Название | 6 Punkte zum Glück? |
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Автор произведения | Elfi Loth |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847669326 |
„Wenn du den Kaffee zu uns an den Tisch trägst, bezahle ich ihn.“
Ich war total verwirrt. Wer, zum Kuckuck, war denn das? Der Mann bezahlte, drückte mir eine Tasse in die Hand und bedeutete mir, ihm zu folgen. Wie in Trance trottete ich hinter ihm her. Bei einem Stehtisch, ganz in der Nähe der Kaffeebar, blieb er stehen und lächelte mir aufmunternd zu.
„Hallo, ich bin Ralf und das ist Michael“, stellte er mir seinen Begleiter und sich vor, während er mir seine Hand vor die Nase hielt. Ich nahm die mir angebotene Hand und schüttelte sie zaghaft. Was war nur los mit mir? Da stand ich hier, mit zwei wildfremden Männern und war immer noch vollkommen verwirrt. Dabei hatte Ralf mich sozusagen aus einer peinlichen Situation gerettet. Ein Danke wäre wohl angebracht.
Ich murmelte ein „Danke“ vor mich hin und sah mir die Zwei genauer an. Hatte ich mich überhaupt vorgestellt? Wie unhöflich von mir meinem Retter gegenüber.
„Hallo, ich bin Ina“, sagte ich und schon war mir der Gesprächsstoff wieder ausgegangen. Wo Moni nur blieb? Ich machte mir inzwischen Sorgen. Sollte ich sie suchen gehen? Aber ich konnte die beiden hier auch nicht einfach stehen lassen, schließlich hatten sie mir gerade aus der Patsche geholfen. Moni ist alt genug, der passiert ganz sicher nichts, versuchte ich mich zu beruhigen und schob Ralf eine Kaffeetasse vor die Nase.
„Wenn du ihn schon bezahlt hast, kannst du ihn auch trinken“, verkündete ich und betrachtete die beiden von neuem
Ralf war groß und schlank, eindeutig zu alt für mich, er hatte schon graue Haare. Sein kantiges Gesicht, mit den buschigen Augenbrauen war auch nicht mein Geschmack. Michael dagegen könnte mir gefallen. Ich schätzte ihn auf 1. 80m bis 1.90m. Da konnte ich aber auch gewaltig daneben liegen. Schätzen war nicht gerade meine Stärke. Auf jeden Fall war er größer als ich, also schon mal über 1.64m. Er hatte schwarzes, kurzes Haar mit Seitenscheitel. Irgendwie erinnerte er mich sofort an Clark Kent im Bürooutfit, nur die Brille fehlte. Am liebsten würde ich mal einen Blick unter sein Hemd werfen. Ob sich da Muskel an Muskel reihte, oder hatte er ein Sixpack? Erst jetzt bemerkte ich, wie mich seine dunklen, fast schon schwarzen Augen amüsiert beobachteten. Er hatte gemerkt, dass ich ihn von oben bis unten taxierte, und tat gerade dasselbe mit mir. Das war mir jetzt aber doch etwas unangenehm. Verlegen schob ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und versuchte eine Konversation zu beginnen. Mein Gott konnte ich schüchtern sein!
„Na, was macht ihr denn beruflich?“, fiel ich gleich mit der Tür ins Haus. Die beiden schauten sich verwundert an, und beantworteten mir, zu meinem Erstaunen, die Frage.
Innerlich griff ich mir an die Stirn. Wie blöd war ich denn? Konnte mir nichts Besseres einfallen? Da rannte doch jeder Mann gleich davon, bei so direkten Fragen, erst recht wenn es um die Existenz ging. So wurde das aber nichts mit Marktwert testen. Irgendwie war ich nervös und meistens laberte ich dann nur Blödsinn. Autsch!
Die Zwei schienen mir aber nicht böse zu sein und plauderten munter drauf los. Ralf war in der Holzbranche, was immer das heißen mochte. Da kam ja vom Sägewerkbesitzer, über Tischler, bis hin zum Drechsler oder Forstarbeiter alles in Frage. Ralf sah eher nach Bürotyp als nach handwerklicher Arbeit aus. Ich glaubte ihm kein Wort. Der verscheißerte mich sicher. Geschah mir ganz recht. Was stellte ich auch so eine dumme Frage. Angeblich kam er nicht von hier und war nur zu Besuch bei Michael. Na klar! Der brauchte nun wirklich keine Angst vor mir „männermordendem Vamp“ zu haben, Ralf war ganz und gar nicht mein Typ. Da sah die Sache bei Michael schon anders aus.
Michael kam angeblich auch nicht von hier, er wohnte ein paar Städtchen weiter und machte gerade seine Meisterschule. Aha!
„Was machst du genau, ich meine, auf welchem Gebiet machst du deinen Meister?“, wollte ich, neugierig wie ich war, von ihm wissen.
„Ich bin Optiker, ich mache meinen Optikermeister“, erzählte er und ich wäre am liebsten sofort im Erdboden verschwunden. Nach dieser Eröffnung konnte ich ihn nicht mehr anschauen. Ich blickte auf die Stehtischplatte und merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Auch das noch, ein Optiker. Der sah doch gleich, dass ich einen Augenfehler hatte. Na prima. Dabei gefiel er mir wirklich gut. So ein Pech aber auch.
Ich griff nach meiner Kaffeetasse, als wie aus dem Nichts, Moni neben mir auftauchte.
„Wo ist mein Kaffee?“, fragte sie frech und schaute sich suchend nach ihrer Tasse um. Na endlich, da war sie ja und ihr war nichts passiert. Oder doch? Sie sah irgendwie anders aus. Ihre Bluse war etwas knittrig und die kurzen, schwarzen Haare lagen nicht mehr haarspraystarr an Ort und Stelle. Zu ihren geröteten Wangen fiel mir nur ein Spruch ein. Warum bist du so errötet? Hat dich jemand …? Na egal, Hauptsache sie, war wieder da und ich nicht mehr, mit zwei fremden Männern, alleine. Meine Schwester schnatterte munter drauf los und schmiss sich mächtig an Ralf ran. Ihr schien er zu gefallen.
Ich traute mich nicht Michael anzusehen und unterhielt mich widerwillig mit gesenktem Blick. Bitte sprich mich nicht auf meinen Augenfehler an, bettelte ich innerlich.
„Und was machst du so beruflich?“, wollte Michael von mir wissen und sah mich neugierig an.
„Ich bin Verkäuferin in einer Fleischerei“
Ich wollte hier weg. Hilfe suchend sah ich zu Moni, doch die war so in ihr Gespräch mit Ralf vertieft, dass sie mich gar nicht bemerkte.
„Aha, kann man dich auch woanders treffen?“, fragte Michael.
Nee lieber nicht, dachte ich gerade, als ich meine eigene Stimme „Ja klar, wann denn?“, sagen hörte. War ich hier im falschen Film? Ich konnte mich doch nicht mit einem Optiker treffen.
„Gibst du mir deine Nummer?“ Oh Mann, Michael meinte das wirklich ernst.
„Äh … ich habe kein Telefon“, log ich ihn an und hoffte, nicht rot zu werden. Der dachte bestimmt, ich bin plemplem. Wer hat denn heutzutage kein Telefon, so was gibt es doch gar nicht mehr, oder? Irgendwie musste ich diesen, zugegebenermaßen, gut aussehenden Mann, los werden.
„Moni kommst du? Ich muss aufs Klo?“, unterbrach ich einfach ihr Gespräch und deute ihr mit Mimik und Gestik an, dass ich jetzt hier weg musste, und zwar auf der Stelle. Frauen gingen ja bekanntlich immer gemeinsam aufs Klo.
„Ja, Moment, ich komme gleich. Geh schon mal vor“
Ich verabschiedete mich mit gesenktem Blick von Michael. Mit einem unverbindlichen „Vielleicht sieht man sich ja mal“, verschwand ich eilig in Richtung Toilette.
Vor dem Klo wartete ich auf Moni. Zwei Minuten später stand sie vor mir. Ich zerrte sie in eine freie Pipibox und machte meinem Unmut Luft.
„Sag mal, wo warst du denn so lange? Wo hast du denn unser Geld geholt? Du kannst mich doch da nicht so einfach alleine stehen lassen. Ich stand da wie ein Trottel und die Kaffeemaus war schon sauer. Dann musste ich mich auch noch zu den zwei Typen stellen, weil die den Kaffee bezahlt haben und dann kommst du und fragst auch noch, wo dein Kaffee ist? Wo warst du?“
Moni lächelte mich an.
„Ich versteh nicht, warum du dich so aufregst. Die waren doch ganz schnuckelig. Dieser Michael steht auf dich.“
„Lenk doch nicht ab. Wo warst du?“
„Mensch Ina, ich habe da wen getroffen und mich verquatscht. Sorry, sei nicht mehr sauer.“
„Verquatscht? Seit wann zerknittert vom Reden die Bluse? Mit wem hast du denn geredet und mich dabei vergessen?“, jetzt wollte ich es aber ganz genau wissen.
Moni schaute an sich herunter und versuchte ihre Knitterbluse glatt zu streichen.
„Äh … kennst`e nicht, und wir haben im Auto gequatscht“, versuchte sie mir weiszumachen.
Die glaubte wohl, ich war auf der Nudelsuppe daher geschwommen? Sonst erzählte sie mir doch auch alles. Warum diesmal nicht? Das bekam ich schon noch raus.
Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es bereits kurz vor zwei