Das Blut des Wolfes. Michael Schenk

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Название Das Blut des Wolfes
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742778611



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Schmuckstück, welches in der Nähe des Abflusses lag. Für einen flüchtigen Moment war sie versucht, das Fundstück mit einer kleinen Bewegung im Ablauf verschwinden zu lassen, doch dann hob sie es seufzend auf.

      Das Kettchen war ein ganz gewöhnliches Goldkettchen, wie man sie überall erstehen konnte, doch das Schmuckstück war ungewöhnlich. Bei ihren Besuchen in Schmuckboutiquen hatte Svenja schon die merkwürdigsten Kreationen gesehen, doch keine ähnelte dieser. Ein sehr kleiner grüner Schmuckstein, der durch schwarze Einfassungen in sieben gleichgroße Segmente unterteilt war. In seiner Mitte befand sich ein roter Stein, der eine elliptische Form aufwies. Svenja musste unwillkürlich an die grünen Augen von Vanessa Schneider denken und lächelte bei der Vorstellung, die Frau würde rote, schlitzartige Pupillen haben. Irgendwie schien ihr das zu der Ortsvorsteherin zu passen.

      Svenja legte das Schmuckstück auf die Ablage unter dem Badezimmerspiegel und machte sich daran, ihre Haare fertig zu bürsten. Dann ging sie wieder in ihr Zimmer, schaltete das Programm ihres Computers auf sanftere Musik und legte sich mit einem Fantasy-Buch aufs Bett. Sie mochte Fantasy, vor allem die Geschichten um die „Pferdelords“ und genoss es, in eine fremde Umgebung einzutauchen. Ihr Fuß wippte rhythmisch im Takt der Musik und Svenja ritt gerade durch ein fremdes Land, als die Tür ihres Zimmers aufgerissen wurde. Sie sah über den Rand ihres Buches hinweg und verzog empört das Gesicht.

      „He, kannst du nicht anklopfen, Paps?“

      „Ich habe angeklopft“, erwiderte er verärgert. „Aber bei dem Krawall, den du da machst, ist es ja kein Wunder, dass du nichts hörst. Mach den Lärm gefälligst leiser.“

      „Das ist kein Lärm, das ist Musik“, korrigierte sie ihn.

      „Musik?“

      „Musik“, bekräftigte sie und seufzte dann. „Na ja, davon verstehst du nichts, Papa.“

      „Davon will ich auch gar nichts verstehen.“ Er deutete auf ihren Computer. „Jedenfalls nicht in der Lautstärke. Mach das jedenfalls leise, Svenja, bevor mir die Ohren abfallen, ja?“

      „Ja, ja, schon gut.“ Sie legte das Buch zur Seite und erhob sich. „Ist die Schneider noch da?“

      Sein Gesicht wurde verlegen. „Hab schon gehört, dass du ihr begegnet bist.“

      „Ja, dumm gelaufen.“ Svenja zuckte mit den Schultern. „Hast du was mit ihr? Ich meine, was Ernsthaftes?“

      „Weiß ich noch nicht“, murmelte er. „Hat sich so ergeben. Wieso fragst du?“

      „Sie hat ihre Kette im Bad vergessen.“ Svenja angelte nach dem Schmuckstück und hielt es ihrem Vater entgegen.

      „Oh. Danke.“ Jürgen Kircher sah sie nachdenklich an. „Ich habe das Gefühl, du magst sie nicht. Ich kenne diesen Blick bei dir.“

      „Na ja, Paps, vielleicht ist sie ja ganz nett.“

      „Bist du sauer, weil ich…?“

      „Blödsinn.“ Sie legte das Buch zur Seite und sah ihn ernst an. „Ich meine, ich kann verstehen, dass du dir wieder eine Freundin suchst. Mama ist…“

      „Lass Karin aus dem Spiel“, knurrte er. „Du weißt, dass ich deine Mutter sehr geliebt habe.“

      „He, so habe ich das auch nicht gemeint.“ Sie machte eine entschuldigende Geste mit den Händen. „Ist doch normal, dass du wieder eine Beziehung willst. Kommt nur ziemlich überraschend. Vor allem, weil es die Schneider ist.“

      „Hör mal, Große, das ist meine Sache, oder?“ Sein Gesicht rötete sich. „Ich rede dir ja auch nicht in deine Freundschaften rein, nicht wahr?“

      „Na, immer wenn ich dir erzähle, dass ich mal ausgegangen bin, bekommst du diesen finsteren Bullenblick.“

      „Ich will nur nicht, dass du an den Falschen gerätst.“

      „He, ich bin schon ein großes Mädchen, okay?“

      Jochen leckte sich über die Lippen. „Manchmal vergesse ich das“, gestand er ein. „Es fällt mir schwer, in dir eine junge Frau zu sehen, Svenja. Irgendwie bist du für mich immer noch das kleine Mädchen.“

      In Svenja regte sich schwacher Protest, aber sie wusste, was er damit ausdrücken wollte.

      Für einen Augenblick herrschte Schweigen und in die nachdenkliche Stille hinein war das Summen von Jochens Mobiltelefon zu vernehmen. Er räusperte sich, zog das Gerät aus der Hosentasche und klappte es auf. „Ja?“

      Svenja bemerkte, wie sich der Gesichtsausdruck ihres Vaters verwandelte. So sah er immer aus, wenn er sein „Dienstgesicht“ aufsetzte und sich seiner Bedeutung als Amtsperson bewusst wurde. Gott, sie hasste es, wie er sich dann aufführen konnte.

      „Bin in fünf Minuten unten“, beendete er das Gespräch.

      „Was Besonderes?“

      Er nickte. „Ranger Turner hat auf der Wache angerufen. Er vermisst zwei Wanderer. Wahrscheinlich ist es nichts Ernstes und die haben sich nur verlaufen. Jedenfalls werde ich Mal nach dem Rechten sehen.“

      „Okay“, erwiderte sie.

      Jochen warf ihr einen scharfen Blick zu. Immer wenn sie derart einsilbig wurde, drückte sie damit ihren Protest aus. Aber jetzt hatte er nicht die Zeit, darauf einzugehen.

      Svenja hörte seine hastigen Schritte auf der Treppe und wie er das Haus verließ.

      Immerhin konnte sie nun wieder ungestört ihre Musik genießen.

      Kapitel 3

      Peter Wagner hielt den Streifenwagen vor dem Haus der Kirchers an und rutschte zur Seite, als Jochen aus dem Haus trat. Wagner war Polizeimeister und hatte für sein Alter eigentlich einen zu niedrigen Rang. Der dickliche Polizist hatte sich längst damit abgefunden, seinen beschaulichen Dienst in Wolfgarten zu beenden und war eher froh, dass sich hier so wenig ereignete. Den Eifer seines Kollegen Kircher konnte er kaum nachvollziehen. Aber Kircher war auch jünger und wollte sich sicherlich nicht mit dem Rang eines Polizeiobermeisters zufrieden geben. Der war eifrig genug, noch vorankommen zu wollen und immer wieder frustriert, dass Wolfgarten wenige Möglichkeiten bot, sich hervorzutun.

      Jochen stieg in den Wagen, startete und wendete das Fahrzeug. „Hast du schon was Genaueres gehört?“

      Peter Wagner schüttelte den Kopf. „Nur das, was ich dir sagte. Gestern kamen wohl zwei Touris zur Rangerstation und als Turner heute den Dienst aufnahm, hat er bemerkt, dass der Wagen von denen noch auf dem Parkplatz steht.“

      „Hätte ihm früher auffallen müssen“, kritisierte Jochen.

      Wagner zuckte die Schultern. „Turner musste gestern noch zu einer Besprechung mit dem Förster. Wurde wohl spät und er hat nicht mehr an die Touris gedacht.“

      „In jedem Fall hat er seine Aufsichtspflicht verletzt.“

      „Ach, nun mach aber Mal einen Punkt“, brummte Wagner. „Die Honnig war doch im Souvenirladen und der hätte das zuerst auffallen müssen.“ Der Polizeimeister bemerkte, wie Jochen ans Armaturenbrett langte. „Muss das sein?“

      Kircher schaltete grinsend Martinshorn und Blaulicht ein. „Wann haben wir schon Mal die Gelegenheit dazu?“

      „Für die paar Meter? Mann, du hast echt eine Profilneurose.“ Peter Wagner seufzte. „Und ras nicht so. Turner wird nicht gerade begeistert sein, dass du mit dem Lärm die Tiere erschreckst.“

      „Der soll sich bedeckt halten“, zischte Jochen. „Schließlich hat der die Wanderer verloren und nicht wir.“

      Sie erreichten den großen Parkplatz vor der Rangerstation und Jochen bedauerte es ein wenig, das Martinshorn nun abschalten zu müssen. Er sah Ranger John Turner und zwei Parkmitarbeiter vor dem Stationsgebäude, die sich mit Bärbel Honnig unterhielten, die für den Kiosk zuständig war. Sein Blick fiel auf den Rangerover. Das fremde Fahrzeug