Verfluchtes Erbe. T.D. Amrein

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Название Verfluchtes Erbe
Автор произведения T.D. Amrein
Жанр Языкознание
Серия Krügers Fälle
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738008975



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sich die Fingerabdrücke abnehmen lassen, wurde mit einer Platte in den Händen von zwei Seiten fotografiert, was ihm sehr demütigend erschien. Besonders missfiel ihm, dass der Beamte, der ihn in seine Zelle brachte, einen südländischen Teint hatte.

      Muss sich ein Deutscher jetzt schon von einem Kanaken abführen lassen, dachte er verbittert.

      Er hatte sich inzwischen jedoch so weit gefasst, dass er schweigen konnte. Zudem sah er ein, dass sich seine Ausbrüche ohnehin nicht lohnten.

      In der Zelle hatte er erstmals Zeit, um über seine Lage nachzudenken. Woher konnten die Jungs das Geld haben, um so viele Drogen zu kaufen? Wenn sie wussten, dass eine Lieferung kommen sollte, weshalb waren sie nicht ins Lager gefahren, um die Ware in Empfang zu nehmen? Die Kartons wurden meistens sofort weitergeleitet. Damit konnten die Drogen überall landen. Dornbach gelangte zum Schluss: Die Jungs wussten von nichts.

      Außerdem hatten sie viel zu viel Respekt vor ihm, um heimlich Geschäfte zu machen. Diese Weichlinge, dachte er. Wenn sie es getan hätten, würde er immerhin einen Funken Achtung aufbringen können, für die beiden. Dass sie jetzt für ihren eigenen Drogenkonsum verhaftet wurden, das geschah ihnen Recht.

      Dornbach war weit davon entfernt, Mitleid mit ihnen zu empfinden.

      Der Jude ist schuld, davon war er überzeugt. Sie sind verdorben durch die Schande ihrer Mutter. Seine erste Frau hatte ihm nach fünfzehn Jahren Ehe im Streit an den Kopf geworfen, dass ihr erster Freund ein Jude gewesen sei.

      Sie hatte seinen Hass auf diese Menschen nie verstanden. Darauf hatte er sie verstoßen. Wenn sie sich noch einmal in seine Nähe begeben würde, hatte er ihr geschworen, sie eigenhändig zu erwürgen.

      Sie kannte ihn gut genug, um ihm das zu glauben. Ohne Gegenwehr hatte sie sich von ihm scheiden lassen. Im Gegenzug wurde er dazu verpflichtet, weiterhin für sie zu sorgen.

      Solange du schweigst, bekommst du dein Geld, hatte er ihr geschrieben.

      Aber woher kommt dieses Kokain? Das war die große Frage. Dornbach überlegte hin und her. Eine Verwechslung? Oder Jemand hatte es ihm untergeschoben. Aber wer? In Frage kamen einige. Aber wer würde es tatsächlich wagen?

      Jemand der Dornbachs Vergangenheit kannte, konnte viel billiger zum Ziel kommen.

      Meine Feinde von früher kann ich ausschließen, überlegte er. Es muss jemand sein, der Geld hat. Wenn ich dich finde! Dann würde er ihm zeigen, was sie früher mit den Juden alles gemacht hatten, dachte er grimmig.

      Auch seine Söhne wurden erkennungsdienstlich behandelt. Sie nahmen es hin. Ihr Vater hatte sie immer schlecht behandelt, eine weitere Demütigung war nichts Neues für sie.

      Deshalb hatten sie doch überhaupt angefangen, Kokain zu nehmen. Dieser Vater ließ sich ohne Drogen kaum ertragen. Vor allem Udo hatte, seit er kokste, immerhin ab und an den Mut gefunden, ihm zu widersprechen.

      Die zwei hatten auch schon darüber gesprochen, wie sie ihn loswerden könnten. Beide mussten in ihren Büros nur anspruchslose Schreibarbeiten erledigen. Entscheidungen traf er ganz allein. Falls sich doch einmal einer etwas vorwagte, wurde er sofort zurechtgestutzt.

      Sie konnten sich nicht einmal einen anderen Job suchen. Ihr Vater wollte sie unter Kontrolle behalten. So gesehen, wurde das Gefängnis für sie fast zur Abwechslung. Die einzige Sorge blieb, keinen Stoff mehr zu haben.

      ***

      Willhelm Dornbach saß zum Verhör durch Kommissar Hinrichs an einem dieser Tische in einem kahlen Raum. Gegenüber der Türe befand sich eine komplett verspiegelte Wand. Deren Zweck kannte natürlich auch Wilhelm Dornbach.

      „Woher kommt die Ware?“, lautete Hinrichs erste Frage zum Sachverhalt. „Wer ist Ihr Lieferant?“

      Dornbach antwortete nur zögernd: „Das hat mir jemand untergeschoben.“

      Der Kommissar lachte geradeheraus. „Etwas Besseres fällt Ihnen dazu nicht ein. Sie erwarten doch nicht, dass ich Ihnen das abnehme?“

      Dornbach zuckte resigniert mit den Schultern. „Ich habe keine andere Erklärung. Wenn ich gewusst hätte, dass das Zeug kommt, wäre ich doch heute Morgen nicht ins Büro gefahren, sondern ins Lager, um es abholen? Ich könnte doch nicht riskieren, dass es irgendjemand findet? Denken Sie bitte einmal darüber nach, Herr Kommissar.“

      Hinrichs stutzte kurz. „Wenn Sie es nicht gewusst haben, dann vielleicht Ihre Söhne?“

      „Aber das würde doch nichts ändern. Auch sie wären es holen gegangen.“

      Der Kommissar kratzte sich am Kinn. Er hatte sich in der Tat noch keine weiterführenden Gedanken über diese, wie er zugeben musste, etwas seltsame Situation gemacht.

      „Trauen Sie ihrem Lagerpersonal zu, selbst solche Geschäfte zu machen?“

      „Das ist sicher nicht unmöglich. Aber die machen keine Bestellungen. Das läuft über unser Büro. Die Waren kommen auch nicht immer ins Lager. Wenn es sich um ganze Ladungen handelt, werden sie direkt an den Verkauf geliefert. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Und außerdem: Woher sollte das Geld stammen, bei diesen ganz normalen Leuten? Was kostet denn ein Kilo Kokain? Halten Sie das wirklich für möglich?“

      Der Kommissar wirkte etwas verunsichert. Er hatte erwartet, dass Dornbach einfach alles bestreiten würde. Dass er sich mit Argumenten wehrte, die auch noch gut klangen, brachte seine ganze Verhörstrategie durcheinander.

      „Also“, sagte Hinrichs. „Halten wir fest, Sie bestreiten, etwas mit dem in ihrem Lager aufgefundenen Kokain zu tun zu haben!“

      „So ist es!“, stellte Dornbach trocken fest.

      Hinrichs konnte ja nicht ahnen, wie viele Verhöre Dornbach selbst schon geführt hatte. Er war ein wahrer Meister gewesen, wenn es darum gegangen war, etwas zu erfahren von Leuten, die noch gebraucht wurden.

      Mit Gewalt konnte jeder ein Geständnis herauspressen. Aber um nur mit sanften Methoden, etwas zu erreichen, brauchte man Talent.

      Der Kommissar ließ ihn in seine Zelle zurückbringen. Zuerst wollte er die Untersuchung der Büros abwarten. Vor allem von den Bankkonten versprach er sich neue Gesichtspunkte. Er hatte rasch verstanden, dass er Dornbach mit auf den Busch klopfen, nicht beikommen konnte.

      Das Verhör der beiden Söhne ergab auch nicht viel Neues. Sie gaben zu, Kokain zu nehmen, das sie in Frankfurt gekauft hatten. Aber mit dem Fund im Lagerhaus wollten auch sie nichts zu tun haben.

      „Sie geben natürlich nur das zu, was wir ihnen beweisen können“, sagte Hinrichs zu seinem Assistenten. „Ihren Lieferanten in Frankfurt kennen sie nicht. Von der Lieferung aus Südamerika wissen sie auch nichts. Was denken sie?“

      Für mich sind die zwei absolut normale Süchtige. Die sind doch nicht imstande, internationale Drogengeschäfte zu bewerkstelligen. Irgendwie erinnern sie mich eher an geprügelte Hunde.“

      „Wir warten zwei, drei Tage ab“, entschied Hinrichs. „Sobald sie auf Entzug sind, lassen sie sich einfacher überrumpeln.“

      ***

      Am nächsten Morgen stand Merz früh auf. Er konnte es gar nicht erwarten, in die Zeitung zu sehen. „Spektakulärer Fund der Drogenpolizei“, war zu lesen. „Import-Export Dornbach als Kokainhändler entlarvt!“

      Merz genoss die Zeilen. Ein voller Erfolg, dachte er. Nach dem Frühstück rief er bei seinen Detektiven an. „Haben Sie die Zeitung schon gelesen?

      Nein? Bei Dornbach wurden Drogen gefunden. Sie können die Ermittlung abbrechen. Er ist in Haft und wird es sicher einige Zeit bleiben. Für ein Kilo reines Kokain.“

      Uwe Anders war höchst erstaunt. Sowas hatte er nicht erwartet. Aber er musste Merz Recht geben. Die Ermittlungen hatten wenig gebracht. Und weil Dornbach jetzt im Gefängnis saß, hatte sich ihr Zweck erledigt.

      „Ich bringe Ihnen die restlichen Unterlagen und die Abrechnung vorbei, wann passt es denn?“

      „Kommen Sie bitte heute