Название | Blutspur in Locronan |
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Автор произведения | Jean-Pierre Kermanchec |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742785985 |
„Ich kümmere mich sofort darum. Wieso meinst du, dass der Mord mit der Organisation der Pardons zu tun haben könnte?“
„Es ist nur eine vage Idee. Sie ist mir in den Sinn gekommen, als ich mich mit Elouan Pennoù unterhalten habe. Er ist nicht sehr glücklich darüber gewesen, dass er den Posten des Vorsitzenden hat aufgeben müssen.“
„Auf mich hat er nicht den Eindruck eines eiskalten Killers gemacht.“
„Da bin ich bei dir, Paul, auf mich ebenfalls nicht. Aber es kann doch sein, dass die Association Ronan eine gewisse Rolle spielt. Der Mann ist wahrscheinlich völlig unschuldig. Wir sollten uns mit den anderen Mitgliedern im Vorstand des Vereins unterhalten. Ich habe im Haus von Kerduc einige der letzten Protokolle von den Vorbereitungsgesprächen für die Wallfahrt gefunden. Da sind durchaus skeptische Stimmen darunter gewesen.“
Ewens Mobiltelefon meldete sich. Ewen griff nach dem Apparat auf seinem Schreibtisch. Er sah sofort, dass seine Frau Carla versuchte ihn zu erreichen. Sehr ungewöhnlich, Carla rief ihn so gut wie nie im Dienst an.
„Hallo Carla“, meldete er sich.
„Schatz, ich will dich nicht lange stören. Ich habe nur eine Bitte, könntest du heute etwas pünktlicher nach Hause kommen, es gibt eine Kleinigkeit zu feiern, und ich werde versuchen, auch etwas früher zurück zu sein, um meine Vorbereitungen erledigen zu können.“
„Feiern? Was feiern wir?“
„Lass dich einfach überraschen, mein Schatz.“ Carla beendete das Gespräch und legte auf. Ewen versuchte sofort nachzudenken, ob er eventuell einen Hochzeitstag, einen Geburtstag oder sonst ein Gedenktag vergessen hatte. Er konnte sich aber an keinen speziellen Tag erinnern der sich heute jähren würde.
Kapitel 3
Paul Chevrier verließ das Gebäude der police judiciaire kurz nach 19 Uhr. Eine halbe Stunde zuvor hatte sich auch Ewen auf den Weg nach Hause gemacht, denn er hatte Carla versprochen, etwas früher zurück zu sein. Paul setzte sich in seinen Renault Megane und fuhr nach Brest. Am heutigen Freitagabend fand ein Heimspiel seiner Mannschaft statt.
Brest, genauer gesagt Stade Brestois 29, hatte es leider nicht geschafft in die erste Liga aufzusteigen und musste weiterhin in der zweiten spielen. Paul stand zu seiner Mannschaft und versuchte, wenn es seine Arbeit als Kommissar zuließ, jedes Heimspiel zu besuchen. Er hatte sich eine Dauerkarte für die Tribüne Foucauld gekauft, eine der Haupttribünen des Stadions. Die etwas mehr als 15.000 Tribünenplätze waren meistens belegt. Entlang der Seitenlinien lagen die beiden Haupttribünen, die Foucauld und die Tribüne Crédit Mutuel Arkéa, die größte Tribüne mit ihren 6548 Plätzen. An den Torseiten lagen die kleineren, die Tribüne Route de Quimper und die Tribüne Eurodif. Heute kam die Mannschaft aus Niort, die auf dem 13. Platz der Tabelle lag, während Brest sich wieder in Richtung eines Aufstiegsplatzes vorgearbeitet hatte und jetzt an vierter Position lag. Für Paul stand fest, dass Brest dieses Spiel für sich entscheiden würde. Alles andere kam nicht in Frage. Fußball war die einzige Leidenschaft, die Paul neben seinem Beruf besaß. Er war unverheiratet, und so brauchte er keinerlei Rücksicht auf eine Frau oder Familie zu nehmen. An manchen Tagen wurde ihm das Alleinsein schmerzlich bewusst, wenn er in seinen vier Wänden saß und entweder über einen aktuellen Fall nachdachte oder von einem Fernsehsender zum nächsten zappte. Aber selbst das riesige Angebot an Sendern, die der Zugang des Telefonanbieters Orange ermöglichte, bot ihm an manchen Tagen keine adäquate Zerstreuung.
Paul erreichte rechtzeitig das Stadion an der Rue de Quimper und stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz beim Schwimmbad Saint Marc ab. Die wenigen Meter bis zum Eingang legte er zu Fuß zurück. Mit seiner Dauerkarte war er schnell durch die Kontrolle und stieg sofort die Treppe nach oben hoch. Er setzte sich auf seinen Platz und sah den Menschen zu, die sich ihren Weg zu den Sitzplätzen bahnten. Teilweise bewaffnet mit Bier und Chips. Eine gut aussehende Frau, so um die dreißig mit braunen Haaren, zwängte sich durch die Reihe, so dass Paul seine Beine etwas einziehen musste, um ihr ein Vorbeigehen zu ermöglichen. Dann setzte sich die Frau genau neben Paul und sah ihn mit einem strahlenden Lächeln an. Paul musste wohl etwas verdutzt dreingeschaut haben, denn sie sprach ihn sofort an.
„Sie wundern sich bestimmt, mich hier zu sehen, an Stelle meines Vaters?“
Paul war in der Tat erstaunt. Den älteren Monsieur, Jean-Luc Branilec, der üblicherweise neben ihm saß, kannte er schon seit Jahren. Der Mann verpasste kein Spiel der Mannschaft. Branilec war ein pensionierter Eisenbahner, und während der Pausen oder vor dem Spielanfang unterhielten sie sich immer miteinander.
„Wenn ihr Vater Jean-Luc Branilec ist, dann wundere ich mich wirklich. Er versäumt doch kein einziges Match, im Gegensatz zu mir. Mein Beruf zwingt mich manchmal, einem Spiel fernzubleiben.“
„Ja, das ist mein Vater. Er hat sich leider in die Klinik begeben müssen, um seine Hüfte operieren zu lassen.“
„Ist er in der Cavale Blanche?“
„Nein, er hat nicht ins Universitätsklinikum gehen wollen. Er hängt mehr am Hôpital Morvan. Er sagt immer, das liegt wenigstens mitten in der Stadt.“
„Das Morvan ist ja beinahe wie ein Universitätsklinikum. Ich habe selbst einmal die Klinik aufgesucht. Ihr Vater hat Sie bestimmt gebeten, seine Mannschaft zu unterstützen, damit das Spiel gut ausgeht.“
„Genauso ist es, er ist der Meinung gewesen, dass wenigstens einer aus der Familie hier sein müsste.“
„Ich nehme an, dass ihr Mann sich bereit erklärt hat, auf die Kinder zu achten.“
Die Frau lachte jetzt schallend und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
„Nein, nein! Erstens habe ich keine Kinder und zweitens auch keinen Mann. Ich bin nicht verheiratet. Irgendwie bin ich nie dazu gekommen, einen Mann fürs Leben zu finden. Sie haben vorhin gesagt, dass ihr Beruf Sie manchmal daran hindert, ein Spiel zu besuchen. Bei mir ist es so, dass mich mein Beruf bis jetzt so in Anspruch genommen hat, dass ich nur wenig Zeit für ein Privatleben aufgebracht habe. Aber das muss sich jetzt ändern. Deshalb bin ich der Bitte meines Vaters gerne nachgekommen.“
„Darf ich Sie fragen, welchen Beruf Sie ausüben?“
„Ich bin bei der police judiciaire in Brest.“
„Bei der police judiciaire in Brest? Das ist aber ein Zufall. Ich bin bei der police judiciaire in Quimper, bei der Mordkommission.“
„Was? Sie sind auch bei der police judiciaire? Das nenne ich wirklich einen Zufall. Ich heiße Alice Branilec.“
Madame Branilec reichte Paul die Hand.
„Paul! Paul Chevrier mein Name. Sagen Sie nicht, dass Sie auch bei der Mordkommission arbeiten.“
„Nein, das ist nichts für mich, ich mag nicht mit körperlichen Brutalitäten konfrontiert werden. Meine Tätigkeit beschränkt sich auf reine Büroarbeit. Ich bin in der Abteilung für Cybercriminalité beschäftigt. Ich sitze den ganzen Tag, und manchmal auch in der Nacht, vor dem Computer und versuche die Täter, die auf der ganzen Welt verstreut sein können, zu identifizieren. Leider beschränkt sich diese Kriminalität nicht auf ein Land. Wir arbeiten daher mit praktisch allen Polizeistellen auf der Welt zusammen.“
„Bestimmt eine ganz spannende Geschichte?“
„Oh ja, man erlebt hautnah, wie wir ausspioniert, betrogen, ausgeraubt und verleumdet werden können. Die meisten Täter gehen davon aus, dass sie nicht erwischt werden. Leider hat ein Großteil auch Recht damit. Aber wir kommen ihnen immer mehr auf die Spur. Auch wir rüsten sozusagen auf und werden immer besser.“
„Davon müssen Sie mir mehr erzählen, das interessiert mich. Vielleicht können wir uns nach dem Spiel noch