Sky-Navy 15 - Das Seuchenschiff. Michael Schenk

Читать онлайн.
Название Sky-Navy 15 - Das Seuchenschiff
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия Sky-Navy
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750229761



Скачать книгу

der Anzüge. Jeder Trooper strahlte, auf einer ganz speziellen Frequenz, eine Individualkennung ab, so dass die Position von Freunden ebenfalls auf dem Display der Helmscheibe abgebildet werden konnte und sie sofort von gegnerischen Einheiten unterscheidbar machte. Der Kampfanzug eines Sky-Troopers konnte also im Grunde selbst als Waffe gesehen werden, doch er machte einen Raumkavalleristen nicht unverwundbar, auch wenn die Molekularpanzerung, aufgrund ihrer Verdichtungsfähigkeit, eine Menge aushielt.

      June Galley leckte sich über die Lippen. „Okay, Bear, wir schalten die Tarnung aber erst ein, wenn wir das Schott zum Sektor der Negaruyen öffnen. Wir werden die so eingesparte Energie später vielleicht noch bitter nötig haben. Ich gehe auf Check, Basari.“

      Automatisch ließen die drei die System-Checks ihrer Kampfanzüge durchlaufen. Alle Anzeigen zeigten die Farben Blau und Grün, es gab kein warnendes Gelb und kein Panik-Rot.

      „Also gut, legen wir los.“ Basari sah auf die Übertragungsbilder der drei ausgebrachten Scout-Drohnen. „Draußen ist alles ruhig. Keine Negaruyen und keine Zecken.“

      Eine 400-Meter-Hantel bestand aus zwei Kugeln des betreffenden Durchmessers und einem verbindenden Mittelteil von gleicher Länge. Das Wrack besaß somit eine Gesamtlänge von zwölfhundert Metern. Es gab Tausende von Räumen, die in den vielen Dutzend Sektionen lagen, in welche die Kugeln eingeteilt waren. Jede Sektion konnte von der anderen abgeschottet werden und dies war einst in der Gefechtssituation geschehen, um die Besatzung bei Hüllendurchschlägen besser zu schützen. In etlichen Sektionen war die Energieversorgung vollständig ausgefallen. Dort gab es keine zirkulierende Atemluft, keine Heizung, die vor der ewigen Kälte des Weltalls schützte, keine künstliche Schwerkraft und keine Beleuchtung. In jenem Sektor, in dem das Versteck der Menschen lag, funktionierte immerhin die Notversorgung, was allerdings nur daran lag, dass sie von den selben Energieerzeugern gespeist wurde, mit denen die Negaruyen die Bereiche versorgten, in denen sie aktiv waren.

      Mario Basari schaltete die kleine Lampe aus, die innerhalb des Verstecks gedämpftes Licht verbreitete und gab Holger „Bear“ Bremer ein Zeichen. Der Corporal nickte bestätigend. Er betätigte den Mechanismus, mit dem sich das Schott zum Gang öffnen ließ. Ein Spalt wurde breiter, durch den das Licht der Notbeleuchtung hereinfiel.

      Im Grunde war es erstaunlich, dass die drei so verschiedenen Völker der Menschen, der Negaruyen und der Norsun eine nahezu identische Zusammensetzung der Atemluft, einen absolut identischen Luftdruck und sehr ähnliche Ansprüche an die Lichtverhältnisse stellten. Selbst die Schwerkraft ihrer bevorzugten Lebensräume unterschied sich nur unwesentlich. Vielleicht war genau dies aber auch der Grund, warum es einst zur Auseinandersetzung zwischen den humanoiden Negaruyen und den insektoiden Norsun gekommen war. Möglicherweise hätte es keinen Konflikt gegeben, wenn eines der Völker nur auf Welten existieren könnte, die ganz andere Lebensbedingungen erfüllten. Auf jeden Fall waren Basari und seine Begleiter nun froh darüber, dass sich die Ansprüche so frappierend glichen. In einem anderen Fall wären die Atemluftvorräte ihrer Anzüge längst aufgebraucht gewesen.

      Die drei Menschen kannten Aufnahmen aus modernen Hantelschiffen und hatten rasch bemerkt, dass sich die Bauweise der alten und neuen Schiffe sehr ähnelte, sich die ästhetischen Ansprüche hingegen geändert hatten. Die Wände, Decken und Böden moderner Hanteln waren glatt, in der Sillara-Gerrun zogen sich hingegen unverkleidete Rohre und Leitungen an Decken und Wänden entlang. Die Helligkeit der Notbeleuchtung wurde üblicherweise stark reduziert, entsprach aber selbst dabei noch dem gewohnten Spektrum. An Bord des Wracks hatte sich das Notlicht hingegen zu einem trüben gelb-roten Schimmer gewandelt, der viele Bereiche in Dunkelheit beließ. Diese punktuellen Bereiche erstreckten sich durch die gesamte Sektion.

      June Galley gefiel das überhaupt nicht. „Achte mir bloß auf die Zecken, Bear. Durch diesen merkwürdigen Frostschutz, den sie haben, ist ihre Körpertemperatur mit der Umgebungstemperatur identisch. Wir können die Biester nicht anhand ihrer Wärmesignatur erkennen und unsere Scanner erfassen sie erst, wenn sie in Bewegung sind.“

      „Brauchst mich nicht daran zu erinnern“, erwiderte der Corporal. „Keine Sorge, ich decke dir den Hintern.“

      Die beiden Sky-Troopers traten in den Gang hinaus und folgten ihm in Richtung der Negaruyen-Sektion. June konzentrierte sich auf alles, was sich vor ihr befand, während Bear sich immer wieder umwandte, um ihren Rücken zu sichern. In den vergangenen Tagen waren sie vereinzelt auf die fremdartigen Wesen oder auf die Überreste ihrer Mahlzeiten und Verdauung gestoßen.

      „Bear, ich mache Licht“, sagte Galley unvermittelt. „Mir ist die Sache nicht ganz geheuer.“

      Die starken Scheinwerfer an Stirn und Seiten ihres Helms flammten auf. Bear folgte prompt ihrem Beispiel. Nun folgten hell erleuchtete und scharf umrissene Bereiche den Blickrichtungen ihrer Köpfe.

      „Glaubst du, sie sind hier? Hast du etwas gesehen?“

      June wusste, dass er sich auf die Kreaturen bezog. „Nur so ein Gefühl, Bear.“

      Das Gewicht der Karabiner und das sanfte grüne Leuchten der Ladestandsanzeige vermittelten ihnen ein begrenztes Gefühl an Sicherheit. Den Wesen war es bereits gelungen, einige Menschen zu töten. Allerdings waren es zivile Angestellte des Direktorats gewesen, die nur leichte Raumanzüge, keine Kampfanzüge getragen hatten. Bei den bisherigen Begegnungen mit Troopern waren diese stets die Sieger geblieben.

      June Galleys Gefühl trog sie nicht.

      Die drei Kreaturen hatten sich zwischen den Rohren und Leitungen verborgen gehalten und nicht gerührt. Die Scanner der Helme erfassten sie erst, als sich die Wesen bereits im Sprung befanden.

      „Zecken!“, rief Bear warnend und riss instinktiv seinen Karabiner herum.

      June tat es ihm gleich, doch dann zögerte sie, den Abzug zu betätigen. Sie befanden sich nun relativ nahe der Negaruyen-Sektion. Wenn diese eine Patrouille ausschickten und diese die Anzeichen von Karabinerfeuer entdeckte …

      Es waren nur Augenblicke und dann war es auch schon zu spät.

      Das erste Wesen war fast so groß wie ein Mensch, die beiden anderen deutlich kleiner und vielleicht dessen Nachkommenschaft. Die Kreatur prallte mit voller Wucht gegen Junes Brust und warf sie nach hinten. „Nicht schießen!“, rief sie während des Sturzes. „Mach sie platt, Bear!“

      Der Corporal begriff, ließ seine Waffe in das Gurtsystem fallen und griff mit reiner Muskelkraft an.

      June war von der Körperkraft des Angreifers überrascht, die ihrer fast gleichwertig schien. Dadurch war ihr Gegner jedoch im Vorteil, da er über immerhin acht Beine verfügte, denen sie nur zwei Arme und zwei Beine entgegensetzen konnte. Die Hände an den beiden vordersten Beinen der Kreatur glitten über ihren Helm. Das Wesen schien instinktiv zu begreifen, dass der Schwachpunkt des Kampfanzuges im Übergang zwischen Helm und Körperpanzer lag. Zugleich stieß der T-förmige Kopf immer wieder mit dem stachelartigen Rüssel gegen die Helmscheibe.

      June glaubte nicht, dass der Angreifer in der Lage war, den Anzug ernsthaft zu beschädigen, aber sie hatte einen Job zu erledigen und wollte keine Zeit verschwenden. Sie aktivierte die bionische Verstärkung und tötete das Wesen mit zwei kraftvollen Hieben.

      Bear hatte auf die Kraftverstärkung verzichtet, die beiden kleineren Angreifer gepackt und mit aller Gewalt gegen eine der Wände geschleudert. Nun lagen sie am Boden und aus ihren aufgeplatzten Leibern sickerte silbrige Körperflüssigkeit.

      „Gut, dass du nicht geschossen hast“, lobte June.

      Das Schulterzucken des Corporals war unter dem Körperpanzer kaum zu erkennen. „War mir schon klar, dass du den Negaruyen keine 1-Millimeter-Einschläge hinterlassen willst.“

      Sie klopfte ihm anerkennend gegen die Schulter und deutete dann vor sich. „Erledigen wir unseren Job. Noch rund zweihundert Meter bis zum Schott. Kurz davor gehen wir auf Tarnung.“

      „Positiv“, bestätigte Bear.

      Der Gang verlief in einer sehr sanften Kurve, da er der Krümmung der Außenhülle folgte. Als der Bereich des trennenden Schotts sichtbar wurde, war von der Stelle mit den toten Aliens