Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch. Ludwig Bechstein

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Название Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch
Автор произведения Ludwig Bechstein
Жанр Книги для детей: прочее
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Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783742772725



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Frau in ein Faß verstecken und verhielten sich ruhig.

       Einschlafen konnten sie aber lange nicht, zumal, da

       sie nach einer Stunde die schweren Tritte eines Mannes

       vernahmen, der wahrscheinlich der Menschenfresser

       war. Des wurden sie bald gewiß, denn jetzt fing er

       an mit brüllender Stimme auf seine Frau zu zanken,

       daß sie keinen Menschenbraten für ihn zugerichtet.

       Am Morgen verließ er das Haus wieder, und tappte so

       laut, daß die Kinder, die endlich doch eingeschlummert

       waren, darüber erwachten.

       Als sie von der Frau etwas zu frühstücken bekommen

       hatten, sagte diese, »Ihr Kinder müßt nun auch

       etwas tun, da habt ihr zwei Besen, geht oben hinauf

       und kehrt mir meine Stuben aus, deren sind zwölf,

       aber ihr kehret davon nur elf, die zwölfte dürft ihr

       ums Himmelswillen nicht aufmachen. Ich will derzeit

       einen Ausgang tun. Seid fleißig, daß ihr fertig seid,

       wenn ich wieder komme.« Die Kinder kehrten sehr

       emsig, und bald waren sie fertig. Nun mochte Gretchen

       doch gar zu gerne wissen, was in der zwölften

       Stube wäre, das sie nicht sehen sollten, weil ihnen

       verboten war, die Stube zu öffnen. Sie guckte ein

       wenig durchs Schlüsselloch, und sah da einen herrlichen

       kleinen goldenen Wagen, mit einem goldenen

       Rehbock bespannt. Geschwind rief sie Hänschen herbei,

       daß er auch hinein gucken sollte. Und als sie sich

       erst tüchtig umgesehen, ob die Frau nicht heimkehre,

       und da von dieser nichts zu sehen war, schlossen sie

       schnell die Türe auf, zogen den Wagen samt Rehbock

       heraus, setzten drunten sich hinein in den Wagen und

       fuhren auf und davon. Aber nicht lange, so sahen sie

       von weitem die alte Frau und auch den Menschenfresser

       sich entgegen kommen, gerade des Wegs, den sie

       mit dem geraubten Wagen eingeschlagen hatten.

       Hänslein sprach: »Ach, Schwester, was machen wir?

       Wenn uns die beiden Alten entdecken, sind wir verloren.

       « »Still!« sprach Gretchen, »ich weiß ein kräftiges

       Zaubersprüchlein, welches ich noch von unsrer Großmutter

       gelernt habe:

       Rosenrote Rose sticht;

       Siehst du mich, so sieh mich nicht!«

       und alsbald waren sie verwandelt in einen Rosenstrauch.

       Gretchen wurde zur Rose, Hänslein zu Dornen,

       der Rehbock zum Stiele, der Wagen zu Blättern.

       Nun kamen beide, der Menschenfresser und seine

       Frau, daher gegangen und letztere wollte sich die

       schöne Rose abbrechen, aber sie stach sich so sehr,

       daß ihre Finger bluteten, und sie ärgerlich davon ging.

       Wie die Alten fort waren, machten sich die Kinder

       eilig auf, und fuhren weiter und kamen bald an einen

       Backofen der voll Brot stund. Da hörten sie aus demselben

       eine hohle Stimme rufen: »Rückt mir mein

       Brot, rückt mir mein Brot.« Schnell rückte Gretchen

       das Brot und tat es in ihren Wagen, worauf sie weiter

       fuhren. Da kamen sie an einen großen Birnbaum, der

       voll reifer schöner Früchte hing, aus diesem tönte es

       wieder: »Schüttelt mir meine Birnen, schüttelt mir

       meine Birnen!« Gretchen schüttelte sogleich, und

       Hänschen half gar fleißig auflesen, und die Birnen in

       den goldenen Wagen schütten. Und wieder kamen sie

       an einen Weinstock, der rief mit angenehmer Stimme:

       »Pflückt mir meine Trauben, pflückt mir meine Trauben!

       « Gretchen pflückte auch diese und packte sie in

       ihren Wagen.

       Unterdessen aber waren der Menschenfresser und

       seine Frau daheim angelangt, und hatte mit Ingrimm

       wahrgenommen, daß die Kinder ihren goldenen

       Wagen samt Rehbock gestohlen, gerade wie diese

       beiden ebenfalls vor langen Jahren Wagen und Rehbock

       gestohlen, und noch dazu bei dem Diebstahl

       auch einen Mord begangen hatten, nämlich den rechtmäßigen

       Eigentümer erschlagen. Der mit dem Rehbock

       bespannte Wagen war nicht nur an und für sich

       von großem Wert, sondern er besaß auch noch die

       vortreffliche Eigenschaft, daß, wo er hinkam, von

       allen Seiten Gaben gespendet wurden, von Baum und

       Beerstrauch, von Backofen und Weinstock. So hatten

       denn die Leute, der Menschenfresser und seine Frau,

       lange Jahre den Wagen, wenn auch auf unrechtmäßige

       Weise, besessen, hatten sich gute Eßwaren spenden

       lassen, und dabei herrlich und in Freuden gelebt. Da

       sie nun sahen, daß sie ihres Wagens beraubt waren,

       machten sie sich flugs auf, den Kindern nachzueilen

       und ihnen die köstliche Beute wieder abzujagen.

       Dabei wässerte dem Menschenfresser schon der Mund

       nach Menschenbraten; denn die Kinder wollte er sogleich

       fangen und schlachten. Mit weiten Schritten

       eilten die beiden Alten den Kindern nach, und wurden

       dieselben bald von ferne ansichtig, weil sie vorausfuhren.

       Die Kinder kamen jetzt an einen großen

       Teich, und konnten nicht weiter, auch war weder eine

       Fähre, noch eine Brücke da, daß sie hinüber hätten

       flüchten können. Nur viele Enten waren darauf zu

       sehen, die lustig umher schwammen. Gretchen lockte

       diese ans Ufer, warf ihnen Futter hin und sprach:

       »Ihr Entchen, ihr Entchen, schwimmt zusammen,

       Macht mir ein Brückchen, daß ich hinüber kann

       kommen!«

       Da schwammen die Enten einträchtiglich zusammen,

       bildeten eine Brücke und die Kinder samt Rehbock

       und Wagen kamen glücklich ans andere Ufer. Aber

       flugs hinterdrein kam auch der Menschenfresser, und

       brummte mit häßlicher Stimme:

       »Ihr Entchen, ihr Entchen, schwimmt zusammen,

       Macht mir ein Brückchen, daß ich hinüber kann

       kommen!«

       Schnell schwammen die Entchen zusammen, und trugen