Märchen helfen heilen. Gudrun Anders

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Название Märchen helfen heilen
Автор произведения Gudrun Anders
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847683803



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Papagei am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich wieder gut und um eine Erkenntnis reicher. Fröhlich und beschwingt nahm er seinen Zettel und zerriss ihn in tausend kleine Teile. Er wollte jetzt sein Lebenslicht behalten und mehr noch: Er wollte seinen Eltern und allen anderen Lebewesen mitteilen, dass Fröhlichkeit und Lachen die schönsten Dinge auf der Welt waren. Er wollte sich von anderen nicht mehr in die Traurigkeit hineinziehen lassen. Das stand für ihn jetzt fest wie das Amen in der Kirche. Der kleine Papagei tat es auch. Es dauerte gar nicht lange, bis er überall für seine Fröhlichkeit bekannt war. Bald kamen viele Menschen zu ihm und ließen sich von ihm erzählen, wie sie für immer fröhlich sein konnten.

      Grundbausteine der Kreativität

      Viele Menschen glauben, dass sie einfach nicht kreativ sein können. Das stimmt nicht. Jeder Mensch ist kreativ - der eine hat bloß seine Kreativität entwickeln können oder dürfen und der andere nicht. Kreativität entsteht entweder durch einen Geist, der es gewohnt ist, Dinge zu hinterfragen und von verschiedenen Seiten zu beleuchten.

      Ein gut trainiertes Gedächtnis findet meistens viel schneller und effektiver die Lösung für ein Problem, als jemand, der sich in dieser Richtung nicht orientiert hat. Das ist aber nicht die Kreativität, die wir normalerweise mit dem Wort „Kreativität“ in Verbindung bringen. Wenn ich hier von Kreativität spreche, so meine ich eher so etwas wie den Kontakt zum Inneren, zur inneren Weisheit. Manche würden vielleicht von der Verbindung zum inneren Kind sprechen oder dem Anschluss an die universelle Weisheit. Und diese Art der Kreativität ist bei jedem Menschen latent vorhanden bzw. - sofern sie abhanden gekommen ist - wieder erlernbar.

      Da diese Kreativität immer vorhanden ist, gibt es prinzipiell keinen Grund dafür, sie nicht zu nutzen. Unsere Gesellschaft aber ist so aufgebaut, dass wir schon im Teenageralter - und manchmal sogar noch früher - die natürliche uns innewohnende Intelligenz negieren und als nicht wertvoll erachten. Das ist schade, denn dadurch verlieren wir den Kontakt zu unserem Inneren, zur inneren Stimme, zu unseren wahren Bedürfnissen. Scheinbare Bedürfnisse wie Autos, mehr Geld, besserer Job, größtes Haus im Ort usw. werden wichtiger und überdecken unsere wahren Bedürfnisse nach Zuwendung und Anerkennung, Liebe, Freundschaft, Verständnis und echter Wärme immer mehr. Bis wir uns eines Tages so sehr in die äußere Welt verstrickt haben, dass die innere Welt verzweifelte Hilfeschreie in Form von Depressionen, Krankheit oder Unfällen zu uns schickt.

      Die innere Welt macht sich auf vielfältige Art und Weise sehr häufig bemerkbar. Hören wir auf diese Signale und versuchen, in unseren persönlichen Nebenfluss wieder hineinzukommen, sind wir guter Dinge, nehmen das Leben leichter und spielerischer. Hören wir nicht auf diese Signale, hat das Leben manchmal einen Schicksalsschlag für uns parat, um uns wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Leider meinen viele Menschen, dass dieses dann eben Schicksal sei - und damit unabänderlich. Mit Schicksalsschlägen müsse man sich halt abfinden - und dann genauso weiterleben wie bisher.

      Leider geht das nicht, es sei denn, sie möchten noch einen weiteren Schlag ins Genick bekommen und einen weiteren und einen weiteren... Wenn sie kreativ sein möchten und ihr Leben gestalten, sollten sie auf die kleinen Warnsignale des Lebens achten und ihren Kurs korrigieren.

      Aus eigener Erfahrung kann ich ihnen nur sagen, dass es sich lohnt. Hätte ich damals das Märchen nicht geschrieben, hätte ich wahrscheinlich meine weitere Karriere in psychiatrischen Anstalten gemacht - und dieses Buch, das Ihnen helfen will, mehr zu sich selbst zu finden, wäre niemals geschrieben worden.

      Meine innere Stimme war damals so massiv, dass ich sie hören musste - obwohl ich eine Heidenangst davor hatte, mir selbst zu begegnen. Genau diese Angst aber war meine Rettung, denn sie weckte auch gleichzeitig meine Neugier auf das unbekannte Wesen, das ich mir selber war.

      Der wichtigste Grundstein der Kreativität sind daher sie selber und Ihre Fähigkeit zu denken. Ein denkender Geist kann jederzeit kreativ sein, wenn er es will!

      Also, wenn sie wollen, seien sie doch einmal mit mir kreativ und schreiben sie jetzt mindestens drei Sätze auf, die ihnen ganz spontan einfallen:

      1) ____________________________________________________

      2) ____________________________________________________

      3) ____________________________________________________

      Sehen Sie? Sie sind kreativ - vorausgesetzt, sie hatten gerade einen Schreiber zur Hand oder waren in der Lage, sich schnell einen zu holen, um kreativ sein zu können. Sie haben es geschafft, ein paar Sätze auf das Papier zu bringen, die ihnen spontan eingefallen sind. Damit kennen Sie den dritten Grundbaustein der Kreativität.

      Nein, nicht der Kugelschreiber, sondern ihre Fähigkeit, ihre Gedanken zu beobachten, zu strukturieren, sie in Worte umzuwandeln und aufzuschreiben. Wenn sie sich jetzt auch noch zutrauen, einmal das aufzuschreiben, was ihrem Kopf sinnlos erscheint, haben sie den vierten Grundbaustein der Kreativität ebenfalls gemeistert.

      Vielleicht stellen Sie sich das momentan schwierig vor, das ist es aber nicht, wie sie weiter hinten im Übungsprogramm sehen werden. So möchte ich auf diesen Punkt etwas später noch einmal zurückkommen.

      Der letzte Punkt ist die Fähigkeit, für einen Moment den Alltag mit all seinen Pflichten zu vergessen und bereit zu sein, sich entspannt auf ihr Inneres einzulassen. Und wenn sie dazu auch nur ein bisschen bereit sind, steht ihrer Kreativität - wie auch immer diese sich bei Ihnen ausdrücken will - nichts mehr im Wege.

      Wollen Sie eine kleine Vorübung machen? Dann „sprechen“ sie doch einmal mit ihrem Inneren. Nennen Sie es ihr inneres Wesen, ihr inneres Kind, ihre innere Weisheit oder wie auch immer. Stellen Sie diesem Wesen eine Frage, die sie im Moment beschäftigt.

      Frage: _____________________________________

      Jetzt nehmen Sie ihren Stift in die andere Hand (bei Rechtshändern also die linke Hand) und schreiben sie auf, was Ihnen in den Sinn kommt. Denken Sie ruhig einen Moment nach, lassen sie ihr Inneres zu Ihnen sprechen, horchen sie bewusst auf die Gedanken, die zu ihnen kommen wollen und versuchen sie nicht, das gedachte zu zensieren. Lauschen sie einfach nach Innen und schreiben Sie dann das Gehörte nieder.

      ______________________________________________________________

      Machen Sie sich keine Sorgen, falls sie nichts zu Papier gebracht haben sollten. Am Ende dieses Buches gebe ich Ihnen eine genaue Anleitung, wie sie kreativ schreiben lernen. Aber wenn oben schon etwas stehen sollte: Herzlichen Glückwunsch! Sie haben den ersten Schritt in ihr inneres Wesen gemacht und sie jetzt bereit, sich auf mehr einzulassen.

      Haben Sie gemerkt, dass es gar nicht so schlimm ist, sich auf sich selbst einzulassen?

      Die Blume erfüllt die Wünsche

       Es war einmal ein Igel, der ein schönes Zuhause hatte. Er lebte in einer alten Holzhütte, die einst von Menschen bewohnt war. Aber diese Menschen waren schon vor langer Zeit in die Stadt gezogen. Fast alles hatten sie mitgenommen, nur eine Blume nicht, die schon seit ewiger Zeit vor dem Kamin stand und ihre Wurzeln bis tief in die Erde gegraben hatte. So sehr die Menschen es auch versuchten, die Blume blieb standhaft und wollte sich nicht vom Fleck rühren.

      

       Der Igel liebte diese alte Hütte, dann im Winter brannte immer der Kamin und er konnte sich nicht erklären, wer ihn in Schach hielt. Der Kamin brannte eben und so machte der Igel es sich dort gemütlich. Auch in diesem Jahr war es wieder Winter geworden, draußen vor der Hütte lag der Schnee ziemlich hoch. Aber der Igel hatte genügend Vorräte gesammelt und räkelte sich genüsslich am Kamin. Oft schaute er die wunderschöne Blume an, die dort vor dem Kamin blühte und wünschte sich, dass sie noch lange so blühen möge.

      

       Eines Morgens aber entdeckte