Название | Licht am Ende vom Filz |
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Автор произведения | Julianne Becker |
Жанр | Языкознание |
Серия | Der Weg der Puppen |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742722973 |
Abends nach dem Vortrag konnte ich nur schwer einschlafen, ständig hatte ich das Gesicht dieses Mannes vor meinem inneren Auge, so sehr ich auch versuchte, es nicht zu sehen und endlich zu schlafen. Es war mir unangenehm und ich dachte verstört: Vielleicht sah dieser Tom mich nun auch? Wer wusste schon, was diese Aufgestiegenen für Talente entwickelten! Und ich selbst wollte keinesfalls invasiv sein und in seine ätherische Intimsphäre eindringen. Ich wollte ja selbst auch nicht, dass man mich einfach unangemeldet besuchte, aus welcher Dimension auch immer. Meine Lichtfilzlinge hatten mich da ganz schön dafür sensibilisiert, ob ich gerade selber dachte oder von Besuchern gedacht wurde. Ich forderte mittlerweile auf allen Ebenen und Dimensionen Achtung und behauptete meine Intimsphäre entschieden. Oder wie war das dort?
Schließlich bewegte ich mich ja auf Neuland und hatte noch keine Ahnung, wie man sich in den Dimensionen außerhalb unserer Realität benahm, ohne andere zu verletzen. Es gab ja noch keinen Knigge für den Umgang untereinander in anderen Dimension. Und dann: Warum verschwand dieses Gesicht nicht einfach wieder, wieso? Ich war doch nicht in ihn verliebt und hatte auch kein Interesse an ihm. Schließlich verblasste Toms eindrucksvolles Lächeln doch noch nach einer Weile und ich schlief einigermaßen erleichtert ein.
Am nächsten Morgen erwachte ich und Tom stand in voller Größe deutlich zu sehen ätherisch und plastisch dreidimensional neben meinem Bett, so deutlich, als stände er wirklich vor mir oder es würde jemand sein Hologramm dahin projizieren. Ich wusste aus dem Londoner Science Museum, wie ein Hologramm aussah, das hatte mich damals ungeheuer fasziniert: Dort war es ein durchsichtiges aber deutlich sichtbares dreidimensionales Bild einer Frau in Lebensgröße gewesen, um das man komplett herumlaufen und es von allen Seiten betrachten konnte. Und damals im Museum dachte ich noch, dass die Menschheit bestimmt auch noch eine Technik entwickeln würde, um ganze Filme auf diese Weise zu drehen, die man dann einfach mitten ins reale Leben hinein projizieren könnte. Irgendwann würde man vielleicht nicht mehr unterscheiden können, ob das Gegenüber auch real existierte.
Aber das war ja noch Zukunftsmusik, ich erschrak jedenfalls über diese Erscheinung am Bett außerordentlich. War ich in Toms Feld eingedrungen? Manipulierte ich gerade? Hatte ich etwas Unerlaubtes oder Empörendes im Schlaf gemacht, ohne es zu wissen? War ich ihm in der Nacht mit meinem Traumkörper nachgelaufen und hatte ihn ätherisch wie ein kreischender Fan belagert und ihn gedanklich damit belästigt? Aber auch wenn es wahrscheinlich gegen die guten Sitten in der ätherischen Welt verstieß, ich konnte es ja einfach nicht kontrollieren, ich sah ihn dort vor meinem Bett stehen und mich auch noch ganz sympathisch anlächeln.
Schon als ich diverse Bücher über Astralreisen las, die vom Herumspazieren in anderen Dimensionen mit einem dazu passenden Körper berichteten, fand ich es bemerkenswert, dass keiner der Leute, die da so in anderen Dimensionen herumspazierten, sich Gedanken über eine ätherische Intimsphäre machte. Die flogen einfach mal ins Schlafzimmer ihre Freunde und schauten, was die nachts so trieben. Aber das ging sie doch gar nichts an! Es gab ja auch noch keinen ätherischen Datenschutzbeauftragten. Einige dieser Techniken waren wohl ursprünglich aus einer Spionage-Forschungsabteilung entlaufen und man konnte sie wie so vieles andere erlernen, es sorgte nur leider nicht wirklich für mehr Bewusstsein bei den Betreffenden oder wenigstens für eine Erhöhung der Schwingung oder eine Lebensverbesserung und blieb daher eine nette Spielerei, um sich zu beweisen, dass das ging. Natürlich ging das, jeder konnte das lernen. Ich kannte Leute, die es ausprobiert hatten und bei denen es wunderbar funktionierte, nur ich selbst wollte das nicht, ich hatte da meine Grundsätze.
Andererseits hatte mir Margret, eine hellsichtige Frau, angewidert und empört von einem nächtlichen Besuch berichtet. Sie konnten den wohl so sehen, wie ich jetzt den Tom. Da war also ihre Lehrerin nachts bei ihr vorbeigekommen und hatte auf sie eingeredet und versucht sie zu beeinflussen, und es wurde ihr dabei ganz übel, selbst noch in der Erinnerung am Morgen, so erzählte sie mir. Es sei ihr in der Nacht nahe gelegt worden, was mit ihr los sei und was sie weiter tun solle und natürlich sollte sie auch bestimmte Seminare dieser Lehrerin weiter besuchen. Die bräuchte sie noch unbedingt um wirklich weiter voran zu kommen. Dass es sich bei dem nächtlichen Besucher ausgerechnet um die Seminarleitung des gerade vergangenen Wochenendseminars handelte, gab dem Ganzen eine pikante Note. Ich machte mir so meine Gedanken um die Geschichte.
Vielleicht war es der gutmeinenden Lehrerin nicht klar, dass sie dann auch tatsächlich gleichzeitig durch die Aura ihrer Teilnehmerin spazierte, wenn sie an den Tagen nach dem Semnar an sie dachte und etwas zu ihr "wahrnahm", also erkannte, wertete und urteilte. Vor allem, wenn sie dann auch noch genau wusste, was für die andere Person dran war und wo deren Leben hinging. Nun, zumindest diese Teilnehmerin hatte das als üble Einmischung erlebt und sehr weise auf weitere Seminare verzichtet. Dabei war alles doch eigentlich ganz harmlos: Aus Unwissenheit verwechselte die Workshopleitung vielleicht nur ihren inneren Verdauungsprozess als Waschmaschine mit einer objektiven Wahrnehmung. Schließlich hatte sie im Seminar absorbiert. Aber statt im Stillen alleine und vorsichtig zu verdauen, spazierte sie ätherisch beim anderen vorbei, einfach in dem sie an die Teilnehmer dachte und sich dabei mit ihnen verband. Und da Teilnehmer untereinander gerne Kontakte knüpften, gab das vielleicht sogar den Anstoß, dass ganze Gruppen von Teilnehmern wegbrachen und lieber nicht mehr kamen, obwohl das Angebot selbst möglicherweise phänomenal gut blieb.
Was lief da verkehrt? Statt das Zeugs nach dem Absorbieren einfach unbeteiligt der Verdauung zuzuführen, ergriff sie bestimmte Ideen und begann sich damit zu identifizieren, als seien es ihre eigenen Gedanken, und dann entwickelte sie das eine oder andere Thema kreativ weiter. Sie surfte im Cosmic Creator Net für den andern, und das war auch das, was mir daran nicht gefiel, obwohl ich es noch nicht hätte erklären können, was mich eigentlich daran störte.
Ein Fass wird geöffnet
Nun, jedenfalls fehlte mir in der spirituellen Szene so was wie ein diplomatischer Ehrenkodex auf der Astralebene. Da herrschte wilder Westen. Und so kompliziert konnte wirklich auch nur ich sein, darin war ich Weltmeister, statt mich einfach mal morgens an dem Anblick eines prächtigen Mannsbildes zu erfreuen, das neben meinem Bett stand und mich freundlich anschaute! Und so wie Tom da stand, gefiel er mir auch ausgesprochen gut. Ja, ich kam nicht einmal auf die Idee, ihn zu fragen, was er denn bei mir zu suchen hatte und was er denn von mir wollte!
Stattdessen rief ich aufgeregt meine Freundin Sabeth an, die für solche Fälle die Richtige war und bat sie um eine hellsichtige Klärung. Sabeth gab Entwarnung, ich hätte mich mit ihm auf anderen Ebenen getroffen und ich sei ihm nicht zu nahe getreten. Ich war erleichtert. So deutlich hatte ich mich noch nie an das Aussehen eines Mannes erinnert, ja, es war auch kein Erinnern, der stand fast greifbar dreidimensional und lebensgroß vor mir. Das kannte ich noch nicht, und das war mir auch nie wieder so deutlich passiert. Ich versuchte ihn aus meinen Gedanken zu verscheuchen und wieder zur Tagesordnung überzugehen. Aber man versuche einmal, an etwas nicht zu denken! Das war ganz schön schwer, doch ich blieb stur und irgendwann ging es. Trotzdem tauchte die ganze Erscheinung oder zumindest das Gesicht mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder auf. Erst nach einigen Tagen der Übung gelang es mir, ihn fast zu vergessen, und ich war richtig stolz auf mich. Als ich kurz darauf wie schon so oft mit Sanat Kumara ein wenig rum channelte, was ich gerne "plaudern" nannte, sagte der aus heiterem Himmel und garantiert ohne dass ich ihn danach gefragt hätte:
"Tom ist dein Seelenpartner, deine Dualseele. Ihr wart schon oft zusammen und ihr seid füreinander bestimmt."
Andere und wesentlich vernünftigere Menschen als ich oder fortgeschrittenere Seelen wären nun sicher einfach im siebten Himmel geschwebt, aber ich bin da etwas komplizierter. Ich wurde wütend, denn schließlich hatte ich Sanat Kumara nicht danach gefragt! Ich hatte ihn auch ganz bestimmt nicht fragen wollen, um dieses Thema machte ich tunlichst einen großen Bogen. Und nun hatte ich den Salat. Wenn es stimmte, dass dieser Tom mein Seelenpartner war, dann musste ich heulen, weil ich so viel Glück nach all den Scherben in meinem Leben nicht fassen konnte. Und wenn das nicht stimmte, dann würde ich Sanat Kumara nie mehr ein Wort glauben können und verlöre außerdem noch meine schöne Channelbeziehung,