Название | Der bittere Weg Teil 1 |
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Автор произведения | Jens Otto Holländer |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Heroin |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742743138 |
Im Bad betrachtete ich mich im Spiegel. Ich war 26 Jahre alt, kiffte seit 10 Jahren, mäßig aber regelmäßig, rauchte 10-15 Kippen und trank abends drei Halbe. Ich war schlank, mein Gesicht war hager, die Haare struppelig mit blonden Strähnen. Ich hatte eine Freundin, eine Wohnung, einen Arbeitsplatz, ein Sparbuch, ein Auto, eine Vespa und einen Hund.
Und seit heute, hatte ich ein Problem.
Der nächste Tag war Dienstag und somit begann die Arbeitswoche. Ich arbeitete seit der Bundeswehrentlassung vor 10 Monaten in einem Friseurgeschäft im Stuttgarter Osten, als Herrenfriseur, mit zehn anderen Kolleginnen und Kollegen. Ich war der Zweitälteste Geselle, aber von der Ausbildung her der Schlechteste. Fast alles was ich als Friseur konnte, habe ich dort gelernt. Obwohl wir teilweise Akkord arbeiteten, hatten wir trotzdem viel zu lachen und jede Menge Spaß.
So verging die Woche, abends saßen Yvonne und ich im Garten, tranken Bier und Wein, ich kiffte ein Pfeifchen und lebte im Grunde sehr unbeschwert. Trotzdem saß in mir eine tiefe Unzufriedenheit mit meinem beruflichen Werdegang, der diesen Namen eigentlich gar nicht verdiente. Ich hatte die Waldorfschule mit einer schlechten Mittleren Reife Prüfung verlassen. Vom Intellekt her, hätte ich locker das Abi schaffen müssen. Das nagte an mir, aber ich schaffte es auch nicht, weiterführende Pläne zu machen. Da wo andere Menschen Ehrgeiz haben, saß bei mir oft nur geheucheltes Interesse. Die Jagd nach Karriere und Erfolg, fand ich eher lächerlich und nicht erstrebenswert. Ich glaube, bei meinem Hang zu bequemer Büroarbeit, wäre ich als Angestellter oder sogar Beamter in
irgendeinem Amt gut aufgehoben gewesen. Aber dies war nun zu spät. Das glaubte ich zumindest. Und so schnitt ich weiterhin Haare und war froh, wenn endlich 18 Uhr, bzw Samstag 13 Uhr war.
So vergingen die Tage. An Heroin dachte ich nicht. Ich fühlte mich einigermaßen im Lot und war im Großen und Ganzen ausgeglichen. Es war eine Zeit, in der ich spürte, dass mir mein Leben momentan mehr gab als nahm.
Eine wunderschöne Frau
Es war am zweiten Sonntag, nach meinem Heroinerlebnis. Ich erwachte morgens um halb neun, oben in meinem Bett. Die Sonne schien, ich war ausgeschlafen. Mit einmal wurde mir klar, dass ich ja eine Adresse hatte, wo Heroin zu bekommen war.
Kaum hatte sich dieser Gedanke festgesetzt, war klar, dass ich ihn umsetzen würde.
Ich putzte die Zähne, etwas Wasser ins Gesicht, zog Jeans, Slippers, T-shirt, Lederjacke an, schnappte den Helm und saß keine zehn Minuten später auf der Vespa. Bei Yvonne, Stock tiefer, schlief alles noch tief und fest.
Auf dem Weg downtown, (Stuttgart liegt in einem tiefen Talkessel), fährt man vom Killesberg in die Innenstadt in großen Kurven eine herrliche Straße hinunter. Nun kamen mir die ersten Bedenken. Es war Sonntag, noch nicht einmal 9 Uhr früh. Niemand war unterwegs. Nach kurzer Fahrt hielt ich an und zog den Helm ab. Dann fuhr ich zum Bankomat und holte Geld.
Die Stadt war still und leer.
Es war angenehm warm und der Fahrtwind liebkoste mein Gesicht. Das Schnurren des Motors war das einzige Geräusch. An der Ampel am Berliner Platz hielt ich, obwohl weit und breit kein Auto in Sicht war. Vögel zwitscherten. Ich war mir nicht klar, ob ich das Haus finden würde, erinnerte mich aber an einen Container mit Bauschutt, der in der Hofeinfahrt gestanden hatte.
Beim ersten Versuch sah ich das Haus und mein Magen machte einen Ruck. Mich juckte es innerlich und ich platzte bald vor Erwartung und Aufregung. Bleib cool, noch ist gar nichts klar, schoss mir durch den Kopf und ich versuchte zu verdrängen, wie groß eine Enttäuschung wäre. Ich drehte um und stellte die Vespa ein Stück weiter, auf der anderen Straßenseite ab.
Dann lief ich los. Ich war so aufgeregt, dass ich einmal an dem Haus vorbeilief, alle Sinne auf Hochspannung, um vielleicht irgendetwas wahrzunehmen, was mir hätte behilflich sein können.
Stille.
Ich drehte um und betrat das Treppenhaus. Altbau. Hier war es kühl und dämmerig. Der Boden war mit einem alten Mosaik ausgelegt. Holztreppe mit schönem Geländer. Ja da stand ich, vor der mir flüchtig bekannten Türe. Nach kurzem Suchen fand ich einen Klingelknopf. Dieser war so in der Fassung versenkt, dass ich ihn nur mit dem kleinen Finger erreichen konnte. Also los. Ich drückte und die Klingel schrillte tierisch laut und es fuhr mir durch Mark und Bein. Sicher waren nun alle Bewohner, inklusive Nachbarn, wach. Mein erster Impuls war zu gehen, aber ich harrte aus.
Ohne ein weiteres Geräusch öffnete sich die Türe und eine der schönsten Frauen, die ich bis dahin gesehen hatte, sah mich freundlich lächelnd an.
Sie hatte eine Mähne dunkler Locken, leicht gebräunte Haut und Kajal umrandete Augen.
Bitte, Entschuldigung für die Störung, um diese Uhrzeit. Ich war vor zwei Wochen mal hier, mit einem Typ, äh Freddy, aber ich weiß nicht, wo er is
Hallo! Suchst Du Gift? Komm rein.
Ich trat ein und stand in dem Zimmer/Abstellraum, dass ich vom letzten mal kannte. Ich folgte ihr durch zwei andere Zimmer, die immer wohnlicher wurden und über eine kleine Diele erreichten wir einen großen hellen Raum, der unschwer als ihr Wohnzimmer zu erkennen war.
Beeindruckt von dem Ambiente und dem entspannten Auftreten dieser Hammerfrau und vor allem von der Tatsache, dass ich so einfach ans Ziel meiner Wünsche gekommen war, nahm ich Platz.
Sie fragte kurz, woher ich Freddy kenne und ich erteilte brav Auskunft. Sie holte etwas aus einer Kommode, während ich berichtete und hantierte irgendetwas. Dann fragte sie,
Ballerst Du? Oder ziehst Du Nase? (Blowen war 87 noch unbekannt in Deutschland)
Nase.
Dann probier mal,-
und sie reichte mir, auf einer kleinen Marmorplatte, zwei Lines. Der Blick, den sie mir aus dunkelbraunen Augen zuwarf, sickerte mir irgendwo am Hinterkopf in den Kragen der Lederjacke.
Ich schnupfte die eine Bahn und schwebte schon jetzt im siebten Himmel. Der gleiche Geschmack wie vor zwei Wochen breitete sich in Nase und Rachen aus. Ich bot ihr eine Kippe an, gab uns Feuer und sagte, ich wolle 200 Mark anlegen. Sie lachte. Sie hatte so ein Lachen, bei dem einem die Naht aufgeht.
Man hatte die mich eingewickelt.
Conny war ihr Namen. Für Ladies wie Conny, hätte der Bischof die Messe vergessen.
Aber mein Schwerpunkt lag ja eindeutig auf der pulverförmigen Versuchung. Ich Glücklicher.
Nach zwei Minuten setzte die Wirkung langsam ein und ich musste grinsen, während ich mit ihr, dem kecken Näschen, den schön geschwungenen Lippen, den strahlenden Augen, der lockenden Haarpracht, den Brüsten und all den weiteren Sehenswürdigkeiten redete. Fünf Minuten später hätte ich mich vor Wohlbefinden auf dem Boden wälzen können.
Wir sagten uns noch ein paar Nettigkeiten und es stellte sich heraus, dass sie noch gar nicht geschlafen hatte, sondern die Nacht komplett durchgemacht hatte. Sie hatte die Nacht mit Malen verbracht und ich sollte in Zukunft noch manch ganz beachtliches Bild von ihr sehen.
Conny war mir von Beginn an sympathisch. Eine Vollblutfrau mit Power und Lebensart, zumindest solange sie Braunes (Heroin) hatte und ich dachte, dass mir diese Connection momentan lieber sei, als ein Sechser im Lotto.
Für 4 Fünfzigmarkscheine bekam ich dann eine nach meinen bisherigen Erfahrungen riesige Menge Heroin.
Überglücklich, und völlig breit, verließ ich eine Stunde später die Wohnung, nicht ohne ihr mehrmals versichert zu haben, dass ich nur ab und an mal käme, nur gelegentlich schnupfte und niemals drauf kommen würde.
Draußen kotzte ich in den Container, lief völlig berauscht zur Vespa, setzte mich drauf und rauchte noch eine Zigarette. Das Concha machte gerade auf, als ich kam. Ich trank einen Espresso und setzte mich raus. Innen ging Musik an und kurz drauf kam der Wirt raus, mit Kaffee und Metaxa und