Название | Veyron Swift und der Schattenkönig |
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Автор произведения | Tobias Fischer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Veyron Swift |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738003642 |
Tom ballte die Fäuste und wusste nicht, ob er damit den grauenhaften Dämon zerschmettern wollte oder den Widerspruch seines Paten. »Veyron, wir müssen was unternehmen. Den Schattenkönig aufhalten, ihn zerstören. Ich werde diesen Mistkerl erledigen, das schwör ich! Der Schattenkönig verträgt kein helles Licht, stimmt’s? Dann lassen Sie uns morgen früh nach Wisperton fahren und mit unserer Rückkehr nach Elderwelt warten, bis es Tag wird. Wir greifen ihn an, vernichten ihn und retten Jane«, sagte Tom.
Veyron warf ihm einen verwunderten Blick zu, dann verfinsterte sich seine Miene wieder. »Wir werden nichts dergleichen tun, Tom. Du hast keine Ahnung, was du da sagst. Der Schattenkönig ist kein Schrat oder ein Vampir, mit dem man es einfach mal so aufnehmen kann«, konterte er.
Tom wollte etwas erwidern, als ihn das leise zischende Geräusch sich öffnender Aufzugtüren herumwirbeln ließ. Fast erwartete er einen neuen Angriff der Vampire, aber es trat nur Danny Darrow in den Flur. Er war zwar blass und wirkte müde, aber beileibe nicht bereit zu kapitulieren. »Hey, da seid ihr ja! Ich hab lange nachgedacht, und wisst ihr was: Ich bin dabei, ganz egal, was ihr zwei jetzt vorhabt«, rief er ihnen zu.
Veyron hob skeptisch die Augenbrauen. »Sind Sie sicher, dass Sie wissen, worauf Sie sich einlassen, Mr. Darrow?«
»Na, so wie die Sache steht, bin ich ja an allem schuld. Ich hab Sie angeheuert, Fiona – ich meine Agent Hunter, oder wie sie wirklich heißt – aufzuspüren. Deswegen liegt Ihre Freundin jetzt auf der Intensivstation. Es geht um dieses Horn des Tri … Tro … Try … Naja, um das Horn dieses Meereskönigs eben. Und hey, ich wurde von Vampiren und dem Tod persönlich angegriffen. Ich will damit nur sagen, dass Sie auf mich zählen können. Ich hab so viel unnützes Zeug in meinem Leben gemacht, es wird Zeit, da was zu ändern. Hier geht’s um Leben und Tod, und die Sache ist mir ernst.«
Veyron schloss kurz die Augen. Daraus, wie hektisch seine Augäpfel unter den Lidern hin- und herrasten, schloss Tom, dass die Gedanken seines Paten rasten – endlich. Die kurze Phase depressiver Niedergeschlagenheit schien vorüber. Veyron wurde wieder aktiv, und Tom würde darauf wetten, dass er gerade einen Plan entwickelte, um dem Schattenkönig das Handwerk zu legen.
Dann öffnete Veyron seine Augen und lächelte schmal. »Hervorragend! Ihre Einsatzbereitschaft freut mich, Mr. Darrow. Anderenfalls hätte ich Sie zwingen müssen, sich uns anzuschließen. Ich habe eben eine Nachricht an C geschickt und ihn gebeten, uns Agent Hunter zur Seite zu stellen«, sagte er.
Tom begann zu grinsen und schlug die rechte Faust in seine linke Handfläche. »Dann reißen wir dem Schattenkönig jetzt den Arsch auf!«
»Nein, das tun wir nicht.«
Tom stutzte kurz, ließ sich aber nicht beirren. »Aber wir gehen wenigstens nach Wisperton und helfen Jane?«
»Nein, auch das werden wir nicht tun.«
Danny und Tom starrten Veyron ungläubig an. In diesem Moment stieß Inspector Gregson zu ihnen. Seine ratlose Miene zeigte genau, was Tom dachte: Was soll dieser Mist?
Veyron schaute in ihre Gesichter, und ein kurzes Lächeln flog über seine Lippen. »Ich habe nicht vor, mich dem Schattenkönig geschlagen zu geben, Inspector. Wir können allerdings nicht nach Wisperton gehen; es ist in mehrfacher Hinsicht schlichtweg zu riskant. Selbst am helllichten Tag können wir das nicht wagen. Vampire werden zwar vom Sonnenlicht getötet, und der Schattenkönig meidet es, aber seine Spione sind überall. Tauben, Krähen und Ratten, die er abgerichtet hat. Menschen, die in seinen Diensten stehen. Nein, es gibt keinen Ort auf der ganzen Welt, an dem er uns nicht aufspüren könnte. Machen wir uns lieber bewusst, warum uns der Schattenkönig überhaupt nachstellt. Es geht um das Horn des Triton. Er befürchtet, wir könnten es vor ihm finden. Sicherlich hat er von den Ermittlungen des MI-6 gegen die Zaltianna Trading Company erfahren und sah sich deshalb gezwungen, gegen Hunter und uns vorzugehen. Demnach muss das Horn für uns erreichbar sein, und da setzen wir unsere Strategie an. Wir schnappen es uns vor ihm und durchkreuzen somit seine Pläne. Selbstverständlich müssen wir dafür nach Elderwelt reisen. Tom, Mr. Darrow, Agent Hunter und ich werden das erledigen«, erklärte er.
Gregson schnaubte ungehalten. »Und was ist mit Willkins, Veyron? Sie liegt da drin und ringt mit dem Tod.« Aufgebracht wedelte er mit der Hand in Richtung Intensivstation.
Für einen Moment bemerkte Tom einen Ausdruck der Besorgnis in Veyrons Gesicht; nur ganz kurz.
»Auch dafür habe ich bereits Maßnahmen in die Wege geleitet, Inspector. Ich verspreche Ihnen, wir kehren so schnell zurück, wie es nur möglich ist«, versicherte er.
»Jane hat diese Zeit vielleicht nicht«, knurrte Gregson und verschränkte die Arme. »Mich interessiert dieses dumme Trötenhorn nicht, mir geht es allein um Jane.«
Das rechnete Tom dem Inspector hoch an, sehr hoch sogar.
Veyron atmete tief durch. »Dieses Risiko muss ich eingehen, Bill. Sie werden doch auf die gute Willkins aufpassen, während ich unterwegs bin?«
»Tag und Nacht. Aber wenn sie mir wegstirbt, dann verspreche ich Ihnen, dass es keinen Winkel auf dieser Welt – oder in der anderen – gibt, wo Sie sich vor mir verstecken könnten! Sie steht unter meiner Obhut, und Sie haben sie da reingezogen, verdammt!«
Veyron nickte ernst. »Akzeptiert«, sagte er, wirbelte herum und schritt in Richtung Lift davon.
Tom und Danny verabschiedeten sich kurz von Gregson und beeilten sich, um zu Veyron aufzuschließen.
»Wenn wir also nicht nach Wisperton können, wohin fahren wir dann«, fragte Tom neugierig. Er hatte nicht die blasseste Vorstellung, wie sie das alles bewerkstelligen sollten. Für ihn war nur klar, dass sie den Schattenkönig aufhalten mussten – um jeden Preis.
»Draußen wird es bald hell. Jetzt stärken wir uns erst einmal in der Cafeteria und warten auf Agent Hunter. Sowie unser kleines Team komplett ist, besuchen wir die Ramer-Stiftung«, antwortete Veyron.
Danny pfiff durch die Zähne. »Die Ramer-Stiftung? Gegründet von diesem mehrfachen Multimilliardär, Floyd Ramer, nicht wahr? Was wollen wir denn da?«
Veyron schwieg sich darüber aus und gab als Antwort lediglich ein vielsagendes Lächeln.
Agent Hunter bekamen sie diese Nacht nicht mehr zu Gesicht. Veyron erhielt nur kurz eine Nachricht, dass sie sich mit ihnen am vereinbarten Zielort treffen würde. Darum verbrachten Tom und Danny die Zeit in der Cafeteria allein in Veyrons Gesellschaft, der die Gelegenheit nutzte, um Danny intensiv in die Geheimnisse Elderwelts einzuweihen. Er berichtete über Vampire, Schrate, Fenriswölfe und zahlreiche andere Wesen und Unwesen, von den Elben Fabrillians, vom mächtigen Imperium Maresium und dem sagenhaften Reich Quin im Fernen Osten. Danny hörte interessiert zu, stellte aber nur wenige Fragen. Tom wusste das meiste bereits, aber manches war sogar ihm neu. So vergingen die Stunden bis zum Morgengrauen wie im Flug. Sobald die Sonne hinter den Wolkenkratzern der Londoner City aufstieg, machten sie sich auf den Weg zur Ramer-Stiftung.
Per Taxi ging es nach Canary Wharf, die beste und teuerste Adresse am Ufer der Themse. Die dicht gedrängt stehenden Hochhäuser auf der Isle of Dogs beherbergten Banken und Versicherungen und buhlten miteinander darum, sich an architektonischer Raffinesse und Höhe gegenseitig zu übertreffen. Jetzt, am frühen Morgen, spiegelte sich ein roter Sonnenaufgang auf den glatten Fassaden, ließ sie majestätisch und erhaben erscheinen. Beinahe wie Phantome einer anderen Welt, die nicht so recht in die Wirklichkeit passen wollten. Eines der jüngsten Mitglieder des Gebäudekomplexes waren die Zwillingstürme der Ramer-Stiftung.
Tom staunte nicht schlecht, als das Taxi sie davor absetzte. »Floyd muss es immer übertreiben«, sagte er ehrfurchtsvoll, als er auf die beiden kreisrunden und über zweihundert Meter hohen Bürotürme starrte, die von spiegelndem Glas eingefasst waren. Sie standen auf einer künstlichen, rechteckigen Parkinsel, die über zwei geschwungene Brücken vom Ufer aus erreichbar war.
»Ja, Bescheidenheit war noch nie eine von Floyds Stärken.