Название | Flammenreiter |
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Автор произведения | Thomas Riedel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750259812 |
In diesem Augenblick war beiden klar, dass sie damit den größten Teil der Wintervorräte verloren hatten.
Der alte Mann und sein Sohn gaben auf und kehrten ins Haus zurück. Draußen gab es nichts mehr, was sie gegen das Unwetter hätten ausrichten können.
»Das ganze Futter!« Edward Cavanaugh knirschte mit den Zähnen, während er sich einen Pott Kaffee auf dem Gasherd in der Küche heiß machte. »Wie sollen wir nur den kommenden Winter überstehen? Wir ...«
Hollie war hinter ihn getreten, schmiegte sich an ihn und legte ihre Arme um seinen Bauch.
»Lass gut sein, Ed«, sagte sie leise. »Wie lange sind wir nun schon zusammen?« Sie erwartete keine Antwort. »Wir haben schon so viel durchgestanden. Meinst Du nicht, dass wir es auch diesmal zusammen durchstehen?«
Callum Cavanaugh hatte den Fensterladen in der Küche geöffnet. Er starrte in den rabenschwarzen Nachthimmel und beobachtete den Sturm. Immer wieder zuckten vereinzelte verästelte Blitze auf.
»Ihr müsst euch das unbedingt ansehen«, sagte er nach einer Weile. »Gewöhnliches Unwetter sieht anders aus. Da stimmt was nicht!«
Edward und Hollie Cavanaugh traten an die Seite ihres Sohnes und blickten hinaus.
Wieder erhellten die Blitze den Nachthimmel. Bizarre Wolkengebilde, die in atemberaubender Geschwindigkeit dahinzogen, zeichneten sich ab.
Plötzlich schrie Hollie Cavanaugh überrascht aus.
»Die Flammenreiter!« Es klang wie ein heiseres Krächzen. Ihre Stimme war kurz davor den Dienst völlig zu versagen. »Seht ihr! Dort!« Die Endsechzigerin streckte ihren rechten Arm aus und deutete mit dem Zeigefinger auf einen Punkt am Horizont. »Da sind sie!«
Jetzt sahen es auch die beiden.
Die Wolken nahmen tatsächlich das Aussehen von überdimensionalen Reitern an. In den Händen schienen sie Fackeln zu tragen und an den Hufen der Pferde schlugen Flammen empor. Dann veränderten sich die Gebilde. Blitzschnell zeigten sie ein dahinjagendes Hunderudel, das am Himmel den ganzen Horizont überzog. Gleich darauf folgte wieder eine Horde skelettartiger Reiter.
Sekunden später war der Spuk vorbei. Die Bilder verschwanden hinter den dicht stehenden Bäumen auf den fernen Hügeln. Nur vereinzelt vernahmen die Cavanaughs noch einen Knall, der sich nach einem gewaltigen Kanonenschuss anhörte.
Das Schauspiel hatte keine Minute gedauert. Callum Cavanaugh war es wie eine Ewigkeit vorgekommen. Er brauchte einige Zeit um seinen Blick endgültig vom Horizont zu lösen.
»Das waren die Flammenreiter!«, bestätigte er mit kalter Stimme.
»Es gibt sie also tatsächlich«, stellte sein Vater kopfschüttelnd fest. »Die Überlieferungen stimmen! Ich hätte das nie für möglich gehalten.«
»Ich habe die Legende von den Flammenreitern immer für abergläubischen Unsinn gehalten«, sagte Callum leise und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.
Er bemerkte den erschrockenen Blick seiner Mutter.
»Du darfst ihren Namen niemals aussprechen, Callum!«, warnte sie eindringlich. »Die Legende erzählt, dass sie diejenigen heimsuchen werden, die es wagen ihren Namen aussprechen!«
Callum schwieg. Aufmerksam sah er sie an.
Sie wirkte nachdenklich, geradewegs so, als hätte sie eine Vorahnung dieser Nacht gehabt. Er hatte den Eindruck, als hätten die dämonischen Mächte der Finsternis die Angst als Vorboten vorausgesendet.
Es war sein Vater, der ihn aus seinen Gedanken riss.
Edward Cavanaugh deutete auf eine Schneise zwischen den fernen Bäumen.
»Da!«, rief er aufgeregt. »Seht ihr die Wolkenformation? Sie ... sie zieht genau in diese Richtung!«
Auch ohne das Wort auszusprechen, wussten seine Frau und sein Sohn genau, was er meinte. Mit Wolkenformation meinte er die Flammenreiter!
Hollie und Callum Cavanaugh starrten hinaus.
Es stimmte!
Es sah tatsächlich danach aus, als hätten die dämonischen Wesen bestimmtes Ziel!
Und die Cavanaughs wussten genau welches das war!
»Die sind auf dem Weg zu den O’Sullivans!«, flüsterte Hollie Cavanaugh. Es lief ihr kalt über den Rücken hinunter. »Möge Gott Erbarmen mit Ihnen haben und ihnen gnädig sein.«
Die gläubige Frau begann zu beten. Sie empfand es als ein großes Geschenk beten zu können. Im Gegensatz zu ihrem Mann. Den hatte sie nie wirklich davon überzeugen können. Ihm war es immer schwergefallen, weil er ihrer Meinung nach zu wenig vom Gebet erwartete. Zumindest vermutete sie das. Leise konnte man Wortfetzen aus dem allen Christen vertrauten Vaterunser vernehmen.
»Vater unser im Himmel ... dein Name ... Wille geschehe, wie im H ...«
Callum Cavanaugh vernahm es mit halbem Ohr. Er hörte nicht genau hin. Mit seinen Gedanken war er bei den O’Sullivans. Er stürmte zur Tür, schlüpfte in seine Gummistiefel, riss seine Jacke vom Kleiderhaken und warf sie sich über.
Erschrocken drehten sich seine Eltern zu ihm um.
»Wo willst du hin!«, rief sein Vater. »Du kannst jetzt auf keinen Fall da hinaus!«
»Bleib hier!«, reagierte seine Mutter panisch. »Das überlebst du nicht, mein Junge!« Sie hastete zu ihm und versuchte ihren Sohn am Ärmel festzuhalten. »Du kannst nichts tun, Callum! Gegen diese Dämonen bist du machtlos! Geh‘ bitte nicht!«
Der junge Cavanaugh schüttelte sie ab. Seine Mutter begann zu schluchzen.
»Bitte, Callum!«, bettelte sie voller Verzweiflung. Tränen liefen ihr über das Gesicht. »Bitte! Sei vernünftig!«
»Fünf Menschen schweben in Lebensgefahr! Ich kann doch nicht einfach still dasitzen und zuschauen!«
Ohne eine Antwort abzuwarten riss Callum Cavanaugh die Haustür auf, trat auf die Veranda und rannte in die finstere Nacht hinaus.
Er schaffte knapp sechzig Yard, da packte ihn bereits mit unvorstellbarer Kraft eine erste Sturmbö und drückte ihn heftig zu Boden. Der junge Mann rang nach Luft. Mühsam stemmte er sich wieder nach oben und stolperte weiter.
Callum Cavanaugh hatte die herrschenden Naturgewalten völlig unterschätzt. Aber nicht nur die, auch die Wildheit und Skrupellosigkeit der Flammenreiter. Er hatte nicht den Hauch einer Vorstellung wie wild und skrupellos sie waren. Noch gab er sich der Auffassung hin, sie würden den Menschen nur einen gewaltigen Schrecken zufügen. Wieviel Brutalität und Grausamkeit sie an den Tag legten, überstieg seine Fantasie um ein Vielfaches.
Beklommen und mit einem unguten Gefühl sahen ihm seine Eltern dabei zu, wie er auf dem Weg zum Waldstück vorwärtskämpfte, langsam, Schritt auf Schritt. Hollie O’Sullivan gab sich keiner Hoffnung hin, ihren Sohn noch einmal lebend wiederzusehen. Sie weinte bitterlich.
Der junge Cavanaugh hatte die halbe Strecke zum Waldrand geschafft. Am liebsten wäre er umgekehrt, aber ihm war bewusst, dass er das auf keinen Fall tun durfte. Konnte er sich mit seinen Eltern auf Laoghaire verkriechen, während die O’Sullivans um ihre Zukunft oder schlimmer noch, um ihr Leben kämpften? Er konnte es nicht. Auf keinen Fall wollte er deswegen sein Leben lang mit einem schlechten Gewissen herumlaufen.
Er machte seinen Eltern daraus keinen Vorwurf, dass sie sich nicht aus dem Haus wagten, auch wenn er seinen Vater gern an seiner Seite gehabt hätte. Aber Callum Cavanaugh wusste auch, dass sein alter Herr nicht mehr so kräftig war, es mit einem Ansturm entfesselter Gewalten aufzunehmen. Letztlich war es auch besser so, denn jetzt konnte sich sein Vater um seine Mutter kümmern.
Endlich hatte der junge Cavanaugh den Rand des Waldes an den Hügel erreicht. Die Situation wurde zunehmend gefährlicher. Losgerissene Zweige flogen wie gefährliche Geschosse durch die Luft. Der Sturm trieb