Tod im Maisfeld. Herbert Weyand

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Название Tod im Maisfeld
Автор произведения Herbert Weyand
Жанр Языкознание
Серия KHK Claudia Plum
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847622260



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ein paar Stunden. Das müssen Sie doch mitbekommen haben.«

      »Ich habe die Feuerwehr gesehen, jedoch keinen Zusammenhang hergestellt. Ich kümmere mich darum.« Sie nickte kurz und ging zur Ausgangstüre. Claudia begleitete sie.

      »Du wirst morgen nicht reiten«, fauchte Claudia, als sie zurückkam.

      »Wie sie befehlen, Gnädigste.« Kurt nahm sie in den Arm.

      »Eine richtige Kuh. Hängt die dicken Titten in die Gegend. So etwas gehört verboten. Und du Idiot starrst die ganze Zeit darauf. Ich dachte schon, du bekommst einen Krampf in die Augen.«

      »Reg dich ab. Sie ist eine schöne Frau.«

      »Sag‹ das noch einmal und ich kratz‹ dir die Augen aus.«

      »Stell‹ dich nicht blöd an. Du bist auch eine schöne Frau und brauchst keine Komplexe zu bekommen. Und das Beste ist … du gehörst zu mir.« Bevor Claudia etwas sagen konnte, warf er sie kurzerhand über die Schulter und stolperte die Treppe hinauf ins Badezimmer.

      *

      »Du hast um zehn Uhr einen Termin beim Staatsanwalt.« Maria empfing Claudia schon in der Tür.

      »Wenn der etwas von mir will, soll er hierhin kommen«, antwortete Claudia missmutig.

      »Heute schlecht aufgestanden?«

      »Nein. Ich war sehr gut gelaunt. Du hast nichts damit zu tun. Aber echt … wenn der was von mir will, dann nur hier. Wo ist Heinz?«

      »Der beruhigt den Polizeipräsidenten. Der will dich nämlich auch sprechen.«

      »Super. Dann hole ich mir eine Tasse Kaffee.«

      »Wie bist du denn drauf. Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?«

      »Schlimmer. Warten wir den heutigen Tag ab … dann sprechen wir darüber.«

      »Oh, geheimnisvoll. Gib mir einen Tipp.« Maria hatte sich aufgetakelt. Wahrscheinlich frönte sie wieder ihren Kaufrausch. Zwei- bis dreimal im Jahr machte sie Bekleidungsgeschäfte unsicher. Immer dann, wenn es ihr besonders gut oder schlecht ging. War sie ganz am Boden, kaufte sie Schuhe.

      »Wart‹ es ab«, antwortete Claudia. In diesem Augenblick klopfte es kurz an der Tür und der Polizeipräsident trat ein. Im Gefolge der Staatsanwalt, Heinz und Raissa. Maria sprang dienstbeflissen auf, während Claudia unbeeindruckt an ihrem Kaffeebecher nippte.

      »Frau Plum«, der Staatsanwalt stand gewichtig vor ihrem Schreibtisch.

      »Herr Dengler?« Sie sah ihn fragend an. »Nehmen Sie Platz.« Sie deutete zu einem Tisch, um den sechs Stühle standen. Ausreichend Platz, ging ihr durch den Kopf.

      Den Wind aus den Segeln genommen, nahm die kleine Gruppe Platz.

      »Ich bin Claudia Plum«, sie reichte Raissa die Hand.

      »Raissa Stone. Militärpolice United States of America«, die Polizistin lächelte freundlich. »Ik nemm gern eine Coffie«, fuhr sie in fürchterlichem Deutsch fort.

      »Ja, ja. Das ist Frau Stone«, der Polizeipräsident wies fahrig auf die schöne Frau, während die Augen hin und her wanderten. Er konnte noch nie einer Frau in die Augen schauen. Claudia wünschte manchmal, Gedanken lesen zu können, wenn sie mit ihm zu tun hatte. Wahrscheinlich zog er sie in Gedanken aus. Insgesamt war er eine steife Printe, wie der Aachener sagte. Hölzern und keinen Funken Humor. »Frau Stone ist aus Amerika«, stellte er überflüssigerweise fest. Raissa Stone saß soldatisch kerzengerade auf ihrem Stuhl. Auf ihrer Uniform prangte unübersehbar die amerikanische Fahne.

      »Ich kann Ihnen leider nichts anbieten.« Claudia zuckte entschuldigend die Schulter und grinste innerlich, weil der Staatsanwalt und der Polizeipräsident nun doch gezwungen waren, zu ihr zu kommen. Ein kleiner Sieg, der nichts wert war. Doch er tat gut.

      »Wir wollen Sie nur kurz aufhalten«, sagte der Staatsanwalt, weiterhin gewichtig. »Frau Stone wurde von unseren NATO-Kollegen zu Ihrer Unterstützung abgestellt.«

      »This is not richtisch.« Raissa unterbrach ihn. »Not Unterstützung. To see, sehen. And not NATO.«

      »Ich verbessere mich. Natürlich USA und zur Beobachtung. Weil die Toten, Amerikaner sind.« Er lächelte der Amerikanerin zu.

      »Beobachtung? Ich höre wohl nicht richtig. Entweder sind wir für den Fall zuständig und dann ganz … aber ich lasse mir nicht auf die Finger schauen, während ich arbeite.« Claudia verstellte sich nicht. Das Blut wallte und Wut drängte in den Vordergrund, weil das, was ihr Raissa am Tag vorher mitteilte, tatsächlich eintrat. Und dann … dieses Theater mit der Sprache. Es stimmte vieles nicht. »Was ist los? Die beiden Leichen wurden in unserem Aufgabenbereich gefunden und nicht auf exterritorialem Gebiet. Deutscher Boden, deutsche Polizei.«

      »Jetzt blasen Sie sich nicht auf. Sie tun, was der Staatsanwalt Ihnen sagt oder Sie sind raus aus dem Fall«, sagte der Polizeipräsident leidenschaftslos in die Runde. Er war wirklich ein Arsch. Nicht besser, als der Vorgänger. Die wurden wohl im gleichen Backofen gebacken.

      »Aufblasen? Sie wissen wohl nicht, was sie sagen.« Claudia wurde ruhig. Wenn jetzt jemand ihren Puls suchte, er hätte keinen gefunden. In solchen Situationen wurde sie zu einem Eisblock. »Dann nehme ich mir ein paar Tage Urlaub. Den Urlaubsschein schicke ich gleich ins Sekretariat.«

      »Mit der Ruhe, Frau Plum«, sagte Dengler.

      »Ich rege mich nicht auf. Das sehen Sie doch selbst.« Claudia unterbrach ihn. »Ich bin aus dem Fall raus. Das haben Sie selbst gehört. Ich bin nicht böse darüber. Der Urlaub kommt mir gelegen. Wir haben noch einige schöne Herbsttage vor uns.«

      »Überstürzen Sie bitte nichts. Die Anweisung kommt von ganz oben. Aus dem Bundesinnenministerium. Frau Stone wird Sie nicht stören.«

      »Aus dem Innenministerium … nach Aachen … in die Staatsanwaltschaft und ins Polizeipräsidium … sind wir in einer Komödie? Erzählen mir bitte nicht solchen Schwachsinn. Was ist wirklich los?« Claudia sah Dengler an, als habe sie einen Verrückten vor sich.

      »Ich verstehe Ihren Unmut Frau Plum. Mir geht es nicht anders. Meine Weisung kommt von der Bundesstaatsanwaltschaft. So viel zum Föderalismus, den Sie jetzt sicher anführen.«

      »Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund.« Claudia konnte ein Schmunzeln nicht verbergen.

      Maria und Heinz betrachteten mit großen Augen ihre Vorgesetzte. So hatten sie Claudia in der Zusammenarbeit noch nicht erlebt. Was ging hier vor? Sie spürten die unterschwellige Anspannung des nicht Gesagten, konnten jedoch keinen Finger darauf legen.

      »Das Bundesinnenministerium hat Sie also angewiesen.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Hier sind Kräfte am Werk, die über eine sagenhafte Technik verfügen. Schon einmal etwas davon gehört, dass Häuser lautlos zusammenfallen? Warum übernehmen die nicht?«, fragte Claudia den Staatsanwalt. Ihre Gedanken rasten. Ein internationaler Konflikt? Da ließ sie besser die Finger davon. Nein. Gerade jetzt nicht. Die Genugtuung gönnte sie niemanden. Sie manipulierte sich selbst. Das wusste sie. Trotz der Warnung, die ihr die Amerikanerin hatte zukommen lassen.

      »Frau Plum. Sie haben eine Weisung und werden diese ausfüh …«, begann der Polizeipräsident aufgebracht. Dengler legte ihm bestimmt eine Hand auf den Unterarm und forderte ihn mit einem Blick zum Schweigen auf.

      »Das Ministerium wird Ihnen eine Hilfe an die Hand geben. Keine Aufregung bitte«, unterband er ein Aufbegehren Claudias. »Sie leiten diesen Fall und egal wen die abstellen, er wird Ihnen weisungsgebunden sein. Und … Hilfe werden Sie wohl nicht abschlagen.« Dengler sah sie beschwörend an. Claudia konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, dass sehr viel Ungesagtes im Raum stand.

      »Wem erstatte ich Bericht?« Sie ließ es bei der kurzen Frage bewenden, in der Hoffnung, später dann mehr zu erfahren.

      »Zurzeit mir, im Beisein von Frau Stone. Wer vom Ministerium kommt, weiß ich nicht. Sie wissen, dass ich noch nicht lange im Amt bin. Eine solche Situation wie diese, in der