Название | Die Blödheit der Anderen |
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Автор произведения | Ben Worthmann |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847684015 |
Ben Worthmann, Greta Behrens
Die Blödheit der Anderen
Geschichten aus dem fast normalen Leben
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Ein Geleitwort von den Autoren
Zöllner und der Mann ohne Beine
Wallander und die bösen Russen
Mehdorn, Chuck Norris und Schlagsahne
Klatsche aus den eigenen Reihen
Ein Geleitwort von den Autoren
Das Leben ist schön. Aber manches daran ist eben leider auch ziemlich blöd. Wenn man mit offenen Augen und wachem Blick durch dieses Leben geht und noch nicht völlig abgestumpft ist, stellt man immer wieder fest, dass man sogar von ganz schön viel Blödheit umgeben ist. Wir, die beiden Autoren, haben jedenfalls so unsere Beobachtungen gemacht, und da wir nicht zu denjenigen gehören, die dergleichen einfach für sich behalten können, haben wir beschlossen, den Rest der Welt oder doch zumindest Deutschlands daran teilhaben zu lassen, in dem einige Dinge endlich einmal beim Namen genannt werden – schonungslos, sebstkritisch, ironisch und gnadenlos ehrlich, einschließlich des Bekenntnisses, dass natürlich auch wir selber von der Blödheit unserer Landsleute nicht ausgeschlossen sind.
Greta Behrens und Ben Worthmann, beide als Journalisten und Buchautoren tätig, begegneten vor Jahren einander rein zufällig bei einem Beelitzer Spargelfest und stellten zunächst einmal fest, dass sie sehr verschieden sind: Sie jung und aus dem Osten stammend, er schon ein ziemlich alter Wessi. Aber dann entdeckten sie auch Gemeinsamkeiten, vor allem die Lust am Schreiben und am Lästern. Es gibt kaum ein Thema, das vor ihnen sicher wäre.
ASAP ins Still-Café
Achtung, Achtung, jetzt wird es ein bisschen indiskret-privat, ich warne Sie, liebe Leserinnen und Leser und dich, lieber Ben, lieber schon mal vor. Ich habe nämlich etwas an mir festgestellt, von dem ich gern vor anderen behauptet habe, dass ich es nicht habe: das Spanner-Gen. Aber ich habe es doch. Und das leicht Unheimliche dabei: ich fühle mich, als hätte man bei mir, zusätzlich zum Spanner-Gen auch noch eine neumodische Spanner-Krankheit diagnostiziert, eine für die es noch keine Medikamente gibt und die man nur behandeln kann, indem man dem Spanner eine ordentliche Backpfeife verpasst.
Wenn in Berlin Unfälle passieren, und Unfälle passieren in einer Großstadt wie dieser ja öfter mal, bleibe ich nie stehen und schaue dabei zu, was in den folgenden Minuten passiert, die ja im Grunde meist gleich ablaufen: Jemand ruft einen Krankenwagen, dann steigen zwei Sanitäter aus, versorgen den Verletzten und fahren mit Sirenengeheul und Karacho davon.
Ich gehöre für gewöhnlich zu denjenigen, die sich gnadenlos über andere Spanner auslassen: Was stehen die da so blöde rum? Was gibt’s da zu glotzen? Haben die kein Zuhause? Und ja, ich weiß auch, dass so ein Unfall unsere Urängste anspricht und man im Grunde genommen auch nicht spannt, um sich künstlich an der Szenerie aufzugeilen, nein, der Mensch per se ist erst von dem Geschehen so gelähmt, dass er stehenbleibt, stehenbleiben muss. Und guckt. Und spannt. Wie ein neugieriger Zombi. Und manche verarbeiten das Ereignis nicht so schnell und kriegen es nicht auf die Reihe, wenn ihr Kopf ihnen sagt: so, jetzt kannste eigentlich mal langsam wieder weitergehen.
Folgendes hat mich kürzlich vollends gelähmt. Kein Unfall. Diese Begebenheit löste mehrere Kurzschlüsse und Kettenreaktionen in meinem Hirn aus. Wie althergebracht schlurfe ich durch meinen Kiez. Die Dunkelheit brach bereits an. Ich bummle die Schönhauser Allee im Prenzlauer Berg entlang, laufe vorbei an Bio-Märkten und Natur-Märkten und Bio-Bio-Bio-Märkten. Und stehe plötzlich vor einem Café. Von draußen schaue ich durch die Scheibe und sehe: Eine Mutter. Sie stillt ihr Kind. Am Tisch. Dazu trinkt sie ein Heißgetränk. Früher waren mir stillende Mütter in der Öffentlichkeit immer ein bisschen unangenehm, um nicht zu sagen, nicht ganz geheuer, aber heute macht mir das nichts mehr aus. Ich denke, dass das jeder Mutter selbst überlassen sein sollte, ob sie ihr Kind öffentlich stillt. Und sowieso, wir sind ja alle aufgeklärt und sehr modern.
Die Kellnerin kommt und streichelt des Babys Köpfchen. Ich werde bei diesem Anblick nun innerlich ein bisschen überheblich und kann nicht verstehen, wie die Kellnerin das Köpfchen des Kindes streicheln kann, wo es doch gerade an des Mutters Brust hängt. Nun gut, denke ich, vielleicht ist die Kellnerin ja die Hebamme der Stillerin oder deren Schwester oder deren Freundin oder, oder, oder. Ich möchte gerade weitergehen, als mir plötzlich dutzende Kinderwagen vorm Eingang des Ladens, im Eingang selbst und im Vorraum des Cafés auffallen. Also schaue ich noch einmal in das Café-Fenster. Und erblicke noch eine stillende Mutter. Und noch eine. Und hinten in der anderen Ecke des Raumes sitzen zwei Frauen an einem Tisch, die das Kind gemeinsam stillen. Also