Название | Mord im Dorf |
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Автор произведения | Ann Bexhill |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847644132 |
»Wieso findest du, dass ein Mann mit Bart besser aussieht?«, fragte ich. »Nun kommt auf den Bart an. Der Fleischer hat einen sehr schönen Knebelbart weiß und buschig, er hat das richtige Alter dazu. Schneide ihn ab, ich will ja nicht das die Leute über uns reden.« Ich setzte den blauen Cowboyhut mit den Vogelfedern auf, und bemerkte das Kopfschütteln von Tante Agatha die wortlos auf den brauen konservativen Hut zeigte. »Blau kannst du doch nicht tragen und nach dazu, wo du in eine Kneipe singen musst. Blau ist nicht respektabel genug.«
»Ja, das stimmt wohl. Ich glaube, ich bin hinter der Zeit zurück.«
Mein Konzert für den Bauernverband Saarbrücken West war schlecht besucht. Dabei war das Wirtshaus zum Mohren ganz nett. Roter Samt in der Farbe von spritzendem Blut, aus einer aufgeschlitzten Halsschlagader und verspielter Plüsch erzeugten eine gemütliche Atmosphäre. Die tiefen Sessel vor der Bühne waren aus rotem Kunstleder. Im Gasthaus in Elberfeld gab es Sessel, in die man einziehen mochte, es waren breite unglaublich schwere Möbel aus der guten Zeit und alle mit den Händen gemacht. Nicht diese billigen Sessel aus den Fabriken, die einfach zusammenbrachen, wenn schwere Männer sie des Öfteren benutzten. Aber mein Konzert zu ehren des 20jährigen Bestehens des Bauernverbandes war dennoch schlecht besucht. Kein Mensch interessierte sich für meine Lieder ich hätte genauso gut über die Kartoffel und ihre kulturelle Bedeutung für das Spätbarock Singen können. Als ich mich im Lagerraum zwischen Bierfässern und Cola Kästen umgezogen hatte und in meine glitzernde Schlageruniform, Schlaghosen weißes Jackett mit Glitter geschlüpft war, waren um die 200 Personen anwesend. Ein paar Männer, deren Frauen sie wohl überredet hatten mitzukommen, nutzten die Zeit, um in Ruhe Bier zu trinken. An einer Ecke spielten sie Doppelkopf. Ich zog meine Show ab stelzte und tanzte und brachte mein Bühnenprogramm nach einer Stunde zu Ende. Nach einer Stunde Heimat, gefolgt von Fernweh und meinem Evergreen Hossa da kommt die blonde Gerda hollala (zwei Zugaben), hatte ich mein Tagewerk vollbracht und machte mich in meinem unauffälligen VW-Passat auf der Autobahn davon nach Hause. Ich traf Dr. Moeller Biedenkopf den Archäologen des Landesdenkmalamtes vor der Treppe des Rathauses. Er hockte auf der Motorhaube seines Jeeps, den er immer irgendwo im Dorf parkte und vergaß und die Leute danach fragte, vermutlich hatte er ihn deshalb in der Signalfarbe gelb lackieren lassen. Er saß da starrte in den schweren schwarzen Himmel und rauchte eine Zigarette. Ich hielt neben ihm an und stieg aus und wir redeten eine Zeitlang über die Funde vom Neandertal schweiften über zur blutigen Kirchengeschichte und kreuzten kurz die pompöse Architektur mit der Hitler Deutschland verschandeln wollte. Architektur, die aus einem guten Grund seit dem Untergang von Rom und Athen nicht mehr verbaut wurde und ihn ganz klar als Idioten ohne Geschmack kennzeichneten. Ich machte danach einen Besuch bei einem Bauern, der gerade geschlachtet hatte und kaufte frische Butter und etwas Sonntagsbraten für Tantchen die Sauerländer Schmorbraten machen wollte. Wie selbstverständlich ging ich über den Dorfanger zur Hinterseite unseres Gartens und dort im Pavillon überraschte mich das Licht, das dort noch brannte. Ich schaute nichtsahnend in das Fenster und überraschte die neue Frau Freitag in den Armen des jungen Malers beide trugen nicht mehr sehr viel von ihrer Kleidung. Lautlos eilte ich weiter in mein Arbeitszimmer und setzte mich. Die Entdeckung hatte mich ungeheuer erschreckt. Vor allem seit dem Gespräch mit den Damen am Nachmittag war ich ziemlich sicher gewesen, dass Bettina und der Maler mehr als nur Freundschaft miteinander verbanden, niemals hätte ich mit ihrer Stiefmutter gerechnet. Ein schlimmes Durcheinander zeichnete sich ab, ich roch anstelle der abendlichen klaren Luft das Heraufziehen von Ärger von Tragödien. Widerwillig musste ich Frau von Leysten recht geben der junge Maler war kein Spatz Typ. Sie hatte sich nicht täuschen lassen. Nicht im Traum wäre ich auf Frau Freitag gekommen. Sie war vornehm und auf eine bescheuerte Art herablassend eine Frau, von der ich irrigerweise annahm, sie habe keine tiefen Gefühle. Immerhin hatte sie den alten Stinkstiefel Herr Freitag geheiratet. Es war unheilvoll und ich war gerade dabei mir auszumalen wie man Frau Freitag mit einer Kugel im Kopf und Herrn Freitag am Strick baumelnd in ihrer Villa finden würde, als sie vor mir stand. Ich hatte sie nicht oft gesehen. Zum ersten Mal erkannte ich, dass sie eine schöne Frau war. Trotz der Überraschung den ich ihnen wohl bereitet hatte war sie standhaft und selbstsicher. »Sie haben uns gesehen nicht wahr? Es ist auch egal wir lieben uns…« Ich sagte immer noch nichts, und sie fuhr schnell fort: »Ich nehme an, sie missbilligen mein Benehmen?« Was sollte ich sagen für mich war die Ehe ein heiliges Bündnis, dass nur der Sensenmann, beenden sollte, wie bei den Schwänen, würde Frau von Leyster sagen. Nicht durch Selbstmord wie bei mir. Meine Frau hatte 1967 Selbstmord begangen und mich nicht als Witwer, sondern als einen Mordverdächtigen hinterlassen. Ich suchte nun seit vier Jahren nach all meinen Versäumnissen meinen Fehlern meiner Verantwortung für ihren tot. »Können Sie von mir etwas anderes, erwarten sie sind verheiratet Frau?«, sagte ich milde, denn sie war mit dem unangenehmsten Menschen, den ich kannte, bestraft. »Leider ich wünschte es gäbe eine Lösung«, sagte sie traurig. Vorsichtig fragte sie: »Werden Sie es ihm sagen?«
»Nein von mir wird niemand etwas erfahren aber es ist hier ein Dorf hier spricht sich alles schnell herum und sie sollten auch an ihre Stieftochter denken, die in den Maler verliebt zu sein scheint.« Sie schaute mich traurig an. »Ich wollte, mein Mann wäre tot. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wohin könnte ich gehen wovon leben?« Ich spürte Mitleid mit ihr. Und ein weiteres mal schoss mir durch den Kopf das ohne Herrn Freitag die Welt bei uns ein klein wenig besser sein würde. Ich saß von dieser Begegnung mit Frau Freitag benommen da, schon immer malte ich mir in meiner Einbildung das Übelste aus. Als Tante Agatha hereinstürmte und mir Vorhaltungen machte, weil wir in zwei Minuten essen sollten, und ich unseren Gast vergessen hatte. Ich war ich ziemlich überrascht, als ich in das Speisezimmer kam. Ich hatte bezweifelt, dass Kaspermann nach dem Vorgefallenen kommen würde. Er hatte anscheinend mit seinen Liebschaften immer sehr viel um die Ohren doch er traf pünktlich ein, und wir gingen zu Tisch. Kaspermann war etwa dreißig gut gewachsen. Er hatte dunkles Haar, die Augen in einem verblüffenden kuhaugenbraun. Er entspricht überhaupt nicht dem Bild, das man sich von einem typischen Künstler macht zu jung und mit einer Vorliebe für den extremen Kubismus. Das was er verächtlich als seelenlose Farbenklatscherei bezeichnet waren verblüffend gute Porträts mit denen er sein Geld verdiente aber seine Liebe galt dem eckigen in abstrusen Farben. Es war nur natürlich, dass er gerade an diesem Abend in meinen Augen ein wenig nervös wirkte. Im großen Ganzen hatte er sich aber sehr gut im Griff. Ich glaube nicht, dass Agatha oder Peter etwas an seinem Verhalten bemerkten oder die Blicke, die er mir zuwarf, der Junge war verlegen. Wahrscheinlich hätte ich selbst nichts bemerkt, wenn ich nicht aus Zufall Bescheid gewusst hätte. Felix Kaspermann nahm an der Unterhaltung teil und versprühte wie gewohnt seinen Charme. Nur der Gang auf die Toilette verriet mir seine Scham, denn ein schlechtes Gewissen drückte auf die Blase. Trotz seiner gespielten Gelassenheit nach seinem Toilettengang wo er sich frisch gemacht hatte merkte ich, dass seine Blicke ständig zu mir schweiften, und ich war nicht überrascht, als er mir nach dem Essen in mein Arbeitszimmer folgte. Er versicherte mir, dass bis jetzt nichts Unrechteres als ein Kuss vorgefallen war denn Anna Freitag, sei eine der besten und moralischsten Frauen der Welt. Was ich gesehen hatte waren Küsse aber nicht auf dem Mund. Wie es weitergehen sollte mit den beiden, wusste er nicht. Wir redeten dann bei einer Flasche Bier über den ehemaligen Bürgermeister, schlecht denn er war eine durch und durch garstige Person. Die Franzosen hätten ihn 1945 gegen einen gefangenen Deutschen Schäferhund bei den Russen eintauschen sollen, ein paar Jahre Zwangsarbeit in Jakutsk hätten ihm sicher gut getan und seine Ignoranz etwas gedämpft. Freitag macht überall Ärger, ist gemein wie der Teufel und mischt sich prinzipiell in Dinge, die ihn nichts angehen. Darin waren wir uns einig. »Sie können sich nicht vorstellen, was Anna schon alles aushalten musste von ihm. Wenn ich doch nur das Geld hätte, würde ich sie nach München bringen.« Agatha und Peter platzten in mein Arbeitszimmer und sagten, ich solle Felix Kaspermann nicht zwingen, meine endlosen langen Vorträge über langweilige Sachen zu ertragen.»Herrje!«, sagte Agatha und ließ sich in einen Sessel fallen. »Mir ist langweilig«, klagte mein kleiner Bruder, »So langweilig ich wäre so dankbar für irgendetwas Aufregung in diesem Kaff.«