Tod im Maisfeld. Herbert Weyand

Читать онлайн.
Название Tod im Maisfeld
Автор произведения Herbert Weyand
Жанр Языкознание
Серия KHK Claudia Plum
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847622260



Скачать книгу

ich nicht gerechnet«, antwortete eine dunkle erotische Frauenstimme mit einem leichten Akzent. »Meine Dienststelle sagte mir, ich finde hier Hauptkommissarin Claudia Plum.«

      »Meine Lebensgefährtin. Kommen Sie herein.«

      Claudia flitzte ins Esszimmer und saß unbeteiligt am Tisch, als Kurt in Begleitung einer attraktiven Frau, in Uniform einer Militärpolizistin, ins Zimmer kam. Die Uniform saß wie eine zweite Haut. Bestimmt maßgeschneidert, dachte Claudia. Die Soldatin überragte Kurt beträchtlich, der für sie schon riesig war.

      »Claudia Plum.« Kurt stellte sie der Polizistin vor. »Raissa Stone«, wiederholte er den Vorgang umgekehrt.

      »Frau Plum … ich störe Sie nicht gerne. Bevor ich offiziell in Erscheinung trete, wollte ich Sie kennenlernen. Haben Sie etwas dagegen einzuwenden?«

      »Ich weiß noch nicht. Nehmen Sie Platz.« Claudia wies auf einen Stuhl. »Möchten Sie etwas trinken?«

      »Wie ich hörte, ist dies eine Kaffeegegend. Also nehme ich gern eine Tasse.«

      »Machst du welchen?«, fragte sie Kurt. Er nickte und begann in der Küche zu werkeln.

      »Meine Angelegenheit ist dienstlich.« Raissa eröffnete das Gespräch ohne Umschweife. »Ist Ihr Lebenspartner eingeweiht oder müssen wir woanders hingehen?«

      »Sie können morgen in mein Büro kommen, dort sind alle vereidigt.«

      »Tut mir leid. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Die Angelegenheit ist sehr diffizil und ich lehne mich weit aus dem Fenster.«

      »Er ist vertrauenswürdig«, gab Claudia zu verstehen. Entschuldigend sah sie zu Kurt hinüber und zuckte mit den Schultern. Er schnitt eine Grimasse. Raissa Stone betrachtete das Zwischenspiel schmunzelnd.

      »Bevor ich beginne, mache ich Sie darauf aufmerksam, dass unser Gespräch diese Wände nicht verlassen darf. Sie können weder mit Ihren Kollegen oder sonst jemanden sprechen. Sie ebenso nicht, Kurt.« Widerwillig nickten beide.

      »Gut. Darf ich die Jacke ausziehen? Sie haben gut geheizt.«

      Claudia nickte zustimmend und wollte ihr behilflich sein. Raissa winkte ab. Sie wand sich in einer geschmeidigen Bewegung aus dem Kleidungsstück. Die Bluse spannte über einem gigantischen Busen, wobei Kurt, die Taille mit den Händen hätte umfassen können. Alles an dieser Frau wirkte geschmeidig und kraftvoll. Pass auf, dass du keine Minderwertigkeitskomplexe bekommst, dachte Claudia.

      »Die beiden Toten, die Sie zurzeit bearbeiten, sind amerikanische Staatsbürger. Entsprechend der Abkommen, zwischen unseren beiden Staaten, sind Sie – also die deutsche Polizei - aus den Ermittlungen heraus.« Raissa dankte Kurt mit einem knappen Nicken für die Tasse Kaffee, die er auf den Tisch stellte. Sie erwartete eine Reaktion.

      Claudia saß entspannt und dachte nicht daran zu reagieren. Die Frau wollte etwas von ihr, weil sie ansonsten nicht vor ihr säße.

      Kurt versuchte das Schweigen zu unterbrechen, doch Claudia legte ihre Hand auf die seine und streichelte ihn leicht, wie abwesend.

      Raissas grinste anerkennend. »Ich bin am Zug«, stellte sie fest. »Gut. Die beiden Toten arbeiteten als Agenten einer Institution unseres Landes, zu der Sie nichts Näheres wissen müssen. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich auch nichts darüber. Sie mussten aus Gründen, worüber ich nichts weiß, abtauchen und fanden in Deutschland das, was sie suchten. Hier wurden sie umgebracht. Der letzte Fall, an dem sie arbeiteten, stand im Zusammenhang mit dem Handel von Daten. Sie sagen jetzt, dass Datenhandel ein alltägliches Übel ist. Ich stimme Ihnen zu, solange es um die Erfassung von Kaufverhalten und Ähnlichem geht. Allerdings geht es in diesem Zusammenhang um sensiblere Daten wie die Namen von Soldaten, die in Krisengebieten eingesetzt sind oder die inneren Strukturen von Geheimoperationen.« Während sie sprach, lagen ihre Augen ruhig auf Claudia.

      »Warum stellen Sie Ihre Computersysteme nicht um?« Kurt warf die Frage dazwischen.

      »Wenn es so einfach wäre. Wir sprechen hier nicht über einen Hackerangriff. Es sind gewissenslose Geschäftsleute an der Arbeit, die in vielen kleinen Aktionen die Daten an Land ziehen und zu einem Komplex zusammensetzen, der ihnen dann die gewünschten Informationen gibt. Sie befinden sich hier auf einem Spekulationsmarkt.«

      »So wie Schweinebäuche?« Kurt unterbrach wieder.

      »Genau. Wie Eddie Murphy und die Schweinebäuche. Es geht banal um Geld und nichts anderes. Keine nationalen oder internationalen Verschwörer. Einfach Geld. Wir laufen in Gefahr, dass die Daten in falsche Hände geraten und darüber Personen und nicht nur amerikanische Staatsbürger in Lebensgefahr geraten. Grace und Peter Abels sind zwei von fünf Agenten, die bei den Recherchen ihr Leben ließen.«

      »Unter diesen Umständen ist es für uns begrüßenswert, wenn wir aus den Ermittlungen heraus sind«, stellte Claudia lapidar fest.

      »An ihrer Stelle würde ich das auch sagen. So einfach ist die Situation nicht. Ihre Vorgesetzten, ihre Regierung und meine Leute werden Sie ins offene Messer laufen lassen. In Kenntnis aller Aspekte werden Sie aufgefordert, Ihre Ermittlungen durchzuführen, ohne dass Ihnen reiner Wein eingeschenkt wird.«

      »Was veranlasst Sie, mich zu warnen?«

      »Gute Frage. Schwere Antwort. Unser Rechtssystem ist besch … eiden. Zuviel Willkür, zu viele Eitelkeiten. Im Grunde gilt das einzelne Lebewesen nichts. Ich habe zu lange im Ausland und hauptsächlich in Deutschland gelebt, als dass mir starke nationale Gefühle die Sicht auf das Wesentliche versperren. Mein Entschluss Sie heute zu besuchen, ist eine adhoc Entscheidung, und wurde nicht geplant. Ich begegnete heute Morgen Ihrem Lebensgefährten Kurt. Keine geplante Aktion. Ich wusste sofort, wer er war und ihn Ihnen zugeordnet. Ich bin bereit, Sie in jeder Hinsicht zu unterstützen, natürlich nicht offiziell.«

      Claudia schwieg lange. Die Gedanken kreisten und wogen ab. Es war nicht so, dass sie die Ausführungen von Raissa Stone abtat. Sie wusste nicht, worin das Motiv lag, sie zu warnen. Aus irgendeinem Grunde vertraute sie der Frau. Maßlos ärgerten sie, Kurts Stielaugen, die über den Busen des Gastes strichen. Dabei hatte sie selbst wahrlich genug für einen Mann. Männer … immer auf der Jagd. Das zahlte sie ihm heim.

      »Gut.« Claudia riss sich zusammen und drückte den Anflug von Eifersucht zur Seite. »Eine endgültige Zusage hängt davon ab, wie meine Dienststelle und die übergeordneten Dienstherren reagieren. Sollte es nur andeutungsweise in die von Ihnen angedeutete Richtung gehen, machen wir gemeinsame Sache.«

      »Nein. Da rede ich auch ein Wort mit.« Kurt trat aufgeregt an den Tisch. Sein Blutdruck schoss unvermittelt in die Höhe. »Du wirst dich nicht wieder in Gefahr begeben?« Die Angst um sie stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Ich hab‹ keinen Bock, mich wieder deinetwegen zu ängstigen.«

      »Das ist mein Job. Ich bin nicht mehr in Gefahr, als bei jedem anderen Fall.«

      »Ich will es aber nicht.«

      Claudia wuselte ihm, wie so oft, durch die Haare. »Kinder die was wollen, bekommen eins auf die Bollen. Nimm dich zusammen. Mit Frau Stones Unterstützung haben wir alles im Griff. Was muss ich noch wissen?«, sie wandte sich der Amerikanerin zu. Kurts Fürsorge tat ihr gut. Fast war sie geneigt, die begehrlichen Blicke auf den Busen der Amerikanerin zu tolerieren. Nein … dafür bekam er eine Packung.

      »Ich besuche morgen offiziell Ihre Dienststelle und weise mich als Beobachterin der amerikanischen Regierung aus. Wir kennen uns nicht. Danach wird Ihr Staatsanwalt Sie davon unterrichten, dass Sie die Ermittlungen weiter leiten. Wenn Sie wollen, mache ich Ihnen einen Termin auf der Base. Dazu ist jedoch zu sagen, dass außer einem Kaffee oder Tee nichts herauskommen wird.«

      »O. k., wenn weiter nichts ist, möchte ich Feierabend machen.« Claudia erhob sich. Sie hatte keine Lust mehr und wollte Ruhe haben.

      »Ich bin gleich weg.« Raissa Stone stand auf und zog ihre Uniformjacke an. »Reiten Sie morgen wieder?«, fragte sie Kurt. »In den frühen Nachmittagsstunden bin ich wieder an dem Platz, an dem wir uns heute getroffen haben.«

      »Einen Moment.« Claudia hielt die Amerikanerin auf. »Sie