Verfluchtes Erbe. T.D. Amrein

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Название Verfluchtes Erbe
Автор произведения T.D. Amrein
Жанр Языкознание
Серия Krügers Fälle
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738008975



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ging zurück zum Eingang, und bereits nach wenigen Minuten hörte er das Martinshorn eines Polizeifahrzeuges näherkommen.

      Mit erhobenen Armen trat er auf die Straße, um die Beamten auf sich aufmerksam zu machen. Der Streifenwagen stoppte mit quietschenden Reifen, die Polizisten sprangen heraus und einer fragte, „haben Sie uns gerufen?“

      „Ja, das war ich, kommen Sie, da liegt Herr Mendel.“

      Die Polizisten untersuchten den leblosen Mendel. Griffen in seine Taschen und öffneten sein Hemd, um auch an seiner Brust zu horchen.

      Der Notarztwagen war inzwischen ebenfalls eingetroffen, zwei Männer mit weißen Helmen rannten in die Laube. Durch den Lärm begannen sich auch einige andere Laubenbesitzer auf der Straße zu versammeln.

      Der Notarzt schüttelte nach kurzer Untersuchung den Kopf. „Da können wir wirklich nicht mehr helfen. Der Herr ist bereits seit einigen Stunden nicht mehr am Leben. Sieht nach Herzversagen aus“, sagte er zu den Polizeibeamten.

      „Soll ich den Abtransport veranlassen?“ Einer der Polizisten schüttelte den Kopf, „nein. Wir warten auf Kommissar Reuter!“

      Der war inzwischen auch angekommen und wechselte auf der Straße ein paar Worte mit dem Notarzt. Merz konnte aber nicht hören, was gesprochen wurde.

      Danach trat Reuter in die Laube und warf einen Blick auf den Toten, der inzwischen mit einem weißen Laken zugedeckt worden war.

      Erst danach ging er auf Merz zu und reichte ihm die Hand. „Guten Abend Herr Merz! Na dann, erzählen Sie mal.“

      Merz wusste nicht so recht wo er anfangen sollte, deshalb sagte er: „Das ist Herr Mendel, ein alter Freund meines Großvaters. Ich habe ihn über eine Kleinanzeige in der FAZ kennen gelernt. Wir waren für heute Abend verabredet, und als ich gekommen bin, habe ich ihn tot aufgefunden. Darauf habe ich Sie sofort angerufen.“

      „Aber warum rufen Sie jemand von der Mordkommission?“, fragte der Kommissar. „Der Notarzt hat mir bestätigt, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein natürlicher Tod vorliegt. Haben Sie einen konkreten Verdacht, dass jemand nachgeholfen hat.“

      Merz knetete seine Hände, „wissen Sie, ich bin hier fremd. Und ich hatte gerade Ihre Karte in der Tasche. Ich habe darüber noch gar nicht nachgedacht aber, wenn man sein erschrecktes Gesicht sieht …“

      „Das ist normal“, wehrte der Kommissar ab. Wenn jemand einen Herzanfall erleidet, erschreckt er sich. Und wenn er schnell stirbt, kann dieser Ausdruck auf seinem Gesicht bleiben. Daraus können Sie nicht irgendwelche Schlüsse ziehen. Aber ich frage Sie jetzt noch einmal? Haben Sie irgendeinen Anhaltspunkt für ein Fremdverschulden?“

      „Nein“, antwortete Merz „Doch ich muss zuerst meinen Kopf etwas in Ordnung bringen.“

      „Gut. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, lassen Sie es mich wissen“, sagte der Kommissar.

      Sein Assistent sah ihn fragend an: „Ermitteln wir?“

      „Nicht wirklich. Aber wenn wir schon da sind, nehmen wir ein paar Fingerabdrücke von Klinken und Schubladen. Außerdem sehen Sie nach, ob etwas durchwühlt oder gewaltsam geöffnet wurde.“ Etwas leiser ergänzte er: „Nehmen Sie auch Abdrücke von dieser Weinflasche. Die hat sicher Herr Merz gebracht, dann können wir sofort vergleichen.“

      Er wandte sich wieder an Merz: „Den Rest können wir den Polizeibeamten überlassen. Wenn Sie wollen, kann ich Sie zur Pension Erika bringen. Die liegt auf meinem Weg.“

      Merz tat erstaunt. „Sie wissen, wo ich wohne?“

      „Das ist nur Zufall“, antwortete der Kommissar. „Wollen Sie?“

      „Ja gern, wenn ich kann, danke.“

      Dieses Mal folgte ihnen kein Schatten. Horst und Jens hatten sich beim Eintreffen der Polizei schleunigst verzogen.

      Auf der Fahrt fragte Merz den Kommissar, „was geschieht nun mit Herr Mendel? Werden sie eine Obduktion anordnen?“

      „Eine Obduktion kann nur der Staatsanwalt anordnen, Herr Merz. Falls wir etwas Auffälliges finden, werde ich ihn darum bitten. Aber ich rechne nicht damit.“

      „Gestern war er noch quicklebendig“, sinnierte Merz. „Und heute ist er einfach tot.“

      „Nehmen sie das nicht so schwer. In seinem Alter muss man damit rechnen. Und es ist eigentlich ein schöner Tod, so in seinen Rosen einfach umzufallen. Viele müssen noch lange Krankheiten ertragen“, antwortete der Kommissar.

      Merz wusste, dass er Recht hatte. Aber er wollte Mendel noch so viele Fragen stellen. Und außerdem war er noch nicht davon überzeugt, dass niemand an seinem Tod Schuld hatte.

      Der Kommissar ließ den Wagen halten, sie waren bei der Pension angekommen.

      „Wenn wir etwas für Sie interessantes ermitteln, melde ich mich. Ich kann Sie in der Pension erreichen?“, fragte der Kommissar.

      „Ja, ich bleibe sicher noch ein paar Tage hier“, erklärte Merz. „Auf Wiedersehen, Herr Kommissar.“

      Merz betrat die Pension, an der Theke stand seine Wirtin und sah ihn an. „Ist etwas passiert?“, fragte sie. „Ist Ihnen nicht gut?“

      „Ein Freund ist gestorben“, antwortete Merz.

      „Ach, das tut mir leid“, sagte sie. „Das habe ich auch gerade erlebt, er stammte aus der Schweiz, so wie Sie.“

      Merz sah sie fragend an: „Fritz?“

      „Sie haben ihn gekannt?“, staunte sie.

      „Ja, er war in meinem Auftrag in Frankfurt. Er sollte etwas für mich ermitteln.“

      „Er hat mir davon erzählt, aber den Namen seines Auftraggebers hat er nicht erwähnt. Deshalb konnte ich nicht wissen, dass Sie das sind. In einer Stunde kommt der Nachtportier. Wollen Sie dann vielleicht zu mir in die Wohnung kommen? Ich würde gerne mit Ihnen ein wenig über ihn plaudern. Und eventuell möchten Sie heute Abend ja auch nicht allein bleiben.“

      „Ja“, antwortete Merz. „Ich komme gern.“

      Eine gute Stunde später klingelte Merz an der Wohnungstür seiner Wirtin. Sie erwartete ihn bereits. „Kaffee oder Kognak?“, fragte sie.

      „Wenn ich bitten darf, beides“, antwortete Merz.

      Sie lächelte. „Genauso hat Fritz geantwortet. Und auch noch mit gleichem Akzent. Der arme Fritz. Jemand hat ihn hier in Frankfurt überfahren. Wahrscheinlich ein Betrunkener mit gestohlenem Auto. Niemand hat etwas gesehen. Aber ich will nicht von seinem Tod sprechen.

      Wir haben uns vor etwa dreißig Jahren kennengelernt. Ich habe diese Pension schon lange. Er war bei uns abgestiegen, und wie er mir gesagt hat, war er von meiner Stimme begeistert. Da war ich natürlich auch noch etwas jünger, es war sicher nicht nur das. Ich bin jung verwitwet, mein Mann ist in Russland gefallen. Die Pension habe ich von meinen Eltern geerbt, so dass ich immer ein Auskommen hatte.

      Fritz war zu dieser Zeit noch Angestellter, Detektiv ist er erst später geworden. Er war nur drei Monate hier, aber es war eine intensive Zeit. Er musste für eine Schweizer Firma etwas überwachen. Jedoch unsere ganze Freizeit haben wir zusammen verbracht.

      Dann musste er wieder nach Hause. Ich konnte nicht alles aufgeben, um mit ihm zu gehen. Darum haben wir uns erst jetzt wiedergesehen, aber das Schicksal hat uns nur ein paar Tage gelassen.“ Sie tupfte sich einige Tränen ab.

      „Was können sie mir über ihn erzählen, wie hat er gelebt?“

      Merz strich sich über die Nase. „Ich habe ihn eigentlich nicht so gut gekannt. Außer beruflich haben wir uns nicht oft gesehen. Er war ein paarmal für mich unterwegs, um einige Fakten zusammenzutragen. Ich habe die Informationen gebraucht, um Zeitungsartikel zu schreiben.“

      Merz machte eine Pause. „Darf ich fragen, ob er Ihnen etwas erzählt hat über seine Ermittlungen hier in Frankfurt?“

      „Er