Название | Vatermissbrauch |
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Автор произведения | Shey Koon |
Жанр | Языкознание |
Серия | Shey&Ben |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783748590910 |
„Wo ist dein Wagen?“, fragte Melanie fürsorglich nach.
„Den habe ich bei der Kennedy Villa zurückgelassen.“, antwortete ich lapidar.
Melanie blieb stehen, sah mich an, als ob ich ein unartiger Bub war, dem sie aber nicht böse sein konnte, zückte ihr Smartphone und telefonierte mit dem Concierge, der es veranlassen sollte, dass mein Lamborghini nach Königstein überführt wurde und wir stattdessen vom hauseigenen Chauffeur abgeholt wurden. Wir speisten in einer bürgerlichen Küche deftige hessische Hausmannskost und bestellten eifrig Apfelwein. Eve bat Melanie mit Augenzwinkern auf die Toilette, während ich die letzten Reste vom Teller naschte. Ich bezahlte in Abwesenheit der Ladys, griff ihre Einkaufstüten und wartete vor der Türe. Mit weißen Nasen kamen sie vor die Türe und wie auf Knopfdruck stand der Chauffeur bereit. Melanie bat darum, vorne sitzen zu dürfen und ich machte es mir hinten mit Eve bequem, die mich kokett musterte. Ihre Lippen pressten sich gegen meinen Hals, ihr Atem streichelte meine Haut, sie knapperte an meinem Ohrläppchen, während ich ihre Hand zwischen meinen Beinen spürte. Sie öffnete mir den Hosenknopf, hauchte mir ins Ohr, spielte mit ihrer Zungenspitze in meinem Ohr.
„Ich hole mir jetzt mein Spielzeug und du bleibst still. Ganz still.“, befahl sie mir.
Ich atmete heftig. Die Erregung presste mir die Luft aus dem Körper. Eve wanderte mit ihrem Kopf nach unten, während Melanie den Chauffeur in ein Gespräch verwickelte. Eve saugte und schmatzte, hielt mich fest in ihrer Hand, spielte mit ihrer Zunge, umschloss mich mit ihren heißen Lippen, bis ich zuckend kam. Sie setzte sich brav neben mich und zwinkerte mir zu. Dann flüsterte sie mir ins Ohr. „Anziehen musst du dich schon selbst.“ Lauthals lachte sie los, wie eine Bitch, die wusste, dass sie eine Bitch war, und es genoss eine wirklich schmutzige Bitch zu sein.
Wir näherten uns unserem Domizil und ich spürte das tiefe Verlangen nach Molly und mehr. Mehr von Eve und mehr von Melanie. Wir verlebten euphorisch die Nacht.
Am nächsten Tag, nach einer erfrischenden Dusche, setzte ich mich mit zitternden Beinen auf die Terrasse, beugte mich über die neueste Errungenschaft, die Eve in einem Antiquariat aufgestöbert hatte. Die beiden Ladys entspannten sich im Spa und so blieb ich ungestört. Ich rollte die alten Karten behutsam auf, wohlwissend was für einen unermesslichen Schatz ich in meinen Händen hielt. Ich bestaunte die Detailgenauigkeit der imperialistischen Landkarten, fuhr mit meiner Fingerkuppe über Ländergrenzen, die aus der heutigen Geschichte gänzlich verschwunden waren. Weite Teile Afrikas und Indiens waren in der Vergangenheit schon für die abscheulichen Versuchsstudien genutzt worden, und noch immer gab es Gebiete, die durch Krieg und Ausbeutung entwicklungsarm zurückblieben. Genau die Regionen nach denen Shan Zeibo Ausschau hielt. Sie ringelte herrschaftlich ihre roten Kreise um das Todesland, bestimmte ihren Preis und reichte ihn an die Interessenten weiter. Ich schüttelte fassungslos meinen Kopf, dass es den Politikern bisher gelungen war, den überwiegenden Teil der Menschen in dem Glauben zu erziehen, dass diese Katastrophen Folgen von natürlichen Begebenheiten herrührten. Dass es vollkommene Normalität war, dass Kriege oder menschenverursachte Katastrophen zum Lauf des Lebens dazugehörten, genauso wie das Wasser zu trinken und es nachher abzulassen. Nein, hier ging es eindeutig um die Macht über Länder, Menschen und dem Leben. Anscheinend strebten die Ungeheuer nach purem Lustgewinn. Ich schlug mit der Faust wütend auf den Tisch. Melanie stand plötzlich neben mir.
„Fahr dich runter, mein Liebster. Wir sind doch schon am Werk. Hast du dir ein Land ausgesucht?“
Ich schüttelte verneinend den Kopf.
„Ach Melanie, ich habe noch nicht einmal begonnen, die Karten zu studieren. Sobald ich über meine Zielperson nachdenke, verzweifle ich an der Dummheit der Menschen. Sie beschäftigen sich einzig und allein mit ihrer Ablenkung, lassen denen, die hinter dem Vorhang am Machtspieltisch sitzen, die Kugel drehen. Hilf mir!“ Ich stupste sie mit meiner Fußspitze, küsste sie und wanderte zu ihrem Ohr. „Bitte, bitte. Kannst du nicht gemeinsam mit Eve ein Land für mich aussuchen. Schließlich war es deine Idee. Du kannst es einfach besser.“
Schon an ihrer Umarmung konnte ich spüren, dass ich sie um den Finger gewickelt hatte. Ich drückte sie fest an mich, hob sie hoch und drehte sie, bis es mir schwindelig wurde. Eve kam aus dem Badezimmer und kicherte los.
„Na, die zwei Verliebten im Maientanz. Ihr seid mir schon so Bärchen.“
Eve hatte selten die Stimmung irgendjemand zu verniedlichen. In solchen Momenten steigerte sich mein Gefühl, dass Eve der Mann in unserer Liebesbeziehung war. Melanie, ihre angetraute Frau und ich die männliche Geliebte, mehr Schlampe, als der fürsorgliche Freund. Melanie küsste mich noch einmal, drehte sich zu Eve und bat sie, ihr bei den Kartenstudien behilflich zu sein.
„Shey, mir fehlt noch eine Karte aus dem asiatischen Bereich. Shanghai genau genommen, in den frühen Jahren des neunzehnten Jahrhunderts. Ja, vor den Opiumkriegen. Ich habe sie gestern bereits im Antiquariat Tresor bestellt.“
Sie deutete mit einer Geste an, ich solle los, sie und Eve werden den müßigen Teil der Recherche übernehmen.
„Das Antiquariat befindet sich beim Römer.“, erinnerte mich Eve und äffte Melanie nach.
Sie erahnte, was gespielt wurde. Ich beeilte mich, nicht, dass sie es sich zwischenzeitlich anders überlegten. Ich sauste los, doch die A66 war um die Mittagszeit restlos ausgebucht. Es tat auch keine Not schnell am Ziel anzukommen, also startete ich Trap&Hard, drehte laut auf, feierte im Bentley mein Leben, zog noch ein, zwei, drei Löffelchen Weißes und trommelte gegen das Lenkrad. Für mich war in diesem Augenblick die Welt rund, sie drehte sich, schneller und schneller. So schnell, dass ich den Weg kaum wahrnahm.
Plötzlich wurde ich von einer adretten Dame angesprochen.
„Guten Tag. Kann ich ihnen weiterhelfen?“
Ich schüttelte den Kopf zum wachwerden, die Narkotika hatte mich im Griff.
„Ja, sie können.“, antwortete ich spontan und fühlte mich in einer Schlüsselszene von Fear and Loathing in Las Vegas gefangen. „Shanghai!“, presste ich heraus, bemühte mich die Umgebung zu erfassen. „Shanghai!“, dieses Mal konzentriert betont.
Die Dame blickte mich durch ihre Brillengläser an, doch ich bemerkte, wie sich ihre Stirn runzelte. Wenn ich ihr nur einen Moment ließ, dann würde sie von einem Gedankenblitz heimgesucht. Und tatsächlich das Wunder geschah.
„Ah, sie sind der Freund von der jungen attraktiven Frau mit dem russischen Akzent, die gestern etliche Rollen erworben hatte.“ Ich nickte. „Folgen sie mir. Sie werden erstaunt sein, ich habe tatsächlich eine Karte ersteigern können. Welch ein wundervoller Kupferstich. Da haben sie wirklich Glück. Nicht zu glauben, dass es so einen seltenen Schatz noch zu erwerben gibt.“
Ich lief brav mit, ließ mir die prachtvolle Karte zeigen, nutzte den Moment meine Sinne zu schärfen und bat die Dame, dass die Karte mit einem Eilboten zu meinem Domizil überbracht werden sollte. Ich bedankte mich herzlich für den Einsatz und benötigte unbedingt frische Luft.
„Wow, dachte ich mir, das war eine Dröhnung. Wo steht mein Wagen?“
Bevor ich unnötig ins Grübeln kam, suchte ich den nächsten Straßenbäcker auf, bestellte mir einen doppelten Espresso und atmetet bewusst tief ein. Ich nippte an der Tasse und wen sah ich da urplötzlich im Augenwinkel. Ben, mein Junge, stromerte mit abgerissenen Typen durch die Straße. Sie waren dem Aussehen nach durchweg älter als mein Sohn. Ich beobachtete die abstrakte Szene. Ben hatte seinen Kopf gesenkt, seine ungepflegten Wuschelhaare benötigten unbedingt Shampoo und einen Kamm. Er trug noch immer dieselbe zerrissene Hose. Seine Kollegen, oder Freunde, oder wer immer auch diese zwielichtigen Kerle waren, lebten nach ihrem verkommenen Äußeren zu urteilen, unter der Brücke.
Ben sprach einen alten Passanten an, der sofort seinen Stock erhob.
„Geh was arbeiten, du Gesindel. Arme Rentner am helllichten Tage anzubetteln, schäm dich.“
Ben schimpfte, probierte es beim Nächsten. Doch meinem Jungen war das Glück nicht hold. Ich bezahlte meinen