Hahn,

      Der mit Gesang sagt den Morgen an,

      Bracht‘ er, und alles nach Gebühr

      Was nutz ist heimlich zog er herfür.

      So sprach er: „Für dieses euch dankbar erweist,

      Und den Schöpfer der Welten preist!

      Denn Er gab über die Tier‘ uns die Macht,

      Preis ihm, der uns auf den Weg gebracht!“

      Ihm stand zur Seit‘ ein edler Rat,

      Des Sinn fern war von des Bösen Pfad,

      Gelobt überall, und Schidasp genannt,

      Von dem jeder Schritt war zum Guten gewandt;

      Am Tage fastete sein Mund,

      Und nachts vorm Herrn im Gebet er stund;

      Ein Grundstein von des Schahes Glück,

      Eine Fessel für der Feinde Genick.

      Er wies den Schah auf des Guten Spur,

      Und suchte die Gunst durch Redlichkeit nur.

      Vom Bösen war der Schah so rein,

      Dass von ihm strahlte göttlicher Schein.

      Er ging und mit Zauber den Ahriman schlug,

      Der wie ein windschnelles Ross ihn trug,

      Das sattelt‘ er von Zeit zu Zeit,

      Und ritt die Welt durch weit und breit.

      Als die Dewen sahn seinen Lauf,

      Sagten sie ihm den Gehorsam auf.

      Zusammen von Dewen die Unzahl kam,

      Als von Goldthron er Abschied nahm.

      Als das zu Tahmuraths Kunde kam,

      Geriet er in Zorn und stört‘ ihren Kram.

      Mit Weltherrnglanz sich gürtet‘ er,

      Und hob auf die Schulter die Keule schwer.

      Die Manndewen all und Gaukeler

      Kamen, ein ganzes Zauberheer,

      Schnaubend der schwarze Dew voran,

      Ihr Kampfgeschrei schwoll himmelan.

      Die Luft ward finster, finster die Au‘n,

      Die Augen sahen es an mit Graun.

      Des Weltherrn Tahmurath heilige Macht

      Kam gegürtet zum Tage der Schlacht.

      Von dort die Dewen mit Schrei, Flamm‘ und Rauch,

      Von hier Schahs Helden mit Heldenbrauch.

      Er macht‘ auf die Dewen den Waffengang,

      Sie hielten nicht Stand vor den Waffen lang.

      Zwei Drittel von Ihnen mit Zauber er band,

      Den Rest mit der schweren Keul‘ in der Hand.

      Man schleppte sie wund und gebunden fort,

      Sie gaben ums Leben gutes Wort:

      „Töt‘ uns nicht! Neue Wissenschaft

      Lehren wir dich, die dir Nutzen schafft.“

      Der edle Schah gab ihnen Quartier,

      Auf dass sie Geheimes brächten herfür.

      Als sie mit Not entgingen dem Tod,

      Suchten sie ihn zu verbinden aus Not.

      Den Chosro lehrten sie Kunst und Schrift,

      Mit Wissen erleuchtend des Herzens Trift{28};

      Nicht Eine Schrift, an die dreißige,

      Als griechisch‘, arabische, persische,

      Sogdisch, tschinisch und Pehlewi,

      Jede geprägt wie du hörest sie.

      Der Weltherr in dreißig Jahren noch mehr

      Was alles von Künsten fördert‘ er!

      Er ging und zu Ende war sein Tag,

      Doch all seine Werke blieben ihm nach.

      Welt, zieh nicht auf, was Du abmähst drauf;

      Willst du’s abmähn, was ziehst du’s auf?

      Du hebest einen zum Himmel hoch,

      Und stürzest am End‘ ins Grab ihn doch.

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