Alle meine Packer. Martin Renold

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Название Alle meine Packer
Автор произведения Martin Renold
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847699576



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      Martin Renold

      Alle meine Packer

      Beinahe ein Schelmenroman

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Zitate

       Die Rose der Frau Direktor

       Gesucht, ein Packer

       Fringeli, der Adonis

       Dichtung und Wahrheit

       Warum die Kasse nicht stimmt

       Warum die Kasse trotzdem stimmt

       Napoleon braucht Lebensraum

       Ende gut, alles gut

       „Die Jugend brauset, das Leben schäumt…“

       Lutz – oder: Eine neue Zeit bricht an

       Lutz und die Zahlen

       Lutz und die Arbeit

       Wie sich Lutz ein sorgloses Leben vorstellt

       Warum Lutz zu Fuß an die Beerdigung geht

       Wie Lutz zum Psychiater ging und einige andere Merkwürdigkeiten

       Janos, der Freund des Papstes

       Eine Woche des Schreckens

       Brot und Nidelzeltli

       Impressum neobooks

      Zitate

       Die Arbeit ist heilig, aber selig, wer sich davor hütet. (Alter Spruch)

       Die Menschen sind, trotz allen ihren Mängeln, das Liebenswürdigste, was es gibt. (Goethe)

      Die Rose der Frau Direktor

      „Achtung vor dem Hunde!“

      Das Schild mit dieser Aufschrift ist nicht, wie zu erwarten wäre, an der Tür des kleinen Hauses mit den kleinen Fenstern befestigt, sondern an einem Gartentor, das neben dem kleinen Haus zu einer respektablen, alten in einem parkähnlichen Garten verborgenen Villa führt, besser gesagt, führen würde, wenn es – das Gartentor – nicht verriegelt wäre. Wird es aufgeschlossen, so geschieht dies aus drei verschiedenen Anlässen: erstens einem harmlosen, zweitens einem weniger harmlosen und drittens einem noch weniger harmlosen. Ersterer findet täglich statt, wenn der Gemahl der Herrin des Hauses, ein bescheidenes, unauffälliges Männlein, seinen Mercedes aus der Garage auf dem Vorplatz oder eigentlich eher Hinterhof des kleinen Hauses holt und darin zu Arbeit wegfährt. Der zweite geschieht etwas unregelmäßiger, nämlich dann, wenn die Herrin des Hauses selbst in der Absicht, in die nahe Stadt zu fahren, ihren Chevrolet aus derselbe Garage herausmanövriert, rückwärts an der Hausecke vorbeizirkelt – was einer Lotterie mit Treffern und Nieten gleichkommt – und auf den geteerten Weg zusteuert, der in starkem Gefälle, aber immerhin pfeilgerade zur Dorfstraße hinunterführt. Da die Rückwärtsfahrt der Frau Direktor nicht parallel zum Weg und zu den ihn umsäumenden Blumenbeeten erfolgt, werden letztere in schöner Abwechslung bald rechts und bald links in Mitleidenschaft gezogen. Der dritte Anlass zum Aufschließen des Gartentors ereignet sich glücklicherweise höchst selten: Was dann geschieht vollzieht sich aber meist mit umso bestürzenderer Heftigkeit.

      Ein solcher Anlass scheint an diesem sonnigen Vormittag vorhanden zu sein.

      Das Gartentor hat sich geöffnet. Die hohe, schlanke, in Bezug auf Schönheit immerhin nostalgische Gefühle erweckende Gestalt der Frau Direktor hat sich durch das Tor und auf die Haustür mit den kleinen Fenstern zubewegt.

      Dem energischen Klingeln zum Trotz bleibt einige Zeit, um sich ein paar Gedanken zu machen, wer da so kategorisch aus der Verschlafenheit herausgeläutet werden soll. Das Häuschen, das offenbar einmal als Gärtnerhaus diente, macht allerdings einen verschlafenen Eindruck. Die altehrwürdigen Koniferen des Gartens werfen dunkle Schatten auf das pittoreske Häuschen, und man kann sich kaum vorstellen, dass hinter den kleinen Fenstern, die mit undurchsichtigen Vorhängen – wenigstens gegen Süden und gegen Westen auf die Seite des Parks hin – verhängt sind, jemand arbeiten kann. Der Gedanke, dass in dem malerischen Haus ein Kunstmaler hausen könnte, muss also fallen gelassen werden. Auf den ersten Blick widerspricht hingegen nichts der kindlichen Fantasie, dass es sich um ein Hexenhaus handeln könnte.

      Jetzt geht aber doch schon die Tür auf, und im Türrahmen erscheint nicht ein Philosoph und auch kein Dichter, sondern eine Frau von ungefähr vierzig Jahren.

      Mit einem eiskalten Lächeln auf den Gesichtern stehen sich die beiden Frauen –welche von beiden ist wohl die Hexe? – gegenüber.

      „Guten Tag, Frau Direktor.“

      „Hören Sie mal, Fräulein, äh… Fräulein …“

      „Frau, bitte!“

      „Frau…äh?“

      „Knopf, bitte.“

      „Also, Frau Knopf, es ist da etwas sehr Bedauerliches vorgekommen.“

      Fragendes Schweigen auf Seiten der Frau Knopf.

      „Gestern Abend habe ich an einer Rosenstaude da neben dem Haus, etwas unterhalb, gegen die Straße hin, eine Rosenknospe bemerkt, die ich heute abschneiden wollte. Mein Mann hat nämlich Geburtstag, müssen Sie wissen. Noch heute früh, als ich wegfuhr, sah ich sie leuchten, eine wundervolle Knospe, ein Traum von einer Rose. Wenn Sie Rosen so lieben wie ich, können Sie sie unmöglich übersehen haben.“

      „Ja, gewiss, Frau Direktor, ich erinnere mich. Sie müssen wohl extra einen weiten Bogen um sie herum gefahren haben. Die Stauden weiter oben und weiter unten waren zu Boden gedrückt, nur gerade diese stand aufrecht. Die Knospe war tatsächlich nicht zu übersehen. Ich erinnere mich genau, Frau Direktor, ein prächtiges Rot mit einem leichten Schimmer zu Gelb hin.“

      „Ja, das war sie, ein Maler hätte sie nicht schöner malen können. Aber nun denken Sie, heute, wie ich aus der Stadt zurückkomme, ist die Knospe fort, einfach weg.“

      „Nicht möglich.“

      „Doch,