Vatermissbrauch. Shey Koon

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Название Vatermissbrauch
Автор произведения Shey Koon
Жанр Языкознание
Серия Shey&Ben
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748590910



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Sandra, und deutete mit ihrem Finger auf das Bild.

      Ich riss mich zusammen und schob ihr das Bild rüber. „Nimm es, ich will es nicht.“ Ich forderte sie schroff auf, sofort zu gehen.

      Sandra erhob sich wortlos, ließ das Bild liegen. „Shey, Ben ist dein Sohn.“ Sie setzte einen Schritt nach vorne. „Er wird sterben. Verstehst du? Ben wird sterben.“, schluchzte sie und trottete mit hängenden Schultern davon. Nur der Duft ihres Parfüms blieb bedrohlich in der Luft hängen.

      Verwirrung durchströmte meinen Geist, ich bewegte meine Hand langsam den Tisch entlang und griff mir das Foto. Ben war ein gutaussehender Junge, das hatte er eindeutig von mir. Er war mir wie aus dem Gesicht geschnitten. Nur der Glanz seiner Augen schien erloschen. Wahrscheinlich lag es an der schlechten Aufnahme des Bildes. Ich steckte das Foto ein, trank zügig meinen Latte Macciato und besuchte die Zeil, Frankfurts stark besuchte Einkaufszeile. Sie bot mir die dringend benötigte Ablenkung. Ich beobachtete die Vielfalt der Menschen, lauschte dem Geigenspieler, verdammte den niedergedrückten Moment. Erst als ich bei meinen beiden Geliebten war, konnte ich mich fassen, den miesen Gedanken verdrängen, der mich unvorbereitet ereilt hatte.

      „Shey, Shan Zeibo ist eine umtriebige Kakerlake. Sie ist überall und nirgendwo. Ich kann dir versprechen, sie aufzuspüren wird wohl das schwierigste Unterfangen in dem gesamten Auftrag. Kein Licht lockt sie hervor, sie lebt als Schatten in der schwarzen Unterwelt. Abgesehen davon, dass sie Tausendschaften von Geheimdienstleuten als ihre Schutzentourage beschäftigt, ist sie noch dadurch außergewöhnlich, dass sie grenzenlos über unseren Planeten jetten kann. Die Tore der Welt werden ihr bedingungslos aufgerissen, kein Zoll und kein Gesetz hält sie auf. Informationen über sie einzuholen ist ein gefährliches Unterfangen, denn niemand ist vor ihr sicher. Die Angst, die sie verbreitet, ist unermesslich.“, berichtete Melanie kühl und sachlich, während Eve die Bildschirme im Auge behielt.

      Ich zuckte mit den Schultern, rollte mir einen Spliff und verzog mich auf die Terrasse. Gedankenversunken saß ich da. Melanie folgte mir, nahm mir den Spliff aus dem Mund, zog daran, küsste mich und steckte in mir wieder zwischen den Lippen.

      „Ist was?“, fragte sie mich verunsichert.

      Ich zog sie zu mir auf den Schoß. „Alles gut.“, beschwichtigte ich sie. „Ist nur wegen dem Auftrag. Ich bin gespannt ob wir diesen speziellen Fall lösen können.“

      Melanie stupste mir in die Seite. „So kenne ich dich überhaupt nicht. Das ist doch nicht dein Ernst. Du bekommst doch immer alles hin.“, lachte sie mich an. „Denk dran, wir sind zu dritt, darauf kannst du dich verlassen. Wer ist schon Shan Zeibo.“ Melanie stand auf und ließ mich alleine.

      Ich griff in die Seitentasche meines Jacketts, nahm das Foto von Ben in die Hand, bewunderte meinen tollen Jungen. Vierzehn Jahre, welch ein wunderbares Alter. Mir schwirrten in dem Alter nur Flausen durch den Kopf. Was kostete die Welt, war mein Credo. Ich lächelte, dachte an unsere gemeinsamen Anfangsjahre zurück und zerriss das Bild. Ich hielt es für besser manche Geister schlafen zu lassen. Ich hatte mich um einen Auftrag zu kümmern und war mit meinen beiden Ladys mehr wie ausgelastet. Ich drückte meinen Spliff aus, begab mich zurück zu meinen beiden Engeln, öffnete meine Arme und grinste.

      „Shan Zeibo, ein hübsches Fräulein. Sie ist also die dritte Frau, die ihr sehnlichst für mich gesucht hattet, oder?“

      Augenblicklich visierten mich vier mordlustige Augen an, zeitgleich schnellten Eve und Melanie hoch und stürmten auf mich zu. Ich wich ihnen geschmeidig aus, rannte türmend um den Tisch herum. Sie versuchten mich einzukreisen, doch ich war schneller. Ich schwang mich gekonnt über das Sofa, sie hetzten wie mordgierige Hexen hinter mir her. Vereint versuchten sie mich zu ergreifen, wir lachten, ich war wendig wie ein schwarzer Panther, wenn da nicht dieser verflixte Teppich gewesen wäre, über den ich tollpatschig stolperte. Ich flog der Länge nach hin. Sie schmissen sich mit voller Wucht auf mich, boxten mich, zogen mir gnadenlos an den Haaren und bissen mich. Ich hielt mir schützend meine Arme vors Gesicht und es dauerte bis sie sich ausgiebig an mir abreagiert hatten. Sie richteten mich übel zu. Erst als ich ihnen versprach, dass ich auf der Stelle einen Juwelier bestellen würde, ließen sie von mir ab. Ich bereitete zum Zeichen des Friedens den kolumbianischen Spiegel vor, ließ meinen Ladys galant den Vortritt und organisierte den Termin mit dem Schmuckhändler.

      Während der Concierge mit dem Juwelier meine Ladys beriet, begab ich mich an die hoteleigene Bar des Tizian´s und bestellte mir einen Matcha-Tee. Ich war nicht in der Stimmung, mir einen neuen Blingring auszuwählen. Erst als der Concierge mich bat, die Freude meiner Ladys zu teilen, begab ich mich zurück auf die Suite. Sie huschten sofort herbei, kokettierten mit ihren neuerworbenen Kostbarkeiten, flippten aus.

      „Guck mal einer an. Der Wahnsinn. Was für ein Schmuckstück.“ Ich hielt Eves pompöse Kette in meinen Händen. „Wundervoll. Ist das ein Smaragd?“, fragte ich erstaunt nach. Ein so klares Grün hatte ich selten gesehen. Obwohl ich selbst sieben edle Smaragde in meiner Edelsteinsammlung hortete. Ich zwinkerte ihr zu. „Nur deine Augen leuchten noch grüner.“

      Eve küsste mich, fraß mich auf. „Fantastisch. Solange du glücklich bist, bin ich es auch.“, flüsterte ich ihr ins Ohr, blinzelte zur Melanie.

      Sie strahlte, was sag ich, überstrahlte ein glänzendschönes Armband mit roten Rubinen, zwei Ohrringe mit roten Diamanten schmückten ihre Ohren und ein mit Alexandrite bestücktes Fußkettchen zierte ihren schlanken Fuß, dafür besaß sie, seit ich sie kannte, ein Faible.

      „Ich konnte mich nicht zurückhalten. Ich liebe sie eben alle.“, verkündete meine zarte Melanie.

      „Meine Engel, wir brauchen viel mehr Augen, die euch bestaunen und vor allem mich beneiden.“ Klatschend küsste ich meine Ladys, setzte noch einmal den Spiegel an, bereitete uns die betörende Auffrischung vor.

      Frisch gepudert besuchten wir den Ivory Club. Der Hotspot der Stadt erinnerte mich, wann immer ich dort auftauchte, sofort an Djans Palast, saßen wir doch inmitten eines auserlesenen Designs, mit einem freien Blick zum wohltemperierten gläsernen Raum, der eine gut sortierte Auswahl von edlen Weintropfen aus aller Welt darbot. Die beeindruckende Innengestaltung, mit dem dunklen warmen Edelholz, den weiß gedeckten Tischen, und den prachtvollen Accessoires spiegelte den Stil der kolonialen Epoche des alten Englands wider. Wir speisten ein pikantes Tandoori Chicken, tranken auserlesenen Whiskey dazu und schwatzten unbekümmert durch die Nacht, genossen die Blicke, die meine Luxus-Ladys auf uns zogen. Hätte Dali die Zeit nicht restlos dahin schmelzen lassen können, die Uhr salvadorianisch verbannen können.

      Doch dann, die Tür flog auf, Schüsse pfiffen durch den Raum, Gäste duckten sich kreischend vor den Kugeln, geistesgegenwärtig zog ich meine 35er Glock, meine Ladys ihre Ladycolts, aber bevor wir losstürmten, waren die Angreifer bereits verschwunden.

      „Bestimmt einer der städtischen Gangs!“, beschwichtigte ich Eve und Melanie. „Lasst uns die Kurve kratzen! Oder hat jemand von euch Laune für eine Befragung über. Ich habe jedenfalls keinen Bock auf das Gespräch mit der Polizei.“

      Fluchtartig verließen wir den überfallenen Club, unser Chauffeur fuhr sekundenschnell vor und kutschierte uns zurück zur Villa, während wir erhitzt über den Überfall debattierten.

      „Eines Tages kümmern wir uns auch um diese scheußliche Plage.“, schwor ich mir. „Da jetzt wohl niemand von uns schlafen kann, lasst uns nach Shan Zeibo Ausschau halten. Wir werden sie finden. Da bin ich mir ganz sicher. Ich werde mir nur für sie eine ganz besondere Waffe schmieden lassen, mit allen Raffinessen, die der Markt zu bieten hat.“ Ich klatschte vor Freude in die Hände, während mich zwei Ellenbogen in die Seiten stupsten. „Ist ja schon gut!“, beschwichtigte ich die Situation.

      Im Domizil angekommen, streifte ich mir meine Laufsachen über und ließ die beiden mit den unzähligen Bildschirmen und Laptops alleine zurück. Ich atmete tief durch, rannte mir den Stress aus dem Leib. Offene Schießereien waren in Frankfurt keine Seltenheit, verfeindete Gangs kämpften um die Vorherrschaft im Rotlichtmilieu, lauerten sich gegenseitig auf und schossen gnadenlos aufeinander. Wir hatten an diesem Abend Glück. Verdammtes Glück. Sie nahmen keine Rücksicht auf Verluste, schonten selbst die unschuldigen Bürger nicht.