Vermächtnis der Sünder Trilogie. Angelika Merkel

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Название Vermächtnis der Sünder Trilogie
Автор произведения Angelika Merkel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847667995



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wieso beim Schöpfer, dann dieses Spielchen?«

       »Erinnert ihr euch. Ich sagte vor einigen Tagen: Vergessen wir es. Vorerst.« Sie kicherte. »Das hier war die Quittung dafür, mein König.«

       Da dämmerte es Belothar endlich. In ihm entflammten sämtliche Kerzen in den Oberstübchen der königlichen Denkhallen.

       Er kam sich in diesem Moment erbärmlich vor. Die kümmerlichen Reste seiner Würde zusammenkratzend, räusperte er sich vernehmlich. »Das habe ich dann wohl verdient«, gab er zerknirscht zu.

       »Ja, das habt ihr in der Tat«, bestätigte das dunkelhaarige, biestige Prachtstück von einer Frau neben ihm. Sie zwinkerte belustigt. »Und jetzt lasst uns trinken!«

       * * *

      Das erlegte Reh über Dagos Schulter und mehrerer Hasen in Kelthrans Händen, trat die Jagdtruppe aus dem Wald heraus.

       Der alte Haudegen hatte es sich nicht nehmen lassen an der Jagd teilzunehmen. Mit einigen Kniffen der Schießkunst im Gepäck profitierte Lutek von der Anwesenheit des alten Hüters. Dagos war in seinen Reihen bekannt für die perfekte Handhabung mit Pfeil und Bogen.

       Gelächter drang an des Osgosaianers Ohren. Irritiert schaute er nach der Quelle des Frohsinns. In einiger Entfernung erblickte er Belothar und Celena in trauter Runde.

       »Kommt! Wir sollten zusehen, das magere Fleisch von unserer Beute zu schaben«, grummelte der Hüter den anderen zu und stapfte auf die Feuer der zurückgebliebenen zu.

       Lutek zog es zu den beiden lustigen Zechern, neben denen bereits zwei leere Gefäße lagen. Gerade nahm seine Celena einen kräftigen Schluck aus einem dritten Gefäß und übergab es danach Belothar.

       Schmunzelnd hörte er den lallenden Worten zu, die sie von sich gab.

       »Stellt euch vor«, kicherte die Tousard. »Da rennt der Diener tatsächlich seinem Herrn hinterher, erwischt ihn, bevor der das Tor durchquert und sagt zu ihm:mein Herr! Verzeiht mir, ihr habt mir den falschen Schlüssel in meine Obhut gegeben. Dieser hier schließt den Keuschheitsgürtel eurer Gemahlin nicht auf.«

       Lachend schlug sich Celena mit den Händen auf ihre Schenkel.

       Belothar gackerte angesäuselt. »Wirklich, das ist der schlechteste Witz aller Zeiten«, gab er mit nicht annähernd artikulierten Worten von sich. »Und ihr, liebe Freundin seid in Witzeerzählen die schlechteste von ganz Panera.«

       Celena starrte Belothar verdutzt an, bevor beide erneut hell auflachten.

       »Oh! Mir fällt noch ein Witz ein, der stammt jedoch von mir«, prustete die Kriegerin aus sich heraus. »Ihr wisst, ständig werde ich gefragt, was ich will. Tatsächlich will ich eine Menge. Eins davon verrate ich euch. Ich will …« Sie kicherte erneut. »Rache! Rache an den San-Hütern.«

       »Das ist nicht euer Ernst!«Verunsichert runzelte der Monarch die Stirn.

       »Nein! Sonst wäre es ja kein Witz«, gab seine Kameradin bekannt. »Ich räche mich, in dem ich sie alle heile.« Wieder schüttelte sie sich vor Lachen. »Das … das ist der Witz des Zeitalters«, stammelte Celena prustend. »Sich rächen, indem man jemand das Leben rettet.«

       Die junge Frau konnte nicht mehr an sich vor Lachen und auch Belothar verkniff sich nicht ein feines Auflachen.

       »Ihr seid regelrecht verrückt. Ich bin mit einer Verrückten unterwegs!«

       Sie schlug sich die Hände vor das Gesicht und rieb die Lachtränen fort. »Oh weh! Beim Schöpfer! Ich glaube, das war ein wenig zu viel von dem Gesöff.« Währenddessen versuchte sie, Kraft ihren Willens den Rausch aus ihrem Kopf zu verbannen. »Meine Güte, das hält der stärkste Zwerg nicht aus«, brummte sie.

       »Ihr sagtet, ihr wollt eine Menge. Was ist das andere?« fragte Belothar dazwischen.

       Das Lachen Celenas erstarb ruckartig. Ihr Rausch schien augenblicklich verflogen. Sie sah zu Lutek hinüber, der einige Schritte entfernt von ihnen stand und jedes Wort vernahm.

       »Bislang hattet ihr mich das nicht gefragt«, meinte Celena ernst werdend. »Seit jener Zeit als meine Familie abgeschlachtet wurde, hat mich niemand gefragt, was ich will. Nur, Nacud. Letztendlich machte er es zu seiner Bedingung und wählen konnte ich daher nicht.« Sie seufzte auf. »Ich bin ehrlich! Ich bin froh, dass er überlebte. Er gibt mir die Möglichkeit, ihm seine Worte zurück in seinen Mund zu stopfen.«

       Eine lange Pause folgte. Gequält lachte sie auf. »Ja« nickte Celena, »ich werde ihm dafür danken. Mit der Faust in seinem Gesicht.«

       Belothar versagte die Gesichtskontrolle .

       »Ich vergesse natürlich nicht, dass ich dadurch Lutek traf«, versuchte sie beschwichtigend zu erklären, als sie Belothars verständnislosen Gesichtsausdruck sah. »Eure Frage, was ich will«, kehrte sie umgehend zum Thema zurück. »Wer ich bin das weiß ich nun. Was ich will - ich will leben. Für ihn und mit ihm. Ich will mit Lutek alt werden, wie lange es auch dauern mag. Und ich will auf meine Weise sterben. Ich möchte selbst entscheiden, ob durch Krankheit oder dem Schwert. Versteht ihr?«

       Ihre Zähne kneteten die Unterlippe, als ob sie sich nicht sicher war, weiter zu reden. Sie räusperte sich, um den Kloß aus ihrem Hals zu lösen. »Wer weiß, wie auch immer es passieren soll, möchte ich Kinder haben. Wenn das nicht funktioniert, dann können wir uns Waisen annehmen.«

       Zerknirscht über die letzten Worte wanderten Belothars Augen zwischen Lutek und Celena hin und her, wagte jedoch nichts anzumerken. Celena nickte nachdenklich. »Warum auch nicht, es gibt viele Waisen in Hadaiman«, fügte sie hinzu.

       »Wieder muss ich mich entschuldigen«, bemerkte schließlich Belothar mit zusammengepressten Lippen.

       »Wofür?« Celena drehte ihren Kopf zu dem Jungkönig neben sich.

       »Ich habe in all der Zeit, vieles von mir vor euch verborgen gehalten. Ich habe mich vielmehr mit der bevorstehenden Mission beschäftigt und nicht abseits des Weges geschaut. Ständig stand ich stumm daneben, wenn ihr jemanden am Wegesrand geholfen hattet.«

       Schwer atmend starrte der Regent in das Feuer vor sich.

       »Niemals hatte ich ein Wort verlauten lassen, weil es mich nicht interessierte. Lutek hatte es erfreut und ich … ich hatte nichts dabei empfunden. Was war ich ein Narr! Ich hatte mich der Tugendhaftigkeit verpflichtet. Dem Wohl aller wollte ich dienen und achtete nicht auf die kleinsten Dinge. Blind und taub war ich denen gegenüber, die Hilfe benötigten. Ein Stück vom Brot, eine Münze, Zuspruch und Hilfe. Ich bekämpfte nicht den Fluch in mir, sondern trieb euch und den Orden dazu an, die Anderen zu bekämpfen. Wir, die wir uns die San-Hüter nannten, hätten mit kleinen Taten helfen können. Ich kannte keinen Hüter, der solches leistete. Einzig ihr.«

       Belothar stand aufgewühlt auf. Sein Antlitz verriet den Kampf, der in seinem Herze tobte. »Ich bin ein König, der sich nicht für seine Untertanen interessierte. Man musste mir erst eine Lehre erteilen, damit ich begriff, dass sich nicht alles um mich dreht. Ich widere mich selbst an.«

       »Nein Belothar!« Celena schüttelte energisch den Kopf. »Sagt so etwas nicht! Ihr seid ein guter König und ihr könnt mehr sein. Ihr habt euch für den Thron entschieden. Warum sonst wolltet ihr nicht, dass die Gemahlin eures Bruders den Thron besteigt?«

       »Die Wahrheit? Für mich selbst«, knurrte er verbittert.

       »Ich war bei der Wahl anwesend. Das war es nicht alleine, denn ihr dachtet durchaus an das Volk. Ich … ich bin diejenige, die nur an sich dachte. Denn ich wollte die Heilung für mich und anschließend natürlich auch für euch.«

       Belothar war es nicht möglich, darauf zu antworten. Er nahm das halb volle Gefäß an sich und ging den Trost des Weines mit sich führend, von dannen. Lutek löste sich mit einem traurigen Lächeln aus seiner Erstarrung und setzte sich neben Celena.

       »Du bist nicht selbstgefällig«, sagte er zu seiner Liebsten.

       »Doch! Das bin ich sehr wohl.«

       »Wie du meinst! Es hatte trotzdem was Gutes, selbst für andere.

       »Celena seufzte schwer. »Ich habe ihm wehgetan.