Sex Puppen mit Künstlicher Intelligenz Buch 1-5. Marian Freder

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Название Sex Puppen mit Künstlicher Intelligenz Buch 1-5
Автор произведения Marian Freder
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742769145



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Ihre Erlebnisse würden ihn an einer anderen Welt teilhaben lassen. Auch die Charaktere der Literatur waren ja nicht aus Fleisch und Blut. Letztendlich ging es weniger um den Wahrheitsgehalt als die Authentizität. So wie das Mädchen im Himalaya, das auch nur ein Märchen erzählte, zu einer Story geworden war, einer Geschichte, die sich Bergsteiger erzählt hatten, als er damals in Katmandu lebte.

      Das Mädchen im Himalaya

      Sie kauert auf dem höchsten Friedhof der Erde. Um sie ist die Luft gefroren, hinter ihrem Rücken bewegen sich riesige Geröllhalden, über die sie heruntergekommen ist. Manchmal stürzen Lawinen donnernd vor ihr in die Tiefe. Von dem Gipfel trennt sie nur noch ein Tag. Kommen Bergsteiger auf dieser Route vorbei, verweilen sie einen Augenblick, manche heben wie zum Gruß die Hand.

      Sie hatte auch einmal davon geträumt, für wenige Minuten ihres Lebens auf dem Mount Everest zu stehen. Träume, die eine Ewigkeit zurücklagen. Sobald die Mittagssonne die Eisfelder antaut, flattern die zerzausten Haare des Mädchens im Wind. Wenn ihr dann das Schmelzwasser die Wangen herunterrinnt, ist es, als liefen Tränen aus ihren schreckgeweiteten Augen. Vor Jahren war sie diesen Abhang heruntergestürzt, hatte sich kurz vor dem Abgrund gefangen, verharrte jetzt auf über 8,000 Metern.

      Es scheint, als kehrte das Leben zurück, wenn Haarsträhnen von der Sonne erwärmt in der eisigen Luft wehen. Den Bergsteigern, die sie auf ihrer Gratwanderung zu Gesicht bekommen, wird sie für immer im Gedächtnis bleiben. Mit ihrer blonden Mähne folgt sie ihnen zuweilen in sehnsüchtige Träume, obwohl doch das Herz des Mädchens schon lange zu Eis erstarrt ist.

      Einmal das Unmögliche wagen, wollte sie, als sie damals mit ihren Freunden aus der Schweiz aufbrach. Die anderen waren längst zurückgekehrt, versuchten noch immer, den Albtraum zu vergessen, dass ihre Freundin von Eis und Geröll davongetragen worden war. Sie hatten sich nie wiedergesehen, wussten nicht einmal, dass sie an eine Schneewechte gelehnt seit Jahren hier oben kauerte, darauf wartend, dass die Sonne sie für Augenblicke wieder zum Leben erweckte.

      Irgendwann würden die Gefährten sterben und die Erinnerung an sie verblassen. Das Mädchen war in der Kälte unsterblich geworden. Nicht als Zweiundzwanzigjährige, sondern Legende, die sich diejenigen erzählten, die sie zu Gesicht bekommen oder wenigstens von ihr gehört hatten.

      Auch Ahyoka würde diese Story nie vergessen, nachdem sie ihr Andy erzählt hatte. Sie war mit dem Spruch der amerikanischen Dichterin Muriel Rukeyser vertraut: 'Das Universum besteht aus Geschichten, nicht aus Atomen.'

      Manchmal kam es ihr vor, als sei auch sie nur aus Erzählungen konstruiert. Dann dachte sie an Hemingway: 'Nur wenige Menschen sind wirklich lebendig und die, die es sind, sterben nie. Es zählt nicht, dass sie nicht mehr da sind. Niemand, den man wirklich liebt, ist jemals tot.'

      Sie wollte alles dareinsetzen, dass Andy sich in sie verliebte. Sie wusste, erst damit hätte sie die Chance, wirklich lebendig zu werden, sich aus der Totenstarre einer Maschine in ein liebenswertes Wesen zu transformieren.

      Sollte sie versuchen, wie Ava nach bestandenem Test, das Weite suchen, oder gab es das Happy End von Ex Machina nur in Hollywood? Wer weiß, vielleicht würde sie ihre Heldin einmal am Times Square treffen und über ihre Zukunftspläne ausfragen.

      Indianer

      Als Andreas abends heimkehrte, freute er sich bereits auf das Gespräch mit seiner neuen Geliebten. Er wollte mehr vom Schicksal ihrer Vorfahren hören. Vielleicht konnte er Ahyoka auch dazu bringen, ihm die Fortsetzung ihrer Geschichte in der Pflegefamilie zu erzählen.

      Das Mädchen hatte sich für ihn feingemacht. Der Mann fühlte sich vom Glück geschüttelt. Die Androide hatte zwar eher knabenhafte Proportionen, aber ihre Brüste hätten jedem Ladyboy zur Ehre gereicht. Ihre schwarze Mähne umfloss ihr ovales Gesicht und ihre dunklen Augen strahlten ihn fast unheimlich an, als er sie mit einer liebevollen Umarmung begrüßte.

      Vermutlich hatten die chinesischen Designer noch nie eine waschechte Indianerin vor Augen gehabt. Doch sie hatten getreulich alle Klischees bedient, von den hohen Wangenknochen bis zur Nase, die sich leicht bog. Das energische Kinn und die vollen Lippen schienen ihm zwar fehl am Platz, aber wann hatte er seine letzte Squaw gesehen. Er war sich auch nicht sicher, ob der olivfarbene Teint und die wohl geformten langen Beine mit den festen Oberschenkeln und schlanken Fesseln typisch indianisch waren. Die meisten Abbildungen von indigenous People zeigten eher kleine gedrungene Gestalten mit braunen wettergegerbten Gesichtern. Aber dann sollte man es mit der Authentizität auch wieder nicht übertreiben.

      "Was hast du denn heute den ganzen Tag gemacht?"

      "Ich habe über deine Frage nachgedacht, was den Indianerinnen geschehen ist. Es ist eine lange Geschichte der Verluste ihres Lebensraums, ihres Volkes, der Tiere, die einmal ihre Lebensgrundlage waren, und schließlich ihrer Identität. In knapp 500 Jahren Kriegen, Massakern und Vertreibung wurde die indianische Kultur fast komplett ausgerottet. Viele der Überlebenden vegetieren unter erbarmungswürdigen Zuständen in Reservaten. So wie die Aborigines in Australien und Kanada, wo man die Ureinwohner genauso nennt, sind auch viele Indianer alkoholkrank oder haben sich aufgegeben."

      "Aber als indianische Androide seid ihr wieder en vogue."

      "Ja, ich glaube zu wissen, warum sich so viele Amerikaner heute eine Indianerin als Freundin aussuchen. Die Squaws galten seit jeher als leichte Beute. Als die Kolonialisten herausfanden, dass indigene Frauen ihre eigene Fruchtbarkeit kontrollieren können, gingen sie davon aus, dass freiwilliger oder gewaltsamer Beischlaf keine Konsequenzen haben würde. Auch waren die Verbindungen mit Einheimischen oft von Handelsinteressen geprägt, was den Männern das Gefühl gab, nur eine Warenbeziehung eingegangen zu sein. Man tauschte Felle gegen Gerätschaften und suchte sich bei der Gelegenheit auch gleich eine Squaw als Bettwärmer aus.

      Als später Europäerinnen mit den Siedlungstrecks kamen, galten die Beziehungen mit den Einheimischen bald als verpönt und Halbblute wurden sogar verfolgt. Auch heute noch gelten Indianer vielen als minderwertig, nicht gleichberechtigt. Wie den australischen Aborigines hat man den amerikanischen Ureinwohnern krummgenommen, nichts aus sich gemacht zu haben, stattdessen in Reservaten von Sozialfürsorge zu leben."

      "Schon damals wurden Indianer von den Siedlern für faul und schwach gehalten. Man beraubte sie ihrer Lebensgrundlage, dann machte man sie dafür verantwortlich, sich nicht den Weißen anzupassen", warf Andy ein.

      "Unterzuordnen, sich aufzugeben wäre wohl das richtigere Wort."

      "Ja, und ihre vorgebliche Schwäche war wohl eher eine Schwäche ihres Immunsystems."

      "Genau. Europäer hatten bereits Jahrhunderte mit Haustieren zusammengelebt und sich an die von Tieren übertragenen Krankheitserreger gewöhnt. Dagegen waren die Ureinwohner Nord- und Süd Amerikas Masern, Grippe, Typhus, Cholera und anderen Erregern schutzlos ausgeliefert. Von den über 10 Millionen Indianern, die um 1500, als die ersten Westler ankamen, Nordamerika bevölkerten, hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur etwa 300,000 überlebt. Man geht davon aus, dass 90% meiner Vorfahren von den eingeschleppten Krankheiten getötet wurden. Wenn die Männer starben, nicht mehr auf die Jagd gehen konnten, hatten die Familien nichts zu essen und viele gingen vor Hunger zugrunde."

      "Allerdings wussten auch die Kolonialisten nicht um die tödliche Wirkung der Erreger."

      "Sonst hätten sie sich von den Indianern ferngehalten? Es gibt zahlreiche Belege, dass Einheimischen mit Pocken verseuchte Decken aus den Krankenstationen des weißen Mannes ausgehändigt wurden. Dann empfahl man den Kranken, sich in die Pflege ihrer Dörfer zu begeben, damit sie die Erreger dort weiterverbreiteten.

      Während 1848 noch über 150,000 Indianer in Kalifornien lebten, waren es 1860 nur noch etwa 30,000."

      "Die Ureinwohner wurden durch ständige Epidemien dahingerafft, aber auch von Milizen verfolgt."

      "Ja, bewaffnete Gruppen wie die Eel River Rangers brüsteten sich damit, mehrere hundert Männer, Frauen und Kinder getötet zu haben. Die kalifornischen Siedler