Название | DAS GESCHÄFT - TEIL 1 |
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Автор произведения | Christoph Hoenings |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847644453 |
„Zahlen an Sie kann ich nur, wenn es keinen Wettbewerb gibt. Das sollten Sie Chavez sagen. Niemand muss eine pflichtwidrige Diensthandlung vornehmen, um an das Geld zu kommen. Pflichtwidrig wäre es, ein besseres Angebot unter den Tisch fallen zu lassen. Nur ohne Wettbewerb können wir anführen, wir hätten uns mit der Zahlung keinen Vorteil erschlichen.“
„Ich muss mit Rogerio darüber sprechen.“
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„Tun Sie das!“ sagte Graf.
Kinzel berichtete, das heutige Gespräch mit Admiral Chavez und den beiden anderen Admiralen sei zufriedenstellend verlaufen. Aber Grafs Aussage, er und Kinzel würden überprüft und überwacht, hatte Walter nervös gemacht.
Er war zwar grundsätzlich zurückhaltend am Telefon, und wenn er Rogerio Chavez in dessen Büro anrief, ging er meist in eine Telefonzelle und sprach mit ihm in einem abgesprochenen Code, einfach, weil er davon ausging, dass Rogerio abgehört würde. Aber gestern Nacht nach den Fernsehnachrichten war er zu faul gewesen, nochmal aus dem Haus zu gehen. Trotzdem, da hatte er Rogerio einfach anrufen müssen, nachdem er den ganzen Tag über befürchtet hatte, er habe das ganze Vorhaben ins Wanken gebracht! Aber auch in diesem Telefonat hatten beide nichts gesagt, was sie in kompromittieren könnte! Walter überlegte, ob er zu Liliana etwas gesagt haben könnte, aber er erinnerte sich nicht. Er erinnerte sich nur, sich gefreut zu haben.
Wahrscheinlich, hoffentlich, übertrieb Rupert Graf!
Auf alle Fälle würde er Rogerio bitten, ihm einen Fachmann zu schicken.
Jetzt wurde Walter Fernandez auch klar, warum Graf das Gespräch mit Rogerio Chavez gestern auf der Terrasse hatte führen wollen. Graf hatte offensichtlich schon die ganze Zeit vermutet, dass sie nicht ungehört sprächen.
Und bei Kinzel zuhause, Sonntag Abend, hatte er den Fernseher angemacht! Walter erinnerte sich jetzt, einmal gelesen zu haben, dass zusätzliche Geräuschquellen das Abhören eines Raumes erschwerten, wenn nicht unmöglich machten.
Liliana würde außer sich sein, wenn sie das hörte!
"Ich hoffe, Walter, ich habe Ihnen nicht den Tag verdorben," sagte Graf gerade fröhlich. "Nehmen Sie es nicht tragisch. Wir wollen eines der größten militärischen Projekte Ihres Landes durchziehen. Da ist über kurz oder lang mit so was zu rechnen. Im Moment wissen wir, woran wir sind. Achten Sie nur bitte auf alles, was Sie sagen!"
Walter Fernandez schluckte.
Ludwig Kinzel war ebenfalls nicht gerade froh angesichts der Tatsache, dass seine dienstlichen und privaten Telefonanschlüsse überwacht wurden. Er hatte das zwar vermutet, aber zwischen einer Vermutung und dem Fakt, es zu wissen, war schon ein gewaltiger Unterschied!
Karin würde hysterisch werden, wenn er ihr erklärte, dass jemand ihre Gespräche mit Freunden, mit den Kindern in Deutschland, mit ihm selbst abhörte!
Am besten, er sagte ihr nichts!
Rupert Graf schien das alles nichts auszumachen.
"Walter," sagte Graf. "Da dies mein letzter Abend in Lima ist, würde ich mich freuen, wenn wir heute Abend nochmal zusammen Essen gehen. Ich werde eine junge Dame mitbringen, die ich hier kennengelernt habe. Lutz und ich müssen noch mal zu Bustamante. Lutz, der wohnt doch in San Isidro? Kennst du nicht irgendein gutes Lokal da in der Nähe?"
Walter sagte gerne zu, und er war sicher, Liliana würde ebenso gerne mitkommen, bestand aber darauf, heute der Gastgeber zu sein.
Sie verabredeten sich für einundzwanzig Uhr dreißig im Restaurant von Walters Golfclub.
Damit Graf und Kinzel nicht auf dem Rückweg in die Innenstadt einen Umweg fahren müssten, wollte Walter ein Taxi nach Hause nehmen, ein Vorschlag, der erst nach einigem Hin und Her angenommen wurde.
Tatsächlich wollte Walter allein sein, um zu überlegen, wie er Liliana beibringen könnte, ihre Wohnung würde belauscht.
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Auf dem Weg zu Grafs Hotel hielten sie kurz bei Kinzels Haus, um Karin Kinzel zu bitten, mit ihrem Auto Roxana im Hotel Gran Bolivar abzuholen und zum Abendessen im Golfclub mitzubringen. Graf hatte bewusst vorgeschlagen, diese Bitte persönlich vorzutragen, weil er annahm, dass ein Anruf abgehört werden würde.
Dann fuhren sie zurück ins Stadtzentrum.
„Folgt uns jemand?“ fragte Graf. „Ein weißer Toyota?“
„Nein.“
„Dann fahr mich bitte zu meinem Hotel.“
Graf ging mit Kinzel nach oben in sein Zimmer.
Als er die Zimmertür öffnete, war Roxana nicht allein. Sie saß mit einer jungen Dame in der Sitzgruppe vor dem Fenster.
Graf sagte:
"Roxana, darf ich dir Lutz Kinzel vorstellen? Lutz, dies ist Señorita Torreblanca."
Und zu der fremden jungen Frau:
"Mein Name ist Rupert Graf. Ich wohne auch hier."
Er sah Carla mit strahlendem Lächeln an.
Ludwig Kinzel überlegte, wo er Roxana schon einmal gesehen hatte.
Sie kam ihm irgendwie bekannt vor.
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Oberst Carlos Garcia war in einer wenig glücklichen Situation.
Er sah, wie Walter Fernandez den Taxifahrer bezahlte, aus dem Wagen stieg und zur Eingangstür des Hauses ging.
Während Fernandez die Straße überquerte, sah er in Garcias Richtung.
Garcia wusste nun überhaupt nicht, was er tun könnte, um die Spur Grafs und Roxanas wiederzufinden.
Beide waren verschwunden.
Garcia beschloss, in sein Büro zurückzukehren. Er hatte noch andere Arbeiten zu erledigen.
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Um etwa die gleiche Zeit fuhr wieder ein grauer Mazda langsam in die Straße, in der Roxana wohnte. Er parkte hinter dem Fahrzeug gleichen Typs, das bisher dort gestanden hatte und das jetzt losfuhr.
Der Schichtwechsel würde sich alle vier Stunden wiederholen, notfalls mehrere Tage lang.
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Walter Fernandez betrat seine Wohnung mit Beklemmung.
Hier, in seinen eigenen vier Wänden, wurde er belauscht, seine Telefonate wurden mitgehört, interpretiert, analysiert, archiviert.
Vor seinem Haus stand ein Auto, in dem ein Mann saß und ihn beobachtete.
Wenn es nur die Telefonate waren, die belauscht wurden, war es zwar schlimm, aber nicht ganz so schlimm.
Was Walter Fernandez störte, war, dass es da draußen jemanden gab, der hörte, wie er oder Liliana aufs Klo gingen, der hörte, wie er mit Liliana schlief, mit ihr sprach, selbst, welche Nachrichten er sah oder hörte.
Walter besah seine Wohnung, als wäre es die eines Fremden.
Wo könnten die Abhörgeräte sein?
Hinter den Vorhängen? In den Telefonen? Hinter einem der Bilder?
Walter Fernandez kannte solche Geschichten nur aus Kriminalromanen oder Filmen. Er wusste von daher, dass Abhörgeräte unglaublich klein sein konnten.
Er ging ins Wohnzimmer, wo Liliana vor dem Fernseher saß.
Sie warf ihm eine Kusshand zu und fragte:
"Na, wie war´s?"
"Das erzähle ich dir sofort, Liebling. Komm´ doch bitte mit raus auf die Terrasse. Und bitte Felicitas, auch zu kommen."
Er schob die große Glastür auf und setzte sich in einen der Sessel.
Wenige Augenblicke später folgte ihm Liliana mit neugierigem Gesicht.
Felicitas,