Название | Der dunkle König |
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Автор произведения | Eckhard Lange |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742772442 |
Und so geschah es, denn ganz Israel erkannte, daß Jahwes Geist aus Saul sprach, und die Männer gehorchten seinem Befehl.
Bericht Elischamas aus Jabesch
Ich, Elischama, Sohn des Benaja, ein Ältester im Rat der Stadt Jabesch im Lande Gilead, gebe Kunde von der wunderbaren Rettung unserer Stadt durch die Hand Jahwes, der sich Israel erwählt hat zu seinem Volk und Erbteil auf ewig.
Unsere Stadt liegt im Gebirge Gilead, jenseits des Jordan, aber sie ist Erbteil des Stammes Manasse, ihm zugefallen durch Los, als Jahwe seinem Volk das verheißene Land gab zu immerwährendem Besitz. Dicht an der Grenze zu Ammon ist sie gelegen, zum Land der Ungläubigen, die fremde Götter verehren und Jahwe nicht kennen. Darum umgeben feste Mauern unsere Stadt wegen der Gefahren, denen wir oft ausgesetzt sind, denn die Ammoniter sind uns oft feindlich gesonnen, und die Hilfe der Brüder aus Israel von jenseits des Jordan ist weit.
Eines Tages nun zog Nahasch herauf, der König von Ammon, Beute zu machen im Lande Gilead, und er kam vor die Tore von Jabesch und fand sie verschlossen. Er aber ließ nicht ab von uns, lagerte sich und sein Heer rings um die Stadt und schloß sie ein, so daß niemand zur Ernte hinauskonnte und die Vorräte schwanden. Da sandte der Rat der Ältesten von Jabesch Botschaft an Nahasch, König von Ammon, und ließ ihm sagen: "Wir wollen einen Bund schließen mit dir und dir Tribut entrichten und dich anerkennen als unseren Herrn, wenn du abziehst und die Stadt verschonst."
Nahasch aber, der die Ohnmacht der Stämme westlich des Jordan wohl kannte und ihre Unterdrückung durch die Philister, höhnte nur der Gesandten und sprach: "Das ist der Bund, den ich euch anbiete: Ich will allen Männern in Jabesch ein Auge ausstechen lassen, daß die Stämme Israels erschrecken und Schmach über sie kommt, weil sie unrein geworden sind vor ihrem Gott."
Da sprachen die Gesandten von Jabesch erneut zu Nahasch, dem König von Ammon: "Gib uns sieben Tage Zeit, damit wir Boten senden zu den Stämmen Israels, unseren Brüdern, daß sie uns Hilfe leisten. Wird aber niemand uns entsetzen, so wollen wir die Tore öffnen und waffenlos herauskommen vor dein Angesicht und uns dir ergeben ohne alle Bedingung." Der König lachte darauf voller Hohn, und im sicheren Gefühl seiner Stärke, aber wohl auch, um das Leben seiner Männer zu schonen, das eine Erstürmung der Stadt gefährdet hätte, gewährte er die Frist und befahl, die Boten ziehen zu lassen.
Überall aber, wohin die Abgesandten von Jabesch auch kamen, ward ihnen Mitgefühl zuteil, und es erhob sich Jammern und Klagen in ganz Israel über das Schicksal der Stadt, das unvermeidlich schien, denn niemand war da, der Israel zum Kampf rief. Alle Stämme des Westens fürchteten, daß die Philister einen solchen Kriegszug nutzen könnten, in das ungeschützte Land einzufallen. So blieb es beim Klagen.
Es war aber ein Mann im Stamme Benjamin mit Namen Saul, ein Sohn des Kis, der war bei der Feldbestellung und pflügte mit seinen Rindern seinen Acker. Der hörte das Klagegeschrei in Gibea, als er heimkehrte von der Arbeit, denn die Boten berichteten dort von dem, was mit Jabesch geschah. Da kam der Geist des Herrn über ihn, und Zorn ergriff ihn über die Verzagheit in Israel, und er sandte Boten in die Städte auf dem Gebirge Ephraim und in Juda und ließ sagen: "Zu den Waffen, Israel! Wer dem Ruf Jahwes nicht folgt, den wird er strafen mit seinem Zorn."
Da erkannten die Männer das Gebot Jahwes, und als die Posaunen erschallten, versammelten sie sich wie ein Mann zu Belek, wohin Saul sie beschieden hatte nach dem Willen des Herrn der Heerscharen, daß er vor ihnen herziehe wie zu alten Zeiten. Und die Männer Sauls fielen über das Lager der Ammoniter her und schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes, und was nicht umkam, floh in großer Angst, denn der Schrecken Jahwes war über sie gekommen wie in alten Zeiten, wenn der Herr selber voran zog. So wurde Jabesch gerettet vor Schmach und Knechtschaft durch die Hand Jahwes und seines Erwählten.
II
Besek im Stamm Manasse lag dort, wo sich die Hänge des Gebirges gegen die Jordanebene neigten. Auf einer kleinen, kaum bewachsenen Ebene vor der Stadt sammelten sich die Männer und lagerten auf dem wenigen Gras, das dort sproßte. Eine merkwürdige Stimmung herrschte im Heerlager: Waren die Israeliten vorher von Verzagtheit und Kleinmut bestimmt, so hatten nun plötzlich Kampfesmut und Siegesgewißheit sie ergriffen. Es war, als hätte dieser machtvolle Geist, der über Saul gekommen war, auch sie verändert.
In wenigen Tagen nur waren vor allem aus den nördlichen Stämmen immer wieder Gruppen Bewaffneter zu ihnen gestoßen, und sie wurden von den bereits Wartenden freudig begrüßt. Plötzlich erhob sich Gemurmel im Lager: Mit einer kleinen Karawane aus Rama war auch der Seher Samuel gekommen, seit vielen Jahren Richter in Israel und zugleich Künder der Weisungen Jahwes an sein Volk. Der Alte mit dem schlohweißen, aber noch immer vollen Haar und einem ebenso weißen Bart bot eine imponierende Erscheinung, auch wenn er weder zur Rede ansetzte noch ein Opfer vorbereitete, sondern sich still zu den Lagernden setzte. Auch er wartete auf den Mann, den so offensichtlich Jahwe selbst zum Retter Israels bestimmt hatte, wie es seit alters immer wieder geschehen war.
Und dann traf Saul ein, zusammen mit den waffenfähigen Männern aus Gibea. Abner, sein Vetter und Nachbar, gehörte ebenso dazu wie Jonathan, sein ältester Sohn. Beide waren sie zunächst erschrocken gewesen über die Wandlung, die Saul vor ihren Augen erfahren hatte, aber sie erkannten darin das Handeln Gottes und beugten sich unter seinen Willen. Saul, damals eine stattliche Erscheinung, ausnehmend groß und hager und mit wachen, hellen Augen, sprang schon am Rande des Lagers von seinem Reittier und schritt zögernd in die Mitte. Noch immer waren seine Gefühle im Zwiespalt: Widerstrebend nur fügte er sich in die Rolle, in die Jahwes Ruf ihn gedrängt hatte, aber nüchtern überlegend plante er zugleich, wozu er berufen war.
Sauls Blick wanderte in die Runde, während die Männer herandrängten und die Hände zum Gruß erhoben. Er nickte ihnen freundlich zu, aber zunächst suchte sein Auge nach Samuel, und ehrfürchtig ging er auf den Alten zu, der ihn aufmerksam musterte. "Jahwe sei mit dir, ehrwürdiger Seher," begann Saul grüßend und erbat dann von ihm Gottes Segen für das, was ihm und den Männern bevorstand. Der Seher hörte es mit Wohlwollen, dann befahl er, einen Altar zu errichten und nach Besek um ein Opfertier zu schicken. Danach rief er Jahwe an und legte seinen Segen auf das versammelte Heer und seinen Anführer Saul, denn er erkannte wohl, daß dieser Mann aus Gibea dazu berufen war, den Kampf gegen die Ammoniter zu führen.
Als die heiligen Riten vollendet waren, trat Saul in die Mitte und hob die Hand als Zeichen, daß er zu reden gedächte. Mit knappen Worten gab er seine Anweisungen, als wäre er von Jugend auf das Kriegshandwerk gewöhnt. Sein Plan war ebenso einfach wie geschickt. Er teilte zunächst die Männer in drei gleichstarke Haufen. Getrennt sollten sie den Jordan durchqueren und ins Gebirge Gilead hinaufsteigen. Den Befehl über die erste Gruppe übertrug er seinem Vetter Abner, der schon mehrfach bei den Kämpfen gegen die Philister Verantwortung übernommen hatte. Für den zweiten Haufen bestimmte er Jonathan als Führer, obwohl sein Sohn noch zu den jüngsten Männern im Heerbann zählte; den dritten befehligte er selber.
"Es besteht kaum die Gefahr, daß Nahasch Späher ausgesandt hat, wie es die Philister tun," sagte er. "Dennoch sollen die drei Haufen nur in kleinen Gruppen wandern, als wären es reisende Händler, so werden sie niemand auffallen. Erst oben auf den Bergen von Gilead, wenn sie den Karawanenweg überschritten haben, der von Ägypten nach Damaskus führt, sammeln sie sich wieder. Dann wird es Abend sein. Wir warten, bis der Mond aufgegangen ist, dann ziehen alle auf Jabesch zu. Abner, du wirst mit deinen Männern den weitesten Weg haben: Ihr umgeht das Lager der Ammoniter und verbergt euch östlich davon in den Berghängen. Jonathan, ihr werdet im Westen bleiben, dem Feind gegenüber. Ihr wartet dort, wo die Olivenhaine euch Schutz bieten. Ich selbst werde mit meinem Haufen südlich stehen, im Rücken