Название | Rebecca |
---|---|
Автор произведения | Tira Beige |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753182100 |
Au weia, der nächste Fauxpas. Weber scheint meine uneleganten Kopfbewegungen zu bemerken. Seine Rede hat zwar inzwischen ein Ende gefunden, doch eben mustert er mich erneut eindringlich.
Noch immer halte ich Ausschau nach der Bedienung und hebe meinen Arm in die Luft, als ich die junge Dame vom Tresen aus auf mich zuhalten sehe.
»Einen Sekt und die Pasta Salmone, bitte.« Sie nickt freundlich und verschwindet in Richtung Küchenbereich. Ich streiche mit den Fingern meinen Rock glatt und als ich den Blick wieder hebe, treffen Webers Pupillen auf meine. Er kneift seine Augen leicht zusammen. Oh oh.
Nach dem Essen, netten Gesprächen und einigen weiteren Gläsern Alkohol verlassen zu später Stunde immer mehr Kollegen angeheitert das Restaurant. Ein harter Kern bleibt als kleine Gruppe zurück.
Weber erzählt Anekdoten aus seiner alten Schule, denen ich andächtig lausche. Ein guter Redner ist er, aber auch ein fantastischer Erzähler. Stundenlang könnte ich ihm zuhören, ohne müde zu werden.
Überraschenderweise unterbricht er seine Ausführungen, schaut auf die Uhr und sinniert: »Es tut mir leid, aber ich muss jetzt nach Hause. Sie können gern noch bleiben, wenn Sie möchten.«
Zwei meiner Kollegen erheben sich mit ihm und signalisieren, ebenfalls heim zu wollen.
Jetzt wäre die perfekte Gelegenheit, mich für das Zuspätkommen zu entschuldigen. Zögern ist keine Option mehr.
Der Schulleiter wirft sich bereits sein Jackett über. Meinen ganzen Mut zusammennehmend, fliege ich zielsicher auf den Mann zu. »Herr Weber, einen Moment, ich muss mit Ihnen reden!« Wir verharren eingezwängt im Eingangsbereich. Er senkt seinen verführerischen Blick. Die letzten Kollegen huschen an uns vorbei und wünschen einen schönen Abend.
Nur zögerlich finde ich die passenden Worte. »Ich möchte mich bei Ihnen dafür entschuldigen, dass ich heute zu spät gekommen bin«, gestehe ich. »Meine Bahn …«, stammele ich weiter.
Weber steht so dicht neben mir, dass ich sein verlockendes Aftershave rieche, das sich seinen Weg in meine Nase sucht. Dann umfasst er unerwartet meine Schulter. Allein die sachte Berührung von diesem attraktiven Mann lässt mich erschaudern.
»Bei den Schülern sollten Sie sich eine solche Verspätung nicht erlauben«, raunt er mir zu, wobei er sein Gesicht überraschend nah zu meinem Ohr herabsenkt.
»Ich weiß«, verlässt ein Flüsterton meine betäubten Lippen.
In dem engen Eingangsbereich der Gaststätte stehend, erdrückt mich die Nähe dieses mir noch unbekannten Mannes. Aber verdammt: Ich will erdrückt werden.
Nervös wandern meine Finger über den Rock, den ich glätte, obwohl es nichts mehr daran zu zupfen gibt.
Weber hält mir die Tür auf und sofort weht ein kalter Windzug in die Gaststätte hinein. Harte Gänsehaut überzieht augenblicklich meinen Körper. Die lose um den Arm hängende Jacke tut jetzt Not.
»Wie kommen Sie heim?«, fragt er unvermittelt, als wir das Lokal verlassen und Richtung Parkplatz laufen. Ich stöckele angesichts der kaputten Heels noch immer wie eine Betrunkene über den Asphalt.
»Mit dem Zug«, erwidere ich.
»Ich kann Sie unmöglich bei dem kalten Wetter, mit dem lädierten Schuh und zu einer so späten Uhrzeit allein nach Hause fahren lassen«, lacht er ungeniert auf und ich weiß genau, was ihm durch den Kopf geht. Noch bevor ich die Gedanken zu Ende spinne, spricht er die Worte aus: »Wer weiß, was Ihnen passiert.« Ich meine, ein Funkeln in seiner Iris wahrzunehmen.
»Ich fahre Sie nach Hause«, bietet er an und gleich darauf höre ich das Klimpern seines Autoschlüssels. Die orangefarbenen Blinker eines schwarzen Mercedes leuchten zweimal auf. Natürlich. Warum sollte er sich mit weniger zufriedengeben?
Ehrfürchtig ziehe ich an der schweren Klinke und steige auf der Beifahrerseite ein. Eine Laterne beleuchtet Webers schön geschnittenes Gesicht. Der Ledergeruch der schwarzen Sitze steigt mir in die Nase, als ich meinen neuen Chef interessiert von der Seite betrachte und mich in diesem unergründlichen Gesicht verliere.
Um Halt zu finden, streiche ich mit der Hand über die Sitzfläche unter mir. Das kalte Leder lässt mich frösteln.
Weber sitzt bloß da und sagt keinen Ton. Er starrt gedankenverloren aus dem Fenster auf den beinah leeren Parkplatz. Ich dagegen kann gar nicht aufhören, ihn von der Seite zu vernaschen. Er wäre jede Versuchung wert. Ob er verheiratet ist? Vielleicht ist er auch Single, so wie ich.
Mein Blick bleibt eine Sekunde zu lang auf seinem Schritt hängen, an der Gürtelschnalle, die sich um seine Hüfte schmiegt.
»Sie haben sich also erlaubt«, unterbricht er die Stille, wobei sein Blick eisern auf die finstere Straße geheftet bleibt, »heute zu spät zu kommen.«
»Es tut mir wirklich …«, doch weiter komme ich nicht, denn Weber legt mir seine warme Hand auf mein nacktes Knie.
»Sie haben mich ganz schön aus dem Konzept gebracht, wissen Sie das?«, sagt er und lässt seine Hand über mein Bein wandern, höher in Richtung Schoß. Die zarten Berührungen seiner Fingerkuppen jagen mir Gänsehaut über den Körper. Er fasst mich kaum an, sondern schwebt lediglich über die Haut. Trotzdem erzittere ich unter den Bewegungen.
»Ich mag nicht, wenn ich aus dem Konzept gebracht werde. Ich behalte gern die Oberhand, wissen Sie?« Natürlich verstehe ich. In seiner Position.
Ich kann lediglich nicken, bin absolut unfähig dazu, vernünftig auf seine hypnotischen Worte zu reagieren.
»Und jetzt sitzen Sie hier neben mir«, murmelt Weber und hält nicht inne, weiter über mein Bein zu streicheln, »und bringen mich erneut aus der Fassung.«
Sein Blick trifft ungebremst auf den unsicheren ihm gegenüber und brennt sich in meinen Kopf. »Zeit, dass wir uns näher kennenlernen«, flüstert er geheimnisvoll.
Er besitzt diese Präsenz, vor der jede Frau in die Knie gehen würde. Seine Hand kribbelt noch immer aufreizend über mein Bein, erkundet mit seinen Fingerspitzen nach wie vor meine Haut, bis er – unter meinem Rock vorgedrungen – am Höschen ankommt, dessen Saum er kokett umspielt.
Hör bloß nicht auf! Ich schließe verzückt die Augen, sauge die Nähe dieses Mannes in mich auf.
»Ich mag nicht, wenn ich aus dem Konzept gebracht werde«, hallen seine eben schon bekräftigten Worte durch das Auto. Im gleichen Moment verlässt seine Hand mein Becken, das schlagartig zu vibrieren verstummt.
»Los geht's, Frau Peters«, sagt er mit lauterer Stimme und startet den Wagen. Das Heulen des Motors zerschneidet den knisternden Moment.
Ich lotse ihn zielsicher durch die Stadt, vorbei an den Häuserfronten, die ich sonst nur vom Zug aus beobachte.
Immer wieder richtet sich mein Blick auf Weber, der mich von der Seite ansieht und anzüglich die Augenbrauen hebt. Was er wohl über mich denkt?
»Da vorn wohne ich«, zeige ich an, als ich die Häuser meiner Nachbarschaft wiedererkenne. Weber hält ein paar Meter vor meinem Wohnblock. Mittlerweile hat sich die Finsternis über uns herabgesenkt und weit und breit ist niemand mehr auf der Straße zu sehen.
»Danke, dass Sie mich nach Hause gebracht haben.« Er nickt, während er seinen Kopf in die Handfläche schmiegt und den Ellbogen an der Seitenscheibe abstützt.
»Verzeihen Sie mir, dass ich zu spät gekommen bin? Das ist sonst nicht meine Art«, versuche ich mich zu rechtfertigen, aber Weber grinst lediglich arrogant vor sich hin. Warum sagt er nichts?
»Meinen Sie nicht«, antwortet er, noch immer selbstsicher an die Seitenscheibe angelehnt, »dass es angebracht wäre, Sie würden Ihren Fehler bei mir gutmachen?« Was meint er?
»Zumindest wäre ein kleiner Absacker