Du weisst, warum.... Andrea Lieder-Hein

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Название Du weisst, warum...
Автор произведения Andrea Lieder-Hein
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847675341



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zu der Zeit des Unfalls bei ihren Kindern in Bochum.

       Lasse Pedersson war erst 44 Jahre alt und hinterlässt eine 19jährige Tochter. Besonders schmerzlich ist dieser Tod für Tochter Emily. Vor 13 Jahren ertrank ihre kleine 3jährige Schwester in St. Peter-Ording vor den Augen der Familie. Ein Priel riss sie innerhalb von Sekunden in die eiskalte Nordsee. Wenige Tage später verschwand ihre Mutter, von der bis heute jede Spur fehlt.

       Das ist aber ne echte Pechfamilie. Oder was, Okka?

       Tja, Malte, gibt so Familien, wo sich das Unglück häuft.

       Meinst du, so ein Unglücks-Gen?

       Genau. Um 22:00 Uhr zum Fêtenkeller, vorher um 21:00 Uhr ins Milliöh. OK, Malte?

       Du Milliöh und ich Fêtenkeller. Ich kenn da den DJ.

       OK, dann Ergebnisse morgen um 8:00 Uhr in meinem Büro. Ich gebe jetzt die Suchmeldung an das „Kieler Tagblatt“ (KT) weiter. Bis morgen. Und ... bleib sauber.

      ***

      Kieler Tagblatt. Sie sprechen mit Frau Schumacher.

       Hauptkommissarin Okka Madsen, Vermisstenstelle Kiel. Verbinden Sie mich bitte mit Birke Engel?

      Einen Augenblick, bitte.

       Birke Engel.

       Hauptkommissarin Okka Madsen, Vermisstenstelle Kiel. Sie haben Anfang Januar über einen Unfall mit Todesfolge berichtet. Lasse Pedersson, der Postbote.

       Ja, ich erinnere mich gut. Ich war vor Ort, konnte aber kein Foto machen. Es war unglaublich. Unglaublich traurig. Nichts mehr übrig vom Körper.

       Frau Engel, wir möchten eine Vermisstenmeldung rausgeben. Es handelt sich um die Tochter des Postboten. Sie wird seit Samstag vermisst. Ich maile Ihnen unsere Erkenntnisse und ein Foto zu und Sie veranlassen das? Nur, weil Sie die Familie ja praktisch kennen. Wegen Ihres Berichtes vom Unfall.

       Sehr gut. Schicken Sie die Info an „Redaktion-Engel-ät-Kieler-Tagblatt.de“

       Wunderbar. Wir bleiben in Verbindung?

       Auf jeden Fall.

      Wenige Minuten später erreichte Birke Engel die Mail der Polizistin und Birke fing sofort an zu schreiben. Es sollte unbedingt noch in die Dienstag-Ausgabe. Das wurde knapp, aber der Nachtdienst hatte immer eine Lücke für wichtige Mitteilungen frei. Zur Not flog was anderes raus und kam dann einen Tag später.

      Bei Kaffee und Äpfeln schrieb und korrigierte und las und tippte Birke Engel, bis sie zufrieden war.

       Emily P. (19) aus Süderfelde seit Samstagnacht vermisst

      Spur verliert sich im Fêtenkeller in Kiel

      Von Birke Engel

      Süderfelde/Kiel – Von Emily P. (19) aus Süderfelde fehlt seit Tagen jede Spur. Die junge Frau wird seit ihrem Besuch im Kieler Fêtenkeller in der Nacht von Samstag auf Sonntag vermisst. Sie trennte sich nach einem Streit von ihrer Clique und besuchte den Fêtenkeller in Kiel, vermutlich alleine. Hinweise bitte an die Polizeidirektion Kiel oder an das „Kieler Tagblatt“.

      Kurz, aber alles drin. Mehr muss nicht, dachte Birke, als sie den Text an das Postfach der Redaktionen beamte. Es war sowieso schon spät und da würden ihre Kollegen froh sein, wenn sie nur für 12 Druckzeilen eine Lücke in der Dienstagsausgabe finden brauchten.

      Milliöh und Fêtenkeller

      Um genau 21:00 Uhr betrat Edda Asmussen das Milliöh. Sie hatte mit Okka tauschen müssen, weil sich im Fall Emily neue Dinge getan hatten. Edda fühlte sich leicht angepisst, denn sie wollte abends mit ihrem Kollegen Joost Christiansen italienisch essen gehen. Aber das Leben war kein Wunschkonzert.

      Als sie das Milliöh betrat, war noch niemand da. War auch zu früh für Party. Das konnte ihr nur recht sein. Um so eher konnte sie wieder nach Hause. Suchend blickte Edda in die Runde. Niemand da. Also setzte sie sich auf einen Hocker an den Tresen.

      Nach einer gefühlten Stunde, also nach ungefähr zehn Minuten, kam ein junger Mann mit Dreitagebart herein.

       Was soll’ s sein? So früh ist hier noch nichts los. Am besten kommste später wieder. Tät mir auch besser passen. Dann kann ich noch etwas chillen.

       Edda Asmussen, V ermisstenstelle Kiel. Ich komme wegen Emily Pedersson. Die soll hier am Samstag aufgekreuzt sein und wird seitdem vermisst. Irgendwelche Erinnerung an sie? Wennste chillen willst, dann aber los. Je fixer die Antwort, je schneller biste mich los.

       Pedersso n? Pedersson? Dunkle lange Haare, stark geschminkte Augen? Um die zwanzig?

       Hier, das ist ein Foto von ihr.

      Joo, die mein ich. Wann soll die hier gewesen sein?

       Samstag .

      Ja, die war hier. Mit ner Clique. Fünf oder so. Bis sich die beiden Tussen gezofft haben. Eine war die Pedersson. Die da vom Foto. Die ist dann los. Stinksauer.

       Wann?

       Ungefähr Mitternacht. Ich guck nicht dauernd auf die Uhr.

       Sonst noch was?

       Nö.

      Alles Klaro. Danke. Tschüssie.

      ***

      Malte Baumann zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief. Sauber. Was für ein Genuss.

      Malte hatte am Silvesterabend beschlossen, ab dem ersten Januar, nach dem Aufstehen, das Rauchen aufzugeben. Er hatte einige Tage durchgehalten. Das war schon was. Aber nun musste er sich erst einmal stärken.

      Dann betrat er den Fêtenkeller. Kalli, wie sich Kai Carlson hier nannte, stand schon bereit und erwartete ihn. Kalli und er waren zusammen zur Schule gegangen. Enge Freunde gewesen. Inzwischen hatten sie sich etwas aus den Augen verloren, aber sobald sie zusammen waren, sprang der Funke sofort über.

       He, he, Kalli. Was geht?

       N ’ Bierchen?

       Bin im Dienst.

      Also n’ dienstliches Bierchen auf’s Haus.

       OK. Mach rüber.

      Willst was über die schnuckelige Emmy wissen? Deshalb der Anruf und unser „Date“ so früh hier?

       Emmy?

      Ja, so heißt sie unter Freunden.

      Ah. Wusste ich nicht. Emmy. Genau. War da was? Samstagnacht?