Название | Liebe ist tödlich |
---|---|
Автор произведения | Tessa Koch |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742758057 |
„Wow, interessanter Plan. Wie kommt`s auf einmal?“ Sie rührt sinnlos in ihrem Milchkaffee.
Er sieht sie an. „Ich will nicht mehr so leben, Lela. Gott, ich weiß, dass du für mich gelogen hast! Ich hätte in den Knast wandern können, wenn du nicht gewesen wärst! Und dass du nur für mich so ein Risiko auf dich genommen hast, macht mich krank! Nur weil ich – weil ich mit einem Mal einfach durchgedreht bin, verstehst du? Verstehst du, was ich dir und mir damit hätte antun können? Ich will, nein, ich brauche Veränderungen in meinem Leben. So kann es nicht weitergehen.“
Und mit einem Mal ist es da, das Thema, das Lela so verkrampft zu umgehen versucht hat. Es hat nichts genützt. „Wieso hast du es dann getan?“, flüstert sie, nicht sicher, ob sie die Antwort hören will. „Wieso hast du so reagiert? Wenn du gesehen hast, dass er mir nichts getan hat? Warum? Ich verstehe das nicht.“
Leon seufzt und vergräbt für ein paar Sekunden sein Gesicht in den Händen, so als müsse er sich sammeln. Er wirkt erschöpft und resigniert. „Ich war schon immer sehr temperamentvoll. Oder eher jähzornig. Nicht, dass ich früher immer andere Menschen verprügelt hätte oder bei jeder Kleinigkeit sofort explodiert bin. Nein, aber wenn man mich einmal über einen gewissen Punkt gereizt hat, dann konnte ich für nichts garantieren. Über die Jahre habe ich das gut in den Griff bekommen. Sehr gut sogar. Ich habe mir viel Mühe gegeben.“ Er schaut auf seine Hände, während er spricht. „Aber eines habe ich nie in den Griff bekommen: Meine Eifersucht.“ Nun sieht er zu Lela auf, um ihre Reaktion besser mitverfolgen zu können. „Ich kann nicht einmal den Gedanken ertragen, dass dich ein anderer Mann anfasst, Lela. Ich weiß, dass das nicht gesund ist. Und ich versuche wirklich daran zu arbeiten, glaube mir bitte. Aber ich – ich liebe dich.“
Lela fühlt sich wie vor den Kopf gestoßen. Er hat ihr zuvor noch nie gesagt, dass er sie liebt. Und nun ist es raus. Er hat ihr seine Gefühle für sie gestanden. Und dass er deswegen durchgedreht und auf einen anderen Mann grundlos losgegangen ist. Ihretwegen. Weil er sie liebt. Sie will es nicht verstehen, nicht ganz zumindest.
Leon mustert sie besorgt, so als habe er Angst vor dem, was sie als nächstes sagen wird. Doch Lela findet keine Worte. Es scheint ihr, als sei sie mit einem Mal innerlich hohl. Sie weiß nicht, was diese Leere zu bedeuten hat. Müsste sie sich nicht eigentlich freuen? Vor Glück geradezu zerplatzen? Dass der Mann, der so anders, so wundervoll zu ihr ist, sie liebt? Doch wieso tut sie es dann nicht? Wieso ist da einfach nichts?
Lela merkt, dass seine Miene immer besorgter wird. „Ich – ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll“, stammelt sie schließlich, um ihm die Qual einer Antwort zu nehmen. Auch wenn sie weiß, dass ihre Antwort alles andere als zufriedenstellend ist.
„Naja.“ Er versucht sich an einem Lächeln. „Eigentlich solltest du jetzt sagen, dass du mich auch liebst, mir verzeihst und noch einmal eine zweite Chance gibst. Zumindest wäre das die Traumantwort, die ich gerne hören würde.“ Sein Lächeln ist unsicher.
Sie schluckt. „Ich bin vollkommen …“ Sie sucht nach dem richtigen Wort „… verwirrt. Ich weiß nicht genau, was ich fühlen und denken soll. Natürlich empfinde ich auch etwas für dich. Sehr viel sogar. Aber du hast mich einfach … verschreckt mit deinem Verhalten, verstehst du? Ich habe dich so noch nie gesehen. Ich habe noch nie jemanden zuvor so gesehen. So hasserfüllt. Ich – ich weiß nicht, ob ich dir das verzeihen kann.“
Er schließt kurz seine Augen. Als er sie wieder öffnet, lächelt er seicht. „Ich schätze, dass ich das verdient habe“, sagt er dann. „Dass ich durch mein bescheuertes Verhalten das Mädchen, für das ich mehr empfinde als für alle anderen je zuvor, vertreibe. Dass ich dich deswegen einfach verliere.“ Aus seiner nüchternen Stimme dringt der Schmerz durch.
Er verleitet Lela dazu, ihre Hand nach seiner auszustrecken und fest zu umfassen. „Du hast mich nicht verloren. Aber ich brauche etwas Zeit, ja? Ich möchte dich doch nicht verlassen. Ich habe auch keine Lust, so zu tun, als würde ich dich nicht kennen. Nur ich kann dir nicht versprechen, dass es wieder wie früher wird. Das ist alles.“
Seine Finger schließen sich fest um ihre. „Einen Preis, den ich zahlen muss.“
„Aber einen, den du vielleicht nicht für immer zahlen musst.“ Sie lächelt schwach.
Er erwidert es, während sein Daumen in kreisenden Bewegungen über ihren Handrücken fährt. Dann beugt er sich langsam über den Tisch zu ihr und umfasst mit seiner freien Hand zaghaft ihr Gesicht. Sie lässt es geschehen, weil sie weiß, dass ein Teil in ihr es will. Dass ein Teil in ihr es so vermisst hat. Ein kleiner Teil.
Dann küssen sie sich.
Kapitel 12
Lela wacht in der Nacht auf, weil sie friert. Sie will sich an Leon schmiegen, sich ganz fest an ihn kuscheln, damit sein warmer Körper den ihren wärmen kann. Doch als ihre Hand nach seinem schlafenden Körper über das Laken tastet, fasst sie ins Leere. Er ist nicht da. Sie öffnet träge ihre Augen und sieht, dass seine Decke zurückgeschlagen ist. Auch die Klamotten, die sie ihm wenige Stunden zuvor vom Leibe gerissen hat, liegen nicht mehr auf dem Boden neben dem Bett. Er hat sie einfach zurückgelassen.
Inzwischen hellwach setzt Lela sich auf. Sie lauscht in die stille Nacht hinein und glaubt, ein leises Flüstern zu hören. Sie schlägt ihre Decke ebenfalls beiseite, fischt ihre Unterwäsche und das seidene Nachthemd, das sie zu tragen pflegt, wenn sie die Nacht mit Leon verbringt, vom Boden und streift sich die Klamotten über.
Dann schleicht sie auf Zehenspitzen aus dem Raum.
Sie folgt dem leisen Flüstern, das für sie noch keine Worte zu ergeben vermag, und stellt schnell fest, dass es aus der provisorischen Dunkelkammer kommt. Die Tür ist angelehnt, eine Tatsache, die Lela zuvor noch nie unter die Augen getreten ist. Leon achtet sonst immer penibel darauf, dass die Tür geschlossen, ja sogar verschlossen ist. Ein Schimmer des roten Entwicklerlichtes fällt auf den Flur. Lela steigt leise über Buster, der sanft schnarchend in der Mitte des Flures liegt, und schleicht an die Tür heran, um hören zu können, was Leon dort vor sich hin brummelt. Sie steht nun direkt hinter der Tür.
„Sag mir doch, was ich tun soll!“, zischt er leise und der Tonfall lässt Lela kurz zurückschrecken. „Ich kann das einfach nicht alleine überstehen! Bitte, Herr, so steh mir doch in dieser schweren Zeit bei!“ Lela ist irritiert. Sie kann sich nicht erinnern, dass Leon ihr jemals erzählt hat religiös zu sein. Die Neugier verleitet sie dazu, sich etwas vorzulehnen und durch den Spalt zu blicken. Leon kniet, mit dem Rücken zu ihr, auf dem Boden. Die Hände hat er fest vor seinem Gesicht ineinander verschränkt und zum Gebet erhoben. Er wippt mit dem Oberkörper leicht vor und zurück und sie sieht, wie Schweiß seinem nackten Oberkörper hinab rinnt.
„Herr!“, zischt er nun wieder und schnell zieht Lela sich zurück. Ihre Augen sind weit geöffnet, ihr Herz pocht wild, sodass sie befürchtet, dass es sie verraten könne. „Lass mich nicht alleine in dieser Zeit! Wie kann ich dem Mädchen, das ich liebe, versuchen zu erklären, was ich getan habe? Wie schaffe ich es ihr zu zeigen, was ich getan habe? Wie schaffe ich es sie von dem zu überzeugen, was ich getan habe?“ Lela versteht nicht, was seine wirren Worte zu bedeuten haben. „Soll ich ihr einfach die Bilder zeigen, o Herr, die Bilder meiner Sünden? Doch wird sie es dann verstehen? Wird sie mich dann noch anhören? Oder werde ich dann für immer nur ein Monster in ihren Augen sein? Herr, so gib mir doch ein Zeichen!“ Seinen Worten folgt die Stille. „Herr!“, zischt er erneut, dieses Mal etwas lauter als zuvor. Wieder schweigt er. Dann dringt ein leises Ächzen an Lelas Ohren.
Als sie wieder einen Blick durch den Spalt wirft, sieht sie wie Leon sich langsam erhebt. Er hebt die Bilder, die vor seinen Füßen liegen, auf und steckt sie in einen großen, weißen Briefumschlag, den er neben eines der Becken legt. Lela weicht zurück. „Ach“, hört sie Leon abfällig schnauben, „dann eben nicht. Da will man einmal beschissenen göttlichen Beistand und dann so´ne verdammte Scheiße!“ Sie glaubt, seine Schritte zu hören, und läuft schnell