Название | Breaking News für die Liebe - Promis sind Idioten! |
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Автор произведения | Mira Schwarz |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783737594462 |
»Das habe ich doch gar nicht gemacht!«, sagte ich und spürte, wie ich bei meiner Lüge rot wurde. Natürlich hatte ich am Wochenende gleich ein paar Kollegen angerufen, um ihnen brühwarm von dem Marc-Debakel und seinem frevelhaften Verhalten mir gegenüber zu erzählen.
Ich seufzte. »Okay«, sagte ich nochmal, diesmal deutlich weniger forsch.
»Weißt du, wenn du Chefin vom Dienst der Abendnachrichten wirst, dann muss ich dir blind vertrauen können«, sagte Volker ernst. »Das ist kein Kindergarten. Es geht dabei um viel Geld und letztlich auch um meinen Kopf. Wenn du die Feldmann-Sache verbockst, dann kannst du das vergessen.«
»Soll das heißen, du schmeißt mich dann raus?«, fragte ich ungläubig und gleichzeitig verwundert über meinen Mut, diese Frage so offen zu stellen.
Volker nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. »Nein, Becca. Dann bekommst du immer noch jede Sondersendung, wenn irgendwo ein Irrer ein Bombe zündet oder die Bundestagswahlen anstehen. Aber du wirst in diesem Sender keine Verantwortung für die Sendegestaltung übernehmen. Alles klar?« Er setzte die Brille wieder auf und wandte sich seinem Computerbildschirm zu. Das hieß dann wohl, dass das Gespräch beendet war.
Ich erhob mich. Es war um so vieles besser gelaufen, als ich befürchtet hatte. »Gut, dann werde ich mal an die Arbeit gehen«, sagte ich erleichtert.
Er sah noch einmal hoch. »Feldmann fängt heute an. Er kommt in einer halben Stunde. Du hast sicher Zeit, ihn ein bisschen herumzuführen.«
Die Wut stieg mir schon wieder die Kehle hoch, aber ich schluckte sie mit aller Kraft hinunter. »Für so was haben wir doch eigentlich Assistenten«, sagte ich und zwang meine Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben.
Volker rollte mit den Augen. »Ja, aber Marc Feldmann ist ja nicht irgendjemand. Er ist das neue Aushängeschild unseres Senders.« Volker lehnte sich noch einmal in seinem Stuhl zurück. »Wir drehen bald die Teaser, neue Plakate sind im Druck, Internetwerbung wird ab morgen geschaltet. Denkst du, ich mache das alles nur, um dich zu ärgern?« Wieder stahl sich ein Lächeln in sein Gesicht und er sah gleich Jahre jünger aus. »Okay, ein bisschen mache ich es schon deshalb.«
Ich musste auch grinsen. Nein, ich wollte mir meine Zukunft beim Sender nicht verbauen. Ich konnte mir nicht vorstellen, irgendwo anders zu arbeiten. »Freut mich, wenn ich dich erheitern kann«, erwiderte ich trocken.
Er nickte. »Ja, das kannst du. Aber ich mache das Ganze nicht nur zum Spaß. Wenn du hier weiterkommen willst, musst du erwachsen werden. Da geht kein Weg dran vorbei.«
***
Ich dachte über Volkers Worte nach, als ich durch den langen Flur zu meinem Schreibtisch zurückging. Vermutlich hatte mein Chef Recht. Wie schlimm konnte es schon sein, mit einem ungeübten Moderator zusammen zu arbeiten? Schließlich kam es bei einer Nachrichtensendung nicht darauf an, wer die Meldungen vom Teleprompter ablas. Es ging um die Themenauswahl, die Zielrichtung der Berichterstattung, die Gespräche mit den Reportern, die Interviewpartner.
Schwieriger würde es da schon werden, meine Hormone in den Griff zu kriegen. Ich musste die Sache ganz nüchtern angehen. Ich hatte eine nachvollziehbare, körperliche Reaktion auf Marc Feldmanns physische Schönheit. Das war weder pervers noch verwerflich. Der Punkt war nur, dass ich mich davon nicht irritieren lassen durfte. Ein nüchternes, professionelles Verhältnis – das war es, was ich jetzt möglichst schnell zu Marc Feldmann herstellen musste.
Ich brauchte jetzt erst mal einen Kaffee und dann war ich bereit, diesen aufgeblasenen Kerl hier herumzuführen. Ich würde ihm nie wieder das Vergnügen machen, mich von ihm provozieren lassen. Und ich würde sogar versuchen, ihn mit etwas mehr Respekt zu behandeln.
Entschlossen machte ich mich auf den Weg zur neuen Kaffeemaschine im Gemeinschaftsraum. Alles war noch mal gut gegangen, alle Probleme waren beseitigt. Ich würde diesen furchtbaren Freitagabend einfach aus meinem Gedächtnis streichen und nach vorne blicken. Ich war kurz vor dem Gemeinschaftsraum, als ich aufgeregtes Geschnatter aus der offenen Tür dringen hörte. Komisch, heute war doch ein ganz normaler Arbeitstag. Was war denn da los?
Als ich den Raum betrat, war mir sofort klar, was hier los war. Die übliche Marc-Feldmann-Hysterie war ausgebrochen. Marcs dunkler Schopf überragte eine Gruppe von weiblichen Kolleginnen, die sich um ihn drängten, als wäre er ein verdammter Heiliger.
Ich achtete auf meinen Magen, aber er verhielt sich ruhig. Hah! War doch alles nur der Blutzuckerspiegel. Gott sei Dank hatte Volker mir Gummibärchen gegeben.
Dann hatte Marc mich entdeckt und er sah mich an. Verdammt. Zucker! Ich brauchte sofort mehr Zucker. Oder besser Kohlenhydrate. Oder eine Tüte, weil ich gleich wahlweise hyperventilieren oder mich übergeben würde.
Wie konnte man denn am frühen Morgen schon so gut aussehen wie dieser Kerl? Mein Magen hüpfte, mein Herz klopfte und ein sehnsüchtiges Ziehen ging durch meinen Körper. Es war fast Hochsommer, hier drinnen waren sicher über fünfundzwanzig Grad, aber ich fröstelte und zog meine dünne Baumwolljacke enger um mich.
Marc zuckte ein wenig hilflos die Schultern, wühlte sich aus dem kleinen Gedränge und kam mit einem schiefen Grinsen auf mich zu.
»Hallo.« Er streckte mir seine Hand entgegen. Da war ich wohl nicht die Einzige, die mit guten Vorsätzen in die neue Woche startete.
Ich ergriff seine Hand und hielt sie ein wenig länger fest als nötig. »Hallo, Marc.« Wir duzten uns im Sender alle und ich wollte das lästige Du/Sie-Gestammel gleich im Keim ersticken.
Gott, wie er mich ansah! Guckte der immer so oder hatte das etwas zu bedeuten? Stopp! Ich atmete tief durch. »Ich soll dir den Sender zeigen.«
Marc nickte. »Ja, ich weiß. Volker hat mich gerade angerufen. Das ist nett von dir.«
Gott, war der abgebrüht. Ich suchte in Marcs Gesicht nach Spuren von Sarkasmus. Es musste ihm doch merkwürdig vorkommen, dass ausgerechnet ich ihn herumführen sollte. Wenn er kein defektes Kurzzeitgedächtnis hatte, musste er sich doch auch noch daran erinnern, wie unser erstes Kennenlernen am Freitagabend gelaufen war?
»Ja«, nickte ich. »Ich soll dir die Redaktionsräume und deinen Arbeitsplatz zeigen.« Schließlich hatte Volker nicht gesagt, dass ich ihm das ganze Haus zeigen musste. »Ich wollte mir noch einen Kaffee holen.« Ich sah ihn wieder an. »Möchtest du auch einen?«
»Nein, danke«, sagte er höflich und wartete neben der Tür, bis ich mir meinen Becher gefüllt hatte.
Marc warf einen kurzen Blick auf den Aufdruck. Ein gelbes Küken hüpfe darauf herum und daneben stand der Spruch: 'Kann Karate!' Ich fühlte mich seltsam durchschaut und versteckte den Aufdruck unter meiner Hand.
Er sah mich an und lächelte. »Was meinst du, Rebecca«, sagte er dann irritierend sanft. »Können wir unseren Start am Freitag vergessen und noch mal von vorne anfangen?«
Ich bekam doch tatsächlich schon wieder weiche Knie, buchstäblich! Das war doch wirklich erbärmlich. Schnell wandte ich den Blick ab.
»Becca«, korrigierte ich statt einer Antwort. »Ich mag es nicht, wenn man mich Rebecca nennt.«
Sofort hätte ich mir am liebsten die Zunge abgebissen. War ich denn komplett wahnsinnig geworden, ihm so eine Munition zu liefern? Hatte ich vergessen, was er mir am Freitag an den Kopf geworfen hatte? Ich hatte mich schon wieder von seinen schönen Augen einlullen lassen. Jetzt würde er mich doch erst Recht nur noch Rebecca nennen.
Aber Marc überraschte mich. »Okay, dann eben Becca«, sagte er. »Fangen wir von vorne an. Du hast dich vermutlich unwohl gefühlt, weil ich aus einer anderen Sparte des Fernsehens komme.«
Na, das war mal eine nette Untertreibung. Ich wollte antworten, aber Marc redete weiter. »Ich weiß, dass es manchen Leuten schwerfällt, mit meiner Bekanntheit umzugehen.«
Hallo? Ging es noch? Was sollte das denn heißen? Dachte er, sein Superstar-Status hätte mich eingeschüchtert?