Название | Vermächtnis der Sünder Trilogie |
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Автор произведения | Angelika Merkel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847667995 |
Celena war derart aufgebracht, das sie große Lust verspürte, diesen beiden Spaßvögeln für ihren Scherz, in den Hintern zu treten.
Wütend trat sie einen Schritt auf sie zu. Die kühle Hand ihres Gefährten ergriff die ihre und hielt sie zurück. Ihr Zorn ebbte ob der Berührung schnell ab. Mit einem letzten Aufblitzen in den Augen drehte sie sich zu Lutek um. »Vergessen wir es. Vorerst!«, bellte sie nach hinten weg, während sie den Blick nicht von ihrem Liebsten lösen konnte.
»Ich würde viel lieber wissen wollen, was im Namen aller Götter passierte.«
Dunkel erinnerte sie sich an all die Verzweiflung und den langsam werdenden pumpenden Lebensmuskel in ihr. Sie erinnerte sich schwach an die Schmerzen, als sie auf Lutek zu kroch. Und je näher sie ihm kam, umso heftiger erwachten ihrer beiden Herzen zu neuem Leben. Noch jetzt hörte sie das Donnern und Trommeln in ihrer Brust, bis sie ins Leere hinüberglitt.
Vergeblich versuchte der alte San-Hüter sein schalkhaftes Lächeln von seinen Lippen zu verbannen, während er räuspernd in das Gesichtsfeld Celenas schritt.
»Mir ist es selbst nicht gänzlich klar, was sich genau abspielte«, versuchte er Antwort zu geben. »Ich vermute, dass zwischen euch beiden eine Verbindung besteht.« Er deutete ernstwerdend auf das Paar vor sich. »Mein Verdacht ist, dass euer beider Leben miteinander verknüpft ist. Wenn einer von euch leidet, leidet der andere ebenso. Es hat zumindest eines bewiesen. Ihr seid nicht unsterblich. Langlebig, aufgrund das ihr seiner Gnade teilhaftig geworden seid aber nicht unverletzbar.«
»Das Dorf? Was ist mit dem Dorf?« Unsicher und doch inbrünstig drückte Celena die Hand Luteks fester.
Der noch verbliebene restliche Schalk verschwand aus den Gesichtern der beiden Männer. Belothar schloss für einen Moment die Augen, um in sich zu gehen. Er öffnete sie einen Lidschlag später und lenkte die Seelenfenster mit plötzlich leerem Blick auf die grob behauenen Steine einer Ruinenmauer.
Die verbliebenen San-Hüter rasteten dort. Zwischen ihnen sah Celena, die dem Blick gefolgt war, die Zauberin geschäftig hin und herlaufen. Sie schien sich um die Verletzungen der Hüter zu kümmern. Hier und da hörte man ein Stöhnen herübertönen, wenn sie versuchte einen Knochen zu richten oder Wunden zu schließen.
»Die wenigen Bewohner, die sich retten konnten, sind geflohen. Ich hoffe nur, dass sie in Sicherheit sind. Nicht auszudenken, was aus ihnen …« Lutek stockte, seine Stimme drohte zu kippen. »Es war grausam. Diese Ungeheuer haben vor nichts haltgemacht. Männer, Frauen, Kinder und selbst Tiere …«Erneut brach er in seiner Erläuterung ab. »Welche Bestie macht so etwas?«
Es war eine berechtigte Frage. Belothar wollte sich dieser umgehend entziehen.
»Ich werde mich um das Wohlergehen aller kümmern und beim Kochen helfen«, meinte er verdrießt und machte Anstalten sich davonzuschleichen.
»Habt ihr vor, den kümmerlichen Rest unserer Gemeinschaft ins Jenseits zu befördern?« gluckste Terzios.
Moment Belothar!« Es war Lutek, der den König davon abhielt, sich einen weiteren Schritt von ihnen zu entfernen. »Ihr hattet jemanden verfolgt! Wer war es?«
Mit Neugier blickte er den jungen Regenten an, dessen Augen plötzlich leer und gebrochen wirkten. Er schüttelte widerwillig sein Haupt. Jeglicher tollpatschige Jux wich aus seinem Gesicht. »Nacud!« formte er tonlos seine Lippen.
»Unmöglich! Das ist nicht euer Ernst«, sprudelte es aus Celena heraus. »Er ist gefallen! Er ist tot!«
»Ha! Gefallen? Das wäre er, wenn er ein aufrichtiger Soldat gewesen wäre und kein armer Irrer.« Belothars Tonfall war voller Bitterkeit. Seine Züge nahmen sowohl Trauer als auch Zorn an. In seinen Augen erkannte man, das etwas in ihm zerbrach. »Diesem Wahnsinnigen war in Wahrheit jedes Mittel Recht, um seine Position zu untermauern.«
Diese Worte voller Bitterkeit überraschten Celena. Kamen sie doch von jenem Mann, der Kommandant Nacud stets als gut und ehrbar angesehen hatte. Als einen aufrechten Kämpfer gegen das Böse.
»Mitnichten rettete er euren Vater, Celena. Jedoch nicht deshalb, weil er eine Chance sah, dass er überleben würde«, fügte der Jungkönig im selben Tonfall hinzu.
»Woher?«
»Das ist …« Belothar schüttelte leicht sein Haupt. »Das ist nicht von Bedeutung. Eines ist mir inzwischen klar geworden. Es hieß, das Nacud das Einberufungssrecht selten einsetzte. Er brauchte es nicht. Die Lebensgeschichten der anderen Anwärter waren eurer nicht unähnlich, Celena. Erinnert ihr euch an den Neuling, den er nachhinein tötete? Er sollte zuvor gehängt werden. Nacud rettete ihn davor.«
Das klang all zu vertraut. Celena mochte sich nicht im Traum ausmalen, welche Schicksale andere erlitten, bevor sie auf Nacud trafen. Und dieser nutzte das Leid ihrer Familie aus. Als ihr Vater nicht mitspielte, berief er sich auf sein Recht der Einberufung, dem sich niemand widersetzen konnte.
Sie holte tief Luft angesichts der Tatsache.
»Ich verstehe nicht, wieso er diese Derkoys zu kontrollieren vermag«, gab sie ihre Überlegung bekannt. Zumal sie es nicht glauben konnte, da Nacud von seiner Mission geblendet immer gegen solche Wesen gekämpft hatte.
Belothar schwieg auf ihre Frage hin. Statt seiner ergriff Terzios das Wort.
»In dem Inneren der menschlichen Wesen verbirgt sich weitaus Grausameres. Schrecklicher, als es die Schatten der Finsternis je vermögen.«
»Thiamet sagte Ähnliches«, erstaunte sich Celena.
»Und sie hat verdammt recht, junge Tousard. Oh ja, sie muss es wissen. Sie kennt die Menschen nur zu gut.«
»Trotzdem frage ich mich, welchen Sinn Nacud damit hegt?«
Belothar blickte Celena aufgrund dieser Frage tieftraurig an. Wie jemand, der seinen Traum zerplatzen sah.
»Furcht!«, antwortete Terzios tonlos. »Sie ist eine mächtige Waffe in den Herzen und Köpfen derer, die hier in Hadaiman leben.«
Celena nickte verstehend. »Ich verstehe, um ihnen zu beweisen, dass die Anderen nicht besiegt wurden«, gab sie sich selbst die Antwort. »Wobei niemand behauptete, dass es nicht die "Anderen" gibt.« murmelte sie weiter, jedoch mehr zu sich selbst. Schließlich war sie es, die vorgeschlagen hatte, dass die Hüter weiterhin an der Front gegen die Feinde vorgehen sollten.
»Und aus diesem Grund seid ihr der Feind, die Gefahr der Hüter geworden.« Terzios hob seine Hand, Daumen und Zeigefinger fügten sich zusammen, als wollte er etwas zwischen ihnen zerquetschen.
»Ihr könntet die Herzen der Menschen dazu bringen, zu glauben. Zu glauben, dass der Schöpfergott wahrhaftig mit ihnen ist. Versagt ihr, während man die Hüter in die Schatten verjagt, gewinnt das Gezücht. Weder das eine noch das andere sollte sich erfüllen. Deswegen!«
Seufzend wandte sich Belothar ab. »Lasst uns nicht weiter darüber reden«, knurrte er missbilligend.
»Belothar, ich fürchte …«, versuchte Lutek unsicher einzuwenden, wurde aber von abwehrenden wedelnden Händen des Monarchen unterbrochen.
»Nein! Sagt nichts! Sonst schlägt es mir noch auf den Magen. Möchte jemand von dem Eintopf probieren. Ich habe einen Mordshunger.« Mit diesen Worten stiefelte er davon.
Ob es ein Scherz werden sollte, konnte Celena nicht herauskristallisieren. Und wenn, konnte sie ihrem Weggefährten nicht böse sein. Solange Belothar sich seine lahmen Witze erhielt, solange wusste sie, dass er nicht verzweifelte. Das war eben die Art des Jungkönigs mit Dingen klarzukommen. Dieser Mann, der davonstapfte, war mehr alleine, denn alle anderen. Selbst dann, wenn er ab und zu unsichere Blicke zu Sebyll warf. Hingegen sie wusste ihren Ruhepol stets an ihrer Seite.
Schwesterliche Fürsorge erfasste ihr Herz, als sie hinter den Regenten herblickte. Sie mochte alles verloren haben. Belothar aber hatte nie etwas sein Eigen nennen können. Stattdessen verlor er stets, was er in seiner Reichweite glaubte, denn ob all seiner Schwächen, war dieser Mann voller Liebe.
* * *
An der Schulter Luteks angelehnt, verfolgte