Название | Lizenz zum Schnüffeln |
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Автор произведения | Martin Cordemann |
Жанр | Языкознание |
Серия | Harry Rhode |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750214439 |
„Prosser wird der Artikel nicht gefallen“, sagte ich.
„Wieso?“
„Sein Name wird nicht in der Überschrift genannt!“
„Harry“, meinte Sauer. „Mir vergeht langsam der Spaß an dieser Sache. Ich meine, ich bin vom Drogendezernat zu euch rübergewechselt, bevor er kam, aber jetzt... ich glaube, ich sollte mir einen Ort suchen, wo ich besser surfen kann.“ Er seufzte.
Ich nickte. „Ja, ich versteh, was du meinst.“
Prosser, der Mediengott persönlich, erschien durch die offene Tür in meinem Büro-das-mit-Sicherheit-mehr-Polizeierfahrung-hatte-als-Prosser. „Ich sehe, Sie haben es gelesen, meine Herren. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie mir Ergebnisse bringen. Ich will Leistung sehen.“
Dann trabte er wieder ab. Was für ein Idiot. Setzte uns über die Presse davon in Kenntnis, dass wir für ihn arbeiteten.
„Na gut, sehen wir uns diese beschissenen Akten an. Vielleicht hat irgendjemand was übersehen.“
Selbst wenn jemand etwas übersehen hatte, in vielen Fällen war es zu spät, den Fehler zu korrigieren. Prosser war damit nicht eben glücklich, im Gegenteil. Er konnte damit nichts anfangen, er konnte lediglich beweisen, dass Fehler passierten – aber das hätten wir ihm auch vorher sagen können. Er war eben schlicht ein Idiot.
Kapitel 2
Wie sich wenig später herausstellte, war Frank Prosser nicht nur ein Idiot, sondern auch ein Arschloch. Genauer gesagt: ein Arschloch, das seinen Weg ging, wie es seinen Weg gehen wollte. Und da er mich in seinem Weg sah, fand er einen Weg, mich aus dem seinen zu entfernen. Es begann damit, dass man in der Zeitung lesen konnte:
LEITER DER MORDKOMMISSION FRANK PROSSER RÄUMT AUF!
Und damit war offensichtlich nicht sein Kinderzimmer gemeint. Wahrscheinlich war er glücklich, dass endlich sein vollständiger Name auch in der Überschrift zu lesen stand, in Fettdruck natürlich. Nicht genug damit, dass Prosser alte Fälle löste – ohne seine Beteiligung selbstverständlich – er wollte seine Abteilung auch von Polizisten säubern, die ‘den ganzen Tag nur auf der faulen Haut liegen und Steuergelder verschleudern’. Kaum verwunderlich, dass mein Name in diesem Zusammenhang erwähnt wurde.
Noch am gleichen Tag schwirrte Prosser in mein Büro-das-mir-inzwischen-weniger-stank-als-mein-neuer-Chef und teilte mir mit, dass er meine Akte noch einmal sehr genau durchgegangen sei. Und er sei da auf etwas gestoßen. Einmal sei da sein Eintrag wegen Alkohols im Dienst – unsere erste Begegnung in der Silvesternacht. Dann sei da auch noch eine Spesenabrechnung, die erwähnt wurde und die offensichtlich nicht ganz schlüssig war – diese Geschichte, bei der mir dieser schmierige Politiker Breukler einen reinwürgen wollte.
„Und noch etwas: ich kannte Breukler!“ Welche Überraschung. „Ich habe diesen Mann bewundert. Ich hatte sogar einmal die Ehre, ihm die Hand schütteln zu dürfen.“ Ich würde wetten, davon hatte er ein Bild in seinem Zimmer. „Davon habe ich sogar ein Bild. Und Sie... Sie haben durch Ihre Unfähigkeit dafür gesorgt, dass dieser hervorragende Politiker ermordet wurde! Oder war es gar Berechnung?“
Das hätte er wohl gerne gewusst!
„Was wollen Sie eigentlich von mir?“ fragte ich.
„Leistung, Rhode.“
„Für Sie immer noch Herr Rhode, Prosser!“ Ja, er ging mir wirklich auf den Sack!
„Sie haben den Bogen überspannt. Ich erwarte Ihre Kündigung.“
„Ich erwarte meine Pension. Verschwenden Sie nicht meine Zeit.“
„Verstehe ich Sie richtig? Sie werden nicht kündigen?“
Ich sah ihm kalt in die Augen. „Wegen eines Arschlochs wie Ihnen? Nein, da müsste schon etwas mehr passieren. Aber, immerhin, Sie haben es sofort begriffen. Doch, das erkenne ich an, vielleicht hab ich Sie ja doch unterschätzt?“
„Ich denke, das haben Sie!“ Er drehte sich um und ging. Er hatte nicht Unrecht. Ich hatte ihn wirklich unterschätzt. Er wollte ein Exempel statuieren, er wollte damit zeigen, dass er der Chef war, so dass die anderen klein bei gaben und zurück ins Glied gingen. Und er tat es. Wenn er seine Energien nicht für seine Karriere sondern für seine Arbeit eingesetzt hätte, hätte er vielleicht ein echt guter Polizist sein können. Prosser begann jedenfalls zu ermitteln. Gegen mich.
Bald nach dem Artikel in der Zeitung folgte ein neuer, in dem Prosser klarmachte, dass für Polizisten wie mich kein Platz in seiner Abteilung war. Inzwischen hatte ich die Nase voll von seinen Methoden. Er besuchte mich zusammen mit dem Polizeipräsidenten und einer Liste meiner Dienstvergehen, Ungereimtheiten bei Abrechnungen, Beschwerden über mich und dergleichen mehr.
„Es gibt zwei Möglichkeiten“, erklärte der Polizeipräsident ruhig. „Sie können sich einem Prozess stellen, einer internen Untersuchung, die Herr Prosser leiten wird. Oder...“
„Sie entlassen mich fristlos.“ Ich erhob mich. „Okay, Leute. Eigentlich wäre der eine oder andere von uns auf der anderen Seite des Gesetzes wohl besser aufgehoben, aber naja... Schmeißen Sie mich raus, wenn Sie wollen. Ich habe keine Lust mehr. Kramen Sie meinetwegen in den Akten, suchen Sie irgendwelche fadenscheinigen Indizien, aber gehen Sie mir nicht mit Ihrer Scheiße auf den Sack. Wenn Sie mich nicht mehr wollen, wenn Sie jemanden haben, der diese Arbeit genau so gut erledigen kann wie ich: bitte sehr. Aber eines sage ich Ihnen: Die Genugtuung zu kündigen gebe ich Ihnen nicht!“ Also warfen sie mich raus.
Kapitel 3
„Bringen Sie bitte Ihre Dienstwaffe...“
„Die finden Sie im Schreibtisch. Sie ist übrigens unbenutzt.“
„Und Ihre Dienstmarke!“
„Ist im Golfclub in meinem Schrank. Ich schick sie Ihnen zu.“ Dann verschwand ich. Meine Sachen hatte ich schon vorher gepackt. Die Flasche, die zwei Gläser und ein paar Taschenbücher. Als ich mit meiner Tasche über den Gang marschierte, traf ich das hinreißende Fräulein Rausch, das mich merkwürdig ansah.
„Hat man Sie... rausgeworfen?“ fragte sie.
Ich nickte. „War nett, mit Ihnen zu arbeiten“, sagte ich, trat näher an sie heran, sie roch sehr gut, hatte ich nie mitbekommen, und küsste sie sanft auf die Wange. „Machen Sie’s gut.“
„Ich werde Sie vermissen, Harry.“
„Ich Sie auch.“ Ich seufzte und machte mich auf den Weg.
„Harry!“ Ich drehte mich um. „Das ist eine Schweinerei, dass man Sie raus wirft und das wissen Sie!“
„Schönheit, das weiß jeder. Aber es tut keiner was dagegen.“ Ich lächelte. „Rufen Sie mich mal an, wenn Sie nichts Besseres zu tun haben.“
Sie lächelte noch einmal herzzerreißend, oder eben berauschend, dann hatte ich einen bestimmten Abschnitt meines bisherigen Lebens abgeschlossen. Ich war die längste Zeit bei der Polizei gewesen – jetzt war ich arbeitslos.
Es gab schlimmeres.
Dachte ich mir.
Leider fiel mir im Moment nichts davon ein.
Das Problem war nur, dass ich außer der Polizeiarbeit nicht viel konnte, naja, außer schreiben oder mein Studium beenden und doch noch Lehrer werden. Vielleicht erschoss ja auch irgendjemand Prosser. Falls nicht, würde dieser bald weiter aufsteigen, er befand sich auf der Siegerleiter. Ich dagegen war auf dem Abstellgleis gelandet, auf einer Leiter, die ins Verlies hinabführte. Also fasste ich einen Entschluss: keinen Alkohol.
HARRY RHODE AUS DEM POLIZEIDIENST ENTLASSEN!
hieß es in den Morgenzeitungen,