Der Fehler im System. Peter R. Krüger

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Название Der Fehler im System
Автор произведения Peter R. Krüger
Жанр Языкознание
Серия Sternenlicht
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753189871



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Mannschaft ist glücklich, geholfen zu haben. Aber sagen Sie, Captain, was genau wollten die Piraten denn eigentlich? Ihr Erz oder Sie als Geiseln?“

      Logan prustete. „Uns als Geiseln? Na, das wäre ja noch schöner. Nein, Commander, die waren ganz sicher auf unser Erz aus. Das dürfte für die viel wertvoller sein, als mit uns ein lumpiges Lösegeld einzufordern. Der Konzern lässt sich auf solche Spiele nicht ein. Jedenfalls nicht bei kleinen Frachterbesatzungen, wie wir es sind.“ Walt glaubte, einen Funken Verbitterung in Logans Stimme zu hören.

      „Aber wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen, dann muss doch auch die Minengesellschaft handeln“, warf er ein.

      „Ja, vielleicht.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung verdeutlichte Logan, dass er hierzu zwar anscheinend eine andere Meinung hatte, über diesen Punkt jedoch nicht weiter reden wollte. „Vor ein paar Monaten wurde ein vollautomatischer Versuchsfrachter, die ENDEAVOUR, auf die Reise geschickt. Die Roboter der Gamma-9 Serie sollten uns über kurz oder lang ablösen, doch das Schiff kam nie an. Offenbar waren sie das erste Opfer der Piraten. Was mich aber irritiert hat, war, dass die Ganoven nicht einmal Forderungen gestellt haben. Es kam nur eine kurze automatische Kontaktaufnahme mit dem Hinweis, dass wir uns sofort zu ergeben haben. Sonst nichts.“

      Walt runzelte die Stirn und sah dann nacheinander Liane und Carl an, die jedoch auch nur mit den Schultern zucken konnten.

      „Sonst nichts?“, frage er schließlich und beugte sich in seinem Kommandosessel vor. „Haben Sie zufällig eine Aufzeichnung gemacht?“

      „Aber natürlich. Die Burschen kamen mir gleich so komisch vor, als sie sich wie aus dem Nichts näherten.“

      „Dann sind Sie doch bitte so freundlich und lassen uns die Aufzeichnung mal hören, Captain.“

      „Natürlich“, Logan nickte zur Seite. Ganz sicher gab er seinem Kommunikationsoffizier damit eine vorher abgesprochene Bestätigung, denn kurz darauf ertönte an Bord der JAGELLOVSK eine laute, blecherne Elektronenstimme: „ACHTUNG, ALBATROS DREI! STOPPEN SIE IHRE MASCHINEN UND ÜBERGEBEN SIE IHR SCHIFF OHNE WIDERSTAND. DIES IST DIE ERSTE UND LETZTE WARNUNG.“

      Mit seiner rechten Hand strich sich Walt Kargon über sein markantes Kinn, als er seine Gedanken laut aussprach: „Die sind ganz schön clever. Das ist die automatische Navigationskontrolleinheit. So lässt sich kein Stimmenmuster vergleichen.“

      Logan nickte bestätigend. „Das haben wir uns auch gedacht und den Nachbrenner gezündet. Wir wollten nichts wie weg. Doch die Kerle sind uns gefolgt. Na, ganz klar, dass die uns schnell eingeholt haben und dann das Feuer eröffneten.

      Mit so einem alten Frachter kann man keine waghalsigen Ausweichmanöver machen. Aber ein wenig haben wir versucht, Haken zu schlagen.“ Er lachte, als hätte er sich eben selbst einen Witz erzählt. „Was man mit so einer Mühle eben Haken schlagen nennen kann. Aber immerhin hat uns das etwas Zeit verschafft.“

      „Ja, zum Glück. Sonst hätten wir vermutlich nur noch einen Haufen Staub von euch auflesen können.“

      „Carl! Lass das“, zischte Walt seinen Kommunikationsoffizier an.

      Der verzog jedoch seine Miene. „Na, ist doch wahr. Fayola hat mir gerade gemeldet, dass die Halunken unseren Antrieb beschädigt haben. Der Schuss hat gesessen.“

      „Ja, aber wir haben auch kein Erz an Bord, welches sich die Piraten unter den Nagel reißen wollen.“ An den Captain der ALBATROS III gewandt, fuhr Walt fort, „Allerdings ist da etwas Wahres dran. Die Piraten haben gezielt unseren Antrieb erwischt, um fliehen zu können. Da hätten sie doch genauso gut den Antrieb der ALBATROS III zerschmelzen können, um leichter an die Beute zu gelangen. Warum haben die das nicht gemacht, sondern euch nur ein paar Streifschüsse verpasst?“

      „Ach“, winkte Logan ab, „die werden uns doch gescannt haben. Da wird ihnen unser alter YF-300 Antrieb aufgefallen sein. Wenn die den zerschmolzen hätten, wäre vermutlich der ganze Rumpf abgerissen worden. Die Dinger haben einen ziemlich anfälligen Konverter. Wenn der überladen wird, dann reagiert der ziemlich übel.“

      „Tatsächlich? Die YF-300 sollten doch eigentlich längst ausgetauscht werden.“

      „Tauschen Sie den Antrieb mal aus, wenn Sie Lichtjahre von irgendeiner Werft entfernt sind und nur durch diese gottverlassene Leere schippern.“

      Walt setzte ein gewinnendes Lächeln auf. Es war besser, den Captain nicht zu verstimmen. „Wo wir gerade von Antrieben reden, Captain. Unsere Ingenieurin hat den Schaden unseres Antriebs jetzt untersucht und fragt an, ob die ALBATROS III nicht mit ein paar Ersatzteilen aushelfen kann.“

      „Na ja, ein bisschen was haben wir natürlich da. Was wird denn benötigt?“, Logans Stimme klang mit einem Mal weniger entspannt. Verständlich, wie Walt fand. Im tiefen Weltraum gab niemand gerne Ersatzteile ab, die er eventuell selbst brauchen konnte.

      „Moment, ich schicke Ihnen die Liste rüber.“ Jetzt war es Walt, der seinem Kommunikationsoffizier zunickte, woraufhin Carl Ruyther die Auflistung an die ALBATROS III übermittelte.

      Es dauerte nur einen Moment, bis Captain Logan die Auflistung kontrollieren konnte. „Ja, also das sieht so aus, als könnten wir euch hier behilflich sein. Allerdings haben wir nur einen der alten Beta 3 Stabilisatoren im Lager. Der wird euren defekten Beta 5 nicht ausreichend ersetzen können.“

      „Ist schon in Ordnung, Captain. Unserer Ingenieurin wird da schon etwas einfallen. Können wir uns die Sachen abholen?“

      Logan verzog wieder das Gesicht. „Ja, sicher, aber wir müssen wieder Fahrt aufnehmen, damit wir die Lieferung nicht zu spät nach Tyros bringen. Die Strecke von K-85 ist normalerweise schon knapp genug bemessen, der Überfall macht die Sache nicht besser. Aber wenn wir jetzt eine noch größere Verspätung haben, werden uns die Prämien gestrichen. Ich hoffe, Sie nehmen uns das nicht übel. Wir werden langsam Fahrt aufnehmen, damit Sie mit einer PHÖNIX übersetzen und die Sachen abholen können. Das ist das Mindeste, was wir für Ihre Hilfe tun können.“

      „Ja, natürlich, Captain. Ich werde Fayola Sisay mit Gella Hailey zu Ihnen schicken. Aber sagen Sie, ist Ihre Minengesellschaft da nicht kulanter, was Schäden wegen Piratenüberfällen angeht?“

      Wieder prustete der Captain. „Die Minengesellschaft selbst vielleicht, aber die kümmert sich ja nur darum, dass die Erze abgebaut und verfrachtet werden. Den Rest übernimmt der Konzern. Und TreX verwaltet eben nicht nur die Minengesellschaft, sondern auch die Versicherung und all das.“

      „TreX ist der Transport Export Konzern?“

      „Ja, richtig“, bestätigte Logan die Frage. „Eigentlich zahlen die am besten. Aber es darf halt nichts schief gehen. Ich glaube, die hohen Herren in der Chefetage haben andere Dinge im Kopf als die Sicherheit der Frachter. Na, hoffen wir, dass der Spuk durch Ihr beherztes Eingreifen ein Ende gefunden hat. Sonst sehe ich für Captain Blendar und seine CHARGER schwarz.“

      Walt horchte auf. „Die CHARGER?“

      „Ja, die kommt ungefähr in einer Woche hier vorbei. Bis dahin hat der Konzern bestimmt noch keine Maßnahmen ergriffen.“

      Walt erkannte sofort die Situation. Nur eine Woche. Ein Lichtspruch hätte zwar die CHARGER warnen können, allerdings bestand auch das Risiko, dass die Piraten den Lichtspruch abfangen könnten. Eine Kurskorrektur der CHARGER hätte also das Problem nur verlagert, es aber nicht behoben. Zumal davon auszugehen war, dass die Piraten beim nächsten Überfall aggressiver vorgehen würden. Schließlich hatte die JAGELLOVSK deren Beutezug verhindert. „Wir werden sehen, ob wir für Captain Blendar etwas unternehmen können. Jetzt schicken wir erst mal eine Phönix für die Ersatzteile los. Gella, seid ihr bereit?“

      „Ja, Walt. Ich werde Fayola sicher hin- und wieder zurückbringen.“

      „Dann startet. Und Ihnen, Captain Logan, wünsche ich einen ruhigen Weiterflug.“

      „Vielen Dank noch mal für die Hilfe, Commander. Es tut mir leid, dass wir in Zeitdruck sind.“

      Wieder