Название | Karibikstrand |
---|---|
Автор произведения | Gabriele Ried-Hertlein |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738078633 |
Clement zückt derweil sein Handy und flüstert halb französisch, halb englisch, dass er einen günstigen Einheimischen-Tarif für die Insel hat, wenn wir das auch wollen??
"Nous avons une iPad ici", setzt er mit gespanntem Gesichtsausdruck fort. "Et nous l‘utilisons jaque soir. Devant dinner." Wir haben ein iPad hier und verwenden es jeden Abend vor dem Essen.
"Clement, we too, but despues de comer". Wir auch, aber immer erst nach dem Abendessen. Seine Miene wird wieder entspannt.
Unsere sprachgepuzzelte, nie ins Stocken geratene Konversation dient reihum fast jeder Nation als geschätzte Unterbrechung des Nichtstuns auf den Liegen. Worte in der eigenen Sprache, aber kein kompletter Satz zwingen zum Lückenschließen im Geist, um der Rede folgen zu können. Und spornen zum Abschätzen an, wie jung man in anderen Ländern schon Rentner werden kann, so wie die zierliche Isabella, die ja noch keine sechzig sein kann.
Der heftige Morgenwind war kaum mehr zu spüren, Windstille herrscht, als wir mittags im Strand-Restaurant nur ein paar Oliven, Muscheln, Maracujas und Ananasstücke vom Buffet holen.
Clement schlendert zielsicher zu unserem Tisch und wiederholt, dass er das Tablet abends nur pour UP LOAD verwendet!
"Mais, aviez vous un cable?" Aber, hätten Sie ein Ladekabel dabei?
"Pour la Pad?"
"No, pour mon mobil."
"Naturelement, Clement", nicke ich, "no problem avec votre up-load. Ce coir, au diner nous avons le cable pour vouz! Et bon apetit!" Selbstverständlich, Clement, haben wir heute zum Abendessen das Ladekabel für Ihr Handy dabei. Und guten Appetit!
"M e r c i !!!" Und eine tiefe Verbeugung von Monsieur Clement.
Die Fusionierten Kartenvier, Kongo-Otto, Raspel-Ria, Kalli und Margret, die pünktlich wie wir an der Schmalseite des Restaurants in unserer deutschen Reihe an nebeneinander stehenden runden Tischen Platz genommen hatten, hängen konzentriert und beunruhigt an Clements Lippen. "Hat er nicht eben UP-GRADE zu Isabelle gesagt und ein dankbares Merci?"
No, chers amis, ich verhelfe Clement NICHT zu einem Zimmer-Up grade und verschlechtere NICHT Eure eigenen Chancen in der heimlichen Warteliste auf einen Aufstieg zur Suite-Community!
Zum Abendessen streife ich meine windgerechte hoch geschlossene langärmelige Jaquardjacke über. Gott sei Dank, denn nur ein Tisch, direkt unter einem fleißig rotierenden Venti, wird gerade frei.
Clement holt bei seinem Gang zum Buffet 'le cable' an unserem Tisch ab und wir gehen zielsicher die breite Treppe hoch zur eleganten Hotelbar.
Alle Ventilatoren in der großen, palastartig ausgestatteten Lobby stehen an diesem Abend still. Ich kann den Blick auf die zahllosen unbeweglichen Monster-windschleudern an der Decke fast nicht abwenden. Ein technischer Defekt sicher. Hoffentlich hält er noch ein paar Tage an oder länger.
"Wir lassen uns am besten auf einem der blauen Sofas an der Seite nieder, Isa und checken unsere E-Mails.
„Liebe Frau Stern,vielen Dank nochmals für das telefonische Interview, das ich mit Ihnen führen durfte. Aktuell liegt der vollständige Text bei dem Chefredakteur und ich melde mich bei Ihnen wieder, sobald die endgültige Fassung zurück ist. Die nächsten drei Tage bin ich in Urlaub. Seien Sie versichert, dass der Text nicht im Wirtschaftsmorgen erscheint, bevor Sie ihn nochmal gelesen haben.Schönen Urlaub weiterhinIhreCorinna Meckel
Na hoffentlich ist darauf Verlass! Sonst ist das saublöd gelaufen. Und ich hätte besser nicht telefonisch, sondern schriftlich mit mehr Überlegung auf die harmlosen Interviewfragen geantwortet. Und von wegen harmlos.
"Wie kann eine Super-Assistentin die Schwächen eines Chefs abfangen?", fragte diese Corinna Meckel.
"Eine enge Mitarbeiterin, gerade in einem hektischen Parteibüro, kann immer Defizite unauffällig und rasch aus der Welt schaffen."
Gleich ihr listiges Nachhaken: "Ja welche Defizite meinen Sie denn so bei Ihrem Chef?"
"Ach", hoffte ich meine schnelle, unbekümmerte und fatal unterschätzte Antwort abzuschwächen, "sagt Ihr Chefredak-teur nicht manchmal auch, ohne Sie wäre ich nicht perfekt? Bei Ihnen in der Redaktion sind das doch sicher korrekte Rechtschreibung, elegante Satzformulierungen, oder?"
Schweigen in der Leitung bei Corinna anschließend.
Und wenn die Super-Corinna jetzt ein Politiker-Defizit daraus macht, liest mein hoch geschätzter Ex-Chef, der in seinem öffentlichen Amt grundsätzlich nicht die geringste, nicht die allerkleinste, so gut wie gar keine Schwächen hat, den Artikel im 'Wirtschaftsmorgen' nie, zu keiner Zeit! Schon gar nicht seine Parteifreunde oder treuen Wähler und um Himmels Willen nie die Opposition, die sich die Hände reiben würde.
Eine großartige, routinierte, vorausdenkende Super-Assi lädt vor dem Urlaub zu Hause die Wettervorhersage-App von Zoover herunter und dropt sie in die Favoritenliste des Tablets. Diese Insiderinformation in einem Zeitungs-interview zum Beispiel wäre in Fachkreisen mit Beifall aufgenommen worden.
"Wolkensymbole auf Zoover, an unserem Arena Gorda-Strand, mit kleinen schrägen Balken darunter!" Ich schaue mit leicht gesenktem Kopf über meine Lesebrille zu Leo:
"Morgen und noch am Montag und noch am Dienstag!"
"Seh doch nicht alles so schwarz, Isa."
Wenn Leo gerade wüsste, welche schwarzen Wolken in diesem Moment an meinem Horizont hochziehen und mich in den nächsten Tagen in Spannung halten werden.
Turbo-Dodo
Sonntag, 5. Februar
"Weißt Du was, Isa?", und Leos Augen strahlen, "wir sollten gleich heute Morgen am Strand entlang zu Flor und Coco laufen, ins Goldenstar-Grandhotel. Traumwetter!"
Und zum ersten Mal in diesem Urlaub spüren meine Füße den feinen Sand am weißen, endlos langen Strand. Werden von zarten Wellenausläufern umspült. Weichen hüpfenden Kindern und angeschwemmten Seetang aus, berühren die sanft massierende Freiheit. Die Sonne wärmt den Rücken und im Meer spiegeln sich die weißen Wolken.
Leo nimmt meine Hand. Ewig könnten wir so weiterlaufen am Meer.
Dodo im Superwinzig-Bikini, ewig neununddreißig und tadellos schlank, springt blitzschnell aus ihrer Liege, als sie uns noch gut zwanzig Meter von ihr entfernt am Paradiso-Strand im Tross hinter einer Meute wohlgenährter amerikanischer Bermudashorts erblickt. Klatscht in die Hände, als wir zu Ihrem Stammplatz durch den Sand stapfen und reißt sofort wie ein Pantomime vielsagend die Augen auf und winkt dabei energisch ab.
"Vorgestern sind wir angekommen, wa. Und sind schon in ein anderes Zimmer umgezogen. Bloß nicht in eine Suite. Und nur, weil der Herr Schmitt-Dudenhofen dieses Mal eine Woche später kommt."
"Versteh ich jetzt nicht."
"Der hat uns doch letztes Jahr heilig versprochen, bei Ramon ein Wort für uns einzulegen, wenn er wieder für acht Wochen kommt. Was wir nicht wussten, wa, dass er dieses Jahr erst NACH uns kommt. Und nichts war geregelt."
"Stell Dir vor...!",
sie zieht ihre einwandfrei schon nach zwei Strandtagen turbogebräunten Schultern hoch und holt einen großen Vorrat Atemluft in ihre Lungen.
"Stell Dir vor, wir kommen ins Fernsehen! Das RTL-Fernsehteam begleitet ein junges Paar, das in der Dominikanischen Republik ein Gästehaus eröffnen will. Und die Beiden mussten heute die Szene inszenieren, dass sie enttäuscht und ratlos am Strand sitzen. X-mal fiel die Klappe. Weil die Beiden eigentlich sehr gut drauf waren und kein bisschen zerknittert und enttäuscht aussahen."
Macht eine winzige Pause für ein kurzes Einatmen:
"Und die Verzagt-Aussehen-Szene? Na? .....Mit mir und Basti als Normaltouris im Hintergrund!!"
Sebastian, ihr blonder Lebensgefährte, der schon nach