Название | Das RFID Komplott |
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Автор произведения | Jürgen H. Ruhr |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738020403 |
Nichts. Nächster Versuch. Was kam jetzt in Frage? Dr. Schwenker hatte ihm einmal den Zugangscode zu seinem Safe mitgeteilt. Natürlich unter äußerster Verschwiegenheit und nur für den absoluten Notfall. Der Safe sollte sich im Schreibtisch befinden und wichtige Unterlagen beinhalten. Frank hatte sich damals nicht allzu viel Gedanken darum gemacht und die Angelegenheit auch bald wieder vergessen. Er dachte nicht im Traum daran, an Dr. Schwenkers Privatsafe zu gehen oder jemals gehen zu müssen.
Zumindest damals noch nicht.
Merkwürdig war nur gewesen, dass diese Safekombination aus alphanumerischen Zeichen bestand. War beim Safe denn so eine Eingabe möglich? Frank versuchte sich an die Kombination zu erinnern. Sein Gedächtnis konnte Namen und Zahlen fast fotografisch speichern. Bei Gesichtern dagegen versagte es gänzlich. Mit sogenannten Eselsbrücken ließen sich auch längere Kombinationen leicht einprägen und selbst nach vielen Jahren wieder rekapitulieren.
Selbst die Geburtsdaten von ehemaligen Kommilitonen aus seiner Studienzeit hatte Frank noch im Kopf. Jetzt überlegte er. Die Länge des Codes war an einen Freitag gebunden. Freitag der dreizehnte. Also waren es dreizehn Zeichen. Alternierend Buchstaben und Zahlen. Fing es mit einer Zahl an? NEIN. Also der erste Buchstabe war ein n. Frank tippte das Zeichen direkt ein. Nach und nach tauchten die Zahlen oder Buchstaben wieder vor seinem Auge auf. ‚n 7 o 2 g 8 a 5 b 3 c 4 m‘. Rasch tippe er alle Zeichen nacheinander ein.
‚Falsch, falsch, falsch‘, der tanzende Bär schien ihn höhnisch anzugrinsen. Also auch dieser Code nicht. Frank schrieb sich die Kombination noch einmal auf einen Zettel. Hatten die Buchstaben rückwärts gelesen nicht irgendeinen Namen ergeben? Aber auch das war für ihn damals nicht allzu interessant gewesen, denn mit dem Namen konnte er ohnehin nichts anfangen. ‚Mcbagon.‘ Moment - McDagon könnte hinkommen, der unsympathische Typ von der Feier. Schnell gab Frank die Kombination korrekt ein. ‚n 7 o 2 g 8 a 5 d 3 c 4 m‘.
Ein krächzendes Dudeln ertönte aus dem Lautsprecher. ‚Gratulation, Gratulation, du hast das erste Rätsel gelöst. Jetzt aber schnell durch den Dunkelwald zum nächsten Rätsel!‘ Frank schmunzelte. Nur ein einziger Buchstabe der dreizehn Zeichen war falsch gewesen. Ein wenig stolz konnte er ja schon auf sein Gedächtnis sein.
Aber was wollte das blöde Spiel denn jetzt von ihm. ‚Schnell durch den Dunkelwald.‘ Frank las die nächsten Anweisungen: ‚Der Dunkelwald darf nur in absoluter Dunkelheit durchschritten werden. Aufgepasst Spieler - besorge dir eine Decke und hülle dich und deinen Monitor in absolute Dunkelheit. Nur so kommst du heil durch den Dunkelwald.‘
Frank fühlte sich wieder auf den Arm genommen. Warum in aller Welt sollte er jetzt eine Decke besorgen und diesen um sich und den Monitor legen? Er drückte die ‚Weiter‘ - Taste. ‚Du bist nicht in die Dunkelheit gehüllt, Spieler‘, erschien ein neues Schriftfeld auf dem Bildschirm. ‚Hülle dich in die Dunkelheit, oder das Spiel wird abgebrochen.‘
Frank überlegte. Diese Meldung musste willkürlich erscheinen. Das Spiel konnte doch nicht kontrollieren, ob er wirklich in die Decke gehüllt dasaß! Trotzdem stand Frank auf und besorgte sich eine Wolldecke aus dem Schlafzimmer. Dann schloss er die Türe wieder sorgfältig hinter sich ab.
Endlich hatte er die Decke so über sich und den Bildschirm gelegt, dass die Dunkelheit wenigstens halbwegs perfekt war. Jetzt konnte es aber weitergehen! Frank drückte wieder die Taste. ‚Na siehst du, es geht doch“, stand da auf dem Schirm. ‚Jetzt aber das nächste Rätsel: Der nächste Code besteht aus einem Namen und zwei Geburtsdaten ohne Jahr. Das Jahr wird durch die doppelt genutzte Null dargestellt, die Geburtsdaten laufen auf diese Null in Addition zu.‘ Frank überlegte. Na, nach den bisherigen Rätseln war dies ein Kinderspiel. Der Name konnte nur McDagon lauten und die Geburtsdaten 9.8. und 7.5. Das waren sein Geburtstag und der von Lydia. Frank tippte die Daten ein.
‚Hallo Dr. Frank Rudak‘ Die Schrift erschien in Briefform auf dem Bildschirm. Als Absender stand dort Dr. K. W. Schwenker. Frank las neugierig die Zeilen:
‚Zunächst einmal muss ich mich für den ganzen Aufwand entschuldigen, aber wenn Sie Näheres erfahren, werden sie verstehen, dass dies alles einen Sinn ergibt und Ihrer Sicherheit dient.
Trotzdem an dieser Stelle eine Warnung: Noch haben Sie die Auswahl, dieses ‚Spiel‘ abzubrechen und Ihr Leben - zumindest vermutlich bedingt - so weiterzuleben wie bisher. Oder aber Sie können die nächste Seite mit mehr Informationen aufrufen. Sollte Sie diesen Weg einschlagen, so muss ich Ihnen sagen, dass sich Ihr Leben grundlegend ändern wird.
Und, Frank - ich darf Sie doch Frank nennen? - ich meine es ernst. Ich kenne Sie und vermutlich werden Sie jetzt denken, dass ich ein wenig übertreibe. Aber das Gegenteil ist der Fall. Es wird schlimmer, als Sie sich das ausmalen können. Und es gibt dann keinen Weg mehr zurück. Keinen Weg! Also wählen Sie jetzt, lassen Sie sich auch meinetwegen etwas Zeit. Aber Sie werden zu Ihrer Entscheidung stehen müssen.‘
Frank schaute ungläubig auf den Bildschirm. War das nicht alles lächerlich? Er saß hier unter einer Wolldecke und las diese Worte Dr. Schwenkers. Dr. Schwenker, der ihm diese Nachricht aus seinem Urlaub zukommen ließ. Wieder überlegte Frank, ob Dr. Schwenker sich nicht einen Spaß mit ihm erlaubte. Montag im Büro würde er ihm dann freundschaftlich auf die Schulter klopfen und mit gespielter Unwissenheit danach befragen, wie er sein Wochenende denn verbracht hätte. Wäre es da nicht doch besser, dieses Spiel nicht mehr mitzuspielen und Montag Dr. Schwenker selbst eine lange Nase zu drehen?
Frank wollte gerade ‚abbrechen‘ wählen und diese lächerliche Wolldecke von den Schultern streifen, als er dann aber doch zögerte. Noch einmal dachte er über den gesamten Aufwand, den Dr. Schwenker hier trieb, nach. Vielleicht war es doch kein einfacher Scherz, denn sein Kollege und Vorgesetzter hatte ihm doch schon vor einem Jahr die Chipkarte zugesteckt. Ein so lange vorbereiteter Witz? Wohl kaum. Und dann der Aufwand das Spiel zu programmieren. Das hatte Dr. Schwenker mit Sicherheit nicht selbst gemacht. Und das merkwürdige Verhalten Lydias in letzter Zeit. Aber was wäre denn, wenn sich nach dem Abruf weiterer Informationen wirklich sein komplettes Leben ändern würde?
Frank war zufrieden mit seinem Leben. Er hatte Aussichten in die Forschungsabteilung übernommen zu werden. Sein Lebensweg war eigentlich schon bestimmt. Sollte er jetzt alle Zukunftspläne über den Haufen werfen? Seine angehende Professur. Ein Leben mit Lydia und zwei oder drei Kindern. Frank fühlte sich hin- und hergerissen. Andererseits: Könnte sich sein Leben wirklich derart drastisch ändern, wenn er jetzt mehr von Dr. Schwenker erfuhr? Lag es nicht an ihm selbst, wie es mit ihm weiterging? Kein Dr. Schwenker würde so gravierende Informationen preisgeben können, dass sich sein Leben so grundlegend ändern würde. Und mit Lydia dürfte schon bald wieder alles im Reinen sein, da war er sich ziemlich sicher.
Frank drückte die ‚Weiter‘ - Taste. Es erschien nur ein kleines Feld am Bildschirm: ‚Frank, sind Sie wirklich sicher? Bedenken Sie die Folgen!‘. Frank drückte ‚JA‘.
Wieder öffnete sich ein Brief mit dem Absender Dr. Schwenkers:
‚So, Frank, Sie haben sich also entschlossen, die Wahrheit zu erfahren? Nun, ich muss Sie noch einmal warnen: Auch wenn Sie es nicht glauben sollten, Ihr Leben wird nicht mehr dasselbe wie zuvor sein, wenn Sie die folgenden Seiten gelesen haben. Es geht nicht um solche Kleinigkeiten, wie die Arbeit in der Klinik oder Ihre Professur. All das werden Sie vergessen können. Im Endeffekt geht es nur noch um Leben und Tod!
Das Wissen der folgenden Seiten wird Sie zum Gejagten machen. Sie werden in Angst leben, nie wissen, wem Sie vertrauen können. Aber Sie werden bestimmt guten Gewissens in den Spiegel schauen können. Wenn Sie dann noch leben ...‘
Jetzt machten Frank diese Worte Dr. Schwenkers doch ein wenig Angst. ‚Sicherlich wird es etwas zu hoch gegriffen sein‘, dachte er, ‚aber wenn nur ein Körnchen Wahrheit an all dem ist, ...‘ Frank kamen Zweifel. Wollte er das denn jetzt wirklich wissen? Sollte er nicht lieber über alles noch einmal in Ruhe nachdenken