Titus Schulgeschichten I. Andreas Dietrich

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Название Titus Schulgeschichten I
Автор произведения Andreas Dietrich
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753159775



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in den Unterricht. Dafür hatte Ahmed auch eine Geschichte parat. Vielleicht gab es jemanden, der ihm diese Geschichte abkaufte. Die heutige Geschichte hatte nur einen Gläubigen: Stefan.

      Na Picko, auch mal wieder hier

      An einer Schule gibt es verschiedene Charaktere. Die Einen sind fleißig. Die Anderen sind faul. Einige gehen gerne zur Schule. Die Meisten würden gerne zu Hause bleiben, doch sie gehen trotzdem zur Schule.

      In Stefans Klasse gibt es auch einen Problemschüler. Er nennt sich Picko. Picko ist selten anwesend. Meistens bleibt er zu Hause. Bock auf Schule hat er nicht. Picko sieht keinen Sinn darin, in die Schule zu gehen.

      Das sehen viele Schüler und Schülerinnen wohl ähnlich. Die Schule wird als störend empfunden. Die Schule ist eine Last. Nötig wäre sie nicht. Doch das ist ein Trugschluss.

      In der Schule wird gelernt. Es fängt mit dem ABC an. Die Kinder lernen das Schreiben, das Lesen und das Rechnen. Darauf aufbauend kommen dann immer neue Schulfächer hinzu. Die Kinder sollen ein paar Zusammenhänge der Welt kennenlernen.

      Klar, nicht jeder liebt Deutsch. Nicht jeder liebt Mathematik. Doch ohne eine gemeinsame Sprache können wir uns nicht unterhalten. Es macht nun einmal einen Unterschied, ob ich einen Mülleimer leere oder einen Mülleimer lehre. Im zweiten Fall kann derjenige wohl auch Lehrer werden. Der erste Fall wird in den meisten Fällen aber das Gewünschte sein.

      Es macht auch Sinn, rechnen zu können. Wir möchten uns doch nicht über den Tisch ziehen lassen. Wenn eine Packung Kaugummi einen Taler kostet, wir geben zwei Taler, dann sollten wir einen Taler wieder zurückbekommen. Wenn nicht: Dann haben wir oder der Verkäufer falsch gerechnet.

      Picko sieht es aber nicht. Ihm ist es egal, ob er nun einen Taler oder gar nichts zurückbekommt. Das wäre nicht so schlimm. Picko bleibt lieber zu Hause. Da ist es schön. Da hat er seine Ruhe. Seine Eltern sind schließlich arbeiten. Sie bekommen kaum mit, dass Picko nicht zur Schule geht.

      Es gab zwar immer wieder Elternbriefe, doch sie brachten nichts. Zu Elterngesprächen kamen Pickos Eltern selten. Immer wieder erfand Picko Ausreden. Zu Picko nach Hause gingen nur selten Lehrer. Meist hatten die Lehrer gar keine Zeit. Sie mussten den Unterricht vorbereiten, Hausaufgaben und Arbeiten kontrollieren. Das eigene Privatleben sollte auch nicht zu kurz kommen.

      Stefan war in dieser Sache anders. Vielleicht lag es daran, dass er sich eine Auszeit gönnte. Jetzt war er mit Herzblut dabei. Er kümmerte sich um seine Schüler und Schülerinnen. Darunter litt sein Privatleben. Das fand Stefan aber nicht so schlimm. Die Einschränkungen in seinem Privatleben hielten sich in Grenzen.

      Als Picko mal wieder zum Unterricht erschien, sprach Stefan ihn an. „Na Picko, auch mal wieder hier“. Picko antwortete „Muss ja“.

      „Ne, du musst nicht“ erwiderte Stefan. Er fuhr fort „besser wäre es aber. Es ist deine Zukunft.“

      Picko war es egal. Seine Zukunft würde schon rosig werden. Das sah Stefan aber anders. Pickos Zukunft würde nicht rosig werden. Wenn er so weitermacht, könne er unter der Brücke wohnen. Dort wäre das Leben nicht rosig.

      Picko war es egal. So kam Stefan auf eine Idee. Er schlug Picko einen Deal vor. Picko musste zwei Wochen unter einer Brücke hausen. Wenn er dies überstehen würde, bräuchte er nicht mehr zum Unterricht kommen. Picko müsste aber die ganze Zeit unter der Brücke sein. Picko müsste den Tag und die Nacht unter der Brücke verbringen. Andernfalls müsste Picko jeden Tag in der Schule erscheinen und mitmachen.

      Picko war einverstanden. Er bezog sein neues Zuhause unter einer Brücke in der Nähe der Schule. So leicht, wie es sich Picko vorstellte, war es aber nicht.

      Der Herbst begann. Es wurde kühl. Unter der Brücke zu schlafen war nicht so einfach. Picko dachte noch an einen Schlafsack. An viel mehr dachte Picko nicht.

      Picko hatte zu Hause oft sein Smartphone in der Hand. Er spielte und chattete mit Freunden. Das tat Picko auch unter der Brücke. Doch das währte nicht lange. Irgendwann war der Akku jedes Smartphones leer. Jetzt musste eine Steckdose her. Eine Steckdose gab es unter der Brücke nicht.

      Picko musste die erste Nacht ohne sein Smartphone verbringen. Am nächsten Morgen schlich sich Picko in die Schule. Im Computerraum gab es freie Steckdosen. Dort konnte er sein Smartphone laden. Dank dem Ladekabel, welches Picko dabei hatte, funktionierte es auch. Morgens ging Picko in die Schule und nachmittags bezog Picko ein Schlafplatz unter der Brücke.

      Picko war es gar nicht bewusst, dass er jeden Tag das machte, was andere Schulkinder machten. Sie gingen am frühen Morgen zur Schule und kamen nachmittags wieder nach Hause. Nur am Samstag und Sonntag war die Schule verschlossen. Picko musste sich einen anderen Ort suchen, wo er sein Smartphone laden konnte.

      Picko fand diesen Ort nicht. Er musste das erste Wochenende ohne sein Smartphone überleben. Picko merkte, ohne ein echtes Zuhause war das Nutzen eines Smartphones nicht möglich. Ein Zuhause gab es aber nicht umsonst. Das Zuhause kostete Miete. Miete war Geld. Geld musste sich erarbeitet werden. Arbeit setzte im Allgemeinen eine Ausbildung voraus. Wer weder Lesen noch Schreiben konnte, der war wohl fast überall fehl am Platz.

      Picko wurde beobachtet. Stefan sah, dass Picko morgens in die Schule ging. Dort versuchte sich Picko vor den Lehrern und Lehrerinnen zu verstecken. In der Regel gelang es Picko auch. Nur Stefan sah ihn.

      Für Stefan war schon längst klar, Picko hatte verloren. Picko war nicht die ganze Zeit unter der Brücke. Picko war am Tage in der Schule.

      Es war Freitag. Zwei Wochen waren fast rum. Picko war wieder im Computerraum. Am Nachmittag wollte Picko die Schule verlassen und zur Brücke gehen. Picko konnte die Schule nicht verlassen. Picko wurde im Computerraum eingesperrt. Picko musste im Computerraum die Nacht verbringen.

      Am nächsten Morgen schloss jemand die Tür auf. Es war Stefan. „Na, guck mal einer an. Picko hat in der Schule übernachtet. War die Schule wohl doch schöner als die Brücke.“

      Picko war nun auch ganz offiziell darin ertappt, nicht unter der Brücke gewesen zu sein. Picko merkte, dass Stefan es wusste. Picko hatte verloren. Picko ging auf den Deal ein. Jetzt musste Picko liefern. Picko musste jetzt jeden Tag pünktlich in der Schule sein. Picko war jeden Tag pünktlich. Ende gut, alles gut?

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