Название | Christmas Meeting |
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Автор произведения | Mark Savage |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742714602 |
»Ich gebe dir vollkommen recht, Bruder«, stimmte der Dämon der Versuchung zu. »Ich brenne schon regelrecht darauf, mich so richtig auszutoben.«
Der Dämon der Vergeltung erwiderte: »Was stehen wir hier überhaupt herum, die Zeit läuft. Bevor dieser Tag zu Ende ist, müssen wir unseren Auftrag erledigt haben. Oder habt ihr Lust darauf, eure zukünftige Existenz als Schatten zu fristen?«
»Es ist noch Zeit genug für einen Ausflug durch dieses Gebäude«, schlug der Dämon der Lüge vor. »Sehen wir uns diese hilflosen Geschöpfe doch mal genauer an. Ich bin sicher, wir werden uns köstlich amüsieren.«
Sein Vorschlag fand die rege Zustimmung seiner vier Brüder. Erwartungsvoll und mit bösen Gedanken zogen sie los.
* * *
»Stopp!« befahl der Dämon des Hasses seinen vier Gefährten und machte sie auf eine Szene aufmerksam, die sich direkt vor ihren Augen abspielte.
Eine Mutter versuchte verzweifelt, ihren achtjährigen Sohn von einem Stand wegzudrängen, an dem ein junger Verkäufer die Funktionsweise ferngesteuerter Fahrzeuge demonstrierte.
»Larry, ich sage es nicht noch einmal. Wir müssen jetzt nach Hause.«
Der Junge zog heftig dagegen, als seine Mutter ihn am Arm packte und mitschleifen wollte.
»Ich will den Truck, Mom, bitte. Kauf mir den Truck, Daddy würde ihn mir auch kaufen.«
»Ich bin aber nicht dein Daddy«, erwiderte die Mutter so laut, dass sich einige Leute nach ihnen umsahen. »Dein Vater verwöhnt dich viel zu sehr, mein Freund. Außerdem bekommst du doch bald genügend Geschenke.«
»Ich will eure blöden Geschenke nicht, ich will den Truck.«
»Weißt du, wie viel so ein Ding kostet? Dafür muss dein Vater lange arbeiten. Komm jetzt mit oder du bekommst eine Ohrfeige.«
Der Dämon des Hasses kicherte verhalten.
»Wir wollten uns doch amüsieren, nicht wahr? Jetzt passt mal auf. Mit einem Kind habe ich leichtes Spiel. Fast schon wieder zu leicht.«
»Quatsch nicht rum«, erwiderte der Dämon der Lüge ungeduldig. »Lass mal sehen was du kannst, Bruder.«
Es dauerte keine Sekunde und der Dämon des Hasses war verschwunden. Gespannt beobachteten die vier den weiteren Streit zwischen Mutter und Kind. Der kleine Larry veranstaltete inzwischen ein wahres Heulkonzert.
»Na gut, du hast es nicht anders gewollt«, schrie die entnervte Mutter und gab ihrem Sohn eine schallende Ohrfeige. Die umstehenden Leute sahen betroffen weg, so als träfe sie die Schuld an der ganzen Misere. Der Schlag schien zu wirken, denn der Junge verstummte schlagartig. Anstandslos trottete er mit seiner Mutter in Richtung Ausgang. Sie nahm den Jungen absichtlich nicht an der Hand, um ihn spüren zu lassen, dass sie böse auf ihn war.
Als sie auf die Rolltreppe zuliefen, kamen sie an der Sportwarenabteilung vorbei. Zufällig kreuzte ihr Weg sich an den Körben, in denen zu Angebotspreisen Dutzende Baseballschläger angepriesen wurden.
Larry blieb stehen, nahm sich einen der für ihn viel zu großen Schläger aus dem Korb und betrachtete ihn scheinbar nachdenklich.
»Was ist jetzt schon wieder los?« fragte seine Mutter erbost. »Du hast bereits einen Baseballschläger, sogar einen besseren als diesen hier.«
Als Larry antwortete, glaubte sie der Schlag zu treffen.
»Friss Scheiße, du blöde alte Fotze.«
Larry spielte in der Untermannschaft seiner Liga Baseball, und den Schlag, den er gegen den Unterleib seiner Mutter führte, präzisierte er geradezu professionell. Die etwas mollige Frau klappte zusammen wie ein Taschenmesser. In Larrys Hirn forderte ihn eine Stimme erneut auf, doch damit weiterzumachen.
»Mach’ sie fertig, die alte Schlampe. Schlag ihr verdammtes Hirn zu Brei. So eine Gelegenheit bietet sich nie wieder. Nie mehr „Larry tue dieses nicht, tu‘ das nicht.“ Nie mehr. Mach sie fertig, das fette Miststück, schlag sie in Scheiben.«
Larry war versucht, den bösen Gedanken nachzugeben, als eine Stimme ihn zurückhielt.
»Um Gottes willen, Junge, was tust du da?«
Mit einem Mal sah sich der Junge von einer Woge aus Menschen umstellt. Die Sprecherin, eine schlampig aussehende Verkäuferin mittleren Alters, sah ihn ebenso entsetzt an, wie es alle taten, die einen Kreis um ihn gebildet hatten.
Plötzlich schien eine unsagbar schwere Last von ihm fallen, und als er zu seiner Mutter aufsah, die sich schmerzstöhnend aufrichtete und ihm Blicke entgegenwarf, die sich wie tausend feine Nadelstiche in sein Herz bohrten, fing er an zu weinen.
Nur wenige Meter von ihm entfernt befanden sich fünf Gestalten, die sich förmlich vor Lachen bogen. Niemand sah sie, niemand hörte sie. Und dieses Mal genossen sie diesen Umstand.
»Ich hätte ihn beinahe so weit gehabt, Brüder. Er hätte dieses Weibsstück eiskalt abserviert. Jungs, war das ein Spaß. Meint ihr, der Meister hätte sich über so eine kleine Kinderseele gefreut, ein armes kleines Bündel, das das Hirn der eigenen Mutter in einem Kaufhaus verspritzt?«
Der Dämon des Hasses wuchs in seiner Freude über sich hinaus, wurde jedoch vom Dämon der Verblendung scharf zurechtgewiesen.
»Der Meister hätte dich geviertelt und deine Stücke einzeln ins Schattenreich verbannt. Menschenkinder sind noch unreif, geistig noch nicht entwickelt. Es wäre für jeden dahergelaufenen Troll eine Kleinigkeit, eine solche Seele zu gewinnen. Nein, wir haben eine Aufgabe, und wir dürfen auf gar keinen Fall auffallen bevor wir nicht sicher sind unsere Opfer gefunden zu haben.«
»Auffallen?« fragte der Dämon der Schmerzen verächtlich. »Glaubt ihr vielleicht, irgendjemand könnte auch nur von unserer Existenz ahnen? Nein, wir sind sicher, aber ich gebe dir trotzdem recht. Es wird Zeit an unseren Auftrag zu denken. Dem Kleinen haben wir die Weihnachten auf jeden Fall gründlich versaut, da können wir sicher sein. Ein kleiner Erfolg, immerhin.«
»Denkt daran«, erinnerte der Dämon der Vergeltung, »wenn wir ein geeignetes Opfer gefunden haben, dann gibt es kein Zurück mehr. Der Meister gibt uns keine zweite Chance, ihr habt es gehört. Und der Meister sieht und hört alles. Er ist um uns.«
»Da seht«, unterbrach der Dämon der Versuchung das Gespräch. »Wir wäre es, wenn wir diesen alten Sack dort vorne hochnehmen. Seine Frau guckt schon ganz sauer, weil er ständig die Kleine an der Kasse beobachtet. Ich kann es spüren, Jungs. Der Alte fängt schon an Kalk anzusetzen, wie man hier so schön sagt. Passt mal auf.«
Sie waren mittlerweile bis in den zweiten Stock vorgedrungen. Der Mann, um den es sich drehte, war ein schwächlich gebauter Typ Mitte der sechziger Jahre. Er stand zusammen mit seiner Frau an der Kasse, um die Lammfellschuhe, die er sich selber zu Weihnachten schenken wollte, zu bezahlen.
Dabei galt sein ganzes Augenmerk der jungen Fran, die konzentriert in die Tasten tippte. Das Mädchen, gerade erst achtzehn geworden, arbeitete den dritten Tag in diesem Laden und dies gleich zu einer äußerst ungünstigen Saison. Niemand hatte recht Zeit gefunden, sie in nötiger Weise einzulernen. Sie, die noch nie an Registrierkassen gearbeitet hatte, sondern als Lehrling stets nur Regale einräumte und säuberte, tat sich bei ihrer neuen Tätigkeit nicht gerade leicht. Doch sie lernte schnell und die Arbeit machte ihr sogar Spaß.
Selbstverständlich bemerkte sie nicht die Blicke des alten Morris, der ihr über die Ränder seiner Brille in den Ausschnitt starrte.
Fran trug keinen dieser komischen Arbeitskittel, die alles verbargen, wonach sich sein Herz so sehnte. Der Grund lag einfach darin, dass sie noch keinen bekommen hatte, aber das wusste der alte Morris natürlich nicht, und wenn, würde es ihn die Bohne interessieren.
Sie trug eine weiße Bluse, die aufgrund der Hitze in dem Gebäude bis über den Brustansatz hinaus offenstand, was zwar nicht erlaubt, ihr aber an diesem Tage piepegal war.
Morris stand auf