Название | Das kalte Herz von Concarneau |
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Автор произведения | Jean-Pierre Kermanchec |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750235144 |
„Wo genau hat der Mann gestanden?“
„Da drüben an der Ecke bei dem weiß angestrichenen Obelisken. Als Sie eingetroffen sind haben Sie genau an derselben Stelle gestanden. Ich habe Sie von hier aus gut sehen können.“
„Das heißt, als der Mann sich entfernt hat, ist er über den sentier côtier zum Parkplatz gegangen?“
„Genau, er ist den Weg zum Parkplatz gegangen“, bestätigte Monsieur Férec.
„Haben Sie vielen Dank für ihre Hinweise. Die werden uns bei unseren Ermittlungen helfen“, bedankte und verabschiedete sich Monique.
„Wenn ich mir noch eine Bemerkung erlauben darf, Madame la Commissaire?“
„Aber sicher, nur zu!“
„Sie sind eine sehr hübsche Kommissarin! Sie würden bei den Filets Bleus bestimmt zur Königin gewählt.“
Monique lächelte und entfernte sich ohne weitere Worte.
„Also, Anaïk, ich habe mit Monsieur Férec gesprochen, der hat die Hose gefunden. Er hat mir erzählt, dass er das Namensschild in der Hose gesehen und dadurch den Zusammenhang mit dem verschwundenen Mädchen hergestellt hat. Er hat einen Mann gesehn, der vor zwei Tagen mit einem Fernglas lange den Felsen beobachtet hat. Als der Mann sich beobachtet gefühlt hat, ist er in Richtung des Parkplatzes weggegangen. Leider konnte er den Mann nicht beschreiben. Er hat sich nur an Gummistiefel und eine grüne Öljacke erinnert“, berichtete Monique.
„Dustin soll die Jeans untersuchen. Ich habe zur Sicherheit auch den Stein einpacken lassen, mit dem die Hose beschwert gewesen ist, auch wenn ich keine Spuren darauf erwarte. Die Flut dürfte alle Spuren weggewaschen haben. Wir werden uns um den Fall kümmern, auch wenn wir keine Leiche haben. Langsam wird die Sache auffällig.“
„Ich sehe das ebenso, Anaïk. Es legt jemand seit Wochen eine Spur. Was steckt dahinter?“, meinte Monique.
„Die Frage stelle ich mir, seit wir vor zwei Monaten den Ausweis und das Schulheft gefunden haben! Wenn uns jemand auf die Spur der vermissten Familie führen will, dann würde doch ein Anruf genügen. Ich habe eher das Gefühl, dass uns jemand an der Nase herumführt. Monique, ich kann mir keinen Reim darauf machen. Ich möchte in dem Fall ermitteln und bin nicht einmal sicher, ob es sich überhaupt um einen Fall handelt, lass uns zurück ins Kommissariat fahren. Ich nehme Kontakt mit den Kollegen in Nantes auf. Die müssen sowieso erfahren, dass wir wieder einen Hinweis auf die Familie gefunden haben.
Kapitel 8
Marc Solliec hatte vom Schiff aus häufiger mit Loana telefoniert und mit ihr über die bevorstehende Hochzeit gesprochen. Sie waren übereingekommen, gleich nach seiner Rückkehr zu heiraten. Loana hatte sich in den letzten Wochen um alles gekümmert. Sie hatte die Einladungsliste mit ihm und Simone abgestimmt und die Einladungen zur Hochzeit drucken lassen. Marc hatte zur Hochzeit keinen Freund eingeladen. Hatte er keine Freunde? Sie hatte so viele Freundinnen und Freunde, dass sie locker den halben Saal hätte füllen können, was sie aber unterlassen hatte bei der bescheidenen Zahl an Einladungen, die Marc und seine Mutter ausgesprochen hatten. Abgesehen von seinem Bruder und dessen Frau hatten sie noch eine ältere Tante und einige Nachbarn von Simone eingeladen. Loana hatte sich auf neun ihrer guten Freundinnen beschränkt. Die Eltern von Loana, ihr Bruder und ihre Großeltern sollten selbstverständlich auch dabei sein. Insgesamt kamen sie auf weniger als 50 Gäste. Loana hatte das Restaurant gebucht, das Essen ausgesucht und mit dem Standesamt über den Termin gesprochen. Eine kirchliche Heirat hatte Marc abgelehnt, sodass sie nicht mit dem Pfarrer sprechen musste. Simone war ihr eine moralische Stütze bei all der Planung.
„Endlich bekommt der Junge eine Frau, die sich um ihn kümmert, wenn ich einmal nicht mehr da bin“, hatte sie mehrfach wiederholt.
Marcs Rückkehr, und damit der Tag ihrer Trauung, rückte näher. Alles war vorbereitet, die Hochzeit konnte stattfinden.
Das Flugzeug, das Marc aus Paris wieder nach Quimper brachte, landete pünktlich um 17 Uhr in Pluguffan. Loana hatte es sich nicht nehmen lassen, ihren zukünftigen Ehemann persönlich abzuholen, obwohl sie wusste, dass er seinen Wagen auf dem Flughafenparkplatz stehen gelassen hatte. Als Marc die Ankunftshalle verließ, rannte sie auf ihn zu, umarmte und küsste ihn leidenschaftlich. Marc freute sich Loana zu sehen. Dennoch stellte er sofort die Frage, warum sie denn zum Flughafen gekommen sei, er habe doch seinen Wagen hier stehen.
„Ich wollte meinen zukünftigen Ehemann so schnell wie möglich begrüßen!“
Marc nickte und meinte, dass sie hinter ihm herfahren müsse. Er könne seinen Wagen schließlich nicht am Flughafen stehen lassen.
Die Hochzeit fand vier Tage später im Standesamt der Gemeinde Melgven statt. Im Saal des Rathauses fand aktuell die Ausstellungen MEERKUNST von zwei Künstlern aus der Region statt, die der Trauungsfeier einen würdigen Rahmen verlieh. An der Stirnseite des Raumes, dort wo der Standesbeamte seinen Platz hatte, hing das übliche Porträt des Staatspräsidenten Macron, der auf das Brautpaar herabsah.
Die Hochzeitsgesellschaft hatte sich im Saal versammelt. Das Brautpaar saß auf Stühlen vor dem Standesbeamten, der gleichzeitig als stellvertretender Bürgermeister fungierte. Der kurzen Ansprache folgten die administrativen Vorgänge; die Unterschriften unter die Heiratsurkunde wurden geleistet und die Ringe getauscht. Nach 20 Minuten war aus dem Junggesellen der Ehemann geworden. Seine Mutter Simone strahlte vor Glück, die Eltern der Braut umarmten den Schwiegersohn herzlich, und Loana küsste ihren Marc stolz. Die anschließende Hochzeitsfeier, die im nahegelegenen Pont-Aven stattfand, verlief zur Glückseligkeit aller Gäste. Selbst Marc hatte nichts daran auszusetzen, obwohl er sonst meist ein Haar in der Suppe fand.
So schnell die Hochzeit stattgefunden hatte, so schnell folgte anschließend die Scheidung. Nach vier Tagen erklärte Loana Marc, dass sie sich nicht vorgestellt hatte mit Simone zu leben. Simone kochte, Simone bestimmte den Tagesablauf, Simone hat die Waschmaschine und vieles mehr. Marc zuckte mit den Schultern und meinte beherrscht ruhig:
„Wenn dir dieses Leben nicht passt, dann musst du eben wieder gehen, wir teilen gerecht!“ Marc verließ das Haus. Innerlich kochte er.
Nach wenigen Minuten kehrte er mit seiner Kettensäge zurück und durchtrennte die Küchenstühle und den Küchentisch, er war auf dem Weg ins Schlafzimmer als ihn Loanas Geschrei stoppte.
Loana hatte ihre Wohnung in Quimperlé noch nicht aufgelöst. Der Umzug hätte erst am kommenden Wochenende stattfinden sollen. Damit war ihr kurzer Traum vom Glück mit dem Kapitän Solliec ausgeträumt.
Als Marc am nächsten Mittag wie üblich bei seiner Mutter zum Mittagessen auftauchte, war ihr Erstaunen groß.
„Wo ist deine Frau?“, fragte sie ihren Sohn.
„Loana zieht es vor, wieder alleine zu leben.“
Simone wollte es nicht glauben. Schon nach vier Tagen war ihr Sohn wieder alleine. Damit begannen ihre Sorgen um seine Zukunft erneut. Solange sie lebte würde sie sich weiter um ihn kümmern, aber was wäre danach? Marc war zwar finanziell ein selbstständiger Mann, ansonsten war er von ihr abhängig. Marc hatte sich zu einem Egoisten entwickelt, der keinerlei Rücksichten auf andere Menschen nahm. Simone machte ihrem Sohn heftige Vorwürfe. Sie reflektierte nicht, dass sie ihren Teil bis heute dazu beitrug und ihm damit keinen Gefallen tat.
Marc realisierte die Abhängigkeit von seiner Mutter nicht. Er fühlte sich bedingungslos von ihr geliebt und umsorgt. Sie verwöhnte ihn mit dem täglichen Essen, kümmerte sich um seine Wäsche und um seinen Haushalt. Er erledigte im Gegenzug Einkäufe für sie und erfüllte ihr manchmal den Wunsch, am Strand spazieren zu gehen. Simones Vorwürfe perlten an ihm ab.
Mit allen Formalitäten dauerte es über ein Jahr, bis Marc rechtskräftig von Loana geschieden war.
Im Ouest-France war vor einigen Tagen ein Artikel über eine gefundene Jeans erschienen, eine Jeans,