Название | SERUM |
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Автор произведения | Jeannette Kneis |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742711687 |
Constanze blätterte mit geschultem Blick die Dokumente durch. Ein nachdenklicher Summton begleitete ihr Tun, bis sie antwortete. "Nein, hier sind keine Angaben darüber zu finden."
"Keine Angaben!" Er legte flüchtig und unwillkürlich die Stirn in Falten. "Will uns jemand auf den Arm nehmen oder werden uns absichtlich Informationen vorenthalten?" bemängelte Hofer die fehlenden Daten mit einer aufgebrachten Geste seiner Hände.
"Wir werden der Sache auf jeden Fall nachgehen, so viel steht fest! Die Deutsche Nationalbibliothek wird uns sicher weiterhelfen." Sie blätterte zurück. "Ihre vorherigen Arbeitgeber in Russland und Japan waren ausschließlich bekannte Pharmakonzerne." Sie überflog einige Zeilen mit dem Zeigefinger. "Und Universitäten, wo sie unter anderem als Dozentin für Biologie unterrichtete und dort auch vorübergehend einen Professorentitel erwarb." Sie hob ihren Blick von den Unterlagen. "Anzunehmen ist, dass sie in den USA vorrangig oder vielleicht sogar ausschließlich im pharmazeutischen Bereich arbeitet. Es sei denn, sie findet Gefallen daran, zukünftige Wissenschaftler täglich von Montag bis Freitag ganztags zu unterrichten."
"Als Lehrerin? Die mit einem echt teuren Porsche zur Arbeit fährt? Das ist purer Luxus. Finde ich persönlich viel zu auffällig. Auch wenn sie sich's vom Geldbeutel und ihrem Bekanntheitsgrad sicher leisten könnte."
"Hm, ich stimme dir zu. Der Aufwand unsererseits wäre sicher umsonst, lehrte sie nur an der Universität. Dahingehend kann ich mir einfach keine Ungereimtheiten oder einen illegalen Tatbestand vorstellen. Außerdem glaube ich nicht recht daran, dass Messerschmidt-Hancock Enterprises Dozenten für Universitäten bereitstellt, nachdem, was ich in unserer Info-Akte gelesen habe. Bleiben wir also bei der Theorie mit der Pharmaindustrie."
Ihr Kollege nickte still.
Sekunden des Schweigens vergingen. Beide überlegten angestrengt, den Blick nach draußen gerichtet, wo der unsichtbare, eisige Wind unablässig die erstarrte Landschaft eines ausklingenden Novembers durchrüttelte. Was sollten sie von diesem Fall halten? Was war so überaus bedeutsam an dieser Frau, dass die Kriminalpolizei eingeschaltet werden musste? Zum Sonntag. In aller Eile. Sozusagen überstürzt. Höchst ungewöhnlich.
"Ist anzunehmen, aber wahrscheinlich nicht relevant", konsternierte ihr Partner nach einer Weile gedankenvoll. "Das wäre auch zu einfach."
Seine Kollegin hob neugierig und fragend die Augenbrauen, während sie ihm wieder das Gesicht zuwand. "Worauf willst du hinaus?"
"Sie schrieb doch dieses wissenschaftliche Buch über unser Erbgut."
"Ja, und? Drück dich mal etwas präziser aus. Ich steh' gerade auf dem Schlauch."
"Mensch, Constanze, dahinter steckt jahrelange, intensive Forschung. Manchmal ein Leben lang."
Einen Moment durchdachte sie die Angelegenheit und kam mit einem sich aufhellenden Gesicht zu dem Schluss: "Hey, du hast wahrscheinlich recht! Hätte sie tatsächlich nach neuen Medikamenten geforscht und oder unterrichtet, wäre sie niemals imstande gewesen, Zeit für andere Arbeiten aufzubringen. Man schreibt nicht einfach so über Nacht ein Buch über ein derart kompliziertes und komplexes Thema. Es erfordert zeitintensive und wahrscheinlich auch höchst kostspielige Recherchen. Demzufolge muss ihr Aufgabengebiet ein anderes sein."
"Mit höchster Wahrscheinlichkeit hat es mit Genetik zu tun und ihr Sponsor heißt Messerschmidt-Hancock Enterprises. Volltreffer!"
"Genetik", sinnierte Conny. Gentechnologie. Sie dachte wehmütig an die vielen unschuldigen Versuchstiere, die in Labors dahinvegetierten. Für die Wissenschaft. Für den Fortschritt. Grausam. Sie verdrängte die zahlreichen Bilder von verstümmelten und gequälten Kleintieren aus Internet und Fernsehen, die sich vor ihr geistiges Auge schoben. Sie konnte eh nix dagegen tun, außer sie zu bemitleiden. Um sich selbst Haustiere anzuschaffen, dafür fehlte ihr leider die Zeit. Sie mochte Katzen so sehr.
"Was?"
"Ach, nichts."
Michael zuckte gleichgültig mit den Schultern. Offensichtlich war Connys Gemurmle nicht so wichtig. "Also, wenn dem wirklich so ist, dann steht uns der Kontakt mit einer erstklassischen Wissenschaftlerin bevor", meinte er ein wenig euphorisch. "Das kann interessant werden. Hoffentlich gerät sie nicht gleich in Panik, wenn wir uns als Kripo-Beamte zu erkennen geben." Nach einer kurzen Atempause fügte er hinzu: "Und ich wette, nach all den uns vorliegenden Informationen, und das meine ich im negativem Sinne, steckt hinter ihrer Fassade mehr, als uns die Akte weismachen will. Irgendetwas stimmt da nicht. Irgendein Geheimnis liegt da im Wald begraben. Mein Spürsinn er tippte sich an die Nase, hat mich noch nie betrogen. Auch wenn mein Verstand mir in Bezug auf unseren Fall etwas anderes sagen will."
"Nicht umsonst hat uns der Chef den Auftrag ans Herz gelegt."
"Warum sollen wir die Frau überhaupt beschatten? Und woher, bitte schön, kriegen wir zum Sonntag, eine richterliche Erlaubnis für eine Observation her? Das gab es doch noch nie."
"Über die Genehmigung musst du dir nun wirklich keine Sorgen machen. Die hat unser Chef bereits an Richter Vogelsang gefaxt. Der hat doch eh einen Narren an uns gefressen, weil wir so hochprozentig gut arbeiten und immer zur Stelle sind, wenn's brennt. Seine Unterschrift ist uns sicher. Zu deiner ersten Frage. Sie soll angeblich in illegale Machenschaften innerhalb des Messerschmidt-Hancock Konzerns verwickelt sein."
"Aha! Da liegt also der Hase im Pfeffer begraben. Was für Machenschaften sind das?"
Sie überflog die Zeilen erneut. "Darüber liegen uns keine Informationen vor."
"Wird sie von denen vielleicht erpresst? Ist sie im Besitz von brisanten Informationen? Experimentiert sie mit illegalen Substanzen oder vielleicht sogar gesetzeswidrig an Menschen herum? Welchen Grund könnte es sonst geben?"
"Ich habe keine Ahnung. Normalerweise bräuchten wir ja gar keine Ermittlungen führen", lenkte seine Kollegin ab.
"In diesem Punkt stimme ich dir zu. Ohne Hinweise auf einen ausreichenden Tatverdacht brauchen wir nicht ermitteln. Das erscheint mir alles zu vage."
"Und doch hat uns der Chef angerufen und uns eindringlich um die Übernahme des Falles gebeten. Die Sache scheint mir ebenfalls ziemlich undurchsichtig. Ich befürchte, dass noch ungeahnte Probleme auf uns zukommen."
"Berufliche Intuition sage ich da nur noch mal."
"So ist es. Also gut, fahren wir fort!"
"Was bleibt uns denn anderes übrig." Ich wüsste wirklich einen besseren Zeitvertreib zum Sonntag. Schwimmbad. Bowling. Kino. Das nächste Mal sollte nicht zu lange auf sich warten lassen.
"So", sagte sie langgezogen, "wo waren wir stehen geblieben?" Die Kommissarin suchte nach der passenden Stelle im Text. "Na, hier steht es. Das FBI wurde erst vor wenigen Wochen auf Doktor Kurz aufmerksam. Vor drei Tagen verlor der überwachende Beamte den Kontakt zu der Zielperson. Kurze Zeit später saß sie im Flieger nach Deutschland. Sie ist seit heute morgen 0:33 Uhr aus New York zurück."
"Sollte ihre Abreise aus den Staaten ein Zufall sein oder eher eine geplante Flucht? Was meinst du?" sinnierte Michael.
Die Kommissarin wägte das Für und Wider wenige Sekunden ab, kam jedoch zu keinem eindeutigen Resultat. "Schwer einzuschätzen. Doktor Kurz soll", sie betonte das Wort soll extra, "in illegale Machenschaften verstrickt sein. Beweise dafür gibt es offensichtlich noch keine. Von Indizien steht hier auch nichts. Der Flug nach Deutschland könnte ebenso gut Zufall sein. Schließlich hat sie hier ihren Hauptwohnsitz." Sie gab einen merkwürdig, grantigen Laut von sich, der ihren Unwillen in Töne umsetzte. "So kommen wir überhaupt nicht vorwärts. Warum hat uns FBI nur derart unzureichende Informationen übermittelt", beklagte sich Constanze enttäuscht, während sie weitere Seiten der Akte durchging. "Die wenigen Fakten ihres Lebenslaufes ergeben noch nicht einmal ansatzweise ein Bild. Entweder verheimlichen die Amis uns was oder die wissen selbst nicht mehr."
"Ein Puzzle, in dem die wichtigsten Teile fehlen. Typisch. Ich wette mit dir um ein romantisches Abendessen, dass unsere Kollegen in Übersee viel mehr wissen, als sie zugeben wollen. Die Amis haben