Название | SCHWARZ |
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Автор произведения | Markus Schweitzer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753188379 |
Markus Schweitzer
SCHWARZ
Isar-Kilometer 148
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Epilog 1 – Absorbierendweiße Kälte
1 Wohlfühlschwarz
Schwarz. Schwarz ist Schwarz. Ist Teil dieser Welt. Keine Welt ohne Schwarz. Es ist der Gegenpol zum Licht. Schwarz gibt dem Leben Tiefe, Fülle, Abgründe. Die Augen gewöhnen sich an das Dunkel und das Schwarz lässt das Licht leuchten. Das Schwarz ist die Basis, der Hintergrund, das umgebende Universum, vor dem sich alles andere präsentiert und behaupten muss. Schwarz inszeniert. Das andere, nicht sich selbst. Das Schwarz ist bescheiden, es verstärkt das andere, es ist ein Multiplikator. Das macht das Schwarz auch gefährlich. Selbst überlassen breitet es sich aus, besetzt, füllt, vereinnahmt jeden freien Raum. Wie in einem Vakuum schwillt es an. Je größer es wird, desto intensiver verstärkt es das andere. Bis es das andere absorbiert, frisst, schwärzt. Das Schwarz braucht das andere nicht, aber toleriert es, lässt es zu. Das andere hingegen braucht das Schwarz. Um zu leuchten, zu glänzen, hervorzustechen, präsent zu sein. Die Schönheit des Schwarz‘ liegt außerhalb. Im anderen. Die Schönheit des anderen überträgt sich auf das Schwarz. Überzieht es mit Glanz, hüllt es in einen reflektierenden Nebel ein. Das Schwarz ist neutral.
Schwarz. Schwarz ist immer vorhanden, wird immer mitgedacht, beeinflusst alles, auch in seiner scheinbaren Abwesenheit. Es ist nicht möglich das Schwarz an sich, das Schwarz als Konzept zu entfernen ohne auch das Weiß zu eliminieren. Schwarz ist eine reale Illusion. Ein Konstrukt aus Materialeigenschaft und Licht. Ein menschliches Konstrukt, ein Konstrukt menschlicher Wahrnehmung. Schwarz ist, was als Schwarz wahrgenommen wird. Schwarz ist, was Schwarz bedeuten soll. Schwarz bedeutet, was Schwarz als Bedeutung injiziert wird. Es reflektiert die Bedeutung seines Kontexts. Des Kontexts eines Individuums. So wird das neutrale Schwarz zu einem parteiischen, individuellen, subjektiven Schwarzkonstrukt. Das niemand anders in voller Tiefe verstehen kann als man selbst. Es ist eine Illusion, die nur im Individuum real wird. Eine Illusion, die grundlegend für die Innen- und Außenwahrnehmung eines Individuums ist. Schwarz ist eine subjektive Illusion, die als objektiv gilt, als objektiv kommuniziert wird. Neutral bis es mit Bedeutung aufgeladen wird. Schwarz ist negativ. Schwarz ist positiv. Schwarz ist neutral. Schwarz ist subjektiv.
Schwarz. Schwarz ist vielfältig, bunt. Es ist facettenreich. Schwarz ist subjektiv und kontextabhängig. Ob eine Fläche schwarz, grau, im Schatten liegend farbig oder sogar weiß ist, basiert auf einer subjektiven Bewertung. Schwarz ist nur ein Eindruck, als mentales Konstrukt ist es vergänglich. Schwarz ist eine Frage der gemachten Erfahrungen, des Lichts, der Umgebung, der Stimmung. Ist eine weiße Wand im Dunkeln betrachtet weiß oder schwarz? Kontextlos betrachtet ist sie schwarz, bestenfalls grau. Kontextbezogen betrachtet ist sie vielleicht weiß. Schwarz oder weiß, schwarz oder farbig ist eine Frage des individuellen Kontexts und der Perspektive. Einer immer individuell geprägten Perspektive. Sie ist vom Gefühl, vom Wohlbefinden jedes einzelnen Betrachters beeinflusst. Schwarz hat zunächst keine wertende Bedeutung. Schwarz bedeutet nicht unbedingt gleich düster, dunkel, finster. Häufig ist Schwarz positiv besetzt, ein klares Statement, eine bewusste Entscheidung, ein Gestaltungsmittel. Diese Bewertung beruht nicht auf objektiv darstellbaren, realen Kriterien und ist doch subjektive Realität. Schwarz ist daher so vielfältig wie die Menschheit. Jeder Mensch hat sein eigenes Schwarz, geht auf eigene Art und Weise mit seinem Schwarz um. Entwickelt es weiter, macht es farbig oder entfärbt es. Schwarz ist kein Zustand, es ist ein Prozess. Schwarz bedeutet nicht statischer Stillstand, sondern dynamische Bewegung. Schwarz an sich ist neutral, die Zuweisung von Attributen, das Empfinden in der realen Situation hingegen ist subjektiv konnotiert. Schwarz ist bunt.
Schwarz. Schwarz kann sich verändern, kann aktiv verändert werden. Schwarz kann die Seele fressen, es kann sich explosiv ausbreiten und alles Farbige überdecken. Es kann Momente der Unachtsamkeit, der fehlenden Selbstdisziplin ausnutzen, um sich in allen noch so kleinen Poren und Ritzen festzusetzen. Es kann alles andere verdrängen. Das Laufen hält das Schwarz in Schach, verwandelt das Schwarz, gibt ihm eine positive Konnotation zurück. Das Laufen bedeutet Disziplin, es hat selbst eine schwarze Seite, die das Laufen erst ermöglicht. Das Laufen reicht dem Schwarz die Hand zu einer produktiven Koexistenz. Es will das Schwarz nicht verdrängen, vernichten, es will das Schwarz nutzen und integrieren. Das Laufen nutzt die schwarze Energie, die schwarze Kraft, die schwarze Unerbittlichkeit und bringt die schwarze Schönheit zum Vorschein. Das Schwarz und das Laufen bilden eine fragile, ständig neu auszutarierende Balance. Sie wird ständig neu verhandelt. Jeder Lauf eine Verhandlung an deren Ende ein neues Kräfteverhältnis steht. Jedes Vordringen des Schwarz eine Aufforderung neu zu verhandeln. Eine Verhandlung ist jederzeit möglich, das Schwarz stellt sich jeder Aufforderung, jeder Herausforderung. Das Schwarz ist neutral, ohne Willen, ohne Hintergedanken, ohne Präferenzen. Schwarz ist veränderbar.
Schwarz. Schwarz ist ein kontrastierendes Element. Schwarz ist der maximale Kontrast zu Weiß. Weiß der maximale Kontrast zu Schwarz. Dabei lässt ein unendlich tiefes, unendlich dicht komprimiertes, undurchdringliches Schwarz keinen Kontrast zu. Ein solches Schwarz kennt keinen Kontrast. Wenn die Farben aus der Wahrnehmungswelt verschwinden, spricht man von dem Wahrgenommenen als etwas in Schwarz-Weiß. Wie ein Schwarz-Weiß-Foto. Schwarz-Weiß-Kontrast. Blickschärfendes Schwarz. Hervorhebung durch Reduktion.