Название | Deus Blue |
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Автор произведения | Mario Degas |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847695301 |
Mario Degas
Deus Blue
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Inhaltsverzeichnis
Widmung
Für Opa
Die Zeit steht nie still
Zitat
»Du bist nicht weggerannt!?«
Sid Kindred
D.E.U.S.
1
Die Musik war schon da, als die Bäume kamen.
Ich stapfte durch den Wald, meinen Wald; inmitten der Natur blickte ich links und rechts. Ich war kleiner als in meiner Erinnerung, ein Kind noch, so schien es mir. Hände und Füße waren dort, wo man sie erwartete, baumelten teilnahmslos in der Luft oder taten Schritt für Schritt. Ein Gesicht hatte ich nicht, nicht hier, nicht jetzt. Schnell hatte ich mich an die Umgebung gewöhnt. Sie war mir keine Unbekannte, weder hier noch dort. Ab und zu verirrte sich ein Lichtstrahl durch die dichten Baumkronen, da, wo sie überall aus dem Boden sprossen, Titanen der Natur, einer größer als der andere und mit einer klaren Botschaft an die Menschheit: Wir sind noch hier, auch wenn ihr uns fast vergessen habt; wir gedeihen, existieren; wir leben.
Die Bäume flüsterten leise mit sich selbst, ihre Stimmen vom Wind in die Welt getragen. An diesem Ort, der mich so magisch anzog, vernahm man die Melancholie ihres Daseins. Ich kam mir einsam vor, trotz oder gerade wegen der Bäume, die in mir weder Freund noch Feind erkannten. Sie wogten hin und her und veränderten mit ihrem Schattenspiel die Landschaft um sie herum.
Doch nicht die Schatten beunruhigten mich: Was mir eine Gänsehaut bereitete, war die Stille. Weder der Wind mit seinem Geraschel noch das monotone Hin und Her der Zweige und Sträucher konnte diese Stille, die dem Verlust nachfolgte, vertreiben. Etwas blieb dem Wald fern. Etwas, das hier hingehörte. Der Flora fehlte die Fauna. Lerche, Reh und Wildschwein waren vielleicht einmal ein Bestandteil dieser Natur gewesen, doch nun waren sie es nicht mehr. Ihr Fernbleiben im Hier und Jetzt kündete von der akuten Lage der Situation. Kein Tier trieb sich mehr in diesen Wäldern herum; nirgendwo vernahm man noch das Scharren im Waldboden und das Grunzen zwischen Zypressen und Tannen.
Es war die wahr gewordene Vision der Zukunft, in der alles den Bach runterging. Doch was bedeutete das für mich, der ich hier war? Ich war ein Fremder und doch willkommen am Ort meiner Erinnerung. Hätte man mich wie einen Käfer zerdrückt, ich wäre einfach aufgewacht.
Plötzlich fing ich an zu laufen, rannte durch das flache Gras, vorbei an Mammutbäumen, immer weiter und weiter, fort von meinem Ausgangspunkt. Das Atmen verschaffte sich die benötigte Freiheit. Es war mir, als lauschte ich nicht mehr bloß den Bäumen und der Musik.
Die Sonnenstrahlen blendeten mich. Erst als ich eine gute Strecke zurückgelegt hatte, wurde ich wieder langsamer. Ich blickte nach oben, wo der Himmel all sein Blau aufbot. Mit der rechten Hand schirmte ich die Sonne so weit ab, dass sie mir nicht mehr die Sicht nahm und ich dennoch die Wärme auf meiner Haut genießen konnte. So schön und rein, neckte sie mich und ließ mich dabei vergnügt glucksen. Ich hatte sie schon vermisst, die Sonne, wie sie über uns schwebt und uns zum Lachen animiert. Gleichzeitig wünschte ich mir, ich hätte sie wahrhaftig gekannt, wüsste, wie sie war, als es sie für uns Menschen noch gab. Was ich kennengelernt hatte, waren bloß Geschichten, erzählt von denen, die mit ihr aufwuchsen. Doch wie die Sonne einmal aus dem Himmel herab schien, so schien sie seit einiger Zeit auch in mir. Ich meinte oder glaubte es zumindest, dass ich nur ihretwegen hier war. Sie war mir ein Trost, als ich ihn brauchte, und diente mir als imaginäre Zuflucht.
Unvorbereitet jagte mir ein Schauer über den Rücken, als wäre da