Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch. Ludwig Bechstein

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Название Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch
Автор произведения Ludwig Bechstein
Жанр Книги для детей: прочее
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Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783742772725



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Braut. Der

       sprach zum Abschied ein bewegliches Wort: »Gottes

       Güte sei mit dir, o Tochter! Er gebe dir Ruhe im

       Glück und ein friedlicheres Herz, als ich an meiner

       Frau erfunden habe!«

       Kaum war diese Rede gesprochen, so schlug die

       Mutter einen Lärmen auf und schrie der Tochter nach:

       »Vernimm auch mein Wort! Du sollst alle deine Lebetage

       deinem Mann untertan sein, so, wie ich dich

       gelehret habe!« und die Tochter rief zurück: »Wohl,

       meine Mutter, so soll es geschehen nach deiner

       Lehre.«

       So ritten nun die beiden ganz allein miteinander

       hin, aber der Ritter vermied die Straße, um der Braut

       Argheit willen, und ritt einen unbequemen, steilen

       und engen Seitenweg, wohl einer Meile lang, doch ritt

       er rasch, daß er in kurzer Zeit eine halbe Meile zurücklegte

       auf dem rauhen, ungebahnten Steinpfad. Da

       kamen sie an einen umbuschten Werder und der Falke

       begann nach seiner Art mit den Flügeln zu schlagen

       und von der Hand zu begehren, weil er auf Reiher stoßen

       wollte. Sprach der Ritter: »Mit deinem Federschlagen

       laß es gut sein, oder ich reiße dir den Kopf

       ab.« Bald darauf sah der Falke eine Krähe fliegen, der

       wollte er nach; da sprach wiederum der Ritter: »Du

       bist betrogen, wenn du nach Ungemach strebst und

       nicht gern in Ruhe dich hältst, und so will ich dir

       gleich dein Recht tun. Stirb, da du nicht meinen Willen

       halten willst!« Und er erwürgte den Falken, wie

       ein Huhn.

       Die Maid erschrak ob dieser Rede und der tötlichen

       Tat und begann den Ritter zu fürchten. Nun wurde der

       Pfad immer enger, steiniger und dorniger, und dem

       Windspiel schmerzten die Füße, und es vermochte

       nicht mehr, sich wie vor an des Pferdes Seite zu halten.

       Der Ritter, der es an einem Riemen führte, mußte

       es immer nachziehen, das war dem Ritter ungelegen,

       und er schalt das Windspiel: »Du böser Hofwart, hab

       acht, es kommt dir zum Unheil, daß du mir den Arm

       so zerziehst!« Der arme Hund vermochte aber nicht

       zu folgen, und da zog der Ritter sein Schwert und

       hieb ihn tot.

       Die Maid unterdrückte einen Schrei des Unwillens,

       aber das Herz in der Brust erschrak ihr, es ward ihr

       weh zu Mute, und sie dachte: Herr Gott, welch ein

       Wüterich ist dieser Mann! brachte mich denn der Teufel

       zu ihm! – Der Ritter aber behielt das Schwert

       blank in der Hand und begann nun mit seinem Roß zu

       schelten: »Was schnaubst du? Warum gehst du nicht

       Paß oder Trab? Du willst wohl nur auf ebnem Plan

       gehen? Du mußt sterben!« Da nun das arme Roß

       nicht Paß traben konnte, welcher Gang ihm nie gelehrt

       worden war, so sprach der Ritter: »Frau, steiget

       ab!« Sie sprach: »Ich tue, was Ihr mich heißt.« Darauf

       stieg der Ritter auch ab, und hieb dem Pferd das

       Haupt vom Rumpfe, sprechend: »Wärest du nach

       meinem Sinn gegangen, so wäre dir nicht der Tod geworden.

       Frau, dies ist geschehen, wie Ihr seht. Mir

       war das Pferd gar unlieb geworden, wie auch Windspiel

       und Falke. Nun aber ist mir ein ungewohnt und

       beschwerlich Ding, zu Fuße zu gehn, und ich habe

       des keine Übung. Ich werde nun Euch reiten!« und

       damit begann er, ihr Riemen und Bande anzulegen

       und auch den Sattel wollte er ihr aufschnallen. Sie

       sprach: »Herr, ich trüge schon genug an Euch, lasset

       den Sattel und die Seile, viel herzlieber Herre mein,

       ich trage Euch ja sanfter und besser ohne ihn.«

       »Ei, Frau, wie stände mir das an, daß ich Euch ritte

       ohne Sattel und Zeug?« fragte der Ritter heftig. »Ihr

       habt böse Sitte, daß Ihr gegen meinen Willen zu

       reden Euch erkühnet!« Und da ließ sie sich gefallen,

       daß er zur Stund sie sattelte und aufzäumte, wie ein

       Roß, und ihr Zaum und Gebiß in den Mund legte, und

       gab ihr die Steigbügel in die Hände, die stramm zu

       halten, saß dann auf, und ritt sie so eine kleine Weile,

       etwa dreier Speerlängen weit, bis ihr die Ohnmacht

       zuging von der schweren Last.

       Da stieg der Ritter von ihr ab und sprach: »Frau,

       schnappt Ihr nach Luft?« – »O nein, Herr!« antwortete

       sie. Weiter sprach er: »Das ist ein schönes Feld, da

       könnt Ihr nun im Zelt (Schritt) gehen.« Sie sprach,

       indem sie auf Händen und Füßen weiter kroch: »Ich

       will es gern tun. Auf meines Vaters Hofe laufen viele

       Pferde, denen hab ich Zeltgang abgelernt.«

       »So wollt Ihr alles tun, was ich will?« fragte der

       Ritter, und sie gegenredete: »Und wenn ich tausend

       Jahre leben sollte, so wollte ich tun, was Euch lieb

       ist!« Da hieß er sie aufstehn, und nahm sie schön an

       der Hand, und führte sie sittsamlich heim in sein

       Schloß, wo seine Freunde versammelt waren, die

       grüßten sie ehrfurchtsvoll und geleiteten sie in ihr

       Zimmer. Das geschah mit großen Freuden, und die

       Frau war das allerliebste Weib, ehrbar und wohlgezogen,

       ohne List und Trug, treu, ruhig, mild, keine Tugend

       fehlte ihr. Ihre Gäste empfing sie freundlich und

       fröhlich, und ohne Haß und Unwillen erfüllte sie, wie

       ein biederes Weib tun soll, die Wünsche ihres Eheherrn.

       Als nun sechs Wochen vergangen waren, fuhren

       der jungen Frau Vater und Mutter zu ihrer Tochter

       hin, zu sehn, wie es ihr ergehe und wie sie sich gehabe.

       Bald genug erfuhr die Mutter, was geschehen war,

       und wie ihre Tochter ihrem Manne gehorsamte, als sie

       diese zornig schalt und ihr zurief: »O über dich unseliges

       Weib! Was ich sehen und hören muß, läßt mich

       zweifeln, daß du mein Kind bist. Was? Du lässest

       deinen Mann deinen Meister sein?« Und dabei schlug

       die böse