Название | Personen - Schutz |
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Автор произведения | Jürgen H. Ruhr |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738023992 |
Christine schüttelte den Kopf. „Als Personenschützer weiß ich doch auch nicht, wann ein Angriff stattfindet. Wie sollte ich da in Verteidigungshaltung gehen?“ - „Aber du hast wirklich schon einmal Kampfsport betrieben?“
Chrissi nickte. „Ja, ein wenig. Moni und Sam haben mir ein paar Dinge gezeigt.“
Dozer sah Christine zweifelnd an. „Ich kenne ja Moni und Sam nicht und was ihr so ‚trainiert‘ habt, aber vielleicht sollte ich dich doch lieber ganz vorsichtig angreifen? Mit Samthandschuhen quasi?“ - „Nein, nein. Ist schon in Ordnung. Es wäre nur schön, wenn du endlich anfangen würdest. Wir wollen ja kämpfen und nicht nur quatschen, oder?“
Christine hatte kaum ausgesprochen, als Dozer losstürmte. Dabei täuschte er einen Handkantenschlag an und trat mit dem Bein nach. Aber da, wo die Frau eben noch stand, war niemand mehr und so ging der Tritt ins Leere. Dozer kam ein wenig ins Straucheln. Fast wäre er lang hingeschlagen.
Chrissi stand nun wiederum abwartend und ohne Regung da. Dozer sammelte sich und griff erneut an. Diesmal legte er mehr Energie in seinen Angriff. Man sah deutlich, dass er wieder mit dem Ausweichen seines Gegners rechnete. Aber Christine dachte diesmal nicht daran, sondern ließ sich mit dem Rücken auf die Matte fallen und benutzte die Beine und Dozers Schwung, um ihn über sich zu befördern. Schon stand sie wieder, während Dozer mit dem Gesicht unsanft auf der Matte aufschlug.
„Okay, so nicht“, zischte der und ging erneut zum Angriff über. Chrissi wehrte jetzt ruhig die Schläge und Tritte ab und Dozer kam einfach nicht an sie heran. Nach einer kurzen Weile wirbelte Christine plötzlich herum und setzte einen gezielten Tritt gegen Dozers Hals. Der Angriff fiel nicht allzu hart aus, schließlich wollte sie unseren Ausbilder nicht schon am ersten Tag verletzen. Trotzdem schlug der Trainer hart auf der Matte auf und einige Minuten war nur ein Keuchen und Schnaufen zu vernehmen. Dann rappelte er sich hoch, stellte sich vor Christine und verbeugte sich. Christine tat es ihm nach.
Das alles erzählte ich Bernd natürlich nicht. Auch nicht, dass Chrissi und ich fortan aus dem allgemeinen Training herausgenommen wurden und Dozer uns beide in fortgeschritteneren Techniken unterrichtete. Und irgendwie wurden Dozer und Chrissi richtig dicke Freunde, denn die beiden brachten bald fast jede freie Minute miteinander zu.
„Wir haben dann auch beide entsprechende Prüfungen in Taekwondo gemacht“, schloss ich meinen Bericht.
„Ja, ich bin darüber informiert“, erwiderte Bernd, „Chrissi den ersten Kup, also den roten Gürtel und du den dritten. Christine scheint im Kampfsport ein echtes Naturtalent zu sein.“
Ich nickte. „Dafür war ich beim Schießen besser.“ Wenigstens eine Sache, in der ich meiner Kollegin überlegen war.
Bernd sah auf seine Uhr. „Gut, Jonathan, gleich kommt Chrissi. Mit der möchte ich zunächst auch noch alleine sprechen. Du kannst die Zeit nutzen, dich hier wieder entsprechend einzurichten. Obwohl eigentlich alles vorhanden sein sollte. Sei so gegen zwölf Uhr in der Bibliothek, dann habe ich mit euch beiden bezüglich eures ersten Auftrages einiges zu besprechen.“
Ich nickte. Schon auf dem Weg zur Tür griff ich noch nach einem Brötchen. Jennifer hatte aber auch einen ausgezeichneten Bäcker an der Hand.
Samuel L. Terbarrus, von allen nur Sam genannt und die rechte Hand Bernds, traf ich in der Umkleidekabine. Wir begrüßten uns herzlich und Sam schien es nichts auszumachen, dass er so nackt, wie er aus der Dusche kam, mich in die Arme schloss. Mit seinen knapp einsachtundsechzig war er bald mehr als einen Kopf kleiner als ich. Man sah Sam deutlich seine asiatische Abstammung an. Den Doktor der naturwissenschaftlichen Medizin allerdings nicht.
„Jonathan. Schön dass du wieder da bist. Wie war dein Lehrgang?“
Während Sam sich anzog, berichtete ich ihm die wichtigsten Dinge. „Und gibt es hier etwas Neues?“
„Eigentlich nicht viel. Wir stecken bis über beide Ohren in Arbeit, aber das ist ja wirklich keine Neuigkeit. Monika ist mit ihrem Mann zu irgend so einem Kongress nach Quebec geflogen. Die beiden wollen dort einen Urlaub anschließen. Für die nächsten Wochen müssen wir also auf Monika verzichten.“
Monika Salders, kurz Moni genannt, arbeitete ebenfalls für Bernd. Allerdings stand sie in keinem festen Arbeitsverhältnis. Ihr Mann war ein erfolgreicher Neurochirurg und fast ständig unterwegs. Moni nutzte die Zeit, um freiberuflich als Dolmetscherin zu arbeiten, wenn Bernd sie nicht gerade beauftragte.
„Frank und ich führen momentan die Kampfsportkurse alleine durch, da Bernd sich um andere Sachen kümmern muss“, fuhr Sam fort.
Frank Behrmann war ein weiterer fester Mitarbeiter hier am Standort Mönchengladbach. Insgesamt wusste wohl niemand genau - außer Bernd selbst natürlich - wie viele Leute für ihn arbeiteten.
„Dieses Jahr kommen wohl einige Personenschützer - Jobs auf uns zu.“ Sam korrigierte sorgfältig den Sitz seiner Krawatte. „Schließlich haben wir Wahljahr. Aber da wird Bernd noch mit euch drüber reden. Sollte es eng werden, dann wird wohl Hendrik hier mit anfassen müssen. Du erinnerst dich doch an Hendrik Gadwer?“
Natürlich erinnerte ich mich an Hendrik. Bei einer kleinen ‚Geländeübung‘ mussten wir ihn schließlich quer durch das Landschaftsschutzgebiet De Meinweg in der Nähe von Niederkrüchten schleppen. Hendrik mimte damals einen Verwundeten. Dass er gar nicht verletzt war, erfuhren wir erst später.
„Deswegen ist es auch gut, dass Christine und du wieder hier seid.“
Sam sah mich forschend an. „Hast du denn schon eine Unterkunft oder musst du wieder bei deinen Eltern unter der Rennbahn übernachten?“
Ich schüttelte den Kopf. Einerseits verfügte ich noch über keine Unterkunft - ich war ja nach der langen Zugfahrt erst heute Morgen mit Christine wieder hier in Mönchengladbach angekommen - andererseits spürte ich aber auch kein Verlangen wieder bei meinen Eltern zu übernachten.
Nachdem letztes Jahr meine Wohnung samt meinem Detektivbüro abgebrannt war, zeigten sich meine Eltern gnädig und ließen mich in meinem ehemaligen Jugendzimmer zuhause übernachten. Nur dumm, dass mein Vater das Zimmer inzwischen für seine Carrera - Rennbahn nutzte, die er vorzugsweise mit seinem Nachbarsfreund betrieb. Wenn ich mich recht erinnerte, durfte ich mit ihm nur einmal ein Rennen fahren. Oder ein halbes Rennen, denn als mein Wagen aus der Kurve flog und krachend auf dem Boden zerplatzte, war es vorbei mit gemeinsamen Autorennen. Mein Vater schloss sogar die Fahrzeuge und Regler weg, damit ich auch ja nicht alleine mit der Bahn spielen würde ...
„Ich werde mir etwas suchen. Eine Pension vielleicht. Und dann natürlich eine neue Wohnung.“ Aber auf gar keinen Fall in Rheydt. Vielleicht eher schön weit außerhalb. Wickrath, Rheindahlen oder besser noch Wegberg oder so. Genaueres schwebte mir noch nicht vor.
„Komm doch so lange zu mir. Du weißt, ich habe genug Zimmer. Nur am Abwasch wirst du dich beteiligen müssen.“ Sam lachte leise.
„Ich werde drüber nachdenken, Sam. Vielleicht für einige Tage, bis ich selber etwas gefunden habe. Ich möchte dir schließlich nicht zur Last fallen.“
„Wirst du nicht, Jonathan.“ Sam kramte in seinen Taschen. „Hier der Schlüssel. Nur eine Sache: Wenn du hinfährst, achte darauf, dass du nicht verfolgt wirst. Bisher kennt niemand mein kleines Haus und so soll es auch bleiben. Also nimm Umwege und lass dich nicht verfolgen. Mir gefällt mein Zuhause und ich möchte nicht umziehen müssen!“
„Danke Sam. Das ist sehr großzügig von dir. Vielleicht kann ich mich ja einmal revanchieren.“ - „Ach was, nicht der Rede wert. Nimm das gleiche Zimmer wie damals. Ich muss jetzt los. Grüße bitte Christine von mir.“
„Mach ich.“
Inzwischen war ich umgezogen und trug meinen Kampfsportanzug. Ein Blick auf die Uhr bestätigte mir, dass noch gut eine dreiviertel Stunde zum Trainieren blieb. Die Zeit wollte ich ausnutzen.
Im Dojo, dem Trainingsraum, unterrichtete Frank gerade eine Gruppe junger Polizisten. Während er die jungen Leute selbständig trainieren